der schönen, stillen Kleinwelt seines Be rufes und seines Wirkungskreises auch nur aus vierzehn Tage zu entreißen, so sehr hing er mit ganzer Seele an seiner Arbeit. Sie war auch die einzige, große Leidenschaft seines Lebens. Und darum war ihm auch nichts so sehr zu wider, als Lässigkeit und Müßiggang. Er galt bei seinen Z.mmerleuten als streng und akkurat; man fürchtete ihn und doch diente man gerne unter Meister Müller, weil er niemand Unrecht tat und die „Schichten" prompt bezahlte. Und so kam
jetzt eingezwängt, dahingistet, sind größtenteils sein Werk, wie auch die P r o v i s o r i e n der durch die Rienz beschädigten Bahnstrecke zwischen Brun eck und Olang ihm übertragen wurden. Der Stadtzimmermeister Müller war aber nicht bloß ein Mann der Arbeit, sondern auch ein Mann des Gebetes. Es würde ein charakteristi scher Grundton im Gemälde, das ich von meinem Vater entwerfe, fehlen, würde ich nicht auch des ungeheuchelten, lebendigen Christentums Erwäh nung tun, das ihn Zeitlebens beseelte. Ich darf
es wohl verraten, daß der Mann, wenn er auch noch so abgeschunden und arbeitsmüde abends nach Hause kam, es niemals unterließ, seinen Rosenkranz zu beten, wie er auch täglich wenig stens einer heiligen Messe beizuwohnen gewohnt war. — Dafür hat er auch stets den Segen Got tes gehabt und durfte die Wahrheit des Sprich wortes innewerden, daß Handwerk einen goldenen Boden hat. Zimmermeister Müller hat sich aus den ärmlichsten Verhältnissen in gewissenhafter, ehrlicher Arbeit zwar nicht zu Reichtum, wohl