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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 12.03.1930
Physical description: 10
auf den Zeyensptzen zu Kaspar und flüsterte: „Latz mi a bihl da sein, wenn i no länger da drüben lieg und über die Sach nachdenk, muh i den Lauser ganz derschlag'n." Im Flüsterton unterhielten sich die beiden. Klaus meinte: „Wenn der Bauer kommt, werd i ihm schun sag'n, um Martini geh i, in so am Haus bleib i nimmer." „Nit Klaus, fell war ganz g'fehlt", entgegnete Kas- par, „nachher ist ja die Bäuerin und dös arme Diandl ganz alloan. Latz dös lei mir über. Mir werd'n dö G fchicht anderster drahn; der Bua muß

nötig, der Bauer gibt schun nach, muh nachgeb'n! Es bleibt ihm ja nix anders . . .“ Er schwieg, denn Otta hatte etwas gemurmelt. Leise stand er auf und beugte sich über die Kranke. „Hast nit was g'sagt, Otta. was möchst denn gern?" Kurze Zeit war es still. Otta hatte Kaspars Frage nicht gehört. Kaspar blieb bei ihr stehen. Wieder mur melte die Kleine und Kaspar beugte sich herab, um zu verstehen, was sie wolle. Sie redete mit ihrem toten Tati. Kaspar erschrak nicht, wußte er doch, daß gegen Morgen

bei Klaus nicht. Kaspar gefiel die Guther zigkeit des Senners. Schon vor halb 5 Uhr hörte er ihn an die Türe der Mügdekammer pochen und den Jungknecht wecken. Die Bäuerin ließ er schlafen und um Karl kümmerte er sich nicht. Bald darauf kam Klaus und brachte dem Schaffer einen grohen Holz- napf mit Milchsuppe. „Vergelts Gott, Klaus", sagte Kaspar, ,chu, horch, i geh heut nit aufs Feld, muht du vormähen: schau aber, daß was g'fchiecht! I wart auf'n Bauer, damit i ihm glei die Sach sagst kann, wie's liegt

, daß das „An- wandle" nicht nur fertig gemäht, sondern auch schon aufgeschöbert war. Karl war weder pm Mittag-, noch zum Abendessen erschienen. Sein gekränkter Stolz bäumte sich auf, mit diesen Menschen am gleichen Tische zu sitzen, die ihn, den reichen Hoferben, geprügelt hatten. Es war schon dunkel, als der Bauer auf seinem mü den Pferd in den Hof ritt. Kaspar ging ihm entgegen und grüßte ihn: Nr. 11. ,t«t @e\t« 4a. „Grüß ©ott, Bauer, wie ist's gangen?" „Vergelts Gott, gut, und wie fteht's mit'm Feld?" gab

der Bauer zurück. Kaspar antwortete ihm: „Weiter fein mir kemmen, als wie i mir denkt Hab. und in anderthalb Wochen könnt alles unter Dach fein, wenn's Wetter anhalt'." Der Bauer nickte zufrieden und übergab das Pferd dem Futterknecht. Er ging mit Kaspar in die Stube. Das Gesinde hatte sie bereits verlassen. Eine Magd brachte dem Bauern die Abendmahlzeit, dann ging sie wieder. Sie waren alleine. Schweigend aß der Bauer und der Schaffer überlegte, wie er nun beginnen sollte. Doch es wurde ihm teicht

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 26.02.1930
Physical description: 10
und schnitt Kartoffel für das Mittagessen. Otta kam gerade mit einem schweren Korb voll Brennholz vom Schupfen Als sie sah, daß die Bäuerin jchon wieder mitardeitete, sagte sie: ..Laß nur Mutter, es ist no nit elf Uhr und i bin schun bald fertig. I bermachs leicht alloan bis zum Esten." In Sephas Augen stahl sich ein Tränlein. Wie ihr doch dieses liebe kleine Wort wohl tat! Otto sah die Träne, stellte erschrocken den Korb hin und fragte: „Was ist denn Mutier, warum weinst denn? Ist dem Bauer etwas leicht

das nicht! Hätte sie doch noch ihren Tati und zu dem noch eine so liebe Mutter wie Sepha es war, besessen, sie hätte ihre Eltern vergöttert. Und Karl? Wie konnte ein Kind so herzlos fein? Auf dem Hausflur traf Otta mit Karl zusammen. Sie schien gerade recht gekommen zu sein, denn seinem Ge sichte nach zu schließen, brauchte er eben jemand, an dem er seinen Unwillen ausLlasen konnte. Von ferne schon schrie er sie an: „Wo bist denn schon wieder gwösn? I denk, der Bauer hätt dir gsagt, daß man am Steinachhof

koane Leut nimmt, die bloß zum Esten da sind und am Abend, statt was z'machen, spazieren gehn, he?" Otta war derartige Sticheleien gewöhnt und entgeg- nete ruhig aber kurz und bestimmt: „Daß i nit spazieren geh' am Werktag, weiß der Bauer und daß i am Hof nit bloß zum Esten da bin, solltest du a wiss'n, weit i mir nit herverlangt Hab. uebrigens, wenn was nit recht ist, was i mach', ist der Bauer Herr im Haus, der mir's sagen kann, dann werd' i's anderst machen." Stolz ging sie an Karl vorbei

