Heinrich von Bozen : Leben und Sterben eines armen Deutschen
Mutes verrastend auf die rückwärtige Wagenkante. Es ist ein herrlicher Maienmorgen, der einen heißen Tag verspricht. Fliegen und Mücken umschwirren gelüstig den säuerlich-scharf riechenden Inhalt des niederen Gefährtes, das aufgelesenen Saufraß ent hält. Zu Bozen, in der Stadt drunten, werfen die üppig gewohnten Kuchlmeister das für Tisch und Gaden unbrauchbar Gewordene einfach zu den Kuchlfenstern heraus, nicht selten auch auf die Mitte der Gassen her. Dies gute und wohlfeile Saufutter
zu sammeln, ist den drei Kindern auf getragen worden, eh die Stadtknechte kommen und daS Ärgste aus dem Wege räumen. Die Mutter Heinrichs betreut im Dorf ober der Stadt ein notiges Grundstück mit Hütte und Stall, das die etlichen Mäuler zu stopfen nie imstande war, wenn nicht der Vater im Rusch draußen in Taglohn stünde. Der Rusch ist grobes, unbebautes Land voller Geröllhügel, Baum und Stauden, durch das ein Fuß- und Saumweg gezogen werden soll, um aus solche Art Sandel und Wandel zwischen der Stadt
Bozen und den umliegenden WeinbergdSrfern zu vermitteln und zu fördern. Wo sich Kerrenleut niederlassen, brauchen sie den Bauer zur Atzung, wie ein hilfloses Kind die Mutter. — Klein Heinrich rastet und schaut den rangenden Buben zu. Er weiß nicht, um was sie streiten, und denkt in seiner Einfalt, es ist am besten, sie tra gen das alleine aus. Der Aufenthalt verdrießt ihn