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Brixener Chronik
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Page 5 of 8
Date: 22.02.1916
Physical description: 8
Herzen wollte sie diese Dankbarkeit verwahren gegen ihn, den sie mehr liebte, als ihr Leben. Sie tat Rita nun den Gefallen, sich über das hübsche Schmuckstück zu freuen, obwohl ihr Herz nicht an solchem Tand hing. Die beiden jungen Mädchen plauderten noch ein Weilchen. Dann huschte Rita davon, nachdem sie Rose noch einmal herzlich geküßt hatte. Rose saß noch lange und sah mit träumenden Au gen vor sich hin. Ihr war so froh und feierlich zumute, wie noch nie im Leben. Seltsamerweise bedrückte

noch seine Mutter waren -Renschen, die auf einem Unrecht, das sie erkannten, be gehen blieben. Sie suchten gut zu machen, wre Rtta. lvas sie versäumt hatten, wenn sie auch ihr Unrecht mcht c offen eingestanden und zugaben, wie Rita es getan. 21 Rita sprang auf und trat zu ihrem Bruder. „Ja, Hasso, dieser Ansicht muß ich mich, nun ich mir das über lebt habe, unbedingt anschließen. Ich werde jedenfalls deine Mahnung beherzigen und versuchen, Rose in Zu kunft noch schwesterlicher als bisher zu begegnen

. Ge dankenlos habe ich bisher auch die Ansicht gehegt, daß wir Rose Wohltaten erweisen. Du hast mir die Augen geöffnet. Ich werde mich bemühen, gut zu machen, was ich bisher versäumt habe, das verspreche ich dir.' Hasso sah freundlich in das reizende Gesicht seiner Schwester. „Du bist ein Prachtmädchen, meine kleine Rita?' Das Thema wurde nun beendet. Hasso wußte, daß seine Eltern sich seine Worte bedenken und dann nach ihrem Ermessen handeln würden. Und das geschah auch. Man kam Rose wärmer und herzlicher

entgegen und sagte ihr zuweilen ein Wort der Anerkennung. Frau von Falkenried erhöhte Roses Taschengeld mit dem Bemerken, Rose möge sich doch etwas feiner kleiden, damit sie nicht so sehr gegen Rita absteche. „Man denkt ja sonst, wir halten dich wie ein Aschenbrödel, Rose,' sagte sie dabei. Herr von Falkenried schenkte Rose das Reitpferd, das sie bei ihren Ritten über die Felder benutzte, und dazu ein neues Sattelzeug. Bisher hatte Rose einen abgelegten Sattel von Rita benutzt. Und er nannte

sie scherzend seinen kleinen Minister des Aeußeren und Inneren. Rita zeigte sich besonders herzlich gegen Rose. Gleich am folgenden Abend nach der Unterredung mit Hasso war sie in Roses Zimmer getreten, ehe sie schlafen ging. Rose saß noch über den Wirtschaftsbüchern und sah verwundert auf. „Du bist noch wach, Rita?' „Ja. Rose. Ich wollte dir. ehe ich schlafen gehe, eine Freude machen. Sieh, dies Armband mit den Sa phiren und Perlen, das dir immer so gut gefiel, möchte ich dir schenken.' Rose sah

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Brixener Chronik
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Page 5 of 8
Date: 09.08.1917
Physical description: 8
, da hob Rose ihr tränenfeuchtes Gesicht zu Josefa auf: „Nimm mich mit, nach Hause!' Frau Josefa zuckte zusammen. Aus ihren Augen sprach ein großes Leid : „Wir haben kein Heim mehr, Rose!' Leise, müde kam es von ihren Lippen. Kein Heim — plötzlich erfaßte Rose die volle Be deutung der Worte. „Kein Heim ?' schrie sie auf; ihr Körper schüttelte sich im Krämpfe ungeweinter Tränen. Frau Josefa nahm sie in ihre Arme: „Wir müssen uns ein neues Heim schassen, Rose. Die alte Wohnung ist bereits

von anderen Menschen be zogen. Jedes Ding will seine Ordnung und sein Recht. Dieses Recht fragt nicht nach Tod, sragt nicht nach Leid: es geht seinen Weg und blickt nicht nach rechts noch links ' Ein Zittern ging noch immer durch Roses Glieder, aber sie bezwang sich. Sie wollte stark sein: „Erzähl' mir von zu Hause,' bat sie. „Was macht der Hannes und die Suse, sind sie noch immer bös mit einander ?' „Der Dorsschmied will die Suse heiraten, der Han nes mag sie nicht mehr.' „So, so,' sagte Rose, wälzte aber bereits

eine an dere Frage durch ihren Kops, scheute sich, sie auszuspre chen und tat es schließlich doch.' „Was macht Joses?' „In Ungarn ist er; er hat sich versetzen lasten.' Rose sagte darauf lange Zeit kein Wort. Auch Frau Josesa schwieg. Beider Gedanken gingen einem Ziele zu: Joses. Endlich fing Rose wieder an: „Mama will nach dem Süden. Ich soll mitgehen; sie will mich recht bald wieder rot und froh sehen. Aber ich werde nur zu Hause wieder gesund.' -t I! 133 „Es ist so finster hier,' sagte Karsten

. „Ja.' — Mehr sprach die Baronin nicht. Ihre Stimme war tonlos, sie rührte sich nicht. Karsten griff nach dem Halse — das aussteigende Blut beengte ihn: „RoseRose!' stotterte er. „Rose ist in ihrem Zimmer bei der Kleinen,' sagte die Baronin. „Soll ich sie rufen lassen?' Karsten richtete sich auf. Er hotte nicht gemerkt, wie matt die Stimme der Baronin war. Er hatte nur eines gehört: „Rose ist gesund. Sie nimmt es gleichgültig hin, daß Bela ' Frau von Orzi sah den Forstmeister zweiselnd

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Page 5 of 8
Date: 27.07.1917
Physical description: 8
Kilo, ein anderer machte mir ein Angebot von 40 Heller per Kilo. Ich kann aber ohne Selbst überhebung sagen, daß der größere Teil meiner Ernte vorzüglich erhalten ist. Und nun kostet in Meran am Obstmarkte dasselbe Obst so viel! Aber trotzdem werden die Bauern als Wuche- „JrrweW« der Liebe. Roman. 92 Als er Rose sah, ging ein heißer Schreck durch seine Glieder, seine Augen wurden weit und dunkeZ. Er blieb oben auf der Treppe stehen, sprach kein Wort, sah Rose wie eine Erscheinung

an. War es das Mond- licht, das seine Gestalt so schön und stattlich aus dem grünen Türrahmen hob? War er gewachsen, seit Rose ihn das letztemal gesehen? War seine Stirne höher, sein Haar dunkler, der Blick seiner Augen tiefer ge worden? Ein anderer stand vor ihr als der Spielgefährte ihrer Jugend: ein anderer . . . und doch derselbe. E sprach aus seinen Augen zu ihr die alte Treue. Da flutete es heimatfroh durch ihre Seele. — Alles, was sie in den letzten Tagen gedrückt undtraurig ge macht hatte, floß

in der Kinderzärtlichkeit zusammen, die oft, ach so oft, in sein Ohr gedrungen, wenn die kleine Rose vor irgend etwas erschrocken war: „Mir wird so bange nach dir, Joseph?' Es zuckte in seinem Gesicht. Ueberrascht, ja be stürzt sah er sie an. Unwillkürlich streckte er die Hand nach ihren kleinen Händen aus, die sie ihm entgegen hielt. Sie stand noch immer unten an den Treppenstufen und sah zu ihm auf: ihr weißes Gesicht lag im Schat ten. Es war die alte Rose, im hechtgrauen Täckchen, das aus ihres Vaters Mantel

gearbeitet worden war. Die alte Rose, und doch ... der Ring an ihrem Fin ger . . . nein, es war die alte Rose nicht. Seine Brauen zogen sich zusammen', die Hand, die sich ihr entgegengestreckt hatte, griff nach dem Flinten riemen, seine Lippen riefen den Hunden, die freudig bellend an Rose aufsprangen: „Pfui, Lord, pfui, Bagatell!' Die Tiere legten sich gehorsam zu seinen Füßen nieder, wedelten mit der Rute, sahen zu ihrem Herrn und wieder zu Rose hinüber, als wollte sie sagen: „Nanu, ihr zwei . . . habt

euch doch nicht so. 89 Rose war in eines ihrer alten Kleider geschlüpft. E<.- paßte nicht mehr, war hier zu eng, dort zu weit. Ihr junger Körper hatte sich gewandelt unter den pfle genden Händen einer geschickten Zofe. Aber sie behielt es an — sie fühlte sich im Forsthause nicht wohl in den modernen Kleidern-, nach und nach kam ihr auch das Gefühl des trauten Zuhauseseins wieder zurück. Sie lief durch alle Zimmer, lächelte den alten bil ligen Großvaterstand an und freute sich darüber. An jedem Stück hing