in ihre Kammer. Sie fühtte, daß sie Karl mit wütendem Blick verfolgte, doch entgegnete er nichts. Ihr wäre es ja auch gleich ge wesen, wenn er etwas gesagt hätte, sie war ja nichts anders gewohnt von ihm, als Roheiten zu hören. Otta war kein Kind mehr. Seit sie hier am Hof unter fremden Leuten lebte, war sie ernster, denkender ge worden. Sie nahm ihre Arbeit ernst und war von früh bis spät aus den Beinen. Der Bauer nannte das „sich einarbeiten", Otta hätte es „sich abarbeiten" nen nen können, denn sie wußte

und sah es an der Arbeit der anderen, daß sich der Bauer mit ihr eine fleißige Magd ersparte. Trotzdem hatte sie von ihm noch keinen Heller benommen, kaum dort und da ein kurzes Mort der Anerkennung. Sie schwieg, auch wenn der Bauer manchmal unge recht gegen sie wurde, sah sie doch an der Bäuerin ein helles Beispiel von Schweigsamkeit und stillem Dulden. Doch von Kgrl ließ sie sich nichts sagen, gar nichts, denn erstens arbeitete sie mehr als er. dann war er mit ihr in die Schule gegangen

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 19.03.1930
Physical description: 10
Gelle 46. ,Ttt nt. 12 . fag'n derf'n. Heut hast leicht aufmucken, weil d' siehst, daß 1 mir felm koan Rat woatz." „Na Bauer, i denk, du kennst ml besser. Meinst, i sitz mi da vor di hin. damit i im an dei'm Unglück 8 freuen kann. I moan dir's ja nur gut. Z'lang fchun bin i da auf'm Hof. und obwohl i dei Knecht bin, ist er mir do schab, als datz ihn dei Bua verludert und untern Hammer bringt. Derentweg'n hast du di und i mi a nit platzt." „Also nachher", rief ihm der Bauer

zu, während er vor ihn hirnrat und ihm die Hand zum Handschlag hin- streckte, „cuso nachher bleib da! I versprich dir, der Bua wird a Gut tun, flnst, bei meiner Seel'.. . Teuf'l eini . . . !" Er ballte die Fäuste» unterdrückte aber den Zornes ausbruch und fuhr dann bittend weiter: „Gelt. Kaspar, bleibst da, und die andern a, tragt's mir dö Echand nit ins Dorf autzi. Denk dir. wenn's hotzet, dem Steinacher fei Bua hat fei Mutier g'schlag'n! . . . Jesses, mir drucket's 's Herz ab! Gelt, Kaspar, du bleibst?" „Red nit. Bauer

, du woatzt, es ist umasunst. Was i g'sagt hon, gilt, allemal! Entweder der Bua fort oder nur gien. Nachher kannst schau'n, datz er di nit haut. Wenn ihn d' Leut nimmer anscha-ua n, sei Schuld ist's md deine, Bauer! Denn a Lteb und a Freund lichkeit gegen sei Mutter hat ec von dir nit lernen können. Z'gut ist's g'wös'n, dös arm' Weib, viel z'gur, für zwoa so g'walttätige Mannerleut!" Der Bauer hatte sich wieder auf die Ofenbank gesetzt und starrte wortlos vor sich hin. Er hatte nichts mehr zu sagen

. Wenn ihm ein Knecht das sagen durste, wenn's auch Wahrheit war, dann war er auch nicht mehr Bauer, dann war er ein altersschwacher Greis. Das fühlte er und ratlos sah er Kaspar an. ^ „Was soll i tun, Kaspar, sag mir's! Woatzt du an Kaspar sah lange vor sich hin und dann sagte er: »I wützt fchun, was i tät'. wenn dös mei Bua war. I brächt ihn nach St. Georg zu den Patern. Die Hab n schon mehr so che Bürsch.n zahm g'macht. Dabei lernt der Bua arbeiten und a Wirtschaft führen. Dort latz ihn drei Jahr, dann mutz

bist, ist's Grummet unter Dach. Tuffs nit. nachher richt dir bis zum Samstag 's Geck zum Aus- zah.en. Nit ama! die Kloane, die Melkerin, bleibt dir tm Haus. Es ist für di und dein Hof und dein Bua bester, du tust 's erstere; latz dir raten, dann kummt d' Hilf von selber." Kaspar stand aus, sagte fein alltägliches „Gut Nacht, Bauer" und ging hinauf in die Kammer, in der Otta lag. Otta bemerkte ihn gleich beim Eintritt. Ein mattes Lächem huschte über ihre bleichen Züge. Kaspar trat zum Bett: „Grüß Gott

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 19.02.1930
Physical description: 10
Seufzer stand Otta aus. Wie Blei lag es ihr in den Füßen. Heute noch oder doch morgen mutzte sie zum Steinacher hinab. War dort auch eine Kathrein? Wie würde er sie wohl empfan gen? Vor dem Bauer hatte sie weniger Angst als wie vor Karl. Der würde natürlich gleich wieder mit ihr zu schimpfen beginnen. Aber es war nicht anders zu machen, so hatte der Herr Pfarrer entschieden, dann mutzte es wohl gut fein. Otta war noch in der Stube, als sie im Flur Schritte horte. Es klopfte und fast gleichzeitig

