Geschichte Oesterreich's, seiner Völker und Länder, und der Entwicklung seines Staatenvereines von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten ; 2
N ruder lrieg ber Hrr^o^c ?copc>Id und Ernst genommen wider den Herzog Leopold, gegen welchen er ihn jedoch, falls eö Noll) chäte, mit Rath und Beistand unterstützen wollte. Nicht lange sollte dieses brüderliche Verhältniß währen. Der wenig àenvelle Friede mit Mähren mochte Adel nnd Volk unzufrieden, und ver mehrte die allgemeine Erbitterung gegen den Bischof Berthold, Leopold's Kanzler, dem man nicht nur die Schuld an dein nachtheiligen Feldzuge gegen die mährischen Ränber beimaß
, sondern ihm anch nachsagte, daß er den Her zog ;n Mis-griffen nnd Härten verleite. Plötzlich wurde ausgesprengt: Leo pold stehe iin Begriffe, den jnngen Albrecht von der Nachfolge in der Regie rung zu verdrängen, und sich selbst zum LandeSherrn in Oesterreich zu machen. Ob Herzog Ernst selbst dieses Gerücht verbreiten lassen, ist schwer zu bestim men; genug, er eilte auf dasselbe, angeblich um die Rechte Albrecht's zu schützen, aus Steyermark uach Wien, wo er kaum eingetroffen war, als die vorbereitete Gährung
sofort zum Vollen Ausbruche kam. Wien fiel von Leo- veld ab, und dieser zog sich uach Neustadt zurück, seinem Bruder Ernst, liebst dessen Anhängern und der Hauptstadt, den Krieg erklärend. Schnell erstand für Ernst eine mächtige Part^, obenan die Brüder Friedrich und Remprecht von Walsee und der größere Tkeil des Adels. Von Enzersdorf ans warb der Bischof Berthold mit Anstrengung Anhänger für seinen Gebie ter Leopold, nnd ließ kein Mittel unversucht, Ernst's Anhang zu schwächen. Von beiden Seiten
wurde zu dem jammervollen Bruderkriege mit Macht gerüstet. Leopold verband sich mit seinem Kanzler, dem Bischöfe Berthold, desgleichen mit den Grafen von Hardeck nnd mehren Freien und Rittern. Selbst seinen verwegenen Feind, den räuberischen Sokol, nahm er in Sold wider den Bruder. Zn Gunsten des Herzogs Ernst aber verbündeten sich die Brüder von Walsee, mehre Edle in Oesterreich ob und unter der Enns, und beinahe alle Städte deS Landes, um Leopold's Eingriffe zurückzuweisen, und die vermeintlich
bedrohten Rechte des jnngen Herzogs Albrecht zu weh ren. Auch der Herzog Heinrich von Baiern trat ans Ernst's Seite, und ver mach, ihm auf eigene Kosten hundert Spieße nnd hundert Schützen nach Oesterreich oder Steyermark zn stellen. Tie größere Macht hatte nun offenbar der Herzog Ernst für sich. Um àr auch den Schein des Rechtes zn gewinnen, erklärte er am 8. Decem ber: „daß er zwar, nachdem die österreichischen Stände ihn darum angegan gen, die vormnudsàftliche Sorge über den Herzog Albrecht