, indem wir ihm zu billigen, daß es für ihn nicht gerade leicht ge wesen wäre, die Verteilung zu verweigern. Hat Herr Zessinger doch zwei Brotgeber, die eine gewisse Verwandtschaft miteinander kaum ab zuleugnen versuchen werden: eben den Turn verein und den Stadtmagistrat. Diese Ver wandtschaft zeigte sich wiederholt, wenn der Turnverein Feste feierte, an denen die Bürger schüler „freiwillig' mittaten: auch wohl darin, daß in der Vereinsleitung Namen vertreten sind, die in den Magistratskanzleien nicht un bekannt
sind. Wir haben gerade gelegentlich solcher Fe ste wiederholt betont, daß es eine Ungehörig - keit sei, die Schulkinder vor den Karren eines Partei-Vereins zu spannen. Darauf gab man uns die Antwort: der Bozner Turnverein ist neutral, betreibt das Turnen und sonst gar nichts, weshalb jedermann mittun könne, ohne in seiner Gesinnung beleidigt zu werden. Wir wissen sehr wohl, daß viele beim Turnverein sind, die solchen Beteuerungen glaubten und die es weit von sich weisen würden, mit „Los von Rom'-Bestrebungen
in Berührung gebracht zu werden. Diesen wirklich neutralen Mitgliedern wird die Vereinsleitung wohl eine Aufklärung geben müssen und wir hoffen, sie werden sich nicht mit einer ähnlichen Darstellung beschwich tigen lassen, mit der sich Herr Zessinger für sei ne Person zu entschuldigen sucht: es ist nur ein Verstoß, wir haben nicht gewußt, was im Büch lein steht. Es hat aber auch die breite Öffentlichkeit ein Interesse daran, sich mit diesem sozusagen „kommunalen' Turnverein zu beschäftigen. Ist o- schon
? Man wäre versucht, Gleiches mit Gleichem zu vergelten und z. B. die „Keuschheit' des Reformators Hein rich Vlil. und anderer zu erwähnen. Doch ich folge dem Büchlein auf diesem Wege nicht, im Interesse des Burgfriedens nicht. Der Bozner Turnverein hätte aber auch den Burg frieden wahren sollen. Dieses Verlangen wäre umso gerechtfertigter gewesen, als er zu NA aus Katholiken und zwar zum großen Teil überzeugten Katholiken besteht. Als Muster hätten ihm die reichsdeutschen Protestanten die nen
können, die das Reformationsjubiläum 1917 fast ohne jeden Mißton gegenüber ihren katholischen Volksgenossen feierten. Die han delten damit deutsch, der Bozner Turnverein aber zeigt durch Verteilung einer solch niedri gen Hetzschrift unter die kritiklose Jugend, daß ihm nicht das Wohl des deutschen Volkes am Herzen lieat. sondern verletzende Hetze und ka tholikenseindliche freisinnige Propagandamache- rei. Und wenn er noch mit offenem Msier kämpfen würde und offen erklärte: Wir sind nicht neutral, wir sind ein freisinniger Kampf