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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 6 of 8
Date: 11.04.1916
Physical description: 8
, Aogger Brotpt Z Teigwa Karloff Kartofs 4 Kaffee. Staubz Raffini GrieSzi Zucker Zentrij Würfe g Tirols Tirolc Kochbi Kochbi Käse l Halb-< Schni j86 endlich eine ruhige Stunde haben. Das macht wohl, weil unsere Herzen so voll sind, das; wir nicht wissen, womit wir beginnen sollen, nicht wahr?' Sie senkte die Augen und nickte. „Ja. Hasso. Und man fürchte: sich fast, seinen Ce danken Worte zu geben.' Er armele tief auf. „Nein, Rose, das ist es bei mir nicht. Was mich zum Schweigen brachte

, war ein Gedanke, der mir das Herz so bewegte, daß ich ihn nicht gleich in Worte fas sen tonnte. Aber jetzt will ich es tun, Rose. Die Mi nuten sind kostbar, man darf nicht eine vergeuden. Ich habe einen Wunsch auf dem Herzen, Rofe — eine Bitte. In den letzten Tagen, seil meiner Mutter Tod, habe ich mich in banger Sorge gefragt' ÄlZas soll nun mit Rose welden — und was mir Faltenried, wenn Rose hier sor: müßte Che der Krieg kam, mußte ich mir sagen: Du kannst mir Rose nichl mehr wie bisher in Fallenried

zusammenleben, nun die Mutler tot ist. — Hast du auch darüber nachdenken müssen, Rose?' Sie atmete rief >auf, ohne die Augen zu ihm zu erheben. Etwas Hilfloses, das er sonst nicht an ihr kannte, lag übel ibrem Wesen und rührte ihn. „Ja. Hasso, ich habe daran gedacht und mir auch gesagt, das; es so nicht bleiben kann. Ich wußte nur noch nicht, wohin ich mich wenden sollte. Aber ich dachte daran, mir eine Stellung zu suchen. Ich habe mancherlei gelernt und bin gesund und kräftig, daß ich mir mein Brot

verdienen kann.' „Daran hasr du gedachl?' fragte er außer sich. Sie hob den Blick. ..Etwas anderes wird mir doch nicht übrig blei ben, Hasso. Aber jetzt, da du in den Krieg gehst, bleibe ich natürlich in Falkenried und verwalte es dir in Treue, bis du heimkehrst. Durch diesen schrecklichen Krieg ist ja -diese Frage vorläufig gelöst, nicht wahr?' „Ja, Rose — aber nur für den Fall, dich ich .zu rückkehre. Solange ich am Leben bin, bis du hier in Falkenried rvobl ausgehoben. Aber — wenn ich nun jaüe 187

Sie zuckte zusammen, senkte das Haupt und preßte die Hände wie im Krampf ineinander. „Das wolle Gott verhüten,' sagte sie mit verhol lener. tonloser Stimme. Er legle seine Hand auf die ihre. „Man muß damit rechnen. Rose. Ich tue es je denfalls. Und ich will dich auf alle Fälle in gesicher ten Verhälinissen zurücklassen, auch auf den Fall mei nes Todes.' Sie konnle nichl aniworten. Und so fuhr er forn ,,^ch bin nun endlich auf einen Ausweg gekom men. Rose, den ich für den natürlichsten und verstän digsten

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 5 of 8
Date: 03.07.1917
Physical description: 8
. Eines aber kann heute schon gesagt i werden, daß die Kriegsanleiheversicherung sich , als ein Volksbedürfnis erwiesen hat. .Irrwege der Liebe.' Roman. 8 Aber es stand sonst hier eine Bank im Wasser, die die Waschfrauen benutzten, wenn sie ihre Wäsche im Flusse spülten. Die Bank war fort. Irgend jemand hatte sie entwendet. Ratlos sah Rose ihren Begleiter an. „Was machen wir nun? Bis zur Brücke ist es doch sehr weit, — Vater wird brummen, wenn ich gar so spät nach Hause komme.' Er sah sie mit warmen Blicken

an und lächelte. „Ich trag' dich halt hinüber, Rose. Es wäre ja nicht das erste Mal.' Nein, es war nicht das erste Mal! Oft genug hatte er sie über den Bach getragen, aus purem Uebermut, nur weil es ihr Spaß gemacht hatte. Aber heut' — sie sah verlegen in sein Gesicht und senkte den Blick. „Ich nehme dich in den Arm,' sagte Josef gepreßt, aber so bestimmt, daß sie nicht nein sagen konnte. Sein Wille beherrschte den ihren, wie schon so oft. Er hob sie auf, erfüllt von dem Glücksempfinden

: Nun habe ich sie doch in meinem Arme? „Halt dich fest. Rose! So — lege deine Arme um meinen Nacken.' Sie tat ihm den Gefallen und klammerte sich sest an ihn an. Sie hatte wie immer das Gefühl der Ruhe, des Geborgenfeins durch ihn, den sie stets wie einen Bruder behandelt hatte. Darüber ging ihr das Pein liche des Augenblicks verloren. Und Joses? Wonnige Glücksschauer durchriesel ten ihn. Behutsam trug er das Mädchen, suchte die engste Stelle des Baches und sprang mit sicherem Satz hinüber. Nein, es war nicht das erste Mal

, daß er Rose über den Bach getragen, aber beide fühlten es, — es war anders als sonst. Eine Macht, die stärker war, als Menschenwille, stand zwischen ihnen. Rose empfand sie an dem wilden Pochen ihres Herzens — und Josef? Die Welt um ihn vergessend, drückte er einen Kuß auf Roseus Haar. 5 Joses stieß die Tür auf, die in die Hütte führte. Ein dunkler Raum ward sichtbar, in den einige Lehm stufen hinabführten. Leichtfüßig sprang Rose herunter, sah sich in dem kahlen Räume neugierig um und rief in gemachtem

wa ren. hatte Rose bereits alle Befangenheit verloren. Sie ging fröhlichen Herzens neben Josef her und freute sich des glänzenden Morgens. Sie kamen zum Hochwald : da blieb sie mit einem frohen Aufschrei stehen: „Sieh nur, Josef. — o wie schön!' Ein Heckenstrauch hatte seine duftenden Knospen der Sonne geöffnet. Rosenrote Sterne leuchteten aus dem glänzenden Blattgrün. Vorsichtig brach Rose eine Blüte von den dornigen Zweigen, steckte sie an ihr Mieder und pflückte eine zweite für Josefs Knopfloch

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 3 of 4
Date: 11.08.1917
Physical description: 4
zum Schlage aus. Da stand Josef auf und reichte Rose die Hand. Sie legte ihre weißen Finger in seine seste Männerhand, und es ging wie ein elektrischer Funke von einem zum andern, daß keines Worte fand zum Abschied. Jeder dachte nur. Muß es denn sein, daß wir uns trennen? Eines fühlte des anderen Beben und beide sahen sich zu gleicher Zeit in die Augen. . . . Willenlos, in süßer Betäubung lehnte Rose plötzlich an Josefs Brust. Zur rechten Zeit kratzte Lord an der Tür. Da rich tete sich Rose auf, strich

langsam über ihr schönes Haar und sagte tonlos: „Mein Gott!' . Ihr Ehering blitzte gleißend auf, sie hielt die Augen Itarr darauf gerichtet und ihre Wangen brannten. Josef riß sie an sich, wild und stürmisch, und fragte: „Ist es dir leid. Rose, daß wir uns lieben?' „Nein — nein — aber ich bin ja nicht frei ich darf dich nun niemals mehr wiedersehen!' Sie wand sich aus seinen Armen und verließ rasch das Zimmer. „Sie liebt mich!' In die Weld hätte er es hinaus schreien mögen, jubelnd vor Glück

