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Page 19 of 20
Date: 05.05.1956
Physical description: 20
i rém •mm S ind Sie hier glücklich. Fräulein .«re? So allein?" Hastig machte sie sich los. „Ich rruß das Zimmer richten und Tee kochen. Wenn Sie sich einstweilen gedulden wollen. Mein Bru der wird den Fuß sofort behandeln.“ Peter Lorenz sah Ihr lächelnd nach. Sein hübsches Junges Gesicht, über dem sich das blonde Haar eigenwillig lochte, trug einen neugierigen Zug. Wer weiß, vielleicht erhielt das Abenteuer, das so häßlich begonnen, noch einen netten Ausklang? Leise pfeifend lehnte

er sich an den warmen Ofen. Die Schmerzen ln seinem Fuß hatten nachgelassen. Seltsame Menschen trug diese Völkerwanderung Ins Land, dachte er. Am andern Tag fühlte steh Peter Lorenz viel besser. Er wollte nicht im Bett bleiben und kam mit Arnos Hilfe ln die Stube, wo ein Sitz hergerichtet wurde. Dann unterwies Amo die Schwester ln der Behandlung des kranken Fußes und ging seiner Arbeit nach. Lore setzte sich mit einer Näharbeit ans Fenster. Mit Kenneräugen betrachtete Lorenz das feine Profil ' des Mädchens

. Plötzlich wandte Lore den Kopf. „Sie kommen aus Berlin, nicht wahr?" begann sie ein Gespräch. Er nickte, „Erzählen Sie ein olßchenl" fuhr Lore fort, und ihre Augen bekamen einen sehnsüchtigen Glanz; „erzählen Sie aus der großen Welt! Ich weiß gar nichts mehr, man Ist hier wie abgeschnlttcn und begraben —" „Die große Welt sicht augenblicklich nicht sehr nett aus!“ entgegneto Lorenz mit einem Seufzer; „tagtäglich fast Angriffe, täglich Alarm! Die Stadt ist ein Trümmerhaufen ge worden und die Menschen

sie noch geblüht! Mußte das so bleiben? Sie sah das Werben in seinem Bilde, hörte cs in dem welchen Klang der Stimme. Ihr Herz schlug heftiger. Was war das? Hatte sie Fieber? Sic preßte die Hände an die brennenden Wangen. Lorenz beugte sich vor, seine Augen baten. „Fräulein Lore? Lockt Sie die Welt? Ach, die Welt Ist hcrrllchl Sie sind noch so jung, müssen s.e erst kennenlernen. So jung und — so schön!“ schloß er leise. Lore senkte den BUck, „Bitte singen Sie mir etwas vor!" sagte sie endlich ablenkend

; „das heißt — wenn es Sie nicht zu sehr an strengt?" „Ich fühle mich wieder ganz wohl, bis auf den dummen Fuß. Haben Sie irgendein In strument Im Hause? Ohne Begleitung singe Ich nicht gern!" Sie sprang auf. „In meiner Kammer Ist eine Zither — soll Ich sie holen?" „Bitte!" Sie lief und brachte die Zither. Es war ein altes verstimmtes Instrument mit zwei gerissenen Saiten. Lachend und scherzend mühten sich beide tun (Me Instandsetzung, „Können Sie spielen?“ fragte Lorenz. „Nein. Und Sie" . „Ein wenig

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Page 15 of 28
Date: 01.03.1989
Physical description: 28
nicht leisten können. Das ist offensichtlich eine sehr schwe re Aufgabe. Ein weiterer Anstieg bei Ernten in den ärmsten Ländern ist je denfalls in nächster Zukunft nicht in Sicht. John Hormon und Ernst W. Hund Der österreichische Medizin-Nobelpreisträger Konrad Lorenz ist am Montag abend in Alten berg in Niederösterreich im Alter von 85 Jahren gestorben. Undatiertes Archivbild des Tierpsychologcn und Verhaltensforschers am Ess-See bei Starnberg mit Graugänsen, deren Verhalten er erforschte. Foto: dpa

Der „Vater der Graugänse“ gestorben Konrad Lorenz starb am Montag 85jährig in seinem Haus in Altenburg/Niederösterreich Wien — Zum 70. Geburtstag hatte er den Medizin-Nobelpreis für seine For schungen über das Familienleben der Graugänse und die Aggression der Ko rallenfische erhalten. In den letzten Jah ren beschäftigte sieh der „Vater der Graugänse" vorwiegend mit den Fi schen. Der österreichische Verhaltens forscher Konrad Lorenz, der am Montag im Alter von 85 Jahren in seinem Haus in Altenburg

in Niederösterreich gestor ben ist. hatte sich für das Nobel-Preis geld ein riesiges Salzwasseraquarium mit vielen Korallenfischen gekauft. Die se Fische waren bis zuletzt seine bevor zugten Forschungsobjekte. Konrad Zacharias Lorenz wurde am 7. November 1903 in Wien geboren. Sein Vater Adolf, der Begründer der Orthopä de, besaß damals schon das Gut in Allen berg an der Donau. Lorenz studierte auf väterlichen Wunsch zunächst Medizin in New York und Wien, anschließend Zoo logie, Paläontologie und Humanpsycho logie

. Er wurde in Wien Dozent für ver gleichende Anatomie und vergleichende Tierpsychologie, 1940 Professor für ver gleichende Psychologie in Königsberg. Damals veröffentlichte er einen Artikel, in dem er unter anderem „eine noch schärfere Ausmerzung ethisch Minder wertiger" forderte. Später sagte er in ei nem Fernsehinterview, er habe sieh zwar der Terminologie der Nazis bedient, aber die gegenteilige Ideologie vertreten. 1941 mußte Lorenz als Arzt zur Wehr macht an die Ostfront. Aus russischer

Gefangenschaft brachte er einen zah men Star und eine Feldlerche mit. In Altenberg begann er wieder mit seiner Forschung. Endlich wurde Lorenz „ent deckt“: Das Max-Planck-lnstitut für Meeresbiologie holte ihn nach Wilhelms haven. Von dort ging es über Münster ins bayerische Seewiesen, wo er sich bis zur Emeritierung der Verhaltenspsycholo gie widmete. Das Buch „Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen" machte ihn früh auch über Gelehrtenkreise hin- Vermischtes aus bekannt. Mit 29 Jahren

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Page 45 of 54
Date: 14.06.1990
Physical description: 54
.Dolòinifcir Sport-Journal 1988 war Gerda Delladio-Lorenz als die „Macherin“ des Triumphes bei der 11. Jagd- und Feldbogenweltmeisteischaft in Jenesien gefeiert worden. So viele Weltmeistertitel auf einmal, das hatte es für Italiens Bogenschützen noch nie gegeben. Gerda Lorenz — dieser Name stand mehr als eineinhalb Jahizehnte lang für BogenschieOen. ln Südtirol schlechthin, aber — vor allem — auch außerhalb des Landes. Erst vor eineinhalb Jahmn war die streitbare Bogen- schützin (Stemzeichen

: Waage) zur Verantwortlichen im Technischen Bereich bestellt worden. Sie wollte ein typisch italienisches Übel, die Improvisation, an der Wurzel packen und ausmeizen. Im Frühjahr hatte sie in Völs ein Trainings lager abgeschlagen, da sollte der Grundstein für eine erfolgreiche Saison gelegt werden. Gerda Lorenz; „Im April gab es beim Arizonacup in den USA ermun ternde Ergebnisse, beispielsweise einen dritten Rang in der Mannschaftswer tung, trotz der Teilnahme von starken Ländern wie Noiwegen

, Schweden, Großbritannien. Am Ende scheiterte ich an den Trainern. Sie wollten sich nicht an meine Richtlinien haften. Wäre ich nicht des ewigen Kämpfens müde gewesen, hätte ich sicher noch eine Weile durchgehalten. So aber reifte in mir der Entschluß, alles hinzuschmeiBen. Keineswegs im Zorn, dafür liebe ich den Sport, liebe ich das BogenschieBen zu sehr. Nur, mit Faulpelzen, die sich immer drücken und denen am Ende auch noch die Stange gehalten wird, kann ich nichts anfangen“. MH Gerda Lorenz sprach

