SOI Italien. Das Turin er Kabinet, sagt die „France,' kommt AU keiner Lösung; seine Mitglieder sind uneinig, nicht blos über die Hauptfrage, sondern selbst über unter« geordnete Punkte. Die Begnadigung ist dem Kabinet durch die öffentliche Meinung aufgrzwungen, aber man hat sich über dieArt der Ausführung noch nicht einigen können. Dem Hrn. Ratazzi ist angedeutet, daß er nicht mehr für die Bedürfnisse seiner Politik Rom den Italienern versprechen darf, und da ihm dieses Hilfs- Mittel entzogen
ist, so steht er an die Kammern zu- sammenzuberufen. Die weitsichtigsten Männer in Turin sind der Ansicht, daß binnen 3 Monaten die italienische Regierung ihr System wechseln und sich inniger der Versöhnungspolitik anschließen muß, welche Frankreich damit einleitete, daß es die Anerkennung des König, reichs Italien von Seite Nußlands veranlaßte. Dieser Systemwechsel wird einen Personenwechsel herbeiführen, und es ist möglich, daß dadurch Männer an's Ruder gelangen, welche seit Jahren davon entfernt
waren. Diese Andeutungen werden durch eine spätere Nummer der „France' vom 16. d. vervollständigt. Es heißr darin: „Man spricht in Turin viel von der Denk schrift, welche fünf der bedeutendsten Generale der ita lienischen Armee, die um eine schriftliche Meinungs- erklärung angegangen worden sind, so eben an die Regierung gerichtet haben. Diese Denkschrift erklärt, daß cS unter den gegenwärtigen Verhältnissen nur e i n Mittel gebe, Italien zu retten: eine große Kraft zu entwickeln, und die Schuldigen, wer
sie auch sein «lögen, vor Gericht zu stellen. Das Ministerium, das dem Gefühl der Armee gehorchen zu müssen glaubt, hat die Amnestie-Idee fahren lassen; der Proceß wird demgemäß stattfinden. Die Angeklagten, ob nun ver- urtheilt oder freigesprochen, werden durch ein Aus» nahmegesetz, aus Gründen der öffentlichen Sicherheit verbannt werden. Jedermann begreift in Turin, daß das Kabinet Ratazzi diesen Prüfungen nicht wider stehen kann und daß es durch ein StaatSstreichsmini» sterium, das seine Hauptstütze
sein Entlassungsgesach eingereicht, aber es sei noch nicht angenommen. Jedenfalls glaube man, daß eine Ministerkrists bestehe. (A. Z.) Berlin, 20. Sept. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde derKommissionsbericht über den Militär-Etat von 1802 durchberathen und in allen Punkten nach den Kommissionsanträgen erledigt. Näch sten Montag findet die definitive Schlußabstimmung statt. Die Berathungen der Minister dauern fort; ebenso die Ministerkrisis. (A, Z.) Turin, 20. Sept. Prinz und Prinzessin Napoleon