» die Namen der Heiligen Drei Könige bedeutend. Das Kröpfen wurde nicht gehört. Sie pochte stärker Ulck nun hörte sie die Stimme des Bauers: ^Fa, lei einerkemmen!" Zögernd trat Otla in die Stube. Der Bauer faß an einem schweren, breitbeinigen Eichentisch und schrieb in einem dicken Buch. Einen Moment nur blickte er mit seinen kleinen scharfen Augen zur Türe herüber und als er Otta sah, sagre er: „Mutzt a bisl wartn, i bin glei fertig. Setz dich der weil aus d' Ofenbank!" Otta getraute sich nicht und blieb

auf ihrem Platze ste hen. Wre anders sah es da aus, als in ihrem Häus chen! Große dunkle Bicker aus Urgroßvaters Zeit schmückten die Wände und im Herrgottswinkel hmg ein mächtiges, dunkelbraunes Kruzifix. Der grüne Kachelofen nahm einen guten Teil der Stube ein und dis breiten Holzbänke, die um ihn Herumliesen, moch ten im Winter emen angenehmen Ruheplatz bieten. Heute, in der strengen Heuzeit, waren sie leer. Der Bauer klappte das Buch zu. Streng musterte er Otta, dann sagte er: „Also Dirndl, geh lei nacher

her. Datz i bei Vor mund bin, wirst ja eh schon wissn. Du bist jetzt aus der Schul und magst ansangen, was Rechts z'lernen. Des sentwegen haü i mir denkt, du nimmst deine Goas da her und bleibst am Hof, verstehst mi?!" Gerne hätte Otta gesagt, sie möchte lieber in ihrem Häuschen bleiben, aber dieses „Verstehst mi?" des Hauers war so eindeutig und klar, daß sie sich keine Einwendung zu machen getraute. Der Bauer fuhr fort: „Derweil bleibst am Hof mck schaust di um, wie man da, s' Arbeiten gwohnt

ist; dann, wenn du einmal deine Sach gut machst, könn' nur ja alleweil z'wegen am Lohn weiterreden!" Während seiner letzten Worte war Kar! in die Sttrbe getreten. Mißmutig warf er seinen Hut auf die Ofenbank und sah Otta an. „Aha, schon da? Hafts nit verwart, bis man di holt aus deiner Keufchn \ Es wird der freili passn da, denn da lebt man anderster als bei am Fahrelen 1 2 " spöttelte er. ,,S' Maul halt, das ist mei Sach, schau wach deiner Arbeit", fuhr ihn der Bauer an. Zwar brummend, doch sofort verließ Karl die Stube. Otta

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Der Arbeiter
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Page 7 of 12
Date: 18.03.1936
Physical description: 12
. Er fragte diesen Bau ern, ob es ihm wohl erlaubt sei, mit Maria und dem Kinde das Feld zu betreten? Der Bauer hatte nichts dagegen. „Und wenn morgen Kriegsknechte kommen, die nach uns fragen", sagte Josef, „dann sagst du: — „Dann sage ich", fiel der Bauer ein, „ich hätte nieman den gesehen!" „Nein! So darfst du nicht sagen!" sprach Josef da. „Du mußt die Wahrheit sprechen! Du sagst, wir seien übers Feld gezogen, als du deine Frucht darauf sätest!" Der Bauer schämte sich ein wenig und versprach zu sägen

, was Josef ihm befohlen. Auf einmal sah Maria, wie das Jesuskind den Kopf hob, als wenn es den großen Acker sehen wollte. Da nahm sie das Kindlein hoch und zeigte ihm das große Feld. Der Bauer aber gab ihm ein paar Körnchen in die Hand. Und da warf das Iesuskindchen die Körner hoch in die Luft, daß sie in die frischen Furchen des Ackers fielen. Dann zog die Heilige Familie weiter, denn lange dursten sie nie weilen. Am andern Tag kam der Bauer zu seinem Feld zurück und .... was mußte er da erleben

! Die Saat war schon aufgegangen und nicht nur das! Die Aehren waren schon fast ausgewachsen und standen so hoch, als sei das Feld bereits vor einigen Wochen besät worden. Und mitten im Feld waren ein paar Halme, die waren so groß, wie sie der Bauer sein Lebtag noch nie ge sehen hatte. Da konnte er nur den Kopf schütteln. Auf einmal kamen die Kriegsknechte des Herodes. Sie fragten den Bauern nach einem alten Mann und einer Frau mit einein Kind. „Die sind hier vorbeige- zogen» als ich dieses Getreide säte

!" sagte der Bauer. „Dann können es die nicht sein, die wir suchen", schimpften die Soldaten und ritten wieder zurück, weil sie meinten, sie seien in falscher Richtung. Der Bauer aber ahnte das Wunder, das geschehen war. Und er nahm seine Mütze ab und betete. Aus 91etigion und £e&en Die Katholiken in Ungarn lesen 84.000 Exemplare katholischer Zeitungen, jedoch 188.000 Exemplare anti- kirchlicher Zeitungen. Sie kaufen 9000 Nummern ka tholischer Wochenblätter und 16.000 antikatholischer Wochenblätter