Franz Sinn. ■ : J -^Danne rstag.> 14 . JQhr.l Qga^ 15 Gerda Lorenz ist eine resolute Frau. Nichts haßt sie mehr, als den Schlen drian. „Hüh, oder hott — Arbeit oder Vfergnügen. Beides auf einen gemein samen Nenner zu bringen, das bin ich nicht imstande. Wenn ich bei einer 14tägigen Amerikareise die drei Trainer täglich nur fünf Stunden sehe, wenn acht Athleten irgendwo beschäfti gungslos herumhängen, steige ibi auf die Barrikaden. Ich konnte zusehen, allein mit diesen Sportlern fertigzuwer

. Mein Schritt ist unwi derrufiich..Unverständlich sicher wenn man bedenkt, daß Gerda Lorenz' Leben mehr als ein Dutzend Jahre lang sich um Bogenschießen ' drehte, sie auch mehrmals dem Verbandsvorstand angehörte. Verständlich aber, wenn man ihren Charakter kennt. Sie legt Wert auf die Feststellung, daß sie nicht das Bogenschießen haßt, auch nicht die Menschen, sondern einzig und al lein die Situation. „Ich schiebe keinerlei Haß gegen irgend jemand, ich werde einfach mit den Verhältnissen nicht fer tig

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Page 13 of 38
Date: 05.11.1988
Physical description: 38
bei Bergtouren. Gerade jetzt im Spätherbst müsse mit abrupten Wetterstürzen gerechnet wer den. Gute Ausrüstung und körperliche Fitness seien überlebensnotwendig, auch sei es ratsam, die geplante Route vor der Tour bekanntzugeben. Die größte Bergkatastrophe in den steirischen Bergen hatte sich 1984 am Dachstein ereignet Unter ähnlichen Umständen — man hatte sich verirrt und getrennt — waren zehn Schüler und drei Lehrer ums Leben gekommen. Er redete mit dem Vieh.,, Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz

wird 85 Jahre alt Wien — Zum 70. Geburtstag kam der Medizinnobelpreis, z um 8 0. wurde in der Hälfe Völl Wlenèlh lrt Kffhä tTönales ‘Syrh- posium für und um ihn veranstaltet. Zum 85. Geburtstag des österreichi schen Verhaltensforschers Konrad Lo renz am Montag, 7. November, dürfte es etwas ruhiger bleiben. Lorenz spürt die Zeit knapp werden. Für das Geld, das der Nobelpreis brachte, hat er sich ein riesiges Salzwasseraquanum gekauft, das 38.000 Liter Meerwasser und viele Korallenflsche faßt. Diese Fische

sind jetzt sein bevorzugtes Forschungsob jekt, nachdem er sich früher mit Grau gänsen und Dohlen beschäftigt hatte. Konrad Zacharias Lorenz wurde am 7. November 1903 in Wien geboren. Sein Vater, ein berühmter Orthopäde, besaß damals schon das Out in Altenberg an der Donau, das heute Wohnsitz des Ge lehrten ist. Vater Lorenz hat übrigens eine besondere Beziehung zu Sudtirol — er galt in der Erschließerzeit in den Dolo miten als einer der fähigsten Felsklette rer, nach dqm einige schwierige Routen benannt

sind (z. B. Lorenz-Wagner am Langkofel). Lorenz studierte auf väterlichen Wunsch zunächst Medizin in New York und Wien, anschließend Zoologie, Pa läontologie und Humanpsychologie. Er wurde in Wien Dozent für vergleichende Anatomie und vergleichende Tierpsy chologie, 1940 Professor für vergleichen de Psychologie in Königsberg. Damals veröffentlichte er einen Artikel, in dem er unter anderem „eine noch schärfere Ausmerzung ethisch Minderwertiger“ forderte. Später sagte er in einem Fern- sehinterview

, er habe sich zwar der Ter minologie der Nationalsozialisten be dient, aber die gegenteilige Ideologie vertreten. 1941 mußte Lorenz als Arzt zur Wehr macht an die Ostfront 'Aus russischer Gefangenschaft brachte er einen zah men Star und eine Feldlerche mit ln Altenberg begann er wieder mit seiner „Eine Katastrophe, die alle New Yorker tötet“ Wien— Zahlreiche Gespräche mit dem Nobelpreisträger Konrad Lorenz hat der Journalist Kurt Mündl unter dem Titel „Rettet die Hoffnung" auf gezeichnet. In diesem Buch zeigt

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Page 17 of 28
Date: 18.05.1988
Physical description: 28
B zu entrinnen. Bogenschützen in Jenesien auf Rekordjagd In elf Tagen beginnt die WM im Feldbogenschießen / Gespräch mit Gerda Delladio-Lorenz /\ Die Rückwärtszählung auf die Weltmeisterschaft der Bogenschützen zwischen 29. Mai und 5. Juni in Jenesien oberhalb von Bozen hat begonnen. Die Vorarbeiten sind nahezu abgeschlossen, die WM konnte bereits morgen begin nen. Erfahrung hat man in Jenesien nach den überaus erfolgreichen Turnieren um die Eulen-Trophy; iceitu’eit sind die organisatorischen Fähigkeiten

der Bogenschützen von Bozen/Meran anerkannt. Elf Tage vor dem Startschif) unterhielten wir uns mit Gerda Delladio-Lorenz, der Präsidentin des Organisationskomitees. Wie sieht es in Jenesien aus. Sind die Wettkampfanlagen für den Ansturm der Athleten bereit? Gerda Lorenz: „Da gibt es keinerlei Probleme, ab Pfingstmontag müssen die Kurse nur noch ausgesteckt werden, u.z. von den beiden Verantwortlichen fürdie Kurse, Dietmar Rosanelli (Feld) und Giuseppe Lorenz (Jagd) und den Mitar beitern“. Wie oieie Nationen

erwartet man in Jenesien? Gerda Lorenz: „Es kommen insge samt 136 Athleten aus zwanzig Nationen — das ist absoluter Rekord für Weltmei sterschaften im Feldbogenschießen. Ein weiterer Rekord betrifft den Junioren- Free-Style-Wettbewerb: bereits heute haben ein Dutzend gemeldet, vor zwei Jahren in Radstatt waren es fünf. Insge samt hatten wir in Österreich 17 Natio nen und total 112 Athleten". Heißt das, daß die Bogenschützen lie ber nach Südtirol kommen als anderswo hin, oder heißt

das auch, daß der Bogen- schießssport sich im Aufwind befindet, daß auch junge Leute angesprochen werden? Gerda Lorenz: „Die Breitenarbeit trägt erstaunliche Früchte. Das ist um so bemerkenswerter, als daß sich diese Zu wachsrate gerade im Feldbogenschie ßen, der sicher mühsamste Wettbewerb, eingestellt hat. Ich bin sehr erfreut, daß beispielsweise Australien, Schweden und Japan sogar Junioren-Madchen nach Südtirol bringen. Wir brauchen aber fünf Nationen, um eine Weltmei sterschaft durchziehen zu können. Ita lien

wird sicher noch nachmelden kön nen, fehlt somit nur mehr eine Nation“. In Jenesien hat man doch schon einige Erfahrungen mit Bogenschützen, diese Weltmeisterschaft stellt aber die Krö nung dar? Gerda Lorenz: „Zweifelsohne. Die letztjährige Generalprobe auf die Welt meisterschaft war bestimmt nicht ohne. Immerhin hatten wir bei diesem interna tional ausgeschriebenen Turnier 12 Na tionen — heuer geht es um Weltmeister titel. Das ist ein wesentlicher Unter schied". Erwartet

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Page 12 of 16
Date: 05.01.1957
Physical description: 16
auf die Fliesen. (Schelm will ich heißen, wenn das nicht des Kramers Wastl ist, dachte Lorenz., „Ich bin der Balthasar!' 1 sagte der Buch eggerbub in feierlichem, breiigem Hoch deutsch und lächerte seinen Weihrauch heran, daß Lorenz husten mußte. Nun kam auch Ursula. Ihr Erscheinen setzte d e Heiligen sichtlich in Bestürzung. Aber der dritte im Bunde, hinter dessen rußverschmiertem Ge sicht Lorenz den pfiffigen Spriißling des Lodernaz erkannte, krähte hell, er sei „der Melchior“. Dazu schüttelte

