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Newspapers & Magazines
Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 5 of 16
Date: 24.09.1911
Physical description: 16
Deilsge zum ♦♦Uri&bubelcr Bote. Nedaktios. Druck und Verlag der Kgl. Bayer. Hofbuchdnrckerei von Gebrüder Das böse Wort. Eine Bauerngeschichte aus dem Taunus von Fritz Ritzel. (Schluß.) (Nachdruck verboten.) „Jauche'," rief Heinrich mit aufstrahlendein Blick, indem er die Hand des Mädchens erfaßte, „du glaabst an mich, ohne daß ich's dir beweise, daß ich unschuldig bin? Aus dir selbst heraus, Jauche', glaabst du, daß nur der Schein gege' mich war? Sag' mir's noch emol —, sag' mir's noch emol

—, dann is des böse Wort vergebe' un' vergesse'!" „Trag' mir's nit nooch, Heinrich — an dei' Unschuld glaab' ich, so fest wie ich an unfern liebe' Herrgott glaab!" In überströmendem Jubel zog Heinrich die Geliebte an die Brust und bedeckte ihr tränen feuchtes Gesicht mit Küssen. Lange hielten sie sich umschlungen; in dem seligen Ge fühle, daß sich ihre Herzen wiedergefun den, versagten ihnen die Worte; das Leid ihrer Seelen war ausgelöscht, und von rosigem Schimmer umwoben, wie ihn eben das scheidende

Tagesgestirn über den pfingstgrünen Wald ergoß, sahen ihre wonnetrunkenen inneren Blicke die Zukunft. Als sie dann Hand in Hand durch den dämmernden Wald nach dem Dorfe schritten, da erzählte Janchen dem Geliebten unter Freudentränen, wie die Unschuld seines Vaters an das Tageslicht gekommen war und wie ihr Vater von der Stunde an, in welcher er den Brief aus Amerika erhalten, darauf schwöre, daß auch er, Heinrich, sich jenes Diebstahls nicht schuldig gemacht habe, wenn auch der Schein wider ihn sei

. Mit glückseligem Lächeln hörte der Bursche zu. Wenn aber Janchen ihn dringend bat, ihr zu erzählen, was er mit seiner Aeußerung von vorhin gemeint habe, daß etwas geschehen sei, wovon ihr Bruder Peter und die anderen Burschen nichts wüßten, und dabei wiederholt, als ahne sie die Wahrheit, den Namen Hannes Gerber- erwähnte, dann umfaßte Heinrich zärtlich ihre schlanke Gestalt und erwiderte: „Du sollst alles wisse', Jauche' — awer erst will ich sehe', ob dein Vatter aach so an mich glaabt

, wie du!" Nur ein fahler Schein des Tageslichtes lag noch über fc*** waldigen Rücken der westlichen Berge, als sie das Dorf erreicht hatten. Aus dem Gasthause zum „Löwen< tönte immer noch Musik, Gesang und der helle Jubel der dort ver sammelten, festlich gestimmten Gäste. Aus den Fenstern neben der Schmiede schimmerte ein Licht schein — wahrschein lich saßen dorten der Großvater Heinrichs und das Büschen und bestürmten Michel, beu Gesellen, mit Fragen, wo Heinrich denn so lange bliebe. Die guten Seelen! Wie warm

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Page 7 of 16
Date: 03.09.1911
Physical description: 16
. Das war die Dorothee, eine ent fernte Verwandte des Hausherrn, darum das „Büschen" genannt, die Heinrich Körner vor zwei Jahren in das Haus genommen hatte, um ihm und dem Großvater die Wirtschaft zu führen. Der Großvater, ein gebeugter Mann mit silberweißem Haar, saß, mit einer Hornbrille versehen, am Fenster und las die Zeitung. Beim Eintritt Heinrichs blickte er über die Brille hinweg nach diesem, und mit dem Finger auf eine Stelle in dem Blatte deutend, sagte er: „Wenn's nur kaan Krieg gibt, Heine! Wenn's wohr

—" „Großvatter," unterbrach jetzt Heinrich die Schilderung, die er wohl schon hundertmal gehört hatte, „heit mittag wollt ich ins Feld bei dem schöne' Wetter. Ich maane, mer könnt mit dem Kleeschnitt in der Eschbach an fange' !" „Allemol kannst du des! Wer waaß, wie lang als des schön' Wetter anhält!" entgegnete der Alte und ließ sich nach einem kurzen stummen Gebet ebenfalls am Tische nieder. „Dem Hell berger sein Bub un' sei' Mädche' sinn vor erer Stund aach hinaus!" „Des Hellbergers Peter und des Janche

'?" fragte Heinrich gespannt aufhorchend. „Sinn' sie in die Eschbach hinunner?" „Des glaab' ich nit! Sie sein nooch dem Zugmantel zu! War um fragst du?" Der Enkel wurde einer Ant wort durch den Eintritt des Ge sellen und des Lehrbuben über- hvben, die sich mit einem „Sege Mahlzeit" an ihren Plätzen niederließen und fleißig der Suppe zuzusprechen begannen. Schweigend verlief das einfache Mahl. Der junge Meister aß mit sichtlicher Hast, ohne die forschenden Blicke, welche das Büschen auf ihn richtete