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 12.01.1927
Physical description: 10
fette «. Nr. 2. »ergfefek" jßtück mit. Ob unserer Bleiche hats dir schon kein klei nen Flecken versandet." Peter lacht: „Ist kein Schad nit." „Woll ist's schad, Peter," ereifert sich der Bauer, »wall. Solltest nit den Bach so wilden lassen aus dei'm Grund. Ist Sund. Dein Vater, Gott Hab ihn selig, hat sich na weidlich gesorgt um den Boden; und wahr ist's: nit leicht hat einer schönere Wiesen gehabt wie er. Die Hirtsechsung war immer die schönst am Rochenberg." In die Stirn des Iunghirt gräbt

sich eine kleine Falte: „Das war der Vater. Der war ein Bauer, ich nit. Zweien Herren kann man nit dienen. Vermöchüs auch nit, wenn gleich ich's wollt. Hab's nit gelernt." „Eigen Land verdient's, das Lernen." Peter horcht eine Weil auf das Regenrauschen drau ßen. Dann schaut er Hanna zu, wie sie das Oel in die Ampeln nachgietzt. Eigentlich ist es schön das Heim hoferkind, und Peter verwundert sich, daß er das erst heute empfindet. — Eigensinnig trommeln seine Finger auf der Tischplatte. „Ihr mögt ja recht

haben, Heim bauer," sagte er, „aber was solls? Für wen soll ich bauern? Ich allein am Hof? Für wen? " Da dreht sich die Heimhoferin nach ihm um. In ihre Augen tritt der Vorwurf und doch schimmert noch erwas gar Liebes mit durch. „Peter, — hörst! — ja hag denn du kein Blut, — keine Heimat. — kein Gott? — So jung und redest wie ein Einleger." Der Peter lächelt trübe. „Gott — was könnt der mir helfen? Die Arbeit auf den Feldern macht er mir nit. Und grad zum Kniebeugen — — — ?" Da erblaßt die Heimhoferin

, der Bauer aber reckt sich auf: „Steht's so um dich? So redest du , du, der jahraus jahrein Kreuzl schnitzt: das heiligste Bild von unserm Herrn. — Fürcht'st nit die Straf? — Fühlst nit die Lüg' so oft du's Messer ans Holz setzt? — Peter, bist arm." ..Ja, bist arm," wiederholt die Heimhoferin, „deine Leut hätten das nit überlebt, — nimm mirs nit vor übel, Peter, - aber ich kenn dich schon von deiner Kindheit auf, Hab dich schon kennt in der Wiegen und deine Leut noch eh' du warst, die hätten deine Gott

sind wieder beruhigt. Sie schnaufen behaglich im Stroh. Nur ein Kuh steht noch und brummt leise aus. als der Bauer eintritt. Er strei chelt ihr beschwichtigend den Rücken, dann sperrt er ab. In der Stube räumen noch die zwei Frauen auf. Die Heimhoserin verschließt das Evangelibuch. löscht die Lichter bis auf die kleine Ampel in der Herrgottsecke. In Hannas kleiner Kammer bängt an der Tür ein Weihwasierfäßchen. Darin taucht die Mutter die Fin ger und berührt damit die Stirne, Mund und Brüst- lein des Kindes

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Der Arbeiter
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Page 8 of 10
Date: 05.03.1930
Physical description: 10
mit dem Bub. es ist besser, sie weiß nix. Dem Bauer werd' schon i sag'n, was für a faubers Kräutr er da aufzog'n hat. Geh jetzt und schau, daß 's Essen zur rechten Zeit fertig wird. Die Leut werd'n hungrig sein und der Senner doppelt." * Holzkumpf = Gefäß, in dem der Wetzstein steckt. Otta ging in die Küche. Sie umarmte ihre Mutter» die am Herde stand. Iyr erbarmte sie so. Die „Alte" hatte sie Karl heute geheißen, da mutzte sie doppelt l:eb mtt ihr sein. Verwundert und doch mit Freuden tränen in den Augen

, wo die anderen aßen, sprach niemand von dem Vocgefaüenen. Es war hier so Brauch. Schwieg der Bauer und Säpis« ser, so redete niemand. Nachmittags ging's wieder zur Feldarbeit und gegen Abend wurde auch noch das „Anwändle" zur Hälfte ge mäht, bis die starke Dämmerung energisch Feierabend gebot. Nun gingen sie heim, durch duftende. taufeuchte Wiesen und Felder, auf denen die sterbenden Blumen noch ein letztes Mal ihren ganzen Duft ausströmten, ehe sie für immer schieden und verdorrten. Tausende von Mücken tummelten

in die Stube. Sein rotes, glühendes Gesicht, sein Gang und seine glasigen Augen zeigten sofort, daß er angetrunken war. Kaspar kümmerte sich nicht darum und betete zu Ende. Da schrie ihn Kart an: „He du. wo breibt der Gruß, wenn der Bauer m die Stub'n kummt?" In ruhigstem Tone entgegnete Kaspar: „Bei uns kummt zuerst der Herrgott, dann der Bauer, aber nit sei halbg'wachsener Bua." Wütend schrie Karl: „Wer Bua, was Bua, 's Maul halt, wenn der Bauer üus'm Haus ist, bin i Herr am Hof, verstanden?" „Sell muß

