abzu- rreten, weil ein Italien, das das Münstertal beherrsche, Südtirol schon halb in der Tasche hätte. Heute hat sich die Situation grundlegend , geändert. Italiens heutige 'Nordgrenze in diesem Ab schnitte läuft über Reschen-Scheideck, Bren ner und Toblacher Feld; an die Stelle Oester reich-Ungarns ist, bedingt durch! die Uebernah- me seines Erbes in Dalmatien, Südsla- wie n in den entscheidenden Gegensatz zu Ita lien im Ringen um die Adria getreten, und hier spielt Südtirols Bedeutung bereits
in diesem Frontleil durch Kärnten hin durchgeführt werden soll. Der eine Hauptstoß fuhrt durch das Kanaltal, das mit seinem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Tarvis Ita lien schon im Vertrag von St. Germain sich abtreten ließ. S ü d t i r o l ist dabei die Rolle des zweiten Aufmarschgebietes zugedacht, das Deckung und Flankierungsmöglichkeiten zu gleich bietet; das Pustertal, Drautal, also die Linie FranzenSfeste—Toblach—Spittal a. d. Drau zeigt die Stoßrichtung. Vom Brenner aus ist Innsbruck und die Arlbergbahn
wieder eines Flankenschutzes. Die Brennerstellung hat aber auch ihre un mittelbare Auswirkung auf Oesterreich. Zwar sind die Träume vom neuen römischen Reisch! des Fascismus doch nur Träume, aber daß ein starker Wille besteht, Oesterreich zu einem Tra banten der römischen Großmacht zu machen, wie auch zur Zeit der österreichischen Infla tion Pläne zur Herbeiführung einer Zollunion zwischen beiden Staaten lanciert wurden, ist offenbar. Dazu kommt noch die im Vertrag von St. Germain enthaltene Befugnis Ita liens
für den Fall, daß auf einer der Verbin dungsstrecken der Bahnen zwischen Brenner und dem Deutschen Reiche, also entweder der Linie Brenner —Kufstein oder Brenner —Mittenwald, eine Störung eintritt, die den Transitverkehr behindert, den Verkehr mit ei genen Kräften aufrecht zu erhalten, eine dau ernde Bedrohung, die z. B. mährend des! Eifen- bahnerstreiks im Anschluß an die Wiener Re volte im Jahre 1927 die Gefahr des ita lienischen Einmarsches bedenklich in die Nähe gerückt hat. Endlich aber blickt