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Page 5 of 8
Date: 14.03.1916
Physical description: 8
der fremden jungen Dame, gerade in dem Moment, als sie den Schreibtisch! abgeschlossen und das Schlüsselbund aus dem Schloß gezogen hatte, sah Nataschka, die den Blick nicht von Rose ließ, nicht, daß ein zusammengefal tetes Papier aus ihrer Handtasche glitt und lautlos auf das weiche Eisbärsell vor dem Schreibtisch niedersiel. Ihre zitternden Hände mühten sich zu nervös und ha stig, die Schlüssel zu verbergen. Rose sah wohl dies Papier fallen, sie war aber, gleich der Fremden, so fassungslos überrascht

sind sie? Was wollen Sie hier?' herrschte sie Rose an, als sei diese ein unbefugter Eindringling. Nataschka war schon in mancher gefährlichen Situ ation gewesen und wollte sich schnell zur Herrin dieser Szene machen, gleichviel auf irgendwelche Art. Rose trat nun einen Schritt näher. ..Ich bin Rose von Lossow und warte hier auf mei nen Vetter Hasso von Falkenried und seine Mutter. Und wer sind Sie?' Diese Frage Roses klang weniger schroff. Eine Ahnung sagte ihr, wer die schöne Fremde sei, Sie glich Hassos Beschreibung von der Dame

seines Her zens. Und doch erschien es Rose kaum glaublich, daß sich Nataschka von Kowalsky in Hassos Arbeitszim mer an seinem Schreibtisch befand. Nataschka hatte sich 95 schnell wieder in der Gewalt. Blitzschnell überlegte sie, was sie nun tun und sagen sollte. Welch' ein Glück für sie, daß Rose nicht früher hier eingetreten war und sie noch bei ihrer Arbeit überrascht hatte. Sie zwang sich nun zu einem schelmischen Lächeln. „O, wie haben Sie mich erschreckt durch Ihr Eintre ten, gnädiges Fräulein

. Ich bin sozusagen ein wenig auf verbotenen Wegen von Ihnen überrascht worden und nun muß ich Ihnen wohl eine Erklärung geben und mich vor allen Dingen vorstellen. Ich bin Nataschka von Kowalsky. Rose atmete tief auf. Ihre Hände krampften sich zusammen. „Ich dachte es mir, wenn es mir auch seltsam er schien,' sagte sie halblaut. Nataschka trat vom Schreibtisch fort auf sie zu. „Oh, Sie haben schon von mir gehört?' forschte sie lächelnd, scheinbar ganz unbefangen und sicher. „Ja, mein Vetter sprach

von Ihnen und beschrieb Tie uns genau,' antwortete Rose, und ihre Augen lie ßen nicht von Nataschkas Antlitz, auf dem jetzt wieder süßes und zauberisches Lächeln erschien. Schelmisch blickte sie Rose an. ..Ach, dann wissen Sie wohl auch, daß er um meine Hand angehalten hat?' „Ja, das weiß ich,' erwiderte Rose ernst. Es war ein tiefes Gefühl der Abneigung in ihrer Teele gegen dies schöne, lächelnde Geschöpf. Nataschka lachte leife. „Also gibt es kein Geheimnis vor Ihnen. Sicher wissen Tie

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Page 3 of 4
Date: 11.03.1916
Physical description: 4
fortgefahren.' Nataschka machte ein gan-z betrübtes, enttäuschtes „Ach, wie schade — da habe ich mich doch verspätet. Wir haben uns verfehlt. Wissen Sie, wohin sich die Herrschaften begeben haben?' Riemer entging der lauernde Ausdruck ihrer Augen. „Nein, gnädiges Fräulein, ich glaube aber, die Herrschaften wollten einen Besuch- machen.' Nataschka stand wie unschlüssig. 85 „Aber was tun wir nun mit Rose, solange wir bei den Damen von Kowalsky zum Tee sind, Mama ?' fragte Hasso, jetzt erst daran denkend

, daß Rose sie nicht begleiten konnte. Frau von Falkenried sah Rose unschlüssig an. „Ja, richtig, Rose, was tun wir mit dir?' Rose hatte allerdings angenommen, daß sie Mut ter und Sohn begleiten würde und hatte sich vor diesem Besuch nicht wenig gefürchtet. Da Hasso jedoch ganz vergessen hatte, Rose bei den Kowalsky'schen Damen zu erwähnen, war diese auch nicht eingeladen, und unge laden konnte sie nicht mitgehen. Jedenfalls war sie im Innern froh darüber. Sie traute sich noch nicht die Kraft

zu, Nataschka ruhig zu begegnen. „Ich kann vielleicht inzwischen noch einiges besor gen, Tante Helene,' schlug sie vor. Die alte Dame überlegte. „Das sehe ich eigentlich nicht gerne, Rose. Du kannst das nicht gut allein tun, bist hier zu unbekannt, höchstens die Bäckereien für den Christbaum könntest du besorgen. Ich sah, als wir hierherfuhren, nur we nige Häuser von Hassos Wohnung entfernt eine große Zückerbäckerei. Da könntest du allenfalls hingehen und hättest immerbin eine gute halbe Stunde damit zu tun

.' „Und die übrige Zeit machst du es dir hier bei mir bequem, Rose. Riemer kann dir Tee bereiten, und wenn du dich langweilst, da findest du drüben in mei nem Arbeitszimmer Bücher und Zeitungen. Wir kom men auf dem Wege nach dem Hotel doch hier vorbei und holen dich dann ab. Ist dir das recht so?' Rose nickte. „Gewiß, Hasso. Ich gehe dann jetzt gleich in das Zuckerbäckergeschäft.' „Wirst du es finden, Rose?' „O ja. ich habe es auch gesehen, als wir oorüber- — Ich erwarte euch hier.' Sie reichte Hasso und Frau