man erst söch'n, seit wann ist denn d'e Bäuerin der Niemand auf m Hof?" Es war Sepha, die diese Worte gesprochen hatte. Sie hatte Lärm m der Stube gehört und wollte Nachsehen gehen, was es gäbe und hatte eben noch Karls Worte gehört. Wenn sie auch vor dem Bauer schwieg, so wußte ste warum, stand es doch in der Bibel, daß der Mann ihr Herr sei, vor ihrem Kinde aber durfte ste ihr Recht, das Recht der Mutter, wohl gebrauchen. Karl starrte sie mit seinen glotzenden Augen groß an. Er begriff scheinbar

ihr ins Gesicht: „'s Maul haltet's! Gurbt's. wenn der Bauer nit ta ist, derft's ös enk aufmuckew Dös werd' i enk no' gründlich austreiben!" Jetzt bäumte sich aber das schwerbeleidigte Mutter- Herz auf und wenn sie auch nicht mehr die Kräftige von einst war, ihrem siebzeynjährigen Buben war sie doch noch überlegen. Deshalb sprach sie: .Gar nichts wirft du austreiben, verstehst mi, und da mit du a andersmal weiht, wie a Kind mit seiner Mutter umgehen muß, laß dir dös zur Lehr' sein." Sie gab iym eine Ohrfeige

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Der Arbeiter
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Page 5 of 10
Date: 26.02.1930
Physical description: 10
im richtigen Licht erscheinen lassen. „Weihe und Belebung des Theologiestudiums durch die Liturgie" bietet Anregungen zu einer einheitlichen Durchformung des Lebens für Theologen, aber auch auf Nichttheologen laßen sich diese Prinzipien leicht übertragen. „Die Pfalmenschule" bietet eine Gliederung und liturgische Anwendung des Pfalmes 4. Luftige Ecke- Mißverständnis. Richter: „Was ist er?" Bauer: „I iß alles, am liebsten Leberknödel und Dampfnudeln." Auweh! Fremder: „Euer neuer Pfarrer soll ja so großen

Einfluß auf die Gemeinde haben?" Bauer: „Ja, leider, mir kinna schon gar nimmer recht siucha wia ma möchten!" Schlagfertig. Samenhändler: „Kleesamen! Kleesamen! Bauern, den müatzt's bei mir kauf'n, ich steh euch dafür, daß bei mir koa Unkraut ausgeht." Dauer: „Dös glaub' i. bei eahne nöt, aber bei uns/' Gekränkt. Schriftsteller: „Zum Teufel noch einmal, jetzt hat der Redakteur auch meine neueste Novelle nicht ange nommen. — Dem sollte man den Papierkorb höher hängen." Solch eine Frechheit

des Sohnes. Ja noch hatte der Vater das Steuer in der Hand. Wehe, wenn Karl einrnal eine leise Bemerkung fallen ließ, daß der Bauer alt sei und ins Ausgedmg gehen soll. Aber wie lange konnte es so gehen? Der Bub tvurde täglich älter und sein Wille fester und nicht, leider nicht zum Besten der Eintracht in Familie und Gesinde. Oft hatte Sepha den düsteren Blick des Bauern ge- I ehen, wenn er von der Stube aus seinem Sohne noch- ah. Er mochte wohl Aehnliches fühlen, doch war er zu tolz

, sich selbst zu sagen, daß fein Bub langsam dl» Oberhand gewinne, daß sein Einziger, sein Stolz, ein mißratener Sohn sei. Kaum dem Knabenalter entwachsen — noch nicht siebzehn Jahre — hatte ihn der Bauer am Fenster der Mägdekammer entdeckt, wo er in der Nacht mit der jungen Melkerin ein Plauderstündchen hielt. Wohl gab es ein Wetter, aber was half es? Bor dem Vater war Karl still, aber oft hatte die Mutter gehört, wie er zu den Knechten sagte, er habe nicht länger Lust, den Bu ben zu spielen. Wenn der Alte erst

mit vierundzwanzig Jahren Fensterln gegangen sei, müsse er wohl früher zu dumm gewesen sein, er sei alt genug und wisse was und warum ers tue. Im Dorfe wußte man von dem wenig. Daß Karl nicht so war. wre ein Sohn seinen Eltern gegenüber sein soll, wußte man, aber ,Me Fuchtel des Alten wird ihn schon biegen" hieß es. Sonst mußte man rlichts. Denn wenn ihn der Bauer schimpfte, war er mit fei nem Sohne allein und Sepha sagte nichts. Ihr Reden hätte weder beim Vater noch beim Sohne genützt, des halb war sie lieber

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 06.11.1929
Physical description: 10
Sultan machte nicht umsonst Lärm. Der Bauer war schon auf gesprungen; während er aber hastig die Kleider anzog, ging draußen das Bellen in ein wütendes Knurren iiber. Plötzlich dann ein lautes, durchdringendes Auf heulen des Hundes, dann alles totenstill. Schon rannte Peter Berlinger mit einem derben Prügel in der Rechten und mit einem Lichte in der Linken vors Haus. Von der Kammer herab hörte er den Knecht kommen. Das erste, was Peter Berlinger erblickte, war sein Hund, der mitten im Hose regungslos

