Seite 4. Samstag, 18. Noventber ISIS. Heimat. Von Franz Friedrich Oberchauser. lieber ein Jahr war er im Felde gewesen. Drun ten im Süden ist er verwundet worden. Er war ein Wiener, im Kahlenbergerdörfel hatte er eine junge Frau zurückgelassen, die junge Frau Bretel, die 'so oft am Fenster stand oder ans den Kahlenberg ging, wo sie hineinsehen konnte in das weite nebelhaste Land, in das er gefahren ist. Und nun soll er heimkommen zu ihr, heim in sein Leines Dorsel unten an der blauen Donau
und am Kahlenberg! — Heimkommen nach Wien, das seine Heimat ist. Die ganze Nacht und 'den haNcn Tag f:chr er schon durch die ungarische Tief ebene. Er schaute zum Fenster hinaus in die unend lichen Ebenen, sah die Rinderherden am Weiher ste hen, ',ah die bunten Mägde in den Feldern stehen, hier und da ein weißes Häuscl aufblinken unter Bäumen, Mühlen in der Landschaft, alte Mühlen und dann wie der svcirherbstlich schimmernde Wiesen. Manchmal wie ein T.aum, ein Waldbestand, rotbrennend, vielleicht Buchen
oder Eichen, gelbleuchtend, davor eine tief- grüne Wiese mit springenden Pferden. Ein Vogel flug dawider, eine große Schar weißer Wolken südlich wandernd. Dahinein schaute er und mutzte doch im mer an Wien und sein Dorsel denken, Und /eine Frau Eretel wird wieder am Fenster stehen, mid in den Abend hinausschauen, und die Sterne werden über Wien aufgehen, und die Nacht wird durch den Wiener wald dunkeln. Stunde um Stunde ging, drau ßen dehnte sich die Steppe mit einsamen Bildern. Langsam begann die Ebene
, ein Frühlingswalzer auf der Himmels wiese, die stillen Stunden dann im kleinen Häuserl bei meiner blonden Eretl — und drüben weiter — a kurzes Stückl Weg, das alte Mutterl und der Vater, pfürt Gott euch wieder, man laßt mi net in Wien!' Der Doktor hatte ihm wieder zugeredet, verspro chen, gleich nach der Ankunft für ihn nach Wien zu bitten. Draußen war Wien längst in der Nacht entschwun den und die Frau Eretl mag wieder zum Fenster hin ausschauen und die Sterne erbleichen, und die fein- aufgesponnene Milchstraße