, er eine Blech büchse und schrie: „Tschin, tschin, tschin! In da Bixn is nix drin!“ Was natürlich keines wegs der Wahrheit entsprach, denn das Miin- zengeklappcr verriet reichlichen In aalt. Lorenz warf seine Gabe in die Büchse, die drei Könige stellten sich wohlgeordnet auf, Kaspar, Melchior und Balthasar, und sangen noch eine Strophe ihres Liedes. Unter dem gleichmäßigen Gesang schwand ihre Ver legenheit, die S'immcn sammelten sich klarer und kräftiger u..d brachten den Kantus schön zu Ende. Doch gerade

kreisen. Lorenz spricht begütigend auf sie ein. „Was habst denn?“ „Er hat’s mit Fleiß tan!“ kreischt der Kleine und schluckt an jäh nufquellendcr. Tränen. „Nix is’ wahr!“ entgegnet Balthasar erbost. „Ist dir was g’schehn?“ fragt Ursula. König Kaspar weint. „Bei der Mutter ihr’n Unterrock hat er mir ’n Hintern verbrennt. Ih trau mi net honni...“ Seine Gefährten treten verlegen von einem Bein auf das andere. Der Bucheggerbub trägt als Königsldeid ein Hemd seines Vaters. Über dem Rußgesicht wackelt

eine hochzackige Krone aus Goklpapier. Der kleine Lodernaz steckt in einem Ministrantenrock, da wird wohl Pfarrer Pankratz mitgcholfcn haben. In der Rechten hält er einen langen Haselstock, dessen Spitze ein goldener Pappstern ziert. Sie frieren. Dem Melchior klappern die Zähne im Frosthauch. Auf Ralthasars Stirne zer rinnt eine Schneeflocke, eine helle, dünne Linie im Ruß zeigt die Schmelzspur. „Bub, da hast d’“, sagt Lorenz und gibt dem Wastl ein Geldstück. „Das mußt du aber der Mutter geben; sagst

, sie soll sich nicht ärgern.“ „Ih dank!“ sagt König Kaspar; er lächelt schon wieder, die Tränen pllügcn sich durch den Ruß. Sie trollen sich fort. Lorenz blickt ihnen vom Zimmer nach. Nun stehen sie auf der Straße und heben wieder zu streiten an. Er öffnet das Fenster. Die kalte Jännerluft trägt die Stimmen der Streitenden herauf. Balthasar und Melchior verlangen, daß Kaspar sein Geldstück in die Büchse werfe. Aber der weigert sich, denn der Oberlehrer hat es der Mutter zugedacht als Schmerzens geld für den Unterrock

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Page 20 of 24
Date: 26.05.1987
Physical description: 24
Der WM-Tesf in Jenesien ist geglückt Bogenschießen um Eulen-Trophy in Jeder Hinsicht ein Erfolg / Interview mit Gerda Lorenz Ein buntes, freundliches Völkchen, diese Bogenschützen. Obers Wochenende gaben sich diese Sportler ans einem Dutzend Nationen, über 200 an der Zahl, ln Jenesien oberhalb Bozen ein Stelldichein. Zum zweiten Mal fand nahe dem Gasthof „Locher" der Wettkampf um die Eulen-Trophy statt, die elfte Auflage insgesamt, die heuer als Wettkampf zum Alpencup und als WM-Generalprobe

besondere Bedeutung hatte. Völlig abgekämpft, aber überglücklich war OK- Chefin Gerda Delladio-Lorenz. Vor der Siegerehnuig durch Italiens Verbandsprä- sldent Ignazio Bellini unter den flotten Klingen der Jenesier Musikkapelle, dankte die Bozner Bogenschleßplonierin In erster Linie den freiwilligen Helfern ihres Vereines, aber auch den überaus entgegenkommenden Jenesiern, die sich wie ein Mann hinter diese bemerkenswerte Veranstaltung gestellt hatten: „Der Weltmei sterschaft im kommenden Jahr sehen

wir, nach diesem in jeder Hinsicht geglück ten Test, gelassen entgegen. Auch der Weltverbandspräsident Francesco Gnecchi- Rusconi sparte nicht mit Komplimenten. Ich möchte diese weiterreichen an alle, die sich für dieses Turnier eingesetzt haben.“ Am Rande dieser WM-Generalprobe führten wir mit Gerda Delladio-Lorenz ein kurzes Gespräch. Einen bemerkenswerten zweiten Platz eroberte der Bozner Andreas Lorenz beim Junloren- wettkampf ln der Free-Style-Dlvlslon (Bogen mit Visier and Stabilisatoren) nun einen Eulen- Turnier

am letzten Wochenende in Jenesien. Bel dieser WM-Oeneralprobestellteder talentierte Nachwuchsschütze seine bereits mehrmals bewiesene Sonderklasse erneut unter Beweis. Geschlagen geben mußte sich Andreas Lorenz beim Wettkampf ln der Nahe des Gasthofes Locher nur dem Deutschen Torsten Sautcr. Aufn.: „D'VEheim Frage: „Wenn dies eine letzte Prüfung auf die Weltmeisterschaft im Jagd- und Feldschießen im kommenden Jahr war — kann dieser Test als positiv verlaufen bezeichnet werden?“ Gerda Delladio-Lorenz

eine Weltmeisterschaft erlebt, die so gut veranstaltet war. Auch von den aus ländischen Teilnehmern gab es nur An erkennung, vor allem für die Herzlich keit, für das Kaiserwetter.“ Frage: „Wie stand es mit dem techni schen Niveau?“ Gerda Delladio-Lorenz: „Das techni sche Niveau war sehr hoch, auch weil der Kurs überaus selektiv war. Über rascht haben mich die Belgier. Im Wett kampf mit Visier klassierten sich zwei Belgier an der Spitze, im Turnier ohne Visier gewann ein Italiener. Bemerkens wert, daß im Free-Style

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Page 43 of 56
Date: 30.11.1996
Physical description: 56
den ersten Laut herauszubringen. „Wo gibt es hier in der Nähe eine Gelateria?“ „Keine hundert Schritt wei ter, dem Bagno publico schräg gegenüber. Man kann dort auch im Garten unter den Platanen sitzen.“ „Also los, gehen wir!“ sagte Lorenz und griff nach Lorenzos Arm. Aber Lorenzo mußte erst seine Bücher in einem Wasser abzugsloch der Mauer deponie ren. Dann trabte er neben ihm her. „Wenn Sie natürlich in einer vornehmen Gelateria mit Glas tischen und einer Nickeltheke sitzen wollen, dann müßten

wir nach Gargnano gehen. Aber es ist ejn längerer Weg, und das Eis ist deshalb nicht besser.“ Lorenz verzichtete mit einer Handbewegung auf allen Kom fort. Amüsiert, aber auch ein wenig beunruhigt, fragte er sich, was wohl in aller Welt Lorenzo veranlassen mochte, die Begegnung einen glückli chen Zufall zu nennen, und weshalb er, wenn sie sich nicht getroffen hätten, ins Haus der Ingenieure gekommen wäre. Die hundert Schritt - es waren übrigens zweihundert, denn die Gelateria lag dem Bad sehr schräg gegenüber

- legten sie schweigend zurück. Lorenz fand nicht den Mut, Fragen zu' stellen, und Lorenzo noch nicht den richtigen Absprung. Die Gelateria, ein armseliges Lokal, das seine Existenz nur dem Umstand verdankte, daß hier die Busse nach Gardone und Riva hielten, verfügte über drei wackelige Blechtische und ein halbes Dutzend eiserner Stühle mit Holzsprossen, die nur noch zum Teil vorhanden waren. Aber an dem Eis, das als Mar kenfabrikat einer bekannten Firma aiis der Kühltruhe kam, war nichts auszusetzen

. Loren zo nutzte die Einladung aus und nahm sich .eine Cassata sizilia- na, Lorenz ließ sich eine Aran ciata bringen und gleich darauf die zweite, da er das erste Fläschchen auf einen Zug leer te. ' „Zigarette, Lorenzo?" fragte er trotz der Vorwürfe, die Anna ihm gemacht hatte, aber er fand, es sei Zeit, die Partie zu eröffnen. . „Danke, Signore, aber ich ha be Mamina mit einem Kreuz in die' Hand versprechen fnüsen, nicht mehr zu rauchen. Und ehrlich gesagt, die Cassata ist mir lieber.“ Lorenz nickte

ihm zu und murmelte, daß auch er sich eine strenge Mamina wünsche, die ihm das Rauchen verbieten mö ge; nur bezweifelte er seine Charakterfestigkeit, ob er ein Versprechen - selbst mit einem Kreuz in der Hand bekräftigt - auf die Dauer halten würde. Lorenzo nahm mit dem kleinen Holzspachtel, der zur Cassata gratis geliefert wurde, winzige Eisporüonen auf die Zunge, ließ sie genießerisch zergehen und zerbiß die kandierten Früchte wie eine Maus mit den Schnei dezähnen. Lorenz warf einen nervösen Blick auf seine Arm

