Handels- und Gewerbekammer <Bozen>: Statistischer Bericht der Handels- und Gewerbe-Kammer in Bozen an das k. k. hohe Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten : für das Jahr 1880
Bedeutende Reformen sind aber nicht vorgekommen. Und dennoch wäre die Herstellung eines Knrsalons, die Anlage von neuen Spazierwegen, das sorg fältige Bespritzen staubiger Straßen und vieles Andere unbedingt nothwendig, soll der Fremde den Aufenthalt in diesem Orte liebgewinnen. Diesen Mangel an Theilnahme findet man aber nicht bloß in der Dorf gemeinde Gries, sondern auch in der Stadt Bozen, deren Gewerbsleute doch den Löwenantheil aus dem Ertrage des Kurwesens ziehen würden. Wäre
es nicht gerade setzt, da die Bozen-Meraner Bahn dem Geschäfts verkehre der Stadt einen erheblichen Ausfall verursacht, an der Zeit, sich ernstlich mit dem Plane zu befassen, das Fremdenwesen nach dem Muster der Nachbarstadt zu einer namhaften Einnahmsquclle zu gestalten? Sollte nicht auch der Bau der Mendelstraße den maßgebenden Faktoren der Stadt die Veranlassung bieten, den in Folge der Eröffnung neuer Verkehrswege sich steigernden Fremdenstrom in der Metropole des deutschen Sndtirols festzuhalten? Es muß
aber Vieles geschehen und manche nicht mehr zeitgemäße Gepflogenheit beseitigt werden. Bozen ist seiner begünstigten geographischen Lage wegen der Mittelpunkt nicht bloß des geschäftlichen, sondern auch des Touristenverkehrs. Der Zug desselben nach Meran und in's Vintschgan geht durch diese Stadt, ein großer Theil der Exkursionen in das Dolomitengebiet wird von dieser Seite aus unternommen, die Mendelstraße verbindet diese Gegend mit dem oberen Nons- thale und eine Unzahl näher gelegener Thalausflüge
, Mittelgebirgs- und Hochtouren wird von Bozen ans gemacht. Wir erwähnen nur die Partie in das Sarnthal, wo jeden Sommer sich einige Fremde dauernd aushalten, die herrliche Landschaft von Eppan und Kaltern, die leider hauptsächlich wegen mangelnder Einrichtungen bisher verhältnißmäßig wenig besucht war, (im Jahre 1880 waren dort 542 Fremde, darunter 327 länger als einen Tag,) die Ausflüge auf den Kollererberg, in das Eggen- und Tierserthal, auf den Kitten, deren Gastwirth es verstand, sich eine dauernde
, die ihm die klimatischen und topographischen Verhältnisse dieses Landstriches anweisen. Ans dem Etschthalgebiete erübrigt uns noch das sogenannte Unterland zu erwähnen, die Gegend unterhalb Bozen bis zur deutschen Sprachgrenze, ein Lieblmgsaufenthalt der Maler und von diesen „Nengriechenland' genannt,