. Will dir noch etwas sagen. Der Jager Niklas hat heut vorgespro chen. Die alte Hexen, die Barbara, hat dem Sohn ge holfen bei der Flucht. Ist schon a Ausweisungsbefehl gegen sie da, wird schon über die Berge sein, nach Bayern hinaus. Dahin ist er ja a, der Hallodri, der elendige." „Nach Bauern?" „Nach München, wanns wissen willst. Bis sie ihn vrsliefern. Hoffentlich ist die Alte auch schon über alle Berg. Steh net so herum! Scher di eini! Bin schlietz- «ch kein Rabenvater, der die eigene Tochter verkom men läßt
Regierungsrat Schwedler, München, Schel- lingstraße 47." Das war die Adresse jener Dame, die vor Monaten dreimal auf der Alp gewesen. „Wenn Sie einmal in die Stadt wollen, ich Hube immer ein Mädchen aus den Bergen haben wollen, und Sie gesallen mir." So hatte die Dame gesprochen, jetzt stand es ganz deutlich vor ihren Augen. Eine feine Dame mit einem freundlichen Gesicht. Als am nächsten Tage der Vater sie fortschickte, um etwas einzukaufen beim Krämer, ging sie zur Post und kaufte sich eine Karte. „Liebe
Frau! Wann Sie mi haben wolln, i Kimm scho. Sie brauchen nur schreiben! Es grüßt Josepha Colani in Pontresina, beim Colanibauern, im Som mer auf Alp Sassal Masone." Cs waren unortographische, verkrakelte Züge, denn das Briefschreiben war ihre Stärke gewiß nicht, aber als die Karte wirklich in München bei der Regie- rungsrätin ankam, lachte diese hell auf, und der Herr Rat nahm ihr das Blättchen fort und lachte gleichfalls. Verkündet wurden: Anton Schmid, Hilfsarbeiter mit Antonia Buonora
zu Jo sepha. „Sepha!" „Was ist, Vater?" Sein Gesicht sah nicht gut aus. „Ein Brief für das Fräulein Josepha Colani aus München? Wohl gar aus dem Gefängnis?" „Mach ihn aus, Vater." Und dennoch war es dem Alten fast lieb, als er las, daß die Regierungsrätin es mit der Josepha versuchen wollte. Den ganzen Winter die Afra und die Tochter zusammen? „Darf i, Vater?" „Wegen meiner, bist ja mündig, kannst tun, was du willst, nur mach mir keine Vorwürs!" So kam es, daß, als eben der erste Winterschnee
über die Täler des Engadin einherbrauste, die Jo sepha Colani in der Bahn saß, die letzten Ersparnisse von der Alp zusammengerafft hatte, um das Billett zu zahlen und — in die Welt hinausfuhr. 5. „München, Hauptbahnhof! Mes aussteigen!" Josepha fuhr aus tiefem Schlaf auf. Der erste Teil ihrer Reise durch die Schweiz bis nach Rohrschach war iyr verhältnismäßig schnell vergangen. Es waren ein paar Madeln aus Basel und Konstanz mit im Abteil gewesen, die für die Sommerszeit in den Hotels in Stellung