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Page 3 of 16
Date: 05.01.1965
Physical description: 16
, das schüchterne, aber ehrliche in guten Werken sich, übende Herz, das läuft, das wandert Gott entgegen, das Herz, das glaubt und sich nicht verbittern läßt, das Herz, das die Torheit der Güte für gescheiter hält als die DIE HEILIGEN Im Spätherbst des vergangenen Jahres war der neue Oberlehrer nach St. Andrà im Sausal gekommen. Er hieß Lorenz, seine Frau Ursula. Sie waren beide noch jung, hatten erst geheiratet, und dieser Schritt in das stille Gleichmaß des bäuerlichen Ta ges, war auch ein Schritt

schritt mit herberer Kälte einher, die Sonne kam flüchtig und erzählte heimlich einiges von der wachsenden Kraft des Frühlings. In den ersten Jännertagen kamen die Heiligen Drei Könige ins Haus. Lorenz hatte auf diesen Tag verges sen; er erschrak, als er die Türe öffnete und ihn drei weißgekleidete Mohren schwatzend und Weihrauch spendend empfingen. Er wußte aber im Augenblick, was sich begab, zu mal des Bucheggers Aeltester seine plattgcdrückte Nase nicht verleugnen konnte. „Wir sind die drei König

aus Morgenland, wir kommen mit Weihrauch, Gold und Myrrhn. Ein Stern hat und dahergesandt, tat »ms zur Krippn führn. Hiatz gengan mir von Haus zu Haus und bringen gweichten Rauch, tuts Stuben, Stall und Keller auf und enkre Herzen auch .. Die Stimmen kamen durcheinan der: die drei Könige stießen sich gegenseitig und Mußten nicht weiter. „Ih bin der Kasehper!“ stotterte der Kleinste und starrte dabei be drückt auf die Fliesen. (Schelm will ich heißen, wenn das nicht des Kramers Wastl ist, dachte Lorenz

.) „Ich bin der Balthasar!“ sagte der Bucheggerbub in feierlichem, brei igem Hochdeutsch und fächerte sei nen Weihrauch heran, daß Lorenz husten mußte. Nun kam auch Ursula. Ihr Erscheinen setzte die Heiligen sichtlich in Bestürzung. Aber der dritte im Bunde, hinter dessen ruß- verschmicrtem Gesicht Lorenz den pfiffigen Sprößling des Loder-Naz erkannte, krähte hell, er sei „der Melchior“. Dazu schüttelte er eine Blechbüchse und schrie: „tschin, tschin, tschin! In da Bixn is nix drin!“ Was natürlich keineswegs

der Wahrheit entsprach, denn das Mün zengeklapper verriet reichlichen In halt. Lorenz warf seine Gabe in die Büchse, die drei Könige stellten sich wohlgeordnet auf, Kaspar, Melchior platz mit Hilfe einiger Hirten, wel che ihnen die Stelle anwiesen. Es war schon ein Teil des Lagers geordnet, als die Könige den Stern hell und klar über dem Krippen hügel erscheinen und den aus ihm strömenden Lichtergruß senkrecht darauf niedersteigen sahen. Er schien sich vergrößernd zu nahen und wuchs zu einer Lichtmasse

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Page 22 of 32
Date: 16.09.1996
Physical description: 32
Tropfen sei. Zum Schluß gab es eine all gemeine, weinselige Verbrüde rung. Lorenz entsann sich dun kel, daß der eine Franzose, Mar cel, ihn feucht geküßt und ihm unter Tränen versichert hatte, daß Deutschland und Frank reich natürliche Verbündete seien und daß er persönlich kei nen Anspruch an das linke Rheinufer stelle, während der andere, Maurice, ohne Tränen, aber mit feurigen Handküssen Elisabeth davon zu überzeugen versuchte, daß mehr noch als der Wein die Liebe das wahre Mittel

zur Völkerversöhnung sei. Der Engländer, der zuerst durchaus bereit schien, dieser Idee seines französischen Nachbarn zuzustimmen, zuzu stimmen, zog sich unter dem strengen Blick seiner Gattin in eine kühle Haltung zurück. Und der Österreicher war Ei senbahnbeamter, trank seinen Wein mit Wasser vermischt, rieb sich die Hände und mur melte, es wären halt Verkehrs probleme. Lorenz wachte am nächsten Morgen mit einem kleinen Druck unter dem Schädeldach auf, und auch Elisabeth - ob wohl sie im Verlauf der langen Nacht

oder adriatischen Küste an, und irgendwann ein mal wollte Lorenz einen Kriegskameraden, Paul Bom- gräber, besuchen, der damals in Italien hängengeblieben war, eine Italienerin geheiratet und in der Nähe von Terracina eine Tankstelle und Reparaturwerk statt aufgemacht hatte. Es war übrigens ihre Hoch zeitsreise; wenn auch mit einer kleinen Verspätung, denn der Tag ihrer Trauung lag eine Wo che zurück. Die Abwicklung ei nes schwierigen Prozesses hatte die Abreise, die ursprünglich am Tage der Hochzeit statt

finden sollte, so lange hinaus- gezögert. Lorenz Bonaventura war Rechtsanwalt. Als Spezia list für Steuerrecht hatte er das Glück gehabt, sich mit dreiund dreißig Jahren mit zwei älteren Anwälten, deren Kanzlei einen ausgezeichneten Ruf genoß, zu assoziieren. Der Gewinn war gegenseitig, denn mit seinem Eintritt nahm die Kanzlei, die sich fortan Genzmer, Littorius und Bonaventura nannte, einen bedeutenden Aufschwung. Nicht zuletzt deshalb, weil Marcus Winckler, Lorenz Bo- naventuras Schwiegervater

, sich der Kanzlei in seinen viel fältigen Rechts- und Steueran gelegenheiten schon zu einem Zeitpunkt zu bedienen begann, als sich Lorenz mit Elisabeth, der einzigen Tochter Marcus Wincklers, verlobte. Das war seines Schwiegervaters Beitrag zur Existenzsicherung der jun gen Ehe. Das Vermögen, das ei serner Tochter mitgab, war nicht nennenswert. Marcus Winckler trennte sich ungern von barem Gelde, das sich in seiner Fabrik für feinmecha nische Werkzeuge mit hohem Gewinn verzinste. Dafür zeigte sich der alte Herr

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Page 6 of 8
Date: 17.05.1947
Physical description: 8
um IS Uhr ein Orgelkonzert statt. Ausiiihrcndc sind die bekannte vorzügliche Altsiingcrin Fräulc'n Gisela Madilc und Prof. Josef Kämpf, früher Domovganist in Aachen, Orgel. Wicdergcfundoiic Geigen. Vom Rechts-' Vertreter des Herrn Dr. Kractner erhalten wir folgende Darstellung über zwei in Meran verschwundene und wiedcrzustandc- gebrachte Geigen: Dr. Ernst Hubert Krac mer hatte einer Frau Lorenz in Meran zwei alte Meistergeigen zur Aufbewahrung übergeben, welche er auf Reohmmg zweier Bekannten

