, das dort über dem Fauteuil hingebreitet lag und legte sorgsam den feinen gestickten Schleier zusammen. O, sie war so lieb reizend gewesen, das „Kind', so eine schöne, ernste Braut und doch ein Bild echten Herzensglückes. Möchte Gott den Liebling segnen! „Du scheinst dich recht über Wilmas Wahl zu freuen, Tante Sofie,' unterbrach Franziska daö Schweigen. „Dein stillseliges Gesicht sieht eben darnach aus.' „Ganz recht, mein Kind. Ich danke Gott, daß Wilma einen so guten Mann, ein so schönes, reiches Heim gefuoden. Henry
ist ein edler Mensch, wie vieles haben wir ihm zu danken, wie treu stand er unS in dem letzten schweren Jahre zur Sette. Siehst du, Franziska, auch ich war früher adelsstolz, vielleicht noch mehr als du. Aber die rauhe Wirklichkeit deS Lebens macht die Dinge ganz anders. Ich habe ein- sehen gelernt, freilich spät genug, daß der Adel allein nicht den Menschen macht, sondern daß deS Menschen höchster Adel es ist, — gut und edel zu sein.' Die Baronesse entgegnete nichts, sie schaute nur wie traumverloren
morgen wieder ab, Tante Sofie. ?A - Das untätige Leben bin ich nicht mehr gewohnt. Was macht doch der Bürgerliche aus Remmersdorf?' frug sie dann hastig, als reuten sie die Worte. Die Tante sah überrascht auf. Er war das erstemal, daß Fmnzirka Rem- mersdors erwähnte. „Ich höre nur Gutes über den neuen Besitzer. Der Bürgerliche streut Segen und Wohltaten ringsum mit vollen Händen aus. Ich könnte dir lange er zählen, was er alles getan habe, willst du. Kind?' „Nein, nein,' entgegnete Franziska schroff
. „Mich kümmert eS nicht, ich will nichts davon wissen, auch nicht, wer es Ist. ES ist besser so. ich vergesse Remmersdorf leichter, wenn nichts darüber gesprochen wird.' In stiller schlafloser Nacht jedoch mußte Franziska gerade an Remmersdorf denken. Eine plötzliche heiße Sehn sucht überfiel sie, nur noch einmal daS liebe Haus zu sehen, den beschneiten Park, den Garten. Nur einmal noch und das Bild dann tief, tief in ihre Seele legen zum steten, treuen Gedenken. — Es ließ
sich ja auch machen, sie wird dem Mädchen in der Frühe sagen, Tante möge sich nicht beunruhigen, sie habe einen kleinen Ausflug unternommen und kehre bis Mittag zurück. Dann wird sie einen Wagen nehmen und denselben am Gasthose halten lassen, um die letzte Strecke zu Faß zurückzulegen und j;den alten be kannten Baum zu grüßen. Niemand kennt sie, niemand wird sie erkennen, doch sie hat Remmersdorf gesehen zum letztenmale. Den Schleier tief über das Gesicht gezogen, schritt Franziska die Schloßallee dahin. Ein eigenes Gefühl