in einer großen Blutlache lag. Es war ihm mit einem Messer die Kehle durchschnitten worden. Nun trat auch Hans, der Knecht, aus dem Hause. „Was ist denn, Bauer?" fragte er schlaftrunken. „Da schau, Hans," rief Peter Berlinger erregt „nun hat Sultan auch schon dran glauben müssen. Jedenfalls hat er einen Einbrecher gestellt, ihn vielleicht jogar angepackt, da ist er erstochen worden." Vom Hause her rief die Bäuerin. Peter gab ihr Ant wort. Da fuhr der Knecht, der nun völlig wach gewor den war, plötzliche

auf. „Bauer, riecht ihr nichts?" Im Scheine des Lichtes war zu sehen, daß Peter Ber linger jäh erblaßte. „Meiner Seel und Gott, Hans, Petroleum!" Sie brauchten nicht lange zu suchen. Nicht weit von dem toten Hunde lag eine m tausend Scherben zer splitterte Flasche, von der der starke Geruch ausging. Den beiden Männern wurde nun langsam klar, um was es sich handelte. „Also kein Einbrecher, kein Dieb, ein Brandleger ist es gewesen," sprach der Bauer sinnend. Sultan hatte ihn angesprungen, da ließ

, so daß dieser Plan des rach gierigen Mannes zunichte geworden war. Daß aber Franz Brendler zum Verbrecher heruntersank und zum Brandleger wurde, nur um die Existenz des Wei bes, das ihn verschmäht hatte, zu vernichten, das hätte Peter Berlinger nicht einmal zu denken gewagt. Im Osten zeigte sich der Schimmer des neuen Tages. Der junge Bauer löschte eben das Licht, da es nun schon ziemlich hell geworden, da sah er auf der Straße vom Dorfe her drei Radfahrer kommen. Hans, der Wachtmeister und ein zweiter Gendarm

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Der Arbeiter
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Page 9 of 12
Date: 08.03.1933
Physical description: 12
sich nach der Predigt breit und groß durch die Kirchentüre und stellte sich vorne in den Gang, als das Hochamt begann. Ein Bauer rückte zur Seite und machte in freundschaft licher Bereitwilligkeit dem Rothosbauern Platz. Es war doch der Rothofbauer noch immer eine angesehene Person im Ort. Sogar der Landrat besuchte 'ihn und vom Ministerium kamen sie, um seinen Hof zu sehen. .... Der Rothofbauer sah es mit innerem Behagen, welches Ansehen er genoß und rückte nach scheinbarem Zögern gerne in den leeren Platz

der gütige Pfarr- herr nur ärgerlich über den dummen Bubenstreich das greife Haupt und ging zur Messe, um ins Gebet Psarrkinder auch den kleinen Sünder einzu- fchließen, der dies geschrieben hatte. Der 1. August war vorüber, die Ernte in vollem Gang. Es war ein Jagen und Hasten, als müßten die Bauern dem lieben Herrgott jede sonnige Stunde stehlen, «o unbeständig war das Wetter. Der Rothof bauer mit semen Maschinen riß dem zürnenden Wet- tergott gleichsam die Garben aus der Hand. So schnell und glücklich

werden. Der soll zum Schulzenhof und zur Urschel lausen. Zu die sem weltscheuen Hofdackel paßte er, wie ein Ei zum andern. Aber die Gertrud und der Michel . . . Nein, niemals! „Gertrud, plage dich doch nicht so! Stecke nicht so viel von dem schweren Klee aus die Gabel!" rief zärt lich besorgt der Rothofbauer durchs offene Fenster aum Kleewagen hinab. „Willst nicht mitkommen, Ger trud? Ich fahre heute nachmittag in die Stadt", lockte der Bauer. Und als Gertrud verwundert aufhorchte, drängte er weiter: „Höre

. Eine Woche spater, am Sonntagnachmittag traf sich die Gemeinde im Saal der „Krone" zu einer Zwangslosen Aus sprache über die Wünsche der Bevölkerung für die Burgermeisterwahl. Der Herr Pfarrer führte den Vor sitz, gütig und weise, stets vermittelnd. Es sprachen Herren vom Gemeinderat, es redete der eine und an dere Bauer oder Arbeiter. Man war sich einig in dem Wunsche, eine tüchtige Kraft als Bürgermeister zu ge winnen, der die Gemeinde voranbringe. So dachten und sprachen vor allem die Alten

: „Wir wollen einen Einheimischen!" Andere wieder riefen: „Der Rothof bauer ist der rechte Mann. Der muß gewählt werden." Als der Pfarrer die Kandidatenaufstellung für die heutige Versammlung ablehnte, sah er bei den Jun gen trotzige Köpfe und nach seiner Schlußansprache gellte ihm der Ruf entgegen: „Der Rothofbauer wird Bürgermeister!" (Fortsetzung folgt.)