. Zwar sagte er sich immer wieder, daß Rose ja noch die Frau eines anderen war: allein er hoffte, daß ein glücklicher Zufall ihm zu Hilfe kommen werde. Der Ba ron hatte seine Frau verlassen, böswillig verlassen und trieb sich in fremden Ländern und fernen Erdteilen herum. Vielleicht war er schon verdorben und gestorben. Auch mit seiner Mu-tter sprach Josef über seine Hoff nungen und sie hörte ihm lächelnd zu. Auch sie glaubte, was sie wünschte. „Es ist ein Glück,' sagte Josef, „daß meine Ernen nung

mich so rasch zurückgeführt hat.' 141 Und dann erging sich Tante Josefa in Erinnerun gen, erzählte von dem Tag:, der ihr den elternlosen Josef geschenkt: von ihrer Liebe, von ihrer Sorge um ihn, kam so ins Vergessen und erzählte auch von jener Stunde, in der sie Joses das Wort abgenommen oben auf dem Hügel, das Wort, Rose dem andern zu lassen. Rose hörte es mit tiefem Schreck. Wie ein jähes Erwachen kam es über sie. ihr Leben stand plötzlich im grellen Licht der Erkenntnis vor ihr. In diesem Lichte sah

sie deutlich sich selbst und Josef — sah es, daß sie zu sammengehörten als zwei sich innig ergänzende Na turen. Ihr wurde auf einmal das Benehmen Josefs klar, sein plötzlich so abstoßendes Wesen — seine Derbheit vor dem Forsthause im Walde — damals war sie noch — Braut . . . Rose brauste es in den Ohren, quälende Gedanken stiegen in ihr auf. Sie lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen. „Du bist müde. Kind' — sagte Frau Josefa, küßte sie und ging. In dieser Nacht lag Rose lange schlaflos in ihrem Bett

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 3 of 4
Date: 11.03.1916
Physical description: 4
sind vor kaum fünf Minuten fortgefahren.' Nataschia machte ein. ganz betrübtes, enttäuschtes Gesicht. ..Ach, wie schade — da habe ich mich doch verspätet. Wir haben uns verfehlr. Wissen Sie, wohin sich die Herrschaften begeben haben ? ' Riemer entging der lauernde Ausdruck ihrer Augen. ..Rein, gnädiges Fräulein, ich glaube aber, die Herrschaften wollten einen Besuch machen.' Nataschka stand wie unschlüssig. 85, „Aber was tun wir nun mit Rose, solange wir bei den Damen von Kowalski) zum Tee sind. Mama

?' fragte Hasso. jetzt erst daran denkend, daß Rose sie nicht begleiten konnte. Frau von Falkenried sah Rose unschlüssig an. „Ja, richtig, Rose, was tnn wir mit dir?' Rose hatte allerdings angenommen, daß sie Mut ter und Sohn begleiten würde und hatte sich vor diesem Besuch nicht wenig gefürchtet. Da Hasso jedoch ganz vergessen hatte. Rose bei den Kowalskri'schen Damen zu erwähnen, war diese auch nicht eingeladen, und unge laden konnte sie nicht mitgehen. Jedenfalls war sie im Innern froh darüber

. Sie traute sich noch nicht die Kraft zu, Nataschka ruhig zu begegnen. „Ich kann vielleicht inzwischen noch einiges besor gen. Tante Helene.' schlug sie vor. Die alte Dame überlegte. „Das sehe ich eigentlich nicht gerne, Rose. Du kannst das nicht gm allein tun. bist hier zu unbekannt. Höchstens die Bäckereien für den Christbaum könntest du besorgen. Ich sah. als wir hierherfuhren. nur we nige Häuser von Hassos Wohnung entfernt eine große Zuckerbäckerei. Da könntest du allenfalls hingehen uud hättest

immerhin eine gute halbe Stunde damit zu tun.' ..Und die übrige Zeit machst du es dir hier bei mir bequem. Rose. Riemer kann dir Tee bereiten, und wenn du dich langweilst, da findest du drüben in mei nem Arbeitszimmer Bücher und Zeitungen. Wir kom men auf dem Wege nach dem Hotel doch hier vorbei nnd holen dich dann ab. Ist dir das recht so?' Rose nickte. „Gewiß, Hasso. Ich gehe dann jetzt gleich in das Zuckerbäckergeschäft.' „Wirst du es finden, Rose?' „O ja, ich habe es auch gesehen, als wir vorüber

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 5 of 8
Date: 09.08.1917
Physical description: 8
des Benefizial- rschts, der Patronate, des Baues der Kirchen und Pfarrgebäude, des Ordinationstitels wird sich daher durch den neuen Kodex keine Abän derung für Oesterreich ergeben. Abt Eugen Notz von Mehreren» gestorben. Am 4. August starb im Zisterzienserstiste Meh- » eG, der Liebe.' Roman. 136 Der Tag verran und als die Abendschatten hernie dersanken, da hob Rose ihr tränenfeuchtes Gesicht zu Josefa auf: „Nimm mich mit, nach Haufe!' Frau Josefa zuckte zusammen. Aus ihren Augen sprach ein großes Leid

: „Wir haben kein Heim mehr, Rose!' Leise, müde kam es von ihren Lippen. Kein Heim — plötzlich erfaßte Rose die volle Be deutung der Worte. „Kein Heim?' schrie sie auf: ihr Körper schüttelte sich im Krämpfe ungeweinter Tränen. Frau Josefa nahm sie in ihre Arme: „Wir müssen uns ein neues Heim schaffen, Rose. Die alte Wohnung ist bereits von anderen Menschen be zogen. Jedes Ding will seine Ordnung und sein Recht. Dieses Recht fragt nicht nach Tod, fragt nicht nach Leid : es geht seinen Weg und blickt nicht nach rechts

noch links ' Ein Zittern ging noch immer durch Roses Glieder, aber sie bezwang sich. Sie wollte stark sein: ..Erzähl' mir von zu Hause.' bat sie. „Was macht der Hannes und die Suse, sind sie noch immer bös mit einander ?' „Der Dorfschmied will die Suse heiraten, der Han nes mag sie nicht mehr.' „So, so,' sagte Rose, wälzte aber bereits eine an dere Frage durch ihren Kopf, scheute sich, sie auszuspre chen und tat es schließlich doch: „Was macht Josef?' „In Ungarn ist er: er hat sich versetzen lassen

.' Rose sagte darauf lange Zeit kein Wort. Auch Frau Josefa schwieg. Beider Gedanken gingen einem Ziele zu: Josef. Endlich fing Rose wieder an: „Mama will nach dem Süden. Ich soll mitgehen: sie will mich recht bald wieder rot und froh sehen. Aber ich werde nur zu Hause wieder gesund.' 133 „Es ist so finster hier.' sagte Karsten. „Ja.' — Mehr sprach die Baronin nicht. Ihre Stimme war tonlos, sie rührte sich nicht. Karsten griff nach dem Halse — das aufsteigende Blut beengte ihn: „RoseRose

