Der Dorfkaiser Vinzenz Karbon , seit 1980 Oberhaupt der Gemeinde Kastelruth ist gestern unerwaHet gestorben. Er war die Verkörperung des selbstbewussten Südtiroler Bürgermeistertums. Ein Na ch ruf von Flona n Kronbichler. E s stellt dieser Zeitung an, die traurige Nachricht vom Tod des Bürgermeis ters Vinzenz Karbon mit einem Eingeständnis zu eröffnen. Ernst gemeint, aber im Ton ein bis schen sich vergreifend, wurde vor einigen Jahren an dieser Stel le mit Südtirols „Dorfkaisern“ abgerechnet
. Als Kaiser der Kai ser wurde damals Bürgermeister Karbon vorgeführt, und wie es halt so passiert: Nicht alles, was geschrieben wurde, war belegt. Karbon, sonst beileibe nicht weh leidig, klagte auf Ehrenrührung, bekam Recht und ließ die Zeitung dafür heftig bluten. „Damit Sie sich’s merken“, sagte er damals, aber den Titel „Dorf kaiser", von den Rechtsanwälten ebenfalls in die Kategorie der eh renbeleidigenden Attribute einge reiht, ließ Vinzenz Karbon sich ausdiiieklieh gefallen. „Bei der Wahrheit
müssen Sie bleiben“, pflegte er zu sagen, „wie Sie mich dann heißen, ist mir wurscht“. Für die Nehmerqualität gibt’s ei nen weiteren Beweis. Als der Chefredakteur einer anderen Zei tung einmal seinen Fotografen an wies, das Fotoarchiv mit aktuellen Fotos aller Südtiroler Bürgermeister aufzufiischen, kam zufällig Vinzenz Karbon in der Re daktion zuwege. Er höi-te den Dienstauftrag mit und scherzte: „Da komm ich also grad zurecht“. Der Chefredakteur, ebenso schlagfertig, konterte: „Nicht not wendig
, wenn wir den Bürgermeister von Kastelruth brauchen, nehmen wir das Foto von einem Bagger.“ Der solchermaßen Verunglimpfte nahm’s mit Humor. Emirfand es ein klein wenig sogar als Kompli ment, darf unterstellt werden. Vinzenz Karbon war nicht belei digbar. Damit sei nicht gesagt, er habe nicht Stil gehabt. Oh, beilei be! Sich mit Beleidigungen aufzu- haltcn, entsprach nur nicht seinem überdurchschnittlich ausgepräg ten Sinn fürs Wesentliche. „Wo käm ich denn hin, wenn ich belei digt auch noch wäre
in Völs einmal absehen)? Ein Bauer, der auch wie einer aussieht Ein Erb hofbauer. Und der sein Bauersein nicht ablegt, wenn er in Bozen aus der Tiefgarage auf den Landhaus platz heraustritt Nenne einer ei nen „Dorfkaiser“, dem Herkunft und Amtsverständnis so in die Physiognomie geschossen sind, wie as bei Vinzenz Karbon der Fall war: diaser Schädel! Ein Charak tergebirge, wie es einem sonst nur noch vom legendären Tiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer in Erinnei-ung ist. Ges tüt und Gang