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 23.03.1927
Physical description: 10
den Frieden zu geben. — Du hast nicht gewollt — Nagt es wie ein Vorwurf in dir? Das Mägdlein aber geht. Geht über die kahlen Heimbauermelder, der Lösch entlang, den Rochensberg hinauf. Im Erleneck steht eine Kapelle. Darin hängt ein alter, verwitterter Herrgott. Wer weiß, in welcher Zeit er in dieses kleine Kirchlein geflüchtet? Der Heim bauer laßt jeden Frühling die Mauern übertünchen, so sind sie freundlich und weiß. Hanna schmückt stets mit Blumen und Tannreitz das Innere. In dieses Kapellchen tritt

wie zu einem Schwur: „Glaub und du schaffst es!" Sie läßt ihre Hand auf seinen Arm sinken. „Leicht schaffst du es, leicht — nur glauben mußt du, ansonst nit." Der Iunghirt reißt sich los, auf die Knie wirft er sich, umklammert in wildem Weh ihre Füße: „Hanna, ich kann nit glauben —, kann nit, — hörst du, ich kann nit — aber verstoß mich deswegen nit — ich Hab dich ja gern — nur dich. Das Schnitzen will ich lasten, — will ein Bauer werden — alles will ich tun, nur verstoß du mich nit." Ueber des Mägdleins Gesicht

stürzen wieder die Tränen. Was alles leidet nicht Hanna? Aber sie bleibt doch fest stehen wo sie hin stürzen möcht an seine Nr. 12. ,X«( Brust, ihm ins Herz schreien: Nie verstoß ich dich, nie — lieb Hab ich dich, o so lieb. „Glaub, Peter, — glaub. Ohne Herrgott schaffst du nit ein Kleines — wie dann erst sein Bild? Peter, glaub! Tu beten!" „Ich kann nit, ich will nit. Wo ist dein Herrgott? Warum verbirgt er sich? — Bring's weg, das Kreuz, — nit mehr sehen will ich's, will nit mehr schnitzen ein Bauer

will ich werden hör Hanna, ein Bauer, wenn du mein Weib wirst." Das Dirndlein beugt sich nieder zu dem Knienden. Ein Tränlein fällt in das zerwühlte Haar des Iung hirts und -glitzert darüber wie der Tautropfen auf einem wilden Moosbusch. (Fortsetzung folgt.) Neiseeindrücke aus Südfrankreich. (Fortsetzung.) Inzwischen war es Zeit zum Nachtmahl geworden, welches ich dann in meinem Absteigequartier einnahm. Ich ließ mir von der Kellnerin eine Mahlzeit zu 8 Frank einschließlich Wein servieren, deren Qualität

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 28.05.1930
Physical description: 10
, freute er sich doch schon so lange aus diese Zeit. Lächelnd sahen ihn der Bauer und Annele mit dem bändergeschmückten Hut über den Feldweg dem Hose zueilen. Mit einem kräftigen Jauch zer schwang er die Bänder im Herbstwinde, als er sie sah. Hansl zu Ehren war heute am Hofe ein Nachtmahl bereitet worden, wie es das Gesinde noch nie gesehen hatte. Hans! hätte es freilich tausendmal besser ge schmeckt, hätte auch Otta dabei sein können. Am Samstag mußte er in der Stadt sein, denn um ein Uhr nachmittags

hatte er sich in der Kaserne zu melden. Da gab's nun noch Arbeit genug aus dem Hose. Annele mußte ihm alles noch in Ordnung brin gen, da er ja am Freitag früh schon abreisen mußte. Viel zu schnell sür den Bauer, Annele und Otta und viel zu langsam sür Hansl vergingen die Tage. Endlich war es Donnerstag geworden. Hansl sagte am Nach mittag zu seinem Schwesterchen: „Annele, sei so gut und geh am Abend mit zu den Weiden, wo Otta hinkommt, ihr und mir wirds leichter, wenn sie in dir glei a gute Freundin findet." Annele lachte

zu glauben. Innig und lang küßten sie sich, dann trat Hansl in die Küche und nahm auch von der Bäuerin Abschied und bat sie auch, dem Bauer sein „Psütgott" auszu richten. Annele ersuchte Sessa, ob sie jetzt, da Hansl fort sei und ihr sicher oft recht langweilig werden würde, nicht öfters zu ihr und Otta aus einen kurzen Heimgarten kommen dürfte. Was wäre Sessa lieber gewesen, als dieses lebensfrohe, muntere Geschöpf öfters, am lieb sten immer um sich zu haben. Deshalb sagte sie: „Ja, komm doch, so oft

blieben sie stehen, sahen sich schweigend in die Augen und küßten sich. Sie konnten sich nicht entschließen, das letzte „Lebe wohl" zu sagen. Die Glocke am Dachreiter des Roanbachhofes läutete zum Essen. Der Bauer liebte Pünktlichkeit und hielt seine Leute streng, seine Kinder nicht am wenigsten. Jetzt mußte geschieden sein. Nochmals umarmten sie sich und küßten sich wieder und wieder, dann gingen sie. Ein letztes „Lebe wohl, Liebster!" lispelten leise Ottas Lippen, dann war es still. Hans! war längst

