Italien, das einstige Land der Sehnsucht, um ein charakteristisches Bild ärmer geworden: Das, was dem Frem den zuerst in die Augen stach und ihm ein halb staunendes, halb gutmütig überlegenes Lächeln zu entlocken pflegte: die ebenso farbenprächtige wie anachronistische Zwillingspracht der Carabinieri hat ihr Ende gefunden. Malerisch standen die beiden Unzertrennlichen, steif und korrekt im Straßengewühl, sie gingen nicht, sie schleuderten nicht, nein, wenn sie sich In Bewegung setzten
den Arm hoben, um den Verkehr zu regeln, und sich überhaupt etwas statistenhaft benahmen (immer nach Meinung der Un eingeweihten), wurden sie in den Augen vieler zu einer Ope rettenfigur, wozu der Dreispitz, dieser Napoleonshut, die breiten roten Generalsstreifen und nicht selten ein hoher Federbusch wesentlich beitrugen. Ein Rätsel blieb es aber allen ohne Ausnahme, warum man sie immer nur paarweise antraf. In Wirklichkeit behielten die Carabinieri ihre wirklich etwas unzeitgemäße Uniform deswegen
so lange bei, weil sie ihre historischen Verdienste hat, weil sich ihre Träger, das aus erlesene königliche Gendarmeriekorps, oft hervorgetan haben. Sie trugen in der Uniform ein betontes Ehrenkleid, das für das Volk unantastbar war. Das „Non Io so" und das zwillingshafte Auftreten hat auch seine Gründe. Die Carabinieri sind nämlich keine Auskunfts personen, der Straßenverkehr geht sie überhaupt nichts an, mit dem Verkehrspolizisten hoben sie nichts gemein. Sie können sich deshalb auf das Recht berufen
zwei Zeugen Wert zu legen pflegen. Wer bedenkt, daß die Geschichte Italiens durch Jahrhunderte hindurch die Geschichte von Geheimbünden ist, wer sich an Maffia und Camorra er innert, wird den tieferen Sinn der Einrichtung leicht erkennen. Junge Männer, die sich zu den Carabinieri melden, werden einer strengen Auslese unterworfen und müssen sich zeit ihres Lebens oder ihres Dienstes des Gedankens entschlagen, etwa mit einem Kollegen Kippe machen zu können. Die Carabinieri sind für die öffentliche
Sicherheit da. Auch auf dem Lande treten sie natürlich paarweise auf, dort trugen sie aber schon immer eine zweckmäßigere Uniform und einen Karabiner (daher ihr Name). Sie sind der Schrecken des lichtscheuen Gesindels und in den kleineren Ortschaften ist der marescinllo, der Feldwebel der Carabinieri, der Inbegriff der Obrigkeit. Und nun also, am 1. Februar, sind die Carabinieri, die präch tigsten Farbentupsen der grauen Städte, ins Nichts versunken In eine alltägliche Uniformierung. Ja, sie tragen