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Page 3 of 4
Date: 04.03.1916
Physical description: 4
Stück X 33 A> ns^v. Zsack ^Vakl äes Bestellers 10°/» liöder. SLintlicke Rückseiten-rexte sinä von sinsra ert»lir«ll«v SssIsorASAslstliolisn susASvödlt voräsn. ^»»iodtsu auk V«rl»ugon vm»ow»t unä xo«tir«i H. Courths-Mahler: „Die Kriegsbraut.' 64 gehen mutzte, um etwas mit Colmar zu besprechen, tat sie es jetzt gleich. Erst zur Teestunde sah Rose Hasso wieder. Sie fand ihn im Wohnzimmer, wo der Tee meist eingenom men wurde, wenn keine Gäste zugegen waren. Hassos Eltern hatten sich heute später

als sonst zu ihrem Mit tagsschläfchen zurückgezogen und waren noch nicht er schienen. Hasso stand am Fenster und rvandte sich lächelnd nach Rose um, als sie eintrat. „Endlich sieht man dich wieder, Rose. Ich habe dich vochin im ganzen Hause gesucht. Wo warst du nur?' fragte er in seiner gutmütig überlegenen Art. Rose hatte sich wieder völlig in der Gewalt und lächelte. „Ich hatte mit Colmar verschiedenes zu besprechen und war drüben bei ihm. Und vorher habe ich die Ta belle fertig gemacht, die wir« für die Weihnachtsein käufe

brauchen.' „Ah, richtig, Mama sagte mir vorhin, datz sie dies mal unter deiner Beihilfe die Einkäufe in Berlin be sorgen will, weil Rita in Wien ist. Und weil sie nicht erwarten kann, meine zukünftige Braut kennen zu ler nen, so hat sie beschlossen, datz ihr mich morgen schon nach Berlin begleiten sollt. Freust du dich auf Berlin, Rose?' »O ja, ich freue mich sehr,' antwortete sie hastig. Er sah in ihr stilles, blasses Gesicht. „Ich will dafür sorgen, Rose, datz euer Aufenthalt einige Tage länger währt

, als Mama beabsichtigt, und daß du auch etwas davon hast. Es wird Zeit, datz du auch einmal ein wenig Vergnügen und Anregung fin dest. Du stehst ja rein gar nichts von dev Welt.' „Meine Welt ist Falkenried,' sagte sie schlicht. Es erging ihm sonderbar. Wenn er Rose nicht sah, dachte er wenig an sie. Sah er sie aber, blickte er in ihre großen, stillen Augen, die so gar nichts von der Welt zu fordern schienen, dann hatte er immer das Gefühl, als müsse er ihr etwas zu Liebe tun, ihr etwas gutes erweisen

. 61 Rose nahm alle ihre Kraft zusammen und trat noch einmal vor Hasso hin. Mit einem Lächeln, das ihn seltsam berührte, reichte sie ihm die Hand. „Ich kann nicht so offen zeigen wie Rita, wenn mir etwas das Herz bewegt. Aber du darfst sicher sein, Hasso, datz ich dir aus meinem tiefsten Herzen heraus alles Glück der Welt wünsche,' sagte sie leise. Und nun zitterte es wie tiefe Erregung aus ihren Worten und ihre Hand bebte in der seinen. Da war er erst so recht zufrieden. „Du bist doch ein sonderbarer

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Page 5 of 8
Date: 31.03.1916
Physical description: 8
für sie wie ein Schmuckkästchen - Ungerichtet worden war. Das helle Glück lachte diesen beiden jungen Men schen fast übermütig aus den Augen. Sie hatten es auch als würdiges Ehepaar durchaus noch nicht gelernt, ernsthaft zu sein, und kosteten jede Minute ihres Da seins jubelnd aus. Rose hatte naturgemäß mit den Vorarbeiten zur Hochzeitsfeier am meisten zu tun gehabt. Frau v. Fal- 'enried und Rita waren durch die -Beschaffung der Ausstattung reichlich in Anspruch genommen gewesen und hatten ihr alles überlassen müssen. Rose

war ihrer Aufgabe auch hier vollständig gewachsen gewesen, es ^ab für sie überhaupt keine Schwierigkeit. Sie war von .iner bewundernswerten Leistungsfähigkeit. 149 „Sprich doch nicht von Dank,' sagte Rose. „Ich bin doch froh, wenn es mir das Schicksal vergönnt, dir ei nen kleinen Dienst zu erweisen. Ich stehe ja noch in deiner Schuld.' Hasso schüttelte ärgerlich den Kopf. „In meiner Schuld? Du weißt wohl nicht, was du sprichst?' „Doch, dir verdanke ich es, daß mir hier jetzt alle mit so viel Liebe

entgegenkommen.' „Aber Rose — komm doch nicht immer wieder darauf zurück.' schalt er fast zornig. Ein tiefer Atemzug hob ihre Brust. „So laß uns unsere gegenseitige. Rechnung still begleichen,' bat sie leise. ..Stolze Rose — stolze Rose!' schalt er mit einem leisen Lächeln. „Sprichst du mir die Berechtigung ab zu diesem Stolz?' fragte sie halb ernst, halb scherzeind. ..Nein, nein, gewiß nicht. Aber eine Bitte habe ich an dich. Schenke mir deine Freundschaft, Rose. Ich habe dich in der letzten Zeit

von einer Seite kennen ge lernt, die mir so gut gefällt, daß ich dir diese Bitte aus sprechen muß. Du kaninst mir viel, sehr viel sein, Rose — und ich bin nicht stolz in dieser Beziehung, ich wehre mich nicht dagegen, dir verpflichtet zu sein. Mit dei nem feinen Takt, mit deinem Verständnis, uind nicht zuletzt mit deiner Tüchtigkeit und deinem Fleiß kannst du Mir viel, sehr viel geben. Ich möchte dich hier fest halten für alle Zeit, gerade, weil ich meine Kräfte mehr für meinen Beruf als für Falkenried

einsetzen werde. Ultd du kannst in deiner zarten, verständigen Art zwi schen meinen Eltern und mir vermitteln, wenn wir einmal aufeinanderstoßen. Nicht wahr, Rose, du stehst mir treu zur Seite? Natürlich kann ich dich nur so lange in Falkenried festhalten, bis du dich eines Tages verheiraten wirst.' Sie hatte schnell, ohne zu Zaudern, ihre Hand in die seine gelegt. In ihren Augen lag ein Helles Leuchten.

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Page 5 of 8
Date: 02.04.1916
Physical description: 8
Verpflegungstagen verpflegt. Für 150 Laza rette wurde «ms der Steyler Missionsdruckerei Lektüre besorgt. Die Steyler Missionsschwestern (Dienerin nen des Hl. Geistes) haben über 200 Schwe- H. Courths-Mahler: „Die Kriegsbraut/ 160 „Aber durch «die Luft kann man doch unmöglich ei nen Verkehrsweg schaffen, der von Nutzen ist,' beharrte ^rau von Falkenried. „Das wird sich erst zeigen, liebe Tante. Zum Beispiel im Falle eines Krieges würde das gesamte Flugwesen große Bedeutung gewinnen,' erwiderte Rose. „Ach, Krieg

? Gott bewahre uns davor?' rief Frau von Falkenried. „Ich kann mir gar nicht denken, daß cs zwischen 'zivilisierten Völkern noch jemals zu einem Krieg kommen kann.' „Und doch können wir jeden Tag in politische Streitigkeiten verwickelt werden, die uns die Waffen in die Hand zwingen.' Zum Glück kam in diesem Augenblick der Brief träger — zwei Briefe von Rita, einen für die Mutter und einen für Rose. An letztere schrieb Ritai „Meine liebe Rose? Was Du mir von Mama schreibst, macht mir große Sorge

. Ich meine, Mama wäre nur aufzuhelfen, wenn sie sich jetzt einmal auf einige Zeit von Falkenried entfernte. Wie wäre es. wenn Mama uns in Villau besuchte? Da hat sie Ab lenkung, Luftveränderung und — mich. Ich schreibe Mama zugleich mit diesem Briefe an Dich und sage ihr, daß ich große Sehnsucht nach ihr habe und daß sie mich unbedingt auf einige Wochen besuchen und Villau ken nen lernen muß. Es ist einzig schön hier, liebe Rose, und ich wollte, Du könntest mich einmal als Hausfrau oon Villau schalten

