Annoncen-Expedition Kratz, Gefells, m. b. H., Innsbruck, Fuggergasse 2. Telefon 424 Eamötag, 18. Juli 1931 Wochenkalender: 18. GamStag Friedrich, 19 .SonntagAurelia, 20. Montag Elias, 21.Dienstag praxedeö, 22. Mittwoch Maria M., 23. Donnerstag ApoNinariuö., 24. Freitag Christine Ungarn-König oder Kaiser in Österreich Eine Betrachtung zur ungarischen Königsfrage von Dr. Albin Schager-Eckartöau Während noch vor wenigen Iahren in Llngarn die freien Königswähler politisch sehr aktiv waren und den Erzherzog
Älbrecht als den zu künftigen ungarischen König propagierten, ist es jetzt im Lager der freien Königswähler still ge worden. Nicht nur deshalb, weil Erzherzog Al- brecht wegen seiner Eheaffaire ausgeschaltet werden mußte und ein anderer Thronanwärter nicht zu finden war, sondern auch deshalb, weil die freien Königswähler offenbar zur Ansicht kamen, daß eine nicht legitime Lösung der Königsfrage inner politisch schwerwiegende Folgen haben könnte, da sich gegen den illegitimen König
nicht nur die Legitimiften stellen würden, sondern auch andere, ganz links stehende Gruppen einen willkommenen Anlaß finden könnten, sich der Legitimiften als Bundesgenossen zu bedienen, zumal ein ähnlicher Fall bereits im Oktober 1921 gelegentlich des zweiten putscbes des verstorbenen Königs Karl vorlag. Denn damals waren 70.000 Sozialdemokraten in Budapest bereit, für den legitimen König gegen ein ihnen verhaßtes Sgstem zu demonstrieren. Wenn es nicht dazu kam, lag dies nur daran, daß es dem König nicht gelang
, die Stadt Bu dapest zu betreten. In Llngarn ist daher derzeit nur mehr von einem Wieöerherstellen des Königtums unter dem legi timen Kronprinzen Otto die Neöe. Das soll aber keineswegs heißen, daß der Kampf, der zur Pro paganda der freien Königswähler geführt hat, beendet wäre. Äm Hintergründe scheinen aucb heute noch dieselben Gegensätze auf, die seinerzeit zum offenen Kampfe geführt haben. Diese Gegensätze gipfeln in der Frage, ob Llngarn seinen König allein besitzen solle oder ob dieser König
auch Herrscher in einem anderen Staate sein könne. Da sich die freien Königswähler schärfstenö auf den Standpunkt stellen, daß der zukünftige König nur König von Llngarn sein dürfe, und Kronprinz Otto, der Tradition seiner Vorfahren folgend, auch den Besitz anderer Kronen erstreben werde, lehnten ihn die freien Königswähler schon aus diesem Grunde ab und wandten sich an Erzherzog Al- brecht in der begründeten Annahme, daß dieser Habsburger an die Tradition der seinerzeit regie renden habsburgischen Linie