Geschichte von Meran, der alten Hauptstadt des Landes Tirol von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart
gegenwärtig mehrere Knappengänge erhalten, und viele Namen von Bergwerken sind im Kataster erhalten. Auch in Nals war ein reichliches Bergwerk, weshalb in Terlan ein eigenes Berggericht be stand. Dieses Bergwerk wurde im Jahre 1483 vom halben Wechsel auf 5 Jahre befreit. Auf dem Gries zu Lana war sogar eine Schmelzhütte. In diese Zeit fällt ein merkwürdiger Proceß, der wegen der damaligen Rechtspflege von Interesse ist. Dem Krämer Georg Schmid war seine Gemahlin 1537 gestorben. Nun stand
er in nahem Verhältnisse zur Tochter seiner Schwägerin und wollte sie auch heirathen. Deshalb fragte er bei einen: Geistlichen an, ob er selbe wegen seiner Verwandtschaft ehelichen dürfte. Der Geistliche bejahte es, „indem im Libell liit vom verbotenen Grad, daß es wider Gott fein soll, zu finden'. Georg Schmid nahm die Ver wandte zu sich und erzeugte ein Kind; allein die Stadtobrigkeit belangte den Georg Schmid. Letzterer vertheidigte sich und brachte mehrere Zeugfchaften. Anastasius Petsch, Pfarrer
zu Mals und Generalvicar des Bischofs Lucius von Chur im Binstgau, berichtet dem Dr. Gallus Müller, Pfarrer von Tirol, daß Georg Schmid bei ihm dreimal um Dispens nachgesucht habe, und daß er ihm, da der Bittsteller bereits um die päpstliche Dispens angehalten, nach sechs Monaten bewilligt habe, bis zur Erlangung der Dispens bei seiner Verwandten Barbara zu wohnen. Er habe auch für billig gehalten, da der Bittsteller arm sei, für ihn wegen der Dispens zu wirken. Christoph Occalia, Seelsorger
zu St. Peter in Trient, bezeugt, daß Georg Schmid sich vor dem päpstlichen Legaten, der wegen des Concils dort anwesend war, wegen der Dispens kräftig bemüht habe. Der Legat beschied ihn damit, daß er warte, bis die Beschlüsse des Concils publiciert seien. Kaspar Dinkelsbichler, Pfarrer von Tramin, bezeugt, daß ihn Georg Schmid gebeten habe, für die Dispens verhilflich zu sein; auch fei er mit ihm zum Legalen nach Trient gereist, der dem Bittsteller wohl Hoffnungen gemacht
habe, die aber doch nicht zum erwünschten Ziele führten, so daß er sich entschloß, nach Rom selbst zu reisen. Der Pfarrer von Tramin habe dem Georg Schmid zu dieser Reise drei Dukaten geliehen. Letzterer hatte bereits den weiten Weg angetreten, als er aus der Reise die traurige Nachricht erhielt, daß seine Barbara gestorben fei, worauf er sogleich umkehrte. In Meran angekommen wurde er zu 13 Wochen schweren Kerker und zur Ausstellung auf dem M mmer vo r dem. Rathhause, verurtheilt, und daraus aus drei Jahre des Laàsverwiesen. Nachdem