!' stotterte er. „Rose ist in ihrem Zimmer bei der Kleinen.' sagte die Baronin. „Soll ich sie rufen lassen ?' Karsten richtete sich auf. Er hatte nicht gemerkt, wie matt die Stimme der Baronin war. Er hatte nur eines gehört: „Rose ist gesund. Sie nimmt es gleichgültig hin. daß Bela ' Frau von Orzi sah den Forstmeister zweifelnd an — sollte >er es wirklich noch nicht wissen, was die Spatzen von den Dachern pfiffen? Er allein nicht? „Bela — Bela ' sie hielt ihr Riechsläschchen an die Nase — eine Ohnmacht

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 6 of 8
Date: 05.03.1916
Physical description: 8
du dich anvertrauen?' .^lnl,edentlich,' . Und ganz ol?ne ^urchr ,.<5anz surchtlos.' Mir leuchtenden Augen sah er sie an. ..Das gefällt mir, Rose. Und wer weist, vielleichi gib! sich einmal eine Gelegeirbeir, dann will ich an dich denken.' Ihre Augen leuchrelen in einem warmen tiesen Glänze. Das Weh, das ihre Seele bedrückre, erschien ihr jelzr, da ei so freundlich und gur zu ihr sprach, etwas leichter. Das hatte sie sich immer als erwas Wunderbares gerräuinr, einmal mir ihm hinaufsteigen zu dürfen in den blauen

führst, werde ich mich sehr freuen.' „Ich will es im Auge behalten, Rose. Es wird sich entrichten lassen.' Ehe sie weitersprechen konnten, traten 5>assos Eltern ein und man nahm nun am Teetisch Platz. Rose füllte die Tassen und reichte sie herum. Und Frau von Falkenried gab dann Rose den Austrag, sich zur Abreise zu rüsten. Am nächsten Morgen suhr Hafso mit den beiden Damen nach Berlin. Während der Reise war er in einer sehr heiteren, erwanungsvollen Stimmung. Fast übermütig erschien er Rose

. Er neckte sie ein wenig, weil sie so blast aussah. „Du hast entschieden Grostsradt- und Reisefieber. Rose.' sagte er lachend. Sie liest ihn bei dieser Vermutung. Wie hätte sie ihm auch ihr blasses, elendes Aussehen erklären sollen! Si>' '.-,-att.' di.> ganze Nacht wach gelegen und war nur am frühen Mvrgen auf ein Stündchen eingeschlafen. Unerträglich schwer schien es Rose, immer wieder von Hasso zu hören, wie er von Nataschka schwärmte. Sein ganzes Wesen schien erfüllt von Sehnsucht nach der Geliebren

. Und seine Stimme klang so weich und zärrlich, wenn er von ihr sprach. Rose hatte dann immer das Gefühl, als würde ihr das Herz durchbohrt. Ach, wie neidete sie der jun gen Russin Hassos Liebe! Od sie dieselbe wohl zu sehen bekam in Berlin? Sie wünschte es und fürchtete es zugleich. In Berlin angelangt, brachte Hasso seine Mutter und Rose ins Hotel. Er verabredete mit ihnen, dast er am nächsten Tage das Mittagsmahl mit ihnen im Hotel einnehmen würde. Am Vormittag wollte er sofort zu Nataschka gehen uitd

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 5 of 8
Date: 02.08.1917
Physical description: 8
! durch die Buchhandlungen der Verlags anstatt „Tyrolia' bezogen werden. .2 r r » e > e der Liebe.' Roman. 112 Rose fiel ihr ins Wort: „Mit ihren Leistungen bin ich auch zufrieden, aber ich kann das Schmeicheln nicht leiden.'' Die Zofe rümpfte die Nase. Es blitzte in ihren Augen herausfordernd, aber sie wagte keine Gegenrede. Diese Derbheit, wie sie Rose natürliche Art bei sich nannte, machte ihr die Stelle äußerst angenehm. Sie sank im Dienste der jungen Frau nicht so zur Null her ab wie in anderen Häusern

. Die verstand es gar nicht, die Dienerschaft abzuhetzen und zu quälen bis zur Be sinnungslosigkeit. Ja, Rose war es lästig, stundenlang vor dem Spie gel sitzen zu müssen und sich von fremder Hand anklei den zu lassen wie eine Gliederpuppe. Sie begriff nicht, daß sie bei den Mahlzeiten in der Familie im Gesell - schastsanzuge erscheinen mußte. Sprach sie darüber zur Baronin, war ein Lächeln die Antwort, das ihr das Blut in die Wangen und den Schweiß auf die Stirn trieb. Im Anfange hatte es wohl auch geheißen

: „Aber Kind . . . das muß eben sein . . . das ver langt der gute Ton.' Der gute Ton ... sie haßte ihn beinahe schon... Es gab da so vieles, was da auf den guten Ton gescho ben wurde ... ach so vieles . . . Die Rennen, die Be- la tagelang in Wien festhielten', Spielabende in den Herrenklubs .... ach, sie konnte sich da nicht zurecht finden! Die Frisur war fertig, aber kein Blick, kein Wort lobte das gelungene Werk. Gleichgültig sah Rose in den Spiegel, aus dem ihr berückend schön das eigene Ich entgegensah

. Mit einer raschen Handbewegung schleuderte sie die Puderquaste weg, mit der die Zofe ihr Gesicht bestäu ben wollte. Sie stand auf und schickte sich an, die Robe anzulegen, wobei ihr die Zofe eifrig half, in Wirklich keit aber durch geschickte Handgriffe jede Selbständig - keit beim Ankleiden unmöglich machte. Mit kurzem Auflachen ergab sich Rose, stand und drehte sich, wie es die Zose sür nötig hielt. 109 Es brannte in Josefs Blute wie feurige Kohlen, ließ es aufschäumen in wilder Glut, schmiedeten neue Ket ten

für ihn: unzerstörbare feste Ketten. Sein Kopf sank schwer auf die Tischkante. „Wenn er — der Baron — die Rose wenigstens verdient hätte, wenn er ihrer würdig wäre! Man spricht nicht gut von ihn. Er soll ein wüstes Leben führen.' ..Ich habe auch davon gehört,' sagte Josefa. „Aber die Menschen übertreiben. Die Hälfte können wir von allem streichen, was uns zu Ohren kommt. Wenn et was an der Sache wäre, hätte ich es schon erfahren. — Rose kann sich nicht verstellen.' „Du hast sie wochenlang nicht gesehen,' rief Josef

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 3 of 4
Date: 28.07.1917
Physical description: 4
werden, nur .Zrrwe>eder Liebe.' Roman. 96 mit dem lebhaften Spiel ihres Schirmchens die unfrei willige Haft herbeigeführt hatte. Rose versuchte es, sich frei zu machen. Sie zog die Handschuhe aus und nestelte mit ihren Fingern an den Spitzen ihres Schultertuchleins. Wie sie den Kopf ge beugt hält, sieht sie den überraschenden Ausdruck der dunklen Augen nicht, die wie gebannt auf ihrem Ringe ruhen: so etwa, wie wenn man altbekanntes, halbver gessenes plötzlich wieder sieht. Unverwandt blickte die Fremde aus Roses

noch nicht gesehen: aber der Ring den sie ihm gegeben, der schmückte jetzt die Hand des schönen Kindes mit den jungen, srommen Augen. „Das kann mein Ring nicht sein — ich muß mich täuschen . . Brennend wir ihr Blick. Der Schirm wrid frei. Rose hebt den Kopf. „Ich danke!' Hort sie die Fremde sprechen, und dann — sie glaubt zu träumen —: „der Ring, gnädiges Fräulein, darf ich ihn einmal näher... ich meine, ganz betrachten?' Rose findet die Bitte dreist, sie kennt die Dame nicht: aber sie kann sich ihrem zwingenden