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Der Arbeiter
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Page 8 of 20
Date: 27.04.1927
Physical description: 20
»ttgftfc b" 17 Das Stückelkreuz. Originalerzählung von Karl Tin Hofer. Lang redet der Peter kein Wort. Lang schaut er ihr ins Auge. Plötzlich aber richtet er sich halb aus. Seine Stimm ist mit einmal frei und laut: „Hannele, du hast recht, wer solch heilge Lieb kann spenden wie die deine, der muß die Liebe selber sein. Bittet mir den Löschplaner Pfarrherrn herauf." Der Wanderer schreitet über die Brücke. Unten im Erleneck aber kniet der Bauer in der klei nen Kapelle, am selben Platz

rauscht ein breiter Strom an ihr vorüber. Ein kleines rotes Schifflein schaukelt auf seinen Wellen. Das Opfer! — Ihr Opfer! Der Herr hat es angenommen. Noch einmal hebt der Hirt Peter an: „Hannerl, ver meinst, ich werd jetzt ein Bauer sein können?" „Du wirst es nit erst, du bist es schon, weil du glaubst!" „Und wenn ich jefct bitt — Hannele — mein lieb stes, werd du mein Weib!" Nr. 17. n xi*t Sette 71. Kein Wort erwidert sie daraus, nur seine Hände "immt sie, beugt sich über ihn und küßt ihn mit Trä

auch ein Loschplaner Pfarr- küster einmal ins Kirchenbuch: „Heunt, so wir schreiben den zweiten Januarius 18 . . ., begraben den Schnitzer Peter Hirt, Iung- bauer am Hirtenhof. Er hat gelebt, gefündet und ge büßt — der Herr geb ihm den Frieden!" Ende. Neiseeindrücke aus Südfrankreich. lSchluß.) Die Zeit bis zur Abfahrt des Schnellzuges nach Bern und Zürich benutzte ich noch zu einem Besuche des Stadtteiles Eaux-Vives, wohin ich mit der Tramway fuhr. Ich besichtigte dort die Kirche St. Pierre, welche den Calvinern

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Der Arbeiter
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Page 6 of 10
Date: 13.03.1929
Physical description: 10
." „Ganz gewiß," sprach die Vorsteherin, „aber bis zum vergangenen Jahre ist er wegen der Mutter daheim- geblieben, die ohnedies noch genug zu leiden hatte, und nun, wird er denken, lohnt sich der Wechsel nicht mehr. Einmal mutz er ja doch Bauer werden." „Die arme Christin," seufzte die Ochsenwirtin, „die hat auch schwer bezahlen müssen, daß sie Nockerbäue- rin geworden ist. Mit dem Jochberger Naz wäre sie sicher viel glücklicher geworden." „Man hat die Christin zu dieser Heirat gezwungen. Die Eltern

und der Fasching ging zu Ende; dann aber kam wieder ein langes Jahr der Arbeit. In der Herrenstube, die vorn neben dem großen Gastzimmer gegen die Straße zu lag. saßen die soge nannten Ehrengäste beim Weine. Der Vorsteher und die Gemeinderäte, der Doktor, der Förster, der Tierarzt, die beiden Lehrer und einige bester« Bauern des Dorfes. „Vorsteher," sprach Xaver Riesenbacher, ein alter Bauer mit schneeweißem Barte, „heute sind es gerade vierzig Jahre seit jenem Faschingmontag. da der Feuerwehrball ein jähes

," wendete sich der alte Bauer an den Gemeindearzt — „kam. konnte er nur mehr den durch Verblutung bereits eingetretenen Tod fest- stellen. Der Peter hatte einen Stich in den Hals be kommen, der die Schlagader traf. Menschliche Hilfe roar vergebens. So endete damals der Feuerwehrball. Alles drängte heim und in Zeit von einer halben Stunde war der „Adler" leer. Wohl wurden die Bur schen, die an der Rauferei beteiligt waren, noch in der Nacht alle verhaftet und einem längeren Verhör un terzogen, wer

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Der Arbeiter
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Page 6 of 12
Date: 13.04.1927
Physical description: 12
. „Gut, dann bleibt der Florian daheim, Ihr Martl geht an seine Stelle und ich nehm den Toni." Unwillig gehorcht der Florian. Er bereut, datz sie nicht schon gegangen, ehe der Bauer zurückkam. Aus ein wenig Aufregung hätte er sich immer gefreut, daß dem Dirndl wirklich etwas zugestotzen ist, glaubt er nicht. „Josef", bittet die Bäurin, „wartet's grad noch eine kleine Weil, mir isi's, als könnt's nit mehr lang aus sein. Wartet's grad noch eine kleine Weil!" Unschlüssig steht der Heimhofer

da. Ihm ist's auch, als spräche er mit dem Suchengehen ein Todesurteil über sein Kind. Aber, er mutz ja gehen, wenn er immer so Zugibt, vergeht die Nacht und leicht ist Hanna noch nicht daheim. „Martha, wir gehen doch." Er wendet sich ab. Halt, Bauer, steh! Was hörst du? Sind das nicht schleppende Schritte im Flur? — Sie nähern sich. — Der Toni reiht die Tür aus — da steht das Hannele auf der Schwelle. Weitz und bleich wie ein Vrauthenld- Jein. Das Brusttuch fester zusammengezogen, aus Latz man den roten

uns ihn. Ich will's ja gutmachen — morgen will ich's gutmachen — morgen will ich in den Hirthof gehen zum Peter, will ihm sein Wort erlassen, ihm das Hannele geben zum Weib. Ich erkenn's, es ist dein Wille, — werd nit mehr dawider fein. Morgen — morgen! — Bauer, nwrgen ist es vielleicht zu spät! Das Hannele schlummert todesmild ein. Auf den Zehenspitzen verlassen die Knechte die Stube. Drautzen stehen sie im Kreis um den zornroten Florian, der redet: „Wer ist mit? Wir gehen heut noch auf den Hirt hof

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