, eines Gutbcs'tzcrs aus Südtirol und eines Freiberuflers aus Florenz, gekauft hatte. Als er nach kurzer Zeit um die Rückgabe der Geigen ersuchte, verlangte Frau Lorenz zuvor die Eiuschickttng der Hintcrleguug.sbestät’gung und als ihr diese zugesandt wurde, erklärte sic, die zwei Geigen ihrem Manne übergeben zu haben, dessen Aufenthalt ihr angeblich un bekannt war. Die Saohc schien Dr. Kractner äußerst sonderbar, nachdem Frau Lorenz von ihm den Depotschein abverlangt hatte, und er drängte bei Frau Lorenz

auf Klarstellung. Frau Lorenz weigerte sich aber, die Abgesandten des Dr. Krämer zu empfangen, und war auch nicht für den Rechtsanwalt, den Dr. Krämer mit der Ordnung der Angelegenheit betraut hatte, zu sprechen. 'Sie gab fhm aber schriftlich c'ne Anschrift in Rom bekannt, wo angeblich ihr Mann sich aufhalten sollte. Die dort gepfloge nen Nachforschungen f eien gänzlich negativ aus und niemand kannte dort Herrn Lorenz. Da die Geigen nirgends zum Vorscheine kommen wollten, die Nachforschungen nach Herrn Lorenz

ergebnislos verliefen und es überdies hieß, daß derselbe e'nen Paß für Aus reise sich verschaffen wollte, erstattete Dr. Kracmer die Anzeige gegen das Ehepaar Lorenz. Einvernommen, bestand Frau Lorenz anfangs darauf, nicht zu wissen, woh'n d e Geigen ge kommen waren, noch wo sich der Aufenthalt ihres Mannes befände, mußte sich dann aber bequemen, zuzugeben, die Geigen einer Be kannten zur Aufbewahrung übergeben zu haben, wo sic auch zu-tandegebracht wurden, lieber d'c Herkunft der Geigen ergibt

sich, daß sie auf Rechnung Dritter von Dr. Kracmer gekauft worden waren. Als Kunstsachverstän diger wurde er von Bekannten bauitragt, für ihre Rechnung Musikinstrumente zu kaufen, wozu sie ihm die nöt’gen Geldbeträge zur Ver fügung teilten. Unter den so gekauften Instru menten befinden sich auch zwei Me’stergeigen, zwar keine Museumstücke, aber immerhin von Wert, die er, da er eine Geschäftsreise unternehmen mußte, Frau Lorenz zur Auf bewahrung übergab, damit sie sie bis zu seiner Rückkehr in Verwahrung nehme

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Page 14 of 40
Date: 07.02.1985
Physical description: 40
lassen werde, brachte wieder Ruhe in das Durcheinander. Inzwischen hatte der Gerichtsdiener den Lorenz vor den Richtertisch geführt. Der Vorsitzende sah ihn scharf an. „Warum wollten Sie denn so plötzlich davon? Erkennen Sie diesen Tabaks beutel als Ihr Eigenum an?“ Aus gesenkten Brauen heraus stiert Lorenz auf die Hand des Richters, der den Beutel hochhebt. „Was geht mich derTabaksbeutel an?“ Da fährt aber der Fellner wie gereizt herum. . „Willst du vielleicht leugnen, daß er dir gehört? Ais

du bei mir gewesen bist, hast ihn mir doch geben, daß ich mir meine Pfeife füllen soll. Hast gesagt, den hätte dir die Mang Benedikta gestrickt. Und ich kann drauf schwören, daß er der gleiche ist.“ „Schwörst halt, wenn du meineidig werden willst!“ fauchte der Lorenz ihn an. „Da wirst schon du zehnmal meinei dig, bis ich es einmal werd. Aber wenn du mir so kommst, dann muß ich halt sagen, was ich mir seit gestern über den ganzen Fall denke.“ Der Vorsitzende ermahnt den Kräuter sammler, rückhaltlos seine Meinung dem Gericht

kundzutun. .Ja, das ist nämlich so“, begann der Fellner. „Ich bin zwar bloß ein einfacher Mensch, aber man macht sich halt so 6 1972 Rounhaimar Varlaasnaua Alfred Förg GmbH & Co. KG, Rotonheim 54 seine Gedanken. Der Winkelrot geht schon ein paar Jahr mit der Silvia, und der Seethaler Lorenz möcht sie auch heiraten. Und da denk ich mir halt, daß der Lorenz den Winkelrot hätte wegräu men wollen, daß er ihm nimmer im Weg ist Und da hat er den Unrechten er wischt. Ich denk auch, daß es der Lorenz

war, der mir den Prügel naufgeschlagen . hat. Wahrscheinlich hat er gemeint, es ist der Winkelrot, der von der Silvia heim geht, aber derweil war es ich. In der Finsternis hat er das nicht erkennen können." Mit kalter Schärfe wendet sich der Vorsitzende an Lorenz. „Was haben Sie dazu zu sagen?“ Kalkweiß im Gesicht, stößt der Lorenz hervor: „Der spinnt ja, der alte Depp! Ich war doch an dem Tag in Eggensteinach auf dem Jahrmarkt! Wie oft muß ich denn das noch sagen?“ „Eben, weil Sie es so oft sagen, fällt dem Gericht

dabei etwas auf. Um welche ' Zeit waren Sie in Eggensteinach?“ Der Lorenz blickte zur Seite. „Ich habe gefragt, wann Sie in Eggen steinach waren?“ „Den ganzen Tag — vormittags schon...“ Der Staatsanwalt war während der letzten Aussagen immer unruhiger ge worden. Ging der Wogenschlag der Er eignisse über ihn hinweg? Er mußte jetzt unbedingt in das Geschehen eingreifen, wenn es nicht über ihn hinweggehen sollte. Langsam erhebt er sich und sagt mit geschäftsmäßiger Kühle: „Ich beantrage die sofortige

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Page 2 of 32
Date: 25.01.1985
Physical description: 32
. Du rauchst ja ein furchtbares Kraut. Erzähl doch, wie war die Sach?“ „Wie das war? Das weiß ich nimmer. Auf einmal hab ich einen Schlag gespürt überm Schädel, dann hab ich nichts mehr gewußt. Bin erst zu mir gekommen in der Stube beim Biederbauem. „Aha“, sagte der Lorenz und stopfte sich nun ebenfalls seine kurze Pfeife. „Wer hat dich denn da hingebracht?“ „Da hast aber einen schönen Tabaks beutel. Wer hat dir denn den gestickt?“ Lorenz lächelte. „Dir kann ich's sagen. Den hab ich von der Mang Benedikta

kriegt. Schon lang her.“ Er nahm dem Alten den Beutel aus der Hand, zog ihn an den Schnüren zu und schob ihn ein. Er hatte ihn einmal auf dem Jahrmarkt in Eggensteinach ge kauft. „Also—wer hat dich auf den Ried gebracht?" „Der Gotthelf hat mich gefunden und hingetragen." „Der Holzwurm? Wie kommt denn der nachts ausgerechnet in den Hohlweg?“ „Wie weißt denn du, daß ich im Hohl weg gelegen bin?“ „Ich? Wie ich das weiß?“ Lorenz zog hastig an seiner Pfeife. „Ja, das hab ich erzählen hören. Weiß bloß

nimmer von wem. Ist ja auch gleich. Die Hauptsach ist, daß du noch lebst Hätt leicht dumm ausgehen können.“ „An mir wär net so viel verloren. Ich war lang genug auf der Welt“ „Sag das nicht, Fellner. Ein jeder lebt gern, und wenn er noch so alt ist. Also behüt dich! Und schau, daß dir nicht wieder ein Prügel auf den Kopf fallt." Der Lorenz lachte dazu wie zu einem guten Witz und stelzte davon. Den Alten aber kroch bei seinem Fortgehen das Mißtrauen noch ärger an als bei seinem Kommen

gerade der Lorenz alle Ursache gehabt hätte, ihm dankbar zu sein, denn vor einem halben Menschenalter war die Seethalerin rat los zu ihm gekommen und hatte ihm geklagt, daß ihr Bübl in argen Krämpfen liege und der Doktor sich keinen rechten Rat mehr wisse. Mit einem selbstgebrauten Saft hatte Fellner dem kleinen Lorenz Seethaler die Glieder massiert, und man hatte ihn in einem Wasser gebadet, das mit sieben erlei Holz zubereitet war. Das war vor mehr als zwanzig Jahren

gewesen, und es war in Vergessenheit geraten wie so vieles. Lambert Fellner hatte sich längst daran gewöhnt, daß man ihn nur den „Heiler“ nannte, wenn man ihn brauch te, sonst aber für einen einfältigen Narr hielt, der im Wald lebte und sich von Pilzen nährte. Lorenz ging unterdessen über den Mooskogel und wollte gerade über die Sandschneise niedersteigen, als er auf der anderen Seite des Berges zwei Män ner herunterkommen sah, die gerade wegs auf die Bruckeralm zugingen. Er erkannte sofort, daß es Gotthelf Winkel rot