Blick nicht entziehen. Sie streift den Ring vom Finger und reicht ihn zögernd hin: „Mein Verlobungsring: ein altes Erbstück.' „So . . .' ein klingendes Lachen machte Rose ver wirrt: Zweifelt die Dame an ihrem Wort? 93 „Also du bist wieder zu Hause?' fragte Josef, zwang sich zur Gleichgültigkeit, kam nachlässig die Trep pen hinunter. Sein Wesen wirkte erkältend auf Rose. Ihr Trotz erwachte, schnippisch sagte sie : „Ja, wie du siehst. Ich wollte Lenchen und Therese besuchen, sind sie zu Hause

?' Sie hätte um keinen Preis zugegeben,was sie zu so später Stunde in den Wald geführt: „Ach... da bemüh' dich nicht weiter... die Mädels werden warten können... der alte Schubert ist krank, da haben sie keine Zeit zu tratschen.' Das alte Rauhbein! — dachte Rose ärgerlich. „Nun, dann will ich ein andermal wiederkommen. Was machst du aber hier den ganzen Tag? Man sieht dich ja gar nicht mehr!' Unbewußte Trauer klang durch ihre Worte. Ein halbes Leben hatten sie zusammengelebt, gespielt ge lacht

den Hunden und ging seitwärts in den Wald, auf ungebahntem Wege. Rose sah ihm nach, verwundert, verärgert. Was sollte das bedeuten? Unschlüssig stand sie, warf einen Blick auf die grü nen Fensterläden, durch deren herzförmigen Aus schnitt ein Lichtschein fiel. Und da ging es ihr durch den Kopf: „Der Bater hat recht, verliebt wird er sein... ja ja, verliebt. In Lene oder in Therese? Beide sind so schön — Heide.'

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 4 of 4
Date: 22.03.1916
Physical description: 4
Fuchsbrugger. Bozen. — Druck Tyrolia BoM 122 ein Pausstist ost auf weichem Zeichenpapier hinterläßt. ci>ein kundiges Auge erkannte sosort, das? die Skizze kopiert war. Vernichler brach er in dem Sessel vor dem Schreiblisch zusammen. „Hasso — mein Hasso, — was ist dir?' fragte seine Mutter jammernd. Und auch Rose trat an seine Seite, als müsse sie ihn schüren. Sofort ahnte sie . was hier geschehen war. und iin war. als sei etwas Furchtbares über Hasso hereingebrochen. Ach — das; sie ihrem Argwohn

, ihrem Misj'.rauen gefolgt wäre und die .schöne Russin festge halten hätte, bis Hasso kam. Zitternd beugte sie sich nieder „zu dem herabgefal lenen Papier und legre es snnnm vor Hasso hin auf den Schreibtisch. Mit tolen, leeren Augen harre er ihr Tun verfolgt. Run sah er aus das Papier. Er erkannte sofort an der grauen, speckigen Farbe, das; es Pauspapier war. Und er mußte daran denken, daß Rose ihm von diesem Pa pier berichtet hatte, es sei Rataschka in der Verwirrung unbemerkt entfallen. Mechanisch

griff er danach und entfaktele es. Und da sprang er plötzlich, wie elektri siert. empor und stieß einen unartikulierten Ruf aus. Mit zitternden Händen entfaltete er das Pauspapier vollends und breitere es über seine Zeichnung aus. Wie ein Zittern flog es über seine hohe Gestalt. Er hob das bleiche Gesichr und wandte es Rose zu. Und plötzlich faßte er ihre Hände und preßte mit einer in brünstigen Geberde seine kippen darauf. „Rose! Rose! Dir danke ich. wenn ich vor Ver nichtung bewahrt bleibe!' stieß

mehr vergeben tonnre. „Rose, du weißl nichr, was du mir getan hast, als du zur rechten Zeit hier eintratest und — dies Papier nicht ausliefertest an die Frau, die es verloren hatte. Dein Instinkt hat sich, gottlob, sicher geleitet — oder eine höhere, gütige Fügung. An diesem Blatt Papier hing meine Ehre, und damit mein Leben. Hättest dn es ausgeliefert an die Frau, die sich hier in verbrecheri scher Absicht eingeschlichen hatte, dann blieb mir nichts übrig, als mir eine Kugel durch den Kops

zu jagen. Du hast mir Ehre und Leben gerettet. Das kann ich dir nie genug danken und werde es dir nie vergessen.' Rochmals küßte er ihr inbrüstig die zitternden Hände. D^s tat er heute zum ersten Male, und Rose war so ersmüriert, daß sie nickr reden konnte. Sie schüttelte nur hilflos den Kopf, um anzudeuten, daß ihr Verdienst daran nur sehr gering war. Aber in ihrer Seele war

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 3 of 4
Date: 22.03.1916
Physical description: 4
nur 124 eiu Helles Singen und Klingen und eine tiefe Dankbar keit gegen das Schicksal, das sie davor bewahrt harre, Nataschka das Papier auszuliefern. Wenn sie auch nicht alles verstand, so war es ihr doch verständlicher als Hasfos Mutter, die uirhis begrin von dem, was vorging, und nur voll Entrüstung Na taschkas Brief von sich geworfen hatte. Mit einem tiefen Atemzug erhob sich Hai>o und schob Rose vor seiue Mutter hin. „Bedanke auch du dich bei Rose, liebe Mama, sie hat deines Sohnes Leben gerettet

in einer halben Stunde zu bewältigen. Riemer hat sie natürlich ein Märchen aufgetischt, ihn will ich gar nicht erst weiter verhören. Es darf nicht über die Sache gesprochen werden. Wäre Rose nicht dazwischen gekommen, so wäre der Spionin ihr Plan geglückt — und ich war verloren. Mit Rose hatte sie nicht gerechnet, da sie von ihrer Anwesenheit nichts wußte. Und sicher hatte sie, als sie in die Kießling'sche Pension zurückkehrte, noch nicht bemerkt, daß ihr die Beute wieder entwischt war. Sonst wäre

sie nicht so strahlend und sicher gewesen.' H. Eourths-Mahler: „Die Kriegsbraut/ 121 Als Rose von dem Schlüsselbund sprach, ging es wie eiu Ruck durch Hassos zusammengesunkene Gestalt. Halt.' nicht 'Nataschka heute morgens seine Schlüssel als Pfand von ihm verlangt, nnd hatte er sie ihr nicht arg los. in verliebter Tändelei, ausgeliefert Dieser Vorwand, ihm die Schlüssel abzusordern. er'chien ihm jetzt plötzlich in einem anderen Lichte. Und ein snrchtbarer. namenloser Schrecken befiel plötzlich seine Seele

, daß er Riemer gebot, sie jederzeit einzulassen, ihr angeblicher Besuch ihres Bankiers, während sie doch in Wahrheit hier in seiner Wohnuug war und üch über ein» balbe Stunde in seinem Zimme aufhielt, hiuter verriegelter Tür. das alles sah er plötzlich !: einrin seltsam grellen Licht, das ihn so blendete, daß er wie eiu Trunkener empor- taumelte., ^ein Gesicht wurde fahl, wie das eines Sterben den. 'Mit zitternden Händen tastete er uach seinem Schlüsselbund und hielt es Rose fragend vor die 'Rügen. Sprechen

konnte er nicht. Rose verstand seine Frage. Sie sah das kleine Schlüsselbund >an und nickte. So sah es aus — so groß war es — und so kleine blanke Schlüssel waren daran.' Da stieß Hasso einen heiseren Schrei aus und tau melte auf den Schreibtisch zu. Er schloß mit zitternder Hand den Schreibtisch auf und drückte auf oen Kuopf. Lautlos hob sich die Platte. Scheinbar war alles in Ordnung. Aber Hassos. von Mißtraue» geschärfte Augen erblickten, als er gegen das helle Licht über die Skizze hinwegsah

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 6 of 8
Date: 12.07.1917
Physical description: 8
sich der Bann, der ihn gefesselt hatte, seine -Brust hob sich und wurde frei. Rose war da seine Rose! „Gute Nacht, du!' flüsterte er. Nur der Wind hörte ihn, der durch den Garten strich. 39 Sie Sonne lag mit hohem Glänze auf der Erde, als Frau Josefa über den vergrasten Weg schritt, der von einer kleinen Pforte des Schlößchens hinaufführte auf den Hügel dicht an der Parkmauer. Sie hatte den Strickbeutel am Arme und strickte im Gehen. Sie sah sehr bekümmert aus. Auf einmal schreckte sie zusammen, denn Rose

flog wie ein Wirbelwind auf sie zu. Josefa hob den Arm mit dem Strickzeug hoch. „Sachte, Kind, die Nadeln...' „Ach,' rief Rose, ihr Gesicht in den Kleiderfalten Josefas bergend, „ich bin ja so selig, Tante, so selig!' Ein wehmütiges Lächeln zuckte um den Mund Jo sefas. Sie drückte Rose mütterlich an sie, strich über ihr krauses Haar und fragte zärtlich: „Hat dich der erste Flug aus dem Neste so be rauscht, kleine Rose?' Es war etwas in ihrer Stimme, das das sonnige Empfinden Roses dämpfte. Sie hob

den Kopf und sah ängstlich fragend in das blasse Frauengesicht: „Fehlt dir etwas, Tante?' ..Nein, nein es hat dir also gefallen, ge stern ? ' Rose nickte. „O, wie herrlich war's! Ach, Tante, ich habe ja gar nicht gewußt, wie schön die Welt ist.' „Du wirst es noch kennen lernen, du Wildfang, du. daß die Welt am allerfchönsten dort ist, wo du zu Hause bist. Zu Hause, Kind merk' dir das Wort, ver liere es nicht, wenn dich die Fremde ruft: behalte es wert als ein köstliches Gut.' „Ja, Tante

, ja — ja!' Sie sah mit heißen Augen auf: „Zu Hause — es ist ein schönes Wort: aber ist denn der Adamhof die Fremde?' Frau Josefa zuckte zusammen. Sie hätte schreien mögen: ' „Für dich — ja, du wilde Rose! Für dich, ja — es ist kein Boden dort für die feinen Wurzeln deiner

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 6 of 8
Date: 20.02.1916
Physical description: 8
über den Flugsport naäsgedacht und dir ein klares Urteil darüber gebildet zu haben. Jedenfalls bist du hier zu Hause die einzige, die ihm nicht ableh nend gegenüberstellt,' Damit rrennte sich Hasso und stieg schnell im Hin tergrund der Halle die Treppe empor. Rose ging in die Küche, die im Erdgeschoß lag, und eiledigre dann vor Tisch noch allerlei. Mit einem ge hobenen, freudigeit Gefühl ging sie ihren Geschäften nach. Die Unterhaltung mit Hasso war ihr ein Ereig nis von großer Bedeurung. So eingehend

hatte er sich noch nie mit ibr beschäftigt, ganz sicher aber hatte er mit ibr noch nicht >so viel über seinen Beruf gesprochen. Und sie wußte, daß ilim dieser über alles ging. Es machte sie g>?nz stolz und glücklich, daß er es ge tan batte. Jedes seiner Worte bewahrte sie in ihrem Herzen wie ein Heiligtum. Sie würde keines davon ver gessen. Auch Hasso von Falkenried mußte, während er sich umkleidete, noch eine Weile über dieses Gespräch nach denken. Rose war ihm heute in einem ganz anderen Lichte erschienen

doch gelegentlich einmal mit den El tern darüber sprechen.' Sobald er sich umgekleidet hatte, verließ er seine Zimmer und beigab sich hinunter in den Speisesaal. 19 Hier faiid Hasso bereits seine Angehörigen versammelt, die auf ihn warteten. Mit ihm zugleich trat Rose durch die gegenüberliegende Türe ein. » » » Den Vorsatz, mir seinen Eltern über Rose zu spre chen, führte er auch während seiner Urlaubszeit aus. Aber er sarid zunächst sehr wenig Verständnis. „Was willst du nur, Hasso? Rose

wird doch von uns gehalten, als sei sie das Kind vom Hause. Sie weiß das auch recht gut und ist uns dankbar dafür. Du hast doch wirklich keine Veranlassung, uns da gewissermaßen einen Vorwurf zu inachen,' sagte seine Mutter ein wenig gekränkt. Hasso saßre ihre Hand. „Rein, Mama, so mußt du das nicht aufsassen. ein Porwurf soll das nicht sein. Ich meine nur. ihr müßtet Rose ein wenig mehr zeigen, daß sie es nicht nötig hat, dankbar zu sein. Denn was sie in unserem Hause an Wohltaten genossen har, das bat sie zehnfach

zurückge zahlt durch ihr aufopferndes Schaffen und Wirken in Fulienried. Im Grunde genommen sind wir es doch, die einen Dank abzutragen haben an Rose.' Seine Mutter sah ihn verständnislos an. „Aber Hasso, du stellst ja ganz sonderbare Behaup tungen ans. Das heißt doch, die Dinge auf den Kopf nellen.' erwiderte ihm der ^>ater. Hasso schüttelte energisch den Kopf. „Rein, nein, überlegt euch das nur einmal in Ruhe und biwei euch selbst ein klares Urteil über das, was Rose leistet — und was wir ihr dafür

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 4 of 4
Date: 27.04.1920
Physical description: 4
nachmittags „Der Gardeofflzier', abends um ö Uhr „Carmen'. Sonn- tad um 3 Uhr nachmittags „Der Operuball', abends als letzt« Vorstellung in dieser Spielzeit „Schwarzwatdmädet'. kose Bernd. Schauspiel in 5 Alten von Gerbart Haupt mann. Spielleitung: Alfred Gebhardt. „Das Mädel — waS «uh die gelitten Hanl' DaS sind die Schlußworte die ses Dramas und sie kommen aus dem Munde des August Keil, der trotz all der Bitternisse und trotz all des Unglückes, welch, seine Braut Rose Bernd ihm zugefügt hat sich rin

- porm»gt zu Mitleid und verstehendem Erbarmen. Und Mit leid, Verstehen, Verzeihen und Erbarmen zu wecken, ist ja hier iie schöne Absicht des Dichters, dein ein warmes Herz für die arme, gequälte, sündige Menschheit in der Brust schlivt und ganz besonders hier für das Geschöpf seines Dichtens Rose Bernd. Diese ist ein hübiches Bauernmädel mit derber Sinnlichkeit und steht unter der stren gen Zucht ihres frommen Vaters. Sie weckt die Sinn lichkeit der Männer, welche ihr nachstellen, ihr keine Ruhe

lassen, sie abdrängen vom rechten Wege, bis sie nicht mehr ein »och auS weiß und in hindern Wahnsinn zur Mörderin ihre» Kindes wird. „Hernach bin ich von Schlinge zu Schlinge, getreten, daß ich gar nicht mehr zur Beimnung gekomm'', so sagt Rose Bernd und das ist ihre Rechtscr- tigiu»s vor dem strengen Gericht ihrer Umgebung. HUe all dies gelommen, daS zeigt uns der Dichter mit der ganzen, fast mir ihm eigenen Kunst der Äbschitdernng des Lebens, wie »s ist, und mit einer so schar,en, so überzeug'nven

Cb«w»lterisirru>.gslunst, mit einem so tiefen Beistehen menschlichen Fehlens und Sündigen-, dag wir gar nicht da zu lmminen, moralisch zu richten, sondern gedrängt von der folgerichtigen Wucht der Geschehnisse, zu verzeihen und mit zufühlen mit dem armen, gequälten, mit schwerer Sct'nld be lade»«« Geschöpf. Gebhardt Hauptmann hat mit diesem Dra«l keine Tragödie geschlissen, wahrichcinlich euch gar kein« schassen wollen, denn Rose Bernd ist keine tragische Heldin, da von vornherein ihre «eelische und geistige

z,iv die Rose Bernd mir sc großer, ülierzeugender, natürlicher t.unst in aUem, dak vviil jeder ^u-cüam'r »u staunender Bewunderung hin gerissen wurde. Wie eindringlich war jede Geste, -.oe Be wegung uud daS prachtvolle, ausdrucksvolle Mincnspiell Immer, immer war sie die Rose Bernd und stand i o im MilMpunkt der Aufsülirung, daß ihre Darstellung allein scho» zum Drama wurde. Diejenigen, welche ihr in der Gestaltung ihrer handelnden Menden am nächste» lamen, war« Gebhardt ats gut in Haltung, Aussehen

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 3 of 4
Date: 18.07.1917
Physical description: 4
keine Antwort, denn die Mägde gin gen hin und her. Sie sah müde aus und sorgenvoll. Manchmal ging wie ein flackerndes Rot über ihr Ge sicht, ihre Lippen öffneten sich wie zu einer Frage — aber sie blieb stumm. 57 Die Mädchen waren ins Schloß gekommen. La chend kamen sie die Stiegen herauf, lachend in den «saal. Aller Äugen wandten sich nach ihnen. Junge Herren haschten neckend nach den Blumen in ihrem Kranze. Da hob Rose die Arme mit dem Kranze hoch über ihren Kopf. Sie glich einer Frühlingsgöttin

. Das feuchte Sommerkleid schmiegte sich liebevoll an ihren Körper und zeichnete die schlanken Formen in edler Linie. „Schön!' flüsterte die Baronin wieder und ließ das Stielglas fallen. Sie sah ihrem Sohne in das blasse Gesicht, sah es auch, wie seine Hand ein Zweiglein aus dem Kranze brach und, — war es Absicht oder Zufall: Seine Finger streiften Rosas Schulter, daß sie erglühte und zusammenzuckte. Auch Joseph hatte es gesehen. Rasch stellte er sich zwischen Rose und Orzi. Vier Männeraugen tauchten

. . . und Rose, seine Rose, die er liebte mit je dem Atemzuge ... er sah sie, sah den nassen Saum an ihrem Kleide, der sich so eng um ihre Knöchel legte. „Rose!' rief er, sich und die Umwelt vergessend, „Rose, dein Kleid, wie du wieder aussiehst! . . Es kicherten die Mädchen, die mit ihr waren, scha denfroh vor sich hin: „Rose, dein Kleid . . . ha, ha... wie du aussiehst . . . sieh' mal, wie besorgt Joseph um deine Sachen ist ...' Sie stand verwirrt und verlegen, ließ fassungslos das Köpfchen hängen

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 5 of 8
Date: 12.07.1917
Physical description: 8
, kannst nur leben, wie die Rose im Busch. Du darfst Adamhof nicht mit den Augen betrachten, wie das Haus deines Vaters!' Sie seufzte auf, sah Rose liebevoll in die lachenden Augen und schob sie sanft von sich weg: „Geh frühstücken, Kind- Du hast heute überlange geschlafen.' Rose sprang fort. Sie fühlte auf einmal Hunger. Der sorgende Zug war noch in dem Gesicht Jose fas. als sie, weiterschreitend, ihren Pflegesohn traf. Er kam von einer Morgenpirsche, begrüßte die Mutter und küßte ihr die Hand

noch? 37 Rose durchlebte die Zeit voll seliger Erwartung. Ihre glühende Phantasie versetzte sie in die Rolle der verwandelten Aschenbrödel. Strahlend schön erschien sie im neuen Kleide. Oben, auf der breiten Freitreppe des alten Schlos ses, stand sie und reichte Joses die Hand zum Abschied. „Wie gefall ich dir?' fragte sie. Er hatte nur einen finsteren Blick für sie und- brummte: „Im Kattunkleide hast du mir besser gefallen!' „Pfui!' rief sie mit gemachtem Aerger. „Nichts gönnst

du mir — nicht einmal die Freude, nach Adam hof fahren zu können.' „Was ist das wieder für ein Gezerre!' rief der Forstmeister ungeduldig. Er saß schon im Wagen. Tante Josesa kam eben aus der Tür des Hauses. Sie wars einen raschen, bekümmerten Blick auf ihren Pflegssohn, hals Rose in den Staubmantel und bestieg mit ihr die alte Kutsche. Hannes im Lodenrock, die Hahnenfeder keck auf dem Hute, machte den Kutscher. Ro se nickte Josef noch einmal zu — dann rollte der schwerfällige Wagen zum Hoftor hinaus. Josef sah

ihm nach, er hörte auf das Rollen des Wagens, der seine Rose wegführte. Als der dumpfe Ton oerhallt war. kam ein trotzi ger Ausdruck in sein hageres, braunes Gesicht: er zog den Riemen seiner Büchse an und schritt langsam nach dem Eichenwalde. Josef ballte die Faust wie vor einem Feinde: er nahm seine Büchse und zielte nach den grünen Hage butten. die am Waldesrande standen. Einmal, zwei mal, ach — wohl ein dutzendmal! Jedesmal traf er sein Ziel! Gespalten, zerrissen hingen die Früchte im dornigen Gesträuch

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 5 of 8
Date: 03.03.1916
Physical description: 8
Auffassung unseres Verhältnisses zu ihm — wie es sein sollte — finden wir bei Wüllers- Vorf und Tegetthoff. Noch einige Namen wären in die sem Zusammenhang zu nennen — so FZM. Franz Rit ter von Hauslab (1798 bis 188A), Maria-Theresien- ordensritter und Gelehrter: er harte in den Dreißiger- H. Courths-Mahleri „Die Kriegsbraut.' 60 sammenzuckre. Das hielt er jedoch für ein Zeichen ih rer Ueberraschung. Und Rose brachre es fertig, zu lächeln. Mit blassen Lippen tat sie das freilich und mir einem todwunden

. Und er hatte doch geglaubt, daß Rose ihm besonders warm und herzlich Glück wünschen würde. Mit einem unklaren, uuzusriedenen Blick sah er hinter ihr her. als sie die Obstschale auf den Tisch stellre. so, als sei nichts geschehen. Er wußte nicht, wie es in ihr aussah. Nur sie allein wußte, was ihr diese Ruhe rostete. ..Freust du dich gar nicht ein wenig, Rose? Sieh, wenn ich Rita diese Mitteilung gemacht Härte, sie hätte sie anders aufgenommen,' sagte er vorwurfsvoll. 5,7 Warum konnte sie sich nur nicht freuen

und nur auf einen Tag nach i^alkenried Die Zeit bis zur Mittagstafel vergiug ihr mit bleierner Langsamkeit. Aber endlich verriet ihr e>» Blick auf die Uhr, daß es Zeit war. hinabzugehen, Rose trat vor den Spiegel, nm ihr Kleid zu ord neu. Ein dunkelblauer Tuchrock und eine kleidsmne weiße Bluse, dazu ein schmaler Ledergiirtel. bilde?',« üne Bekleidung. Aber sie sah lieb und mädchenhaft in dieser Schlichtheit aus nnd es schien, als sollte ^ie ^-ülle des goldig schimmernden Haares in seiner Pracht durch den einfachen

Anzug recht hervorgehoben werden, Rose mar aber mit dem reizenden Spiegelbild inchr zufrieden. Sie hatte eine sehr geringe Meinung von ihren Reizen und wußte genau, daß sie von Hasso nicht beachtet wurde. Er sah ja sicher in Berlin eine Menge schöner und eleganter grauen, neben denen die schlichte, unscheinbare Rose von Lossow verblassen n'utz. Seufzend trat sie von dem Spiegel zurück und ver ließ ihr Zimmer. Mit einem Gefühl, als stehe ibr et was schweres bevor, ging sie hinunter in das Zu'iie

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 6 of 8
Date: 05.07.1917
Physical description: 8
srlanxt liat. vureli a.116 LueIiIia.ii(11iiQssQ 211 vssislisii. KvTßvnksK llvs H koKon ^su^vsi 14 die mitten im sonnenheißen Hofe stand, und aus deren verschlossenem Spundloch langsam ein Tropfen nach dem andern niederfiel, mitten in den aufgesperrten Schnabel einer jungen Ente, die lüstern auf das kühle Naß wartete. Die Sache belustigte Rose, die Verständnis für Humor besaß. Einem ihrer raschen Einfälle nachge bend, zog sie den Zapfen aus dem Spundloch. Ein dicker Wasserstrahl sprang auf die Erde

und stob in un zähligen Tropfen auseinander. Die erschrockenen En ten begriffen bald den Vorteil, der ihnen da so uner wartet kam. Sie drängten, schoben, stießen sich um das plätschernde Wasser. Rose stand dabei und freute sich. Das Wasser sprang an ihrem Kleide hinauf, die Sonne brannte ihr Gesicht und Hände braun, sie achtete es nicht. „Aber Rose — bist du toll ?' rief auf einmal Josef, der unbemerkt den Hof betreten hatte. „Ich glaube, du wirst überhaupt nicht mehr vernünftig!' Er nahm

ihr den Zapfen aus der Hand und stieß ihn ärgerlich in das Spundloch. „Mindestens eine Vierteltonne Wasser verschlam- pert! Zur Strafe solltest du es kannenweise holen müssen, da würdest du fremde Arbeit achten lernen!' ..Ihr seid wohl heute alle mit dem linken Fuß zu erst aufgestanden!' rief Rose trotzig und schüttelte ihr Kleid, das ganz durchnäßt war. Josef sah sie an und sagte ärgerlich: „Du wirst wohl niemals eine ordentliche Hausfrau werden!' Jäh stieg ihr das Blut in die Wangen. Sie fühljx

sich beschimpft durch seine Worte und könnte nichts da gegen sagen. Er hatte ja so recht — sie trieb nur Dummheiten. Sie schämte sich plötzlich vor ihm und lief eilig durch die Hoftür hinaus in den Garten. Sinnend sah ihr Josef nach: dann lachte er leise auf: „Du bist noch zu kindisch, kleine Rose!' IS Aehnliches sagte im Speisesaal der Forstmeister zu seiner Schwester. „Ich sehe keinen Ernst in dem Mädel. Das Leben ist ihr nur ein schöner Traum. Du bist zu gut zu ihr, Josefa! Läßt ihr zu viel Freiheiten

. Spanne sie ein mal ein bißchen mehr in der Wirtschaft an. Ich meine, wir brauchen keine Zierpuppe in unserem Hause!' Frau Josefa hob den Kopf. Ihr feines, blasses Gesicht erinnerte auffallend an jene vornehmen Frau en, die wir aus Bildern der ersten Hälfte des vergange nen Jahrhunderts kennen, an jene stillen Gesichter, die das politische Unglück ihrer Zeit geadelt, ernst und sin nend gemacht. Mit einem verwunderten Blick sah Josefa ihren Bruder an. „Rose läuft nie allein im Walde herum

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 5 of 6
Date: 11.07.1917
Physical description: 6
Enden seines Schlafrockes zusammen und ging. Seine Schwester sah ihm mit trüben Blicken nach-, dann seufzte sie auf, strich über das graue Haar, zupfte die schwarzen Spitzen zurecht und wandte sich endlich an Rose. Eine letzte Hoffnung durchbebte ihre Stimme: „Sag' mal. Kind, hast du wirklich Lust, da drüben zu verkehren?' Mit heißen Wangen nickte Rose. „Ja, Tante.' Es zuckte schmerzlich in den sanften Augen der al ternden Frau: „Es ist nicht immer Glück, was neben dem Glänze steht.' sagte sie leise

. Rose machte erschrockene Augen, lief auf Josefa zu, umschlang sie mit ihren Armen und flüsterte, ihr heißes Gesicht an der Brust der mütterlichen Freundin bergend: „Ach, Tantchen, ich freue mich doch so sehr darauf!' Da gab Josefa nach. Sie ließ Muster aus Wien kommen und eine gute Schneiderin aus der Kreisstadt. Bald rasselte die Nähmaschine in den Zimmern der Frauen, und auf die groben Decken, welche an Stelle der Teppiche da lagen, rieselte die weiche Seide, aus der Roses Kleid geschneidert

wurde. 33 „Ich glaub's schon, daß meiner Prinzeß der Wa gen in die Augen gestochen hat. Na, vielleicht fährt sie selbst einmal darin zur Kirche.' Frau Josefa warf ihrem Bruder einen warnen den Blick zu. Rose war glühend rot geworden. „Aber, Papa —' rief sie verschämt. „Nu. warum denn nicht?' fragte der Forstmeister zurück, „schließlich hätten wir's ja dazu.' Er klopfte auf seine Tasche. Josefa sah ihn unwillig an. „Setze doch dem Mädel keine Raupen in den Kopf. Ich meine, für solche Gedanken

. Er bemerkte wohl, wie es in ihren Augen auf blitzte lind wandte sich ab. Diese gütigen, so innig fle henden Frauenaugen verwirrten ihn. Ihre Stimme, hell und hoch wie Glockenton, ließ sich darauf mit folgenden Worten vernehmen: „Wenn ich dir raten soll, Bruder, so laß die Orzis. Wir machen unseren Gegenbesuch ohne Rose, und die Sache ist abgetan. Glaube es mir, wir passen nicht in jene Kreise. Unser Leben hat sich ganz anders entwik- kelt, wir können nicht zusammen harmonieren.' Rose hatte mit klopfendem

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 6 of 12
Date: 26.08.1905
Physical description: 12
samen Lichteffekt en k enützt. D ie Musik von Thiersee, allen, den wir nicht abschütteln vermochten. „O wie wohl ist mir's am Abend' und das „'Abend' war gezogen wie der Schweif einer Boa und verflogen war die schöne Abendstimmung. Die „Rose von Kar see' hatte den Bann gelöst; ein schallender.Heiter- keitSauSbruch begrüßte ihn, dem bald ein Zischeln und Tuscheln solgte. ' So find halt die Menschen. Vielleicht wollte einer dem andern semer Seele schwere Stimmung ver bergen. Die letzte Erinnerung

an die drei letzten Nächte in Bozen war es und mancher noch wird gerne daran denken mit dem Sehnen: „Dahin, dahin ich möchte zieh'n'. Aber anderswohin führt unser Weg, nach den Enden der Windrose, den dahin, den dorthin. So fahrt denn wohl, ihr trauten Gefährten, fahr wohl auch du, bemoostes Haupt, und lies diese Erinnerung und danke der .Rose von Karsee', der ich hier noch einen ÄbschiedSgruß nachsende in seine Stille und Verlassenheit: ' „Wenn aufflammt im glühenden Abendrot Der^Rosengarten, hinüber

ich seh', «müder, hinüber, wo einsam weilt Die Rose von Karsee. Und sinken die dämm'rigen Schatten hinab Aus den Rosengarten, träumend ich steh', Und denke dein, da weilest du fern mir, fern. Der Rose von Karsee. Und glänzet in silbernem Mondesglanz Der Rosengarten, ich bete und fleh'. Behüt' dich der Himmel, fahr wohl, fahr wohl, Rose von Karsee. .. größtenteils aus Bauern bestehend, spielt auch beim Passionsspiel. .Dieselbe ist vorzüglich. Geradezu glänzend ist das Spiel und die Komposition'bei

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 6 of 8
Date: 13.07.1917
Physical description: 8
' 42 Bruders hat diese fremden Menschen in unser Haus geführt. Fahre nicht auf.' — bat sie, als sie das heftige Zucken seiner Hand empfand. — „Es nützt nichts, än dert nichts an den Tatsachen. Laß uns lieber den Fall von allen Seiten beleuchten, alle Folgen, die er nach sich ziehen kann, besprechen und dann wie vernünftige Menschen handeln. Gerade wir, du und ich, haben schon genug leiden müssen durch übereiltes Handeln... Du liebst Rose — nun ja: ich sehe es an der jäh auf steigenden Röte

in deinem Gesicht, daß ich mich nicht täusche. Es war mein Wunsch, ihr beide möchtet euch lieben und glücklich sein in altmodischer Ehe. Ich ließ Rose- aufwachsen wie eine Heideblume, ohne sie darum aus dem Auge zu lassen. Ich sah sie lieber, wenn sie durch Wald und Feld strich, als wenn sie über dem Strickrahmen saß. Ein gesunder Körper gehört mit zum Fundament einer glücklichenEhe, eines glücklichen Lebens überhaupt. Rose hat gute Anlagen und Eigen schaften. Es war keine Gefähr da. daß die Freiheit schädlich

mit weicher Stimme weiter: „Der Mensch denkt und Gott lenkt — nirgends paßt das Wort so gut hin, als auf meine Wünsche, mein Wollen, mein Handeln. Was ich so fein und klug er sonnen habe, hat nun eine ganz andere Wendung be kommen. Rose ist durch den ständigen Umgang mit dir dein Schwesterlein geworden. Die geistige Frei heit, die ich ihr gelassen, hat ihren Hang zur Phantasie ins Zügellose getrieben. Mit Schreck habe ich es be merkt, daß sie wie ein Kind zu leblosen Dingen spricht. Wäre ihre Ruhe

nicht gestört worden, hätte das nichts geschadet. Ich hatte die Absicht, sie jetzt mehr in der Wirtschast zu beschäftigen und ihren Geist auf prakti sche Dinge zu lenken. Sie ist ja noch so jung Aber unsere neue Nachbarschaft hat mein Wollen durchkreuzt. Diese schöngeistigen, überfeinen Menschen fügen sich in Roses Traumleben wie Märchengestalten ein. Ach Josef —' rief sie lebhafter —, „wenn du die Pracht, die Schätze hoher Kunst bei den Orzis sehen könntest, du würdest es verstehen, daß unsere Rose ganz

bezaubert ist? Ihr leicht empfänglicher Geist und ihre Natürlichkeit berauschen sich an all dem Neuen, das mit so wunderbarem Glänze in ihr Leben tritt: dazu die mütterliche Liebenswürdigkeit der Baronin! Sie hat unser Röschen völlig gewonnen. Wie ein Schmet terling dem Lichte, so fliegt Rose ihr zu. Daß die Baronin Orzi bestimmte Ziele oerfolgt, ist außer Zweifel. Und — das ist es, was mich am mei sten bekümmert, — mein Bruder Rudolf denkt wie sie. Der Reichtum der Orzis ist ihm zu Kopfe gestiegen

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Page 7 of 8
Date: 15.02.1900
Physical description: 8
Donnerstag, 15. Februar 1900. „Der Tiroler' Seite 7 Vermischtes. Ein „schwaches' Weib. Vor dem Pariser Straf gerichte stand kürzlich Fräulein Rose de la Chapelle. Dieses Fräulein liebt es, Weinstuben zu besuchen. So gerieth sie vor einigen Wochen gegen 2 Uhr morgms 'Wieder in die Weinstube; sie war schlechter Laune und fand, dass man sie nicht schnell genug bediene. Um ihrem Unmuthe Luft zu machen, verließ sie das Local, kam aber gleich mit einem mächtigen Pflastersteine be waffnet zurück

und warf diesen so schneidig zwischen die 'Tische, dass deren ein halbes Dutzend mit allen Gläsern und Flaschen krachend und klirrend zusammenstürzten. Das gab einiges Geräusch. Drei Kellner, welche leider über die Muskelkraft von Fräulein Rose de la Chapelle ulicht genügend unterrichtet waren, wollten sich der Friedens störerin bemächtigm. Der Erfolg war, dass der erste Kellner hinter das' Büffet, der zweite unter die um gestürzten Tische und der dritte durch das Fenster auf bie Straße flog. Das gab

nun wieder einiges Geräusch, welches jetzt zwei Schutzleute herbeilockte. Fräulein Rose de la Chapelle, weit entfernt, sich auch an den Schutzleuten zu vergreifen, erklärte nur, sie lasse sich nicht hinauswerfen und griff dabei mit ber Rechten nach einer in die Mauer eingelassenen Eisenstange. Die Schutzleute zogen an der Dame. Vergeblich! Man holte, noch zwei Schutzleute. 'Fräulein Rose de la Chapelle war wie an die Mauer festgewachsen. Auch die drei Kellner, also zusammen sieben Mann, könnten die Brun- hilde

nicht zwingen, bis endlich die -— Mauer nachgab umd die Eisenklammer herausfiel. Bor Gericht hatte -Fräulein Rose de la Chapelle die Lacher auf ihrer Seite und kam mit einer Geldstrafe von fünfzig Franken :davon. Ein starkes Mädchen!? Ein kriegerischer Entschuldigungszettel. Der Krieg zwischen den Buren und Engländern zeitigt allerorten die Erscheinung, dass sich die Schuljugend für die kriege rischen Vorgänge besonders interessiert. Ueberall wird Krieg gespielt, bei welchem die Knaben sehr ungern die Rolle

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