stand ein behäbiger, properer Kinderwagen, festlich hergerichtet, wie zu erster Ausfahrt. Ueber dem gebauschten Bettlein eine weißgestickte Decke, blau unterlegt, zarte Spitzenvorhänge mit blauen Seidenmaschen zurückgehalten. Es war zwar der alte Wagen, nur neu ge strichen, doch so kritisch sind diese gläubigen Kinderaugen nicht. Die zwei Kleineren um tanzten jubelnd die Wiege, in der sie selbst vor nicht zu langer Zeit noch gelegen hatten. Die Große legte die Hände auf den Fahr griff, ganz
verträumt, ganz andächtig. Sie war noch nicht dreizehn, aber schon eine kleine, unbewußte Mutter. „Wenns nur schon glücklich drinnen läge.' Doch auf der blau schimmernden Decke lag ein Zettel. Der Bub sah ihn zuerst. — „Ha! Ein Brief vom Christkindl!' Ja. ja, bas kann nur ein Brief vom Christkindl sein, so schön von Vergißmeinnicht und Engels köpfchen umrahmt. Ich mußte mich setzen und feierlich vorlesen, die beiden Kleinen schmieg ten sich mir zu Seiten, die Große stand noch beim Kinderwagen, den Kopf
ein wenig ge neigt, ganz auf eine frohe Botschaft lauschend. Der Vater aber sah in den Kerzenschimmer, mitten hinein, darum wohl leuchteten seine Augen so, ganz klar und hell waren sie. wie eine einzige Freude. — Und meine Stimme zitterte ein wenig beim Lesen. „Liebe Kinder alle drei! Euch will ich heute etwas ganz Besonderes bringen. Das heißt, ihr müßt noch etwas Geduld haben, ich habe es an diesem Abend nicht mehr zwingen können und Hab euch vorderhand nur einmal den Wagen ins Haus gestellt
, lebendige, wirkliche Püppchenl Aber wie ich mein liebes Kleeblatt kenne, ihr seid gewiß hoch zufrieden, und habt auch Ursache, zufrieden zu sein. Ein Himmeskind bekom men nur ganz wenige als Weihnachtsgeschenk, heuer habe ich einmal euch vorgemerkt. Und nun grüß ich euch liebe Kinder und eure guten Eltern, auf recht baldiges Wiedersehn! Das Christkind.' Das war ein Jubel, «in reiches Beschenkt- fcin, voll neuer Erwartung! Ich selber mußte die bescheidenen Gaben hervorsuchen und sie den Kindern aufdrän
gen. Der Bub meinte: „Ja, ja, ist ganz recht so, die Abzugbilder heb« ich auf. bis mein Bruder kommt, dem zeig ich's dann, wie man tut, er wird noch ein bisserl dolpatschig sein!' Und die Jüngste sagte: „Ach. der neue Kamm ist mir für die alte Puppe zu schade, damit kämm ich mein Schwesterchen, das wird schöne, blonde Locken haben!' Die Große, wissende, lächelte nachsichtig über so viel kindliche Einfalt. — Di« Stunden ver flossen und doch hielt die wunderlich schöne Weihnachtsstimmung noch immer