, zu beachten und gab nur hie und da dem Gesellen und dem Lehrbuben einige kurze Anweisung eil über die am Mittag zu verrichtenden Arbeiten. Als könne er nicht schnell genug an die Arbeit im Felde kommen, verließ er, noch bevor die anderen fertig waren, die Stube, und gleich darauf hörte man ihn draußen den Wagen aus dem Schuppen ziehen. Als der Groß vater wieder an das Fenster trat, lenkte Heinrich eben den mit einer Kuh bespannten Wagen zum Tore heraus und fuhr an dem Hause vorüber

, indem er mit der Peitsche noch einen Abschiedsgruß nach dem Fenster winkte. Kopfschüttelnd sah ihm der Alte nach. „No, er fährt jo doch nit in die Eschbach hinunner," murmelte er vor sich hin, „do geht's doch nooch dem Zugmantel zu! Was der Bub nur iu de letzte' paar Dag Hot? Sollt' er am End' gar — das Weitere verlor sich in einem unverständ lichen Murmeln, und langsam schlürfte der alte Mann nach dem neben dem Ofen befindlichen Lehnsessel, um sein Mittagsschläfchen zu halten. Heinrich befand sich allerdings

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Page 6 of 16
Date: 17.09.1911
Physical description: 16
, Mutter — seitdem ich dem Heinrich des bös' Wort gesagt, Hab' ich kaa' ruhig' Stund' mehr! Immer is mir's, als tat' mir aans (jemand) zurufe': er war's nit trotz allem, er war's gewiß nit — du host dich schwer an ihm versündigt! Wenn ich dran denk', wie er mich angesehe' Hot — bann waaß ich nit, wie ich's übers Herz bringe' könnt', ihm des anzutun. Von Sinne' muß ich gewese' sein! Verhetzt war ich von's Gerbers Hannes, der noch an demselbe' Owend mit unserm Peter zu uns ins Haus is kumme

' un' die Geschicht' brühwarm verzählt hot. Wie ich's von dem Heinrich nit glaawe' wollt', hot er mir ins Ohr gepischpert (geflüstert): er selbst hätt's gesehe', wie der Heinrich den Geldschein in de' Sack gesteckt hätt', er hätt' ihn awer nit verrote' wolle'. E' paar Stund' vor her halt' Ihr, Vatter, mir verzählt, daß dem Heinrich sein Vatter Eich bestöhle' hält' — do bin ich irr wor'n an dem Borsch, Hab' mich mit aller Gewalt zwinge' wolle', nit mehr an ihn zu denke' un' Hab' ihn von mir eweggestoße

hatte, mit seinem Tode eine Schuld gesühnt habe, so sehr war sie gegen ihn erbiltert, tveil er ihr den Stachel des Zweifels gegen Heinrich Körner so tief in das Herz ge trieben. Und wenn sie sich gleich keine Rechenschaft von dieser Erbitterung geben konnte — seitdem Hannes Gerber ihr an jenem Abend erzählt, er selbst habe gesehen, wie Heinrich den Diebstahl ausgesührt — seitdem hatte sie ein Gefühl, als wenn der Bursche die Hand selbst im Spiel gehabt hätte. Einen Blick hatte sie damals von ihm aufgefangen

kann!" Da war der guten Frau das Herz in die Schuhe gefallen. So ernst hatte sie sich trotz allem die Sache mit dem Schmiedheinrich nicht vorgestellt! Ihr Janchen war krank wegen ihrer hoffnungslosen Liebe! Das war ja gerade, wie man es in den schönen Geschichten las, die im Sonntagsblättchen standen! Und hoffnungslos war doch die Geschichte mit der Liebschaft! Der Heinrich hatte doch gestohlen, wie sie ihm alle nachsagten! Ihr Mann glaubte dies ja nicht mehr, seitdem der Brief vou Amerika gekommen

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Page 7 of 16
Date: 17.09.1911
Physical description: 16
291 das Jauchen dem Heinrich damals auf dem Felde ins Gesicht gesagt hatte, ungesprochen machen? So verging der Winter für die alten Hellbergers in Angst und Bangen um den im Felde stehenden Sohn, und in Sorgen um die Tochter, deren stilles Wesen mit der Zeit in vollständige Schwermut überzugehen schien. Fast ängstlich vermied sie jeden Verkehr mit Altersge- genossinnen und war zu nichts zu bereden, was ihr Zer streuung hätte gewähren können. Als dann der Frieden ge- schlvssm wurde

die Türe und ließ sich auf den am Fenster stehenden Stuhl nieder, um ganz ihren trüben Gedanken nachzuhängen. So war also die Stunde, welcher sie mit so fieber hafter Spannung entgegengesehen batte, immer noch nicht gekommen! Heinrich Körner weilte noch in der Ferne — kam vü lleicht niemals mehr zur Heimat zurück, wo ihm so übel begegnet worden war. Ihn, für den ihr ganzes Herz schlug, wiederzusehen und um Verzeihung für das böse Wort zu bitten, das war während der letzten Zeit ihre einzige brennende

Begierde gewesen. Ein Abscheu über sich selbst erfaßte sie jetzt darüber, daß sie jemals gemeint hatte, Heinrich sei ein Dieb — er mit seinem offenen Wesen, dem treuen Blick! Wie hatte sie sich nur so selbst verlieren können? Wie hatte sie es vermocht, der Behauptung ihres Vaters, daß Heinrichs Vater ge stohlen habe, wie auch den darauffolgenden Einflüsterungen Hannes Gerbers eine solche Gewalt über ihr ganzes Denken einzuräumen, daß sie das Glück ihres Herzens opferte, ohne auf die leise Stimme

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