Spitzhörn le sei der Berg, der uns gegenüberliege, und der, wie der Augenschein lehre, ganz leicht und gefahrlos zu besteigen, bei dessen Besteigung gar keine Berirrung möglich sei. Es war auch alles glaublich, was er sagte, und so beschlossen wir denn, die erste Station abzuhalten, eine Flasche Wein zu leeren und uns andere kleine Nachhülfen angedeihen zu lassen. Mathes in seiner Bescheidenheit wollte kaum einen Tropfen annehmen, noch weniger etwas essen — es sei viel zu früh für ihn. Fast
mit Mühe bewogen wir ihn, uns Bescheid Zu thun, und sagten dann dem wackern Burschen, der auch nur sehr mäßigen Trägerlohn verlangte, ein herz liches Lebewohl. Wir gingen nun in einen waldigen Tobel hinunter, überschritten einen Bach und standen dann wirklich am Fuße des Spitzhörnle, welches aber weder ein Spitz, noch ein Horn oder Hörnle, sondern ein sehr breiter, langhingestreckter Bergrücken mit einem ganz flachen Giebel ist. Rechts und links waren lichte Wälder, in der Mitte ging bis zur höchsten
Höhe eine Grasblöße hinauf und durch diese stürzte ein kleines Bächlein herunter. Unsere Weisheit hätte uns nun eigentlich rathen sollen, rechts oder links einen Weg im Walde zu suchen, wo der rauhe Boden und die Bäume selbst uns nicht hätten ausgleiten lassen, allein der grüne Streifen in der Mitte schien so einladend, daß wir alle Weisheit ganz beiseite ließen. Also rüstig die Gras halde hinan! Anfangs ging's auch ganz gut, aber je höher wir kamen, desto steiler Zeigte sich der Abhang. Die Sohlen
hielten nicht mehr, das Gras wurde immer schlüpfriger und mich überkam ein Gefühl, als wenn ich ganz nahe am „Abscheipen' wäre. Unter Abscheipen versteht man aber jene unheimliche Gangart, mittelst welcher der Wanderer, der auf einer grasigen Halde ausgleitet, etwa