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Page 18 of 32
Date: 18.01.1985
Physical description: 32
.“ Und so verfloß wieder eine Stunde. Gotthelf hatte sich der Mutter noch nie so nahe gefühlt wie in dieser Nacht. Die Kuckucksuhr schlug schon zwölf, als er endlich ging. An der Tür drehte er sich noch einmal um. „Dann ist es so“, sagte .er, „daß der Seethaler Lorenz eigentlich mein Halb bruder ist? Hm — sonderbar. Gerade er war immer am meisten gegen mich, und — ich glaube, er wird mir auch ewig Feind bleiben. Du weißt doch, Mutter, es ist Wegen Silvia.“ „Mach keine Dummheiten, Gotthelf.“ Er schüttelte

lachend den Kopf. .Jetzt nicht mehr. Vielleicht ist es gut, daß ich bisher die Wahrheit nicht ge wußt habe. Gute Nacht, Mutter.“ Ganz froh ist ihm jetzt zumute. Und C 1972 Rosenheimor Verlagshaus Alfred Fórg GmbH i Co. KG. Rosenhelm 37 während er in seiner Kammer am Fen ster steht, denkt er über die Waldberge zu Silvia hinüber, die in vielem so sehr seiner Mutter gleicht Silvia hat es weit schwerer zur Zeit. Jeden Sonntag, ja manchmal auch in der Woche, erscheint der Lorenz auf dem An Hosen Anstoß

. Um die Bruckerin schnurrte er herum wie ein Kater im März. Mit den Brüdern spielte er Karten. Nur die Eyi war ihm anfangs nicht recht zugänglich. Mit der Zeit ge wann er aber ihr Vertrauen. Evi war noch juhg, und es schmeichelte ihr, als ihr Lorenz einmal ein seidenes Halstuch mitbrachte. Oberhaupt dachte Lorenz jetzt, o b es nicht gleich besser wäre, noch ein paar Jahre zu warten, bis Evi soweit war, denn jetzt war sie erst sechzehn. Aber der Vater drängte ihn jede Woche mehr, daß er bald heiraten solle

. Durch den Neubau war der Seethalerhof in arge Schulden gekommen. So ließ also Lorenz lustig das Heirats fähnchen flattern, was Silvia zwar nicht beeindruckte, aber doch verwirrte. Al lerdings kam dem Lorenz dabei ein Um stand zu Hilfe, den er mit großer Freude aufgriff und für sich weitgehendst aus nutzte. Auf eine Lüge mehr oder weniger kam es ihm dabei nicht an. Auf dem Riederhof weilte seit einigen Tagen eine junge Frau. Maria Berger war eine Verwandte von Albert Sporer und durch dessen Vermittlung hergekom

men, um sich von einer eben überstan denen Operation zu erholen. Gotthelf hatte sie mit seinem Gespann am Bahn hof in Eggensteinach abgeholt und da bei war ihm am Ortseingang von Pars bruck der Seethaler Lorenz begegnet. Am selben Abend noch ging Lorenz zum Bruckerhof. „Heut hat er eine abgeholt am Bahn hof. Es wird wohl eine alte Bekannt schaft von ihm sein aus der Zeit her, wo er in der Klinik war. Drum ist er auch so oft in die Stadt gefahren. Naja, jetzt hat er’s einfacher, wo er das Pupperl

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Page 18 of 56
Date: 07.05.1991
Physical description: 56
im vergangenen Jahr ei ne Sonderausstellung gewid met hatte. Der Film, für den Johann Wieser, Gäzar von Gar- zoly und Karl Kraus zeichnen, fand dabei die Zustimmung der Versammlungsteilnehmer. „Lorenz, wo bleibst du?“ Südtiroler Volkstheater München in Kurtatsch Kurtatsch — Gekonnt, so gekonnt. daJ3 man zwischendurch eine Nadel im Saal hätte fallen hören. Gekonnt stellt auc/i für spannend, milxinter unterhaltsam, luitzig, ivortverspiclt, ernst und besinnlich. Gekonnt, das steht für das Siidtiroler

Volkstheater München, das am 20. April in Kurtatsch das Stück ..Lorenz, wo bleibst du?“ von Ulla Kling aufgeführt hat. Bozen — In der Sanitäts einheit Mitte-Süd ist kürzlich der Psychologische Dienst, wie vom geltenden Landes gesundheitsplan vorgesehen, neu errichtet worden. Dies machte eine Neuorganisation der psychologischen Tätig keit erforderlich. In die Zu ständigkeit dieses Dienstes fallen die Vorbeuge-, Diagno se-, .Therapie- und Rehabili- tationsbchandlungen bei psychischen Verhaltensstö rungen

zu kommunizieren. „alte Ge schichten“ aufzuarbeiten. Der eine, Lorenz (Luis Kotier), lebt bescheiden auf seinem Hof, der andere, Ambros (Sepp Hof mann), ist zu Reichtum gekom men. Doch während Lorenz mit seinem Leben zufrieden ist, hat Ambros seine persönliche Mitte, seine „Wohlgemutet- heit“ nie gefunden. Lorenz verunglückt, liegt im Koma und spaltet sich symbol haft in Leib und Seele. Im wei teren Verlauf des Stückes tritt er als Geist auf, der mit dem Herrgott, jedenfalls mit einem überirdischen Wesen

, in einen ethisch-moralischen Diskurs tritt. Schließlich kommt es zur Läuterung der beiden Brüder, Lorenz erwacht aus dem Schlaf. Zentraler Punkt der Auffüh rung war die szenische Umset zung der Rolle des Lorenz als Geist. Regisseur Rudi Christo foretti hat das Problem bravou rös gelöst. Christoforetti hat da bei auf die Technik der Panto mime zurückgegriffen. Lorenz tritt, schwarz bekleidet und mit einer schwarzen Wand im Hin tergrund, mit einem weißen Stirnband und weißen Hand schuhen

auf. Es ist eine realisti sche Figur daraus geworden, denn Lorenz verkörpert weni ger den Geist als das Leben. Luis Koller meistert diese sei ne Rolle als „Geist“ weit besser als jene als Bauer. Eine überzeugende Leistung lieferte die Bäuerin Theres (Li sa Kircher), sicherlich die beste Spielerin auf der Bühne, die ohne Kulturschminke und oh ne in übertriebenes Pathos zu fallen ihre Rolle wie aus einem Guß spielte. Auch Ambros hat eine sichere Figur abgegeben. Etwas zu gespielt mit einem Abrutscher in überladene

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Page 15 of 40
Date: 08.05.1990
Physical description: 40
Peter Grutsch (183), Otto Josef Moser (180), Arnold Gatt (176), Arthur Weisenhorn (175), Wilhelm Reinstadler (161), Lorenz Reinstadler (143), Manfred Pinggerea (142), Friedrich Niederegger (121), Ernesto Crazzolara (120), Hugo Ostler (120), Helmut Pinggera (117), Walter Thöni (117). Die 1985 gewählten Gemelnderäle: SVP (14): Josel Hofer (413), Hermann Ortler (226), Otto Moser (206), Karl Hoter (186), Herbert Kassier (185). Wilhelm Relnslaller (169), Mantred Pinggera (159), Josef Angerer (150

), Alfred Schiefer (342), Ulrich Heel (336), Edith Landthaler (293), Franz Ennemoser (282), Josel Gögele (266), Johann Gufler (227), Albin Urner (219), Hubert Verdorfer (200), Johann Gilg (197), Alois Moosmair (186), Kail Winkler (185), Johann Lorenz Haller (184), Josef Pircher (179), Hermann Urner (178), Anton Pichler (178). OC: Carlo Righi (39). Union lär Südtirol: Wolfram Klotz (100). Die 1985 gewählten Gemelnderäle: SVP (19): Matthias Raffi (622), Dr. Konrad Pfitscher (393). Dr. Albin Pixner (339

), Anion Erlacher (253), Richard Agreiter (252), Peler AuBerdorter (234), Josef Molllng (220), Rudolf Danlone (210), Herbert Lauton (208), Peler Mair (193), Bernhard Huber (190). PDU (1): Lorenz Kämmerer (59). ST. MARTIN/P ASSEIER SVP (11): Josef Pichler (767), Sepp Otti (670), Siegfried Egger (236), Hermann Bierbaumer (227), Erich Koller (206), Joset Hermann Pircher (189), Florian Wälder (166), Walter Pichler (157), Rudolf Gögele (157), Franz Franz (156), Luise Grassi (141). Uste für St. Martin

Dissertori (204), Olhmar Vontavon (195), Josef Zwerger (193), Haimo Romani (157). PDU (1): Arthur Dissertori (37, nachgerückt). TRUDEN SVP (12): Franz Pfitscher (209), Josef Stuppner (209), Luis Amplatz (183), Edith Pircher-Epp (111), Johann Gailmetzer (103), Michael Vescoli (91), Joseph Franzelin (89), Lorenz Thaler (84), Giuseppe Ludwig (79), Adolf Epp (78), Michael Pernter (77), Robert Ventir (62). DC (1): Gabriele Tevini (36). Abete (2): Edmund Lanziner (47), Cristina Monsorno (37). Die 1985

gewählten Gemelnderäle: SVP (12) : Luis Amplatz (168), Josef Franzelin (106), Franz Pfitscher (141), Adoll Epp (74). Martin Busin (71), Robert Ventir (86), Anton Jageregger (74), Eduard Haas (nachgerückt), Lorenz Thaler (103), Dr. Johann Gallmetzer (88). Dr. Michael Vescoli (131), Josel Ludig (72). DC (1): Gabriele Tevini (41). Bürgertiste Baum, San Lugano (1): Angelo Oallabona (nachgerückt), Cristina Mornsomo (nachgerückt). TSCHERMS SVP (14): Kart Huber (294), Franz Unterthurner (198), Anna Schönegger

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Page 18 of 20
Date: 12.05.1956
Physical description: 20
er das Paar bei einer Gesangsübung und der Wohl klang ihrer Stimmen zwang Ihn, eine Weile zu lauschen. Als er vortrat, verstummten sie erschrok- ken. Lore erhob sich hastig mit rotem Kopf und eilte an dem Bruder vorbei aus dem Raum. Lorenz fand ein Scherzwort und sein altes, sorgloses Lachen. Doch Arno ließ sich nicht mehr täuschen. Er sagte dem andern mit knappen, aber höflichen Worten, daß er nicht wünsche, den Seelenfrieden seiner Schwester gestört zu sehen. Lorenz ging über diese ernste Mahnung

die Hände um eine Sessellehne, um nicht zu wanken. Arno sah sie besorgt an. „Was Ist dir?" „Nichts, ich — es — es war so heiß heuic!“ stammelte sie verwirrt; „nun tst’s schon vor bei!" Langsam ging sie zu Lorenz hinüber, bllob vor ihm stehen. „Sic müssen wirklich schon gehm? So rasch? Wamm?“ „Die Pflicht ruft!“ lächelte or, beugte sich vor, raunte hastig: „Wir sehen uns bald wieder!“ Allmählich kehrte die Farbe in Lores Wan gen zurück. Als Amo später den Raum ver ließ und sie in Angst die Arme

Nacht verging. Am Morgen stie gen Arno und sein Gast zeitlich zutal. Der Wald schlief noch, ein warmer Windhauch kam von Süden über die Berge und am Him mel standen groß die Sterne. Aus dem Dun kel, das zwischen den alten Stämmen spann, lachte der Kauz. Unsicher im matten Licht des sinkenden Mondes schritt Lorenz hinter seinem Führer her. Trotz der lauen Wärme fröstelte er, hatte die Hände in den Taschen seines Pelzes vergraben, den Kragen hoch gestellt und blinzelte unausgeschlafen mit schweren

”. Literarischer Verlag, Westendorf-Tirol (Nachdruck verboten) gen Genießer, der mürrisch hinter ihm tal wärts stapfte. Einmal blieb Arno stehen, wies nach Osten, wo brennendes Rot den Horizont säumte: „Die Sonne geht auf!“ Peter Lorenz hob den müden Blick. „Höch ste Zeit! Ich sehe den Weg kaum bei dieser verdammten Dämmerung. Man könnte siel) den Hals brechen!" Sie schritten weiter. Ehe sie den Ort er reichten, kam ihnen eine schlanke Frau ent gegen, in Jägertracht, mit Breeches übet hohen Schnürstiefeln

, die Waffe au! der Schulter, den Hund zur Seite. Gero, der wie stets seinem Herrn folgte, wedelte freund lich. Arno trat zur Seite, zog stumm den Hut. Ein Kopfnicken dankte ihm, dann streifte ein rascher Blick aus dunklen Augen den Sänger, der gleichfalls grüßte. Als sie weitergingen, fragte Lorenz: „Wer war die Dame?“ und das heisere helle Quarren der Dohlen klang wild und einsam über das Land. Ein heller Ruf ließ ihn den Kopf wenden. Auf einem Buchenstamm der grau und mor- schcnd mitten im Wald lag

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Page 24 of 24
Date: 28.03.1975
Physical description: 24
für den 2. April eine neue Ver handlungsrunde am Sitz des Arbeitsministe riums vereinbart, worauf der Streikbeschluß zurückgezogen wurde. von Lorenz melden sich Flugblätter mit Details über Lorenz und Spottlied auf die Polizei in Berlin verbreitet Berlin — Auf den Tag genau vier Wochen nach der Entführung von Peter Lorenz haben sich gestern die Entführer des Anfang März freigelassenen Berliner CDU-Vorsitzenden wieder zu Wort gemeldet. In mehreren Berliner Bezirken wur den in der Nacht in Hausfluren

und Telephonzellen Dutzende von Lose-Blatt- Sammlungen entdeckt, in denen auf zehn Seiten Angehörige der „Bewegung 2. Juni“ „Die Entführung aus unserer Sicht...“ darstellen und gleichzeitig die Polizei ver spotten. Der Leiter der Lorenz-Sonderkommission der Berliner Polizei, Kriminal direktor Manfred Kittlaus, meinte, „eigene Punkte“ in den Flugblättern könnten für die Ermittlungen der Polizei von Bedeutung sein. Die erste Seite der Flugblätter zeigt das bekannte Bild, auf dem Lorenz im Gewahrsam

. Es wird dafür Sorge getragen, daß diese Vorlage int Parlament mit Dringlichkeitsstufe behandelt und ver abschiedet wird. In der gleichen Mini- sterratssitzung wurde der allgemeine Be richt über die Wirtschaftslage des Lan des im lanre 1974 genehmigt, der die Unterschrift des Schatz- und des Haus haltsministers trägt und am morgigen Samstag dem Parlament vorgelegt wird. kein „Haufen von Leuten, die nach dem Motto ,Je schlimmer, desto besser’ wahl los dräufschlagcn“. Zur Begründung, warum ■ sie Lorenz

entführten, schreiben die Verfasser un ter anderem, sie seien der Meinung, „daß Worte und verbale Forderungen nichts nützen, um das, was in diesem Lande falsch läuft, zu verändern. Stadtguerilla bedeutet Phantasie und Tatkraft... auch wir sind listig, das heißt, wir schlagen nicht wild um uns, sondern schätzen unsere Möglichkeiten realistisch ein, um dann zu handeln ... nur deshalb ist die Lorenz-Entführung eine .perfekte' Aktion gewesen. Wir sind keine Phan tome und auch nicht .krankhaft genial

’, wie Parteien, Presse und Polizei sich und der Bevölkerung einreden wollen Auf drei Seiten entwerfen die Entfüh rer dann ein Porträt von Peter Lorenz aus ihrer Sicht und drucken Bitlbricfe an ihn ab. Als Beweis für die Echtheit der Flugblätter wertet die Polizei unter anderem das Faksimile eines Wahl- kampfspendenschecks von der großen Berliner Bauträger- und Sanierungsgescll- schaft „Klingbeilgruppe“ für die CDU. Die Entführer zitieren „einige geheime Informationen", die l.orcnz bei sich ge führt

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Page 4 of 16
Date: 13.07.1978
Physical description: 16
und ohne Enttäuschung das Wort geredet. Im Sin ne unseres Themas würde ich von einer streßlosen Erziehung sprechen, die nur Verweichlichung und l.ebensuntüchtig- keit produziert. Der bekannte Vcrhaltcnsforschcr Kou- rad Lorenz hat uns in einem seiner Bücher. -Die acht Todsünden der zivili sierten Menschheit“, Denkanstöße gege ben, die w’ir mit wachen Augen lesen sollten. In einem Kapitel beschäftigt er sich eingehend mit der Lust- und Un lustökonomie von Mensch und Tier. Er geht davon aus, daß schon in grauer

Vorzeit die Weisen der Menschheit ganz richtig erkannt hatten, daß cs für den Menschen keineswegs gut ist, wenn er in seinem instinktiven Streben nach Lust- gewinn und Unlustvcrmcidung allzu er folgreich ist. Lorenz geht von Ticrbei- spielcn aus und erklärt, daß Tiere, die nicht gelernt haben. Opfer zu bringen. Arbeit zu leisten und Gefahren auf sich zu nehmen, in Krisensituationen zugrun de gehen, weil sie vor der Unlust-Barrie re kapitulieren. Ein Raubtier — beispiels weise der Wolf — muß gelernt

haben, mit Risiken und Gefahren fertig zu wer den, um im Ernstfall nicht verhungern zu müssen und alles auf eine Karte set zen zu können. Das Überleben erfordert eine harte Schule. Lorenz glaubt, daß in der Zeit, als der Großteil der Instink te programmiert wurde, unsere Vorfah ren nicht nach „Härten des Daseins“ in „mannhafter und ritterlicher Weise zu suchen hatten“, denn sic drängten sich ihnen täglich auf. Damals sei die Un lustvermeidung sinnvoll gewesen, weil sich der Mensch ohnehin ständig

mit Utilustproblcmen auseinanderzusetzen hatte. Das Prinzip der Reaktionsträg heit, das sich unter den Lebensbedin gungen der Zivilisation entwickelte, ha bc aber die Ausgeglichenheil der Lttst- Unlust-ökonomie geradezu lebcnsbedroh- lich verändert. Schon in alten Zeiten hätten es hochentwickelte Kulturen ver standen, alle unlustbringenden Rcizsitua- tionen zu vermeiden, was zu einer ge fährlichen, wahrscheinlich sogar oft zum Untergang einer Kultur führenden Ver weichlichung geführt habe. Wörtlich schreibt Lorenz

. Aus einer Reihe von Gründen führt dies zu deletä ren Folgen.“ Die Folgen, die Lorenz beschreibt, will ich kurz zusammenfassen-. „Der Mensch verliert die Fähigkeit, seine Arbeit in sol che Unternehmungen zu investieren, die ihm erst in der späteren Folge einen Lustgewinn versprechen"; der Mensch entwickelt ein ungeduldiges Verlangen nach sofortiger Befriedigung aller aufkei menden Wünsche. Die Kriminalitätssta tistik [ugendlicher zeigt in erschrecken dem Maße das Ansteigen des Dicbstahl- deliktes. Sowohl

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Page 22 of 56
Date: 07.12.1996
Physical description: 56
ihr Beschwer den. Lorenz stellte sich ihr in aller Form vor und bat sie, für kurze Zeit an seinem Tisch Platz zu nehmen, da er mit ihr über eine wichtige Angelegenheit zu sprechen habe. Signora Dona tello erhob sich ächzend, ohne beim Aufstehen an Größe zu- zünehmen und folgte ihm ein wenig mißtrauisch. Sie be grüßte Elisabeth huldvoll und nahm auf einem der winzigen Stühle Platz, die, weder für ihre Formen noch für ihr Gewicht bestimmt, die Last dennoch tapfer trugen. Lorenz begann damit, daß er gehört

habe, Sig nora Donatello beabsichtige, ihre Cafeteria zu verpachten oder zu verkaufen. „Das ist nicht ganz unrichtig, Signore...“, antwortete sie, oh ne ihr Erstaunen zu verbeigen. Sie maß Elisabeth und Lorenz mit Blicken ab, als schätze sie beide in ihren Fähigkeiten, eine Cafeteria zu führen, nicht sehr hoch ein, wenn es ihnen auch an den Mitteln, das Geschäft zu übernehmen, nicht zu fehlen schien. Allein der Schmuck, den Elisabeth trug, konnte im ponieren, wenn er das war, was er zu sein vorgab

vielsagend gegen den Zeigefinger. „Und das nun wiederum ist der Punkt“, fiel Lorenz ein, „über den ich mit Ihnen spre chen wollte. Ich habe nämlich eine alte Verpflichtung gegen Nonno Anseimo, den Sie wohl auch gekannt haben. Der alte Mann hat mir einmal vor langen Jahren das Leben gerettet...“ „Zum erstenmal, daß ich da von höre!“ rief sie überrascht und rückte mit ihrem Stuhl nä her heran. „Ich habe da etwas gutzu machen“ , sagte Lorenz und ver suchte, über den kritischen Punkt rasch und elegant

hin- wegzükommen, „und da ich es an Nonno Anseimo nicht mehr tim kann, weil er tot ist, möchte ich es den Cosinis zugute kom men lassen.“ „Welch ein- Edelmut!“ rief Signora Donatello und betupfte gerührt ihre Augen mit einem schwarz umränderten Tüchel chen, das sie aus der Tiefe ihres Busens hervorzauberte. Lorenz erkundigte sich nach der Höhe der Pachtsumme, die sie von Pietro Cosini verlangt hätte. Sie zögerte einen Augenblick mit der Antwort. Die Gelegenheit zu einem bedeutend vorteilhaf teren Abschluß

schien gekom men zu sein, aber dann siegte bei ihr dodi die Überlegung, daß dieser fremde Cavaliere die Unterredung nicht herbeige führt hatte, ohne mit Anna Co sini vorher darüber gesprochen zu haben. So erklärte sie, also, daß sie eine halbe Million Lire als Jahrespacht und die gleiche Summe als einmalige Ablösung gefordert habe und nicht be absichtige, auch nur um einen soldo von dieser Forderung her unterzugehen. Lorenz erbot sich, ihr die Pacht für ein Jahr sofort auszuzahlen. Und er ver

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Page 8 of 56
Date: 21.09.1996
Physical description: 56
wollen, dann werden wir uns wohl ein Zelt kaufen müssen, Liebling“, sagte Elisa beth ein wenig verzagt. Lorenz war es gelungen, sich hinter einen Omnibus zu klem men, dem er in geringem Ab stand folgte. Es war ein deut scher Bus mit einer Fracht zu meist junger Frauen, deren Ge sichtern man die Blässe eines langen Arbeitsjahres und den Erlebnishunger kurzer Ur laubstage ansah. Das deutsche Kennzeichen an dem silber grauen Kabrio gab Anlaß zu Begrüßungen von einer Heftig keit, als begegneten sich zwei Expeditionen

mit flacher Kuppel auf. Gargnano! Aber gleichzeitig mit dem Kabrio verlangsamte auch der Bus sei ne Fahrt und bog links ein, wo eine Straße zum See abzweigte und zwischen blühenden Mau ern und Villengärten zur Piazza Feltrinelli, dem Mittelpunkt des Ortes, führte. Elisabeth sah Lorenz von der Seite an. Er kletterte etwas steifbeinig aus dem Wagen und verschwand im Foyer des Hotels „Àquila d’oro“. Und Elisabeth hatte zehn Minuten lang Gelegenheit, die Piazza Feltrinelli, die Bo genhalle des Municipio

di Gargnano, das Hafenbecken des Porto nuovo mit ein paar darin schaukelnden Segelbo ten, die Ankunft des Motor schiffes „Verona“ am Kai und die Hafenpromenade mit der Doppelreihe kugelig gestutzter Orangenbäumchen zu bewun dern. Dann kam Lorenz wieder zurück, aber merklich kleiner, als er gegangen war. „Voll bis zum Dach! “ knurrte er und klemmte sich wieder hinter das Steuer, „ausverkauft bis in den September. - Mo derne Toiletten, gutes Essen und zivile Preise... “, er brach in ein unmotiviertes

in Bonbonfarben: tanzende Sylphiden in dufti gem Schleiergewändem. Elis abeth machte nach einem flüchtigen Blick auf das Kunst werk ein Gesicht, als hätte sie ein angebrütetes Ei aufge klopft. „Noch ist es Zeit weiterzu fahren...“, sagte Lorenz lie benswürdig, „in Gardone fin den wir bestimmt ein gutes Ho- te.“ „Ich bin nicht anspruchsvoll. Und das Bild... nun, schließlich wird es ja einmal Nacht.“ Es war ein Privathaus, in dem sie Unterkunft gefunden hat ten. Vier Familien wohnten darin. Im Augenblick

waren es vier Frauen mit unglaublich vielen Kindern aller Altersstu fen. Die Männer, allesamt In genieure, waren sommrs über im Straßenbau beschäftigt. Die Frauen verschafften sich durch die Vermietung ihrer Ehebetten willkommene Nebeneinnah men, denn die Verdienste der Männer waren nicht überwäl tigend hoch. Lorenz erfuhr alle diese Dinge von Signora Del- larossa in den wenigen Minu ten, in denen sie ihnen das Zim mer zeigte und die Schlüssel übergab. Elisabeth folgte dem Wortschwall mti

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