Aber Hasso erinnerte sich selbst, daß Rose ihm ein mal den Wunsch ausgesprochen hatte, mit ihm aufflie gen zu dürfen. Und eines Morgens, als er sich nach hastig einge nommenem Frühstück von ihr verabschiedete, um nach der Halle zu fahren, sagte er lächelnd'. „Heute ist ein ganz windstiller.ruhiger Tag. Rose. Du hast mir einmal gesagt, daß du gern einmal mit mir auffliegen möchtest. Willst du es heute tun? Das Wetter ist außerordentlich günstig für eine ruhige Fahrt.' Rose konnte .zuerst nicht antworten

vor freudigem Schreck. So strahlend glücklich sah sie ihn an. daß er lächelnd in ihre wunderschönen, tiefblauen Augen blickte. „Darf ich? Darf ich wirklich?' stieß sie endlich hervor. „Gewiß, wenn du willst.' „O. wie gern.' Er nickte ihr zu. „Dann sei in einer Stunde drüben auf dem Flug platz. Rose.' Sie nickte nur, sprechen konnte sie nicht. Und zur festgesetzten Zeit war sie zur Stelle, in einen glatten, festen Ledermantel gehüllt, wie sie ihn auf Autofahrten trug, mit der Autokappe auf dem blon den Haar

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Page 6 of 8
Date: 22.02.1916
Physical description: 8
zanken.' „Nein, nein, Mama erlaubt es, Rose.' Nun stieg Rose das Blut in die Wangen und ihre Augen bekamen einen stolzen, abwehrenden Ausdruck. „Liebe Rita, sei mir nicht böse,' sagte sie hastig, ..aber ich muß dies Geschenk zurückweisen, weil ich di-r auf solch ein kostbares Geschenk die Gegenleistung schul dig bleiben müßte.' ..Aber Rose, wer spricht denn davon?' Groß und ernst sah Rose in Ritas Augen. ..Ich, Rita. Sieh, ich muß schon ohnedies so viel Wohltaten von euch allen annehmen

, daß ich nicht weiß, wie ich sie ertragen soll. Dieses Geschenk von dir würde mich mehr niederdrücken als erfreuen.' Rita sah ganz betrübt aus. „Ach. Rose, das ist nicht hübsch von dir. Ich wollte dir durch dieses Geschenk zeigen, daß ich dich im Herzen wie eine liebe Schwester halte, und nun weisest du es zurück.' Rose legte den Federhalter, mit dem sie Zahlen in das vor ihr liegende Buch eingetragen hatte, nieder und sab Rita freudig überrascht an. ..So bast du es gemeint?' „Ja, Rose, weil ich dich lieb

habe und dir eine Freude machen wollte. Sei doch lieb, nimm dieses Ge schenk von mir an als Zeichen, daß auch du mich mit schwesterlicher Liebe in dein Herz geschlossen hast.' Da zog Rose in überquellender Herzlichkeit Rita in ihre Arme. „Liebe Rita, liebe, gute Rita, du weißt ja nicht. Wie lieb ich dich habe und wie froh ich bin, daß du mir so herzlich entgegenkommst. Das ist mir ein viel kost bareres Geschenk als dieses Armband .Und wenn du es mir so bietest, ja, dann will ich es gern annehmen. Ich danke

dir herzlich dafür, aber noch mehr dafür, daß du mir heute so entgegenkommst.' Rita küßte sie. 23 „Habe ich das nicht schon immer getan?' Ein wenig zögerte Rose mit der Antwort. Sie sah ernst in Ritas. Augen. „Gut warst du immer zu mir, Rita, aber —' Rita umfaßte sie herzlich! und schloß ihr mit der Hand den Mund. „Nein — nein, sage nichts mehr — ich weiß schon, was du sagen willst — und — ich schäme mich. Ja, ich schäme mich wirklich, weil ich so gedankenlos neben dir dahinlebte und mich gar

nicht ein bißchen in dich hin eindachte. Nun soll das aber anders werden. Weißt du, wer mir die Augen geöffnet hat über mein gedan kenloses Verhalten dir gegenüber — und auch den Eltern?' Rose schüttelte den Kopf. „Nern, Rita, das weiß ich nicht.' ..Hasso hat es getan.' Rose zuckte leise zusammen. >.Hasso?' „Ja, er hat uns gesagt, daß wir dir nicht genug Liebe entgegenbringen oder sie dir wenigstens nicht ge nug zeigen. Er hat uns vorgehalten, daß wir meinen, wir Inn dir wunder wie viel Wohltaten, daß dn in Fal

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Page 5 of 8
Date: 17.02.1916
Physical description: 8
8 schenräumen nach Hause kam, daß man Rose jedesmal wieder neue Pflichten aufgebürdet hatte. Er wunderte sich über ihre Leistungsfähigkeit, aber er sprach nicht darüber, weil er den Kopf stets voller Ideen und Pläne hatte. Nur zuweilen nahm er mit einem scherzenden oder anerkennenden Wort Rose gegenüber davon No tiz. Und jedes dieser Worte schien Rose wie ein köst liches Geschenk. Sie gruben sich tief in ihre junge Seele, die sich Hasso, seit sie ihn zuerst gesehen, in tiefer, ver schwiegener

Liebe zu eigen gegeben hatte. Rose war in aller Stille Onkel Herbert und Tante Helene eine unentbehrliche Stütze geworden, und sie stützten sich recht nachdrücklich darauf, ohne zu beden ken, wieviel Kraft sie dazu nötig hatte und ohne ihr ein Wort des Dankes zu sagen. Im Gegenteil — sie befrachteten sich noch immer als Roses Wohltäter. — Rose war ihnen jetzt allerdings keine lästige Hausge nossin mehr, sondern ein nützliches Wesen, zu dem man volles Vertrauen haben konnte. Aber innerlich ^äher

waren ihr weder Onkel Herbert noch Tante He lene gekommen. Hatte Rose jemals eine Mußestunde, so füllte sie dieselbe aus, indem sie sich in allerlei Lektüre über das Flugwesen vertiefte. Mit brennendem Interesse stand ne Hasso von Falkenrieds Beruf gegenüber und suchte ich einzuarbeiten in seinen Jdeenkreis. Du er auch zuhause an allerlei Zeichnungen und Berechnungen arbeitete und niemand etwas in seinem Arbeitszimmer anrühren durfte, hatte sie es übernom men, dort Ordnung zu halten. Nur sie allein betrat

nutzer Hasso dieses Zimmer, wenn er in Falkenried weilte. Und in letzter Zeit hatte er bemerkt, daß Rose >ie einzige war, die in Falkenried seinem Beruf einiges Verständnis entgegenbrachte. Er war deshalb sehr ^roh, daß sie es übernahm, in seinem Zimmer Ord nung zu halten. Da konnte er gewiß sein, daß sie ihm 'ein Blättchen Papier verlegte und nichts von der Stelle rührte, was liegen oder stehen bleiben mußte. 5 Das hatte Hasso jedoch nur flüchtig und in sehr be scheidener Weise erwähnt. Er wußte

, daß seine Ange hörigen seinem Beruf nicht sympathisch gegenüberstan den und hielt sich mehr an allgemeines, was sie inter essieren konnte. Hasso hatte zunächst die Anwesenheit Rose von Lossows nicht gemerkt. Das junge Mädchen war stets nur wie eine flüchtige Erscheinung durch sein Le ben gehuscht. Als sie, die fünfzehnjährige Waise einer entfern ten Verwandten und Jugendfreundin seiner Mutter, aus Barmherzigkeit in Falkenried Aufnahme fand, da war Hasso bereits auf der Hochschule gewesen. Damals zählte

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Page 3 of 4
Date: 01.04.1916
Physical description: 4
H. Courths-Mahler: „Die Kriegsbraut.' 156 Rose erwieb sich nun noch mehr, als zuvor, als der Mittelpunkt von Falken vi ed. Durch ihre Hände liefen alle Fäden und es war ihr Glück und ihr Stolz, daß sie Hasso alles Störende fernhalten konnte. Die Arbeiten auf dem Flugplatz schritten rüstig vorwärts. Zu Ostern war schon die Halle und Werk stätte fertig, und Monteure und Arbeiter waren ange stellt. Am frühesten Morgen schon radelte Hasso aus dem gutgepslegten Waldweg nach dem Flugplatz hinüber

und kam erst Mittag wieder heim. Nach Tisch besprach er sich mit Colmar und Rose und dann fuhr er wieder mit dem Rad hinüber. Abends saß er> dann mit seiner Mutter und Rose zusammen im Wohnzimmer, bis sich die beiden Damen gleich nach neun Uhr zurückzogen. Frau von Falken rieds etwas leidender Zustand bedingte eine frühe Ruhestunde und Rose wußte, daß Hasso, sobald sie sich zurückgezogen hatten, in sein Arbeitszimmer ging und über seinen Plänen saß bis Mitternach und oft auch noch später. Zuweilen

, wenn Rose der Weg auf die Felder am Flugplatz vorüberführte, traf sie dort mit Hasso zusam men. Und da er merkte, wie sehr sie sich für seine Ar beiten interessierte, sprach er oft mit ihr darüber und ließ sie teilnehmen an seinem geistigen Schaffen. Und weil sie mit klarem Verstand auf alles einging und spielend alles erfaßte, wurde es ihm bald Bedürfnis, sich ihr mitzuteilen. So wuchs sie mehr und mehr in seinen Ideenkreis hinein und überraschte ihn oft selbst mit praktischen Vorschlägen. Im Mai

unternahm Hasso die ersten Aufswge von seinem Flugplatz ans, und von nun an fanden fast täg lich Probeflüge statt. Roses Wunsch, solche Flüge zu sehen, wurde nun oft genug erfüllt. Mit glänzenden Augen stand sie dabei und ihre Blicke folgten sehnsüchtig dem Riesenvogel, der sich so stolz und kühn in die Lüfte schwang. Sie wagte aber nicht, Hasso zu bitten, sie einmal an einem solchen Fluge teilnehmen zu lassen. 153 Eine tiefe, innere Freudigkeit hob Rose gleichsam über alles hinweg. Hasso

war sie als vollwertiges Familienmitglied vorgestellt worden. Rita hatte sich herzlich gefreut, daß die Eltern sich so ganz anders zu Rose stellten. Sie hatte aber keine Ahnung von dem großen Dienst, den Rose ihrem Bru der geleistet, denn man hatte ihr gar nichts von Na- taschka von Kowalsky erzählt. Aber sie war froh, daß sich ihre Eltern inniger- an Rose angeschlossen hatten. „Du wirst meinen Eltern nun die ferne Tochter er setzen müssen, liebe Rose, und ich kann sie beruhigter allein lassen, zumal ja nun auch Hasso

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Page 5 of 8
Date: 02.08.1917
Physical description: 8
der Berlagsanstalt „Tyrolia' tSMyen werde«. „Irrwege der Liebe.- Roman. 112 Rose fiel ihr ins Wort: „Mit ihren Leistungen bin ich auch zufrieden, aber ich kann das Schmeicheln nicht leiden!' Die Zofe rümpfte die Nase. Es blitzte in ihren Augen herausfordernd, aber sie wagte keine Gegenrede. Diese Derbheit, wie sie Rose natürliche Art bei sich nannte, machte ihr die Stelle äußerst angenehm. Sie sank im Dienste der jungen Frau nicht so zur Null her ab wie in anderen Häusern. Die verstand es gar

nicht, die Dienerschaft abzuhetzen und zu quälen bis zur Be- sinnungslosigkeit. Ja, Rose war es lästig, stundenlang vor dem Spie gel sitzen zu müssen und sich von fremder Hand anklei den zu lassen wie eine Gliederpuppe. Sie begriff nicht, daß sie bei den Mahlzeiten in der Familie im Gesell - schaftsanzuge erscheinen mußte. Sprach sie darüber zur Baronin, war ein Lächeln die Antwort, das ihr das Blut in die Wangen und den Schweiß auf die ntirn trieb. Im Anfange hatte es wohl auch geheißen: „Aber Kind . . . das muß

eben sein . . . das ver langt der gute Ton.' Der gute Ton ... sie haßte ihn beinahe schon .. Es gab da so vieles, was da auf den guten Ton gescho ben wurde ... ach so vieles . . . Die Nennen, die Be la tagelang in Wien festhielten; Spielabende in den Herrenklubs .... ach, sie konnte sich da nicht zurecht finden! Die Frisur war fertig, aber kein Blick, kein Wort lobte das gelungene Werk. Gleichgiltig sah Rose in den Spiegel, aus dem ihr berückend schön das eigene Ich entgegensah

. .. Mit einer raschen Handbewegung schleuderte siedie Puderquaste weg, mit der die Zofe ihr Gesicht bestäu ben wollte. Sie'stand auf und schickte sich an. die Robe anzulegen, wobei ihr die Zofe eifrig half, in Wirklich keit aber durch geschickte Handgriffe jede Selbständig - keit beim Ankleiden unmöglich machte. Mit kurzem Auflachen ergab sich Rose, stand und drehte sich, wie es die Zofe für nötig hielt. 109 Es brannte in Josefs Blute wie feurige Kohlen, ließ es aufschäumen in wilder Glut, schmiedeten neue Ket ten

für ihn; unzerstörbare feste Ketten. Sein Kopf sank schwer auf die Tischkante. „Wenn er — der Baron — die Rose wenigstens verdient hätte, wenn er ihrer würdig wäre! Man spricht nicht gut von ihn. Er soll ein wüstes Leben führen.' „Ich habe auch davon gehört,' sagte Josefa. „Aber die Menschen übertreiben. Die Hälfte können wir von allem streichen, was uns zu Ohren kommt. Wenn et was an der Sache wäre, hätte ich es schon erfahren. — Rose kann sich nicht verstellen.' „Du hast sie wochenlang nicht gesehen,' rief Josef

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Page 6 of 8
Date: 31.07.1917
Physical description: 8
aus das russische Ge biet. Zm Räume südlich von Brody stießen österreichisch-ungarische und deutsche Truppen 102 gen. Aergerliche Falten hatten sich in seine Stirne ge graben. Aber er faßte sich rasch und sagte mit leichter Handbewegung i „Also, das hat dich erschreckt! Erinnerungen an mei ne Junggesellenzeit! Sie sollen in den Ofen wandern. Ich habe aber noch keine Zeit gefunden, die Spreu vom Weizen zu sondern!' Rose hob den Kopf, sah ihn mit ihren Kinderblicken an und auf das Bild deutend

, das noch auf dem roten Teppich lag, fragte sie leise: „Die auch?' „Die schöne Sidi . . . fragte er zurück, schaut auf das Bild und lächelt so eigen, so selbstvergessen, wie wenn schöne Vergangenheit ihm lebendig würde. Rose erschreckt von neuem. Ihre Glieder beben in Furcht vor etwas Unfaßlichem. Sie wird abwechselnd blaß und rot und strebt aus seinen Armen. Er sühlt das Zucken, das durch ihren Körper geht und zieht sie fester an sich: „Ihr Frauen seid doch alle gleich . . . könnt kein schönes Gesicht ohne Neid

erschrocken neben Josepha stand und nicht wußte, was sie zu alledem sagen sollte. Sie dachte vergeblich nach, wo Rose die schöne Far- kasch gesehen haben mochte. Jetzt galt es, dem Sohne beizustehen. Wie hilflos er aussah. Sie ging auf Bela zu und sagre mit feinem Lächeln: „Unsere Rose braucht Ruhe, überlasse sie mir. Zei ge Frau Josepha indessen die Gemälde non Blaas, Sie 103 kennt den Maler persönlich und interessiert sich für seine Kunst.' Bela sah seine Mutter dankbar an und ging. Die Baronin zog Rose

mit sich fort und führte ve in ihr eigenes, lauschiges Wohnzimmer. Hier herrsch ten sanfte Farben: hier war alles harmonisch geordne!, nichts lenkte den Blick herausfordernd auf sich. Ruhe, sinnbetäubende Ruhe umgab die beiden Frauen. Dle Baronin hielt Rose mit ihrem Arm umschlungen und sprach liebevoll zu ihr: „Du liebes Kind, was machst du dir mr nnn u.jen Kummer um ein paar hübscher Bilder willen. Schau spielerinnen in ihren Rollen . . ., du siehst sie doch nnch auf der Bühne, du freust

oft weiß sein Herz nicht, was die Lippe spricht und Sinnesrausch ist keine Liebe. Wir Frauen aber wollen geliebt sein!' Rose zuckte schmerzlich zusammen. Die Worte der Baronin folterten sie. Ein dunkles Ahnen quälte sie. Die Baronin fühlte es — ein strenger Zug trat in ihr Gesicht: „Zweifelst du an Bela?' Ihre Stimme klang scharf, sie preßte Rose von neu em Tränen in die Augen. Sie hätte am liebsten ge - schrien: „Ja, ich zweifle an ihm ... ich zweifle an seiner Wahrhaftigkeit!' Sie fand

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Page 6 of 8
Date: 10.02.1891
Physical description: 8
, die hl. Priesterweihe und wird Dienstag den 10. Februar in Wängle seine Primiz feiern. sDie Fastenpredigtens in hiesiger Pfarrkirche wird Heuer an den Freitagen ?. Norbert, Cap>- Vic., und an den Sonntagen hochw. Herr Peter Schwingshackl, f. b. Hofcaplan, halten. — Von Ostern an wird ?. Norbert an Stelle des ver storbenen ?. Honorius auf unbestimmte Zeit auch die Dompredigten übernehmen. (Die goldeue Rose.) Wie wir bereits schon einmal mitgetheilt haben, soll diesmal die goldene Rose vom Papste unserer erlauchten

Kaiserin zu gedacht sein. Es dürfte nun unsere Leser jeden falls interessieren, das Ceremoniel ihrer Ueber gabe zu erfahren. Die Herstellung dieses Kleinods kostet nicht weniger als 10.000 Francs. Die Rose wird von einem Zweige getragen und steht in einer Vase von vergoldetem Silber, die an den Seiten die päpstlichen Jnsignien und eine Inschrift trägt. Die symbolische Bedeutung des Geschenkes ist folgende: Das Gold stellt die Allmacht dar, der Glanz und der Reichthum der übrigen Metalle das Licht

der himmlischen Weisheit. Der Act der Weihe ist ein höchst feierlicher. Der heilige Vater, in die priesterlichen Gewänder ge hüllt, liest die Segensformel aus einem Buche, das ein Bischof hält, während zwei andere Bischöfe ihm zurSeiteKerzen tragen. Die höchsten päpstlichen Würdenträger stehen um den heiligen Vater. Einer der päpstlichen Kämmerer überreicht dem Papste kniend die Rose. Der heilige Vater spricht nun sein Gebet und besprengt die Rose mit ge weihtem Wasser und Balsam. Die Ueberreichung

des Geschenkes geht fast mit gleichem Ceremoniel vor sich. Der mit der hohen Mission betraute Cardinal spricht zur Empfängerin die Worte: „Nimm aus unseren Händen die Rose, die wir in besonderem Auftrage des heiligen Vaters Dir überreichen. Diese Blume bedeute Dir die Freude der kämpfenden und siegenden Kirche, denn die Rose, die Königin der Blumen, ist ein Symbol 't die Empfängerin fügt der Legat geruhen, dies der ewigen Ruhmeskrone.' eine Kaiserin, oder Königin, hinzu: „Eure Majestät wollen Geschenk

und mit ihm die göttliche'Gnade hinzu nehmen, die der heilige Vater für Eure Majestät von dem Herrn der Zeiten und Ewigkeiten er fleht. Die hohe Frau küsst darauf die Rose und der Legat verkündigt den Anwesenden den päpst lichen Generalablass für alle Glieder ihrer Familie. (Die „Gebirge' im neuen Wien. Im „Ge- birgsfreuuo' finden wir einen trefflichen Aufsatz über das künftige Weichbild Wiens vom touristischen Standpunkt aus. Wir entnehmen demselben nach stehende Zusammenstellung über die Berge und Hügel

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Page 3 of 4
Date: 28.07.1917
Physical description: 4
- „I r r w e D e der Liebe.' Roman. 96 mit dem lebhaften Spiel ihres Schirmchens die unfrei willige Haft herbeigeführt hatte. Rose versuchte es, sich frei zu machen. Sie zog die Handschuhe aus und nestelte mit ihren Fingern an den Spitzen ihres Schultertüchleins. Wie sie den Kopf ge beugt hält, sieht sie den überraschenden Ausdruck der dunklen Augen nicht, die wie gebannt auf ihrem Ringe ruhen: so etwa, wie wenn man altbekanntes, halbver gessenes plötzlich wieder sieht. Unverwandt blickte die Fremde auf Roses schlanke

noch nicht gesehen: aber der Ring den sie ihm gegeben, der schmückte jetzt die Hand des schönen Kindes mit den jungen, frommen Augen. „Das kann mein Ring nicht sein — ich muß mich täuschen . . Brennend wir ihr Blick. Der Schirm wrid frei. Rose hebt den Kops. „Ich danke!' hört sie die Fremde sprechen, und dann — sie glaubt zu träumen —: „der Ring, gnädiges Fräulein, darf ich ihn einmal näher ... ich meine, ganz betrachten?' Rose findet die Bitte dreist, sie kennt die Dame

nicht: aber sie kann sich ihrem zwingenden Blick nicht entziehen. Sie streift den Ring vom Finger und reicht ihn zögernd hin: „Mein Verlobungsring: ein altes Erbstück.' „So . . ein klingendes Lachen machte Rose ver wirrt: Zweifelt die Dame an ihrem Wort? 93 „Also du bist wieder zu Hause?' fragte Josef, zwang sich zur Gleichgültigkeit, kam nachlässig die Trep pen hinunter. Sein Wesen wirkte erkältend auf Rose. Ihr Trotz erwachte, schnippisch sagte sie: „Ja, wie du siehst. Ich wollte Lenchen und Therese besuchen, sind sie zu Hause

?' Sie hätte um keinen Preis zugegeben,was sie zu so später Stunde in den Wald geführt: „Ach ... da bemüh' dich nicht weiter ... die Mädels werden warten können... der alte Schubert ist krank, da haben sie keine Zeit zu tratschen.' Das alte Rauhbein! — dachte Rose ärgerlich. „Nun, dann will ich ein andermal wiederkommen. Was machst du aber hier den ganzen Tag? Man sieht dich ja gar nicht mehr!' Unbewußte Trauer klang durch ihre Worte. Ein halbes Leben hatten sie zusammengelebt, gespielt ge lacht

den Hunden und ging seitwärts in den Wald, auf ungebahntem Wege. Rose sah ihm nach, verwundert, verärgert. Was sollte das bedeuten ? Unschlüssig stand sie, warf einen Blick auf die grü nen Fensterläden, durch deren herzförmigen Aus schnitt ein Lichtschein fiel. Und da ging es ihr durch den Kopf: „Der Vater hat recht, verliebt wird er sein... ja ja, verliebt. In Lene oder in Therese? Beide sind so schön — beide.'

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Page 6 of 8
Date: 13.07.1917
Physical description: 8
wir, du und ich, haben schon genug leiden müssen durch übereiltes Handeln... Du liebst Rose — nun ja. ich sehe es an der jäh auf steigenden Röte in deinem Gesicht, daß ich mich nicht täusche. Es mar mein Wunsch, ihr beide möchtet euch lieben und glücklich sein in altmodischer Ehe. Ich ließ Rose aufwachsen wie eine Heideblume, ohne sie darum aus dein Auge zu lassen. Ich sah sie lieber, wenn sie durch Wald und Feld strich, als wenn sie über dem Strickrahme:, saß. Ein gesunder Körper gehört mit zum Fundament

einer glücklichenEhe, eines glücklichen Lebens überhaupt. Rose hat gute Anlagen und Eigen schaften. Es war keine Gefahr da, daß die Freiheit schädlich auf sie wirkte. Sie sollte die Selbstsucht der Welt, die Jagd nach Genüssen nicht kennen lernen. Nur in dir sollte sie ihre Welt, ihr Glück suchen und finden.' ..Wie gut du bist!' flüstert-.' Josef und küßte die schmale Hand, die immer noch die seine umschlossen hielt. Wie ost hatte diese Frau so an seinem Bett ge sessen. wenn irgend etwas seinen Kinderschlaf

er die feinen Finger, die noch in seiner Hand lagen, als wollte er sagen! Ich will dir al- les vergelten.... . ^ 43 Frau Josefa sah müde vor sich hin und sprach mit weicher Stimme weiter: „Der Mensch denkt und Gott lenkt — nirgends paßt das Wort so gut hin, als aus meine Wünsche, mein Wollen, mein Handeln. Was ich so fein und klug er sonnen habe, hat nun eine ganz andere Wendung be kommen. Rose ist durch den ständigen Umgang mit dir dein Schwesterlein geworden. Die geistige Frei heit, die ich ihr gelassen

Josef —' rief sie lebhafter —, „wenn du die Pracht, die Schätze hoher Kunst bei den Orzis sehen könntest, du würdest es verstehen, daß unsere Rose ganz bezaubert ist! Ihr leicht empfänglicher Geist und ihre Natürlichkeit berauschen sich an all dem Neuen, das mit so wunderbarem Glänze in ihr Leben tritt; dazu die mütterliche Liebenswürdigkeit der Baronin! Sie hat unser Röschen völlig gewonnen. Wie ein Schmet terling dein Lichte, so fliegt Rose ihr zu. Daß die Baronin Orzi bestimmte Ziele verfolgt

, ist außer Zweifel. Und — das ist es, was mich am mei sten bekümmert, — mein Bruder Rudolf denkt wie sie. Der Reichtum der Orzis ist ihm zu Kopfe gestiegen wie junger Wein. Wäre dies nicht der Fall, ich wollte Röschen schon die Augen össnen: ein paar Jahre fern von uns, ein paar Jahre Umgang mit gleichaltrigen Mädchen, ein paar Jahre Theater, Musik und andere Kunst, und unsere Rose sehnte sich mit allen Fasern ihres Sems zurück in die Heimat, zurück in den Wald nut seiner Frische, seiner Kraft

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Page 6 of 8
Date: 05.07.1917
Physical description: 8
G ksRsn I^S'SU^SS! 14 die mitten im sonnenheißen Hofe stand, und aus deren verschlossenem Spundloch langsam ein Tropfen nach dem andern niederfiel, mitten in den aufgesperrten Schnabel einer jungen Ente, die lüstern auf das kühle Naß wartete. Die Sache belustigte Rose, die Verständnis für Humor besaß. Einem ihrer raschen Einfälle nachge bend, zog sie den Zapfen aus dem Spundloch. Ein dicker Wasserstrahl sprang auf die Erde und stob in un zähligen Tropfen auseinander. Die erschrockenen En ten begriffen

bald den Vorteil, der ihnen da so uner wartet kam. Sie drängten, schoben, stießen sich um das plätschernde Wasser. Rose stand dabei und freute sich. Das Wasser sprang an ihrem Kleide hinauf, die Sonne brannte ihr Gesicht und Hände braun, sie achtete es nicht. „Aber Rose — bist du toll ?' rief auf einmal Josef, der unbemerkt den Hof betreten hatte. „Ich glaube, du wirst überhaupt nicht mehr vernünftig?' Er nahm ihr den Zapfen aus der Hand und stieß ihn ärgerlich in das Spundloch. „Mindestens

eine Vierteltonne Wasser verschlam- pert! Zur Strafe solltest du es kannenweise holen müssen, da würdest du fremde Arbeit achten lernen?' „Ihr seid wohl heute alle mit dem linken Fuß zu erst aufgestanden!' rief Rose trotzig und schüttelte ihr Kleid, das ganz durchnäßt war. Josef sah sie an und sagte ärgerlich! „Du wirst wohl niemals eine ordentliche Hausfrau werden?' Jäh stieg ihr das Blut in die Wangen. Sie fühlte sich beschimpft durch seine Worte und konnte nichts da gegen sagen. Er hatte ja so recht

— sie trieb nur Dummheiten. Sie schämte sich plötzlich vor ihm und lief eilig durch die Hoftür hinaus in den Garten. Sinnend sah ihr Josef nach-, dann lachte er leise auf! „Du bist noch zu kindisch, kleine Rose!' 15 Aehnliches sagte im Speisesaal der Forstmeister zu seiner Schwester. „Ich sehe keinen Ernst in dem Mädel. Das Leben ist ihr nur ein schöner Traum. Du bist zu gut zu ihr, Josefa! Läßt ihr zu viel Freiheiten. Spanne sie ein mal ein bißchen mehr in der Wirtschaft an. Ich meine, wir brauchen

keine Zierpuppe in unserem Hause!' Frau Josefa hob den Kopf. Ihr feines, blasses Gesicht erinnerte auffallend an jene vornehmen Frau en, die wir aus Bildern der ersten Hälfte des vergange nen Jahrhunderts kennen, an jene stillen Gesichter, die das politische Unglück ihrer Zeit geadelt, ernst und sin nend gemacht. Mit einem verwunderten Blick sah Josefa ihren Bruder an. „Rose läuft nie allein im Walde herum. So viel ich weiß, ist Jofef immer mit ihr.' „Sooo, — na ja — das ist es ja gerade

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Page 5 of 8
Date: 31.07.1917
Physical description: 8
es den menschlichen Schwächen, der menschlichen Schuld gegenüber .. . . Das konnte zur Klippe werden, für ihr und Belas Glück. Das durfte, sollte nicht sein. Leicht strich sie über Roses krauses Haar. Fln - sternd sagte sie: „Kleine, dumme Rose. Das Leben ist nicht so, wie du es bisher geträumt hast. Schuld und Unschuld ge hen zusammen durch die Welt, bekämpfen sich, so lange Menschen leben. Nicht immer sind wir fest in der Stunde der Versuchung, denn sie naht uns oft mit fn ßem Schein. Darum dürfen

und Standesbewnßtjein durchtränkt war. Daß dies ' Kleine es nicht begreisen wollte, wie die Heirat mit Vela sie ans die gesellschaftlichen Höhen des Lebens hob? Rose küßte ihre Hand. Ihr einfacher Sinn mochte den Lebensanschauungen der Baronin nicht zu folgen, er sagte ihr : Rede wie du fühlst und denkst — sei wahr? Aber diese Wahrheit konnte sie zurückstoßen in die Enge ihres Vaterhauses. Da senkte sie den Kopf. Sie wollte lieber leiden, wollte still bleiben, wollte mit Miß trauen in die Ehe gehen

, denn sie wollte nicht zurück. 101 Vela kam wirklich aus den Räumen, welche die Sammlungen bargen. Er entschuldigte seinen Haus anzug damit, daß er sein Bräutchen nicht warten lassen .''olle. Rose flog ihm zu. Alle Unruhe ihrer Seele ver lor sie, wenn sie mit ihm zusammen war. Seine Lieb losungen verscheuchten alle Schatten. Sie lief ihm zu und streifte dabei unachtsam eines der kleinen Tischchen, die. mit Bildern und Mappen belegt, herumstanden. Ein paar der Mappen waren heruntergefallen, ihr In halt lag zerstreut umher

. Rose bückte sich danach, aber der Diener war schon da. den Schaden gut zu machen. Rose warf noch einen Blick auf die am Boden liegenden Bilder. Es waren Photographien — Herren und Damen vom Theater in ihren Glanzrollen. Sie blieb gefesselt stehen — dieses und jenes Gesicht war ihr bekannt; die Wolter, Le- minski, und Sonnental ... Aber da ... war ein Bild dieses Bild ...! Aufstöhnend sank sie auf ein Sofa. Bela kam erschrok- ken herbei auch die Baronin und Tante Josepha. Der alte Dimer

, der manches erlebt, gießt rasch ein Glas voll Wasser aus der Karaffe, die auf dem Ti sche steht nnd reicht es ihr. Sie trinkt, erholt sich lang em, Bela zieht sie an sich, küßt sie und streichelt ihr Haar: ..Wer hat dich so erschreckt, teure Rose . . . sag' war es?' Sie lehnte an seiner Brust, teure Rose . . . sag, IN'.IS war es?' Sie lehnte an seiner Brnst.Tränen glänzten in den Anaen. Verschämt nnd zaghaft zngt sie auf ein Bild, das nach aus dein roten Teppich liegt: „Eine schöne Frau!' Sie hat sie erkannt

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Page 6 of 8
Date: 03.07.1917
Physical description: 8
die von ihnen südlich des Gehöftes La No velle verlorenen Gräben abgeschlagen. Der Erste General-Ouartiermeister: v. Ludendorsf. Eingesendet. KM2!» m . MKIM 6 „Rose,' bat er dringender, die zarte Röte ihrer Wangen bemerkend und günstig deutend, „Rose —' Hufschlag schreckte beide auf. Mit einem raschen Blick sah Rose an ihrem Kleide herab, das Tau und Staub arg zugerichtet hatten, mit einem zweiten nach irgend einem Versteck. <so eitel war sie doch, daß sie in der Verfassung sich nicht vor Fremden zeigen

wollte. Rasch sprang sie hinter den Rosenstrauch, der ihr einige Deckung gab. Es war die höchste Zeit. Aus dem Walde kam ein Reiter. Seine Augen huschten über die beiden weg, ein Lächeln trat auf feine Lippen; langsam ritt er vorüber, ritt über die Wiesen und ver schwand im jenseitigen Walde. Rose war sehr verlegen. Auch Josef empfand die Begegnung peinlich. Ihm war es, als habe eine fremde Hand störend in sein Glück gegriffen. So gingen beide schweigend weiter. Endlich be siegte Rosens Lebhaftigkeit

die drückende Stimmung. Mochte der Fremde doch denken, was er wollte. Es war ja Unsinn, sich darum den schönen Morgen zu ver darben. Sie warf den Kopf zurück und sagte lachend: „Wie ein Märchenprinz kam er dahergeritten!' „Ja,' erwiderte Josef einsilbig, aber er wurde Rose nicht leicht los. Ihre Neugierde war wach geworden und trat auf ihre Lippen: „Wissen möcht ich doch, wer er war!' „Vielleicht der neue Gutsherr von Adamhos,' gab Josef sinnend zurück. „Ach ja!' rief sie lebhast. „Er soll bereits

ruhte auf Josef und Rose, die vor dem Bache standen und darüber Rat hielten, wie sie am schnellsten ans jenseitige Ufer kämen. Weit und breit war hier keine Brücke zu sehen, die lag eine Viertelstunde entfernt vor der Einfahrt zum Schlosse.

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Page 5 of 8
Date: 03.08.1917
Physical description: 8
. ! Die hwr empfohlenen Bücher könne« sämtlich j durch die Buchhandlungen der Verlagsanstalt ! „Tyrolia' bezogen werdein «I r r w e s « ö e r Liebe.- Stoman. 116 „Du bist wirklich kindisch, Rose. Aber es ist hohe Zeit, komm!' Er reichte ihr den Arm und legte seine hageren Finger auf ihre weiche Frauenhand. Da ging es ihr durch den Sinn: Wie seltsam knochig, wie spinnenartig lang und dünn diese Finger find . . . und es kroch ein Grauen, ein Wehren durch ihr gesundes Blut. Die Baronin-Mutter

hatte inzwischen die ersten Gäste empfangen. Ein tadelnder Blick traf das junge Paar, als es endlich im Salon erschien. Es war hohe Zeit, denn Wagen auf Wagen rollte vor dem Schlosse vor. Rose trat den Gästen gleichgiltig entgegen. Man bewunderte ihre kostbare Toilette, ihre Steine, ihre Frisur, ihren zarten Teint mit unverhohlenem Neide, So ein Glück . . . nein, dieses Röschen aus dem Wal de .. . wer das gedacht hätte! Erst nach der Tafel kamen Forstmeisters. Tante Josepha hatte wirklich nur das alte

Grauseidene an. Aber es fiel nicht sonderlich aus dem Rahmen, denn es war in Schnitt und Farbe wieder modern geworden. Rose begrüßte den Vater und Tante Josepha mit stürmischer Herzlichkeit: „So spät kommt ihr und wieder ohne Joseph.. Frau Josepha sah ihrem Liebling forschend in das zarte Gesicht. Fremde Linien fand sie da eingegraben, Linien, wie sie nur still getragenes Leid einzumeißeln weiß. Es fiel ihr ein, was Joseph von dem Baron erzählt hatte. „Was fehlt dir, Rose? So heimatlich traut klang

zum Freunde wandelt Dann kam sie ins Erzählen, sprach von der und je ner Ehe, bewies an Beispielen, daß Liebe meistens nur ein Rausch ist und eine gute Ehe am besten auf gegen seitiger Achtung aufgebaut ist. Rose hatte aus allem nur das eine herausgehört: „Seine Liebe war ein Rausch ... nur ein Rausch, nichts sonst.' Da stand vor ihrem Geiste ein herrlicher Sommer- morgen — Heckenrosen blühten, Wald und Feld lagen oor ihr wie das Paradies des Herrn ... Sie dachte auch jetzt wieder daran, seufzte leise

auf und trat vor den Spiegel. Sie zupfte die Spitzen ihres Kleides zurecht. Müde lächelte sie ihr Spiegelbild an. Das war nun die Rose von einst, die im ausgewachse nen Kattunkleide durch nasse Wiesen lief und sich von Josef über den Bach tragen ließ! Es kam eine große Wedmut über sie, eine Sehnsucht nach der Zeit, dk so

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Page 3 of 4
Date: 11.07.1917
Physical description: 4
. Seine Schwester sah ihm mit trüben Blicken nach: dann seufzte sie auf, strich über das graue Haar, zupfte die schwarzen Spitzen zurecht und wandte sich endlich an Rose. Eine letzte Hoffnung durchbebte ihre Stimme: „Sag' mal. Kind, hast du wirklich Lust, da drüben zu verkehren ?' Mit heißen Wangen nickte Rose. „Ja, Tante.' Es zuckte schmerzlich in den sanften Augen der al ternden Frau: „Es ist nicht immer Glück, was neben dem Glänze steht,' sagte sie leise. Rose machte erschrockene Augen, lief auf Josefa

in die Augen gestochen hat. Na, vielleicht fährt sie selbst einmal darin zur Kirche.' Frau Josefa warf ihrem Bruder einen warnen den Blick zu. Rose war glühend rot geworden. „Aber, Papa —' rief sie verschämt. „Nu, warum denn nicht?' fragte der Forstmeister zurück, „schließlich hätten wir's ja dazu.' Er klopfte auf seine Tasche. Josefa sah ihn unwillig an. „Setze doch dem Mädel keine Raupen in den Kops. Ich meine, für solche Gedanken ist noch lange Zeit!' Er drehte sich rasch nach seiner Schwester

, so innig fle henden Frauenaugen verwirrten ihn. Ihre Stimme, hell und hoch wie Glockenton, liey sich darauf mit folgenden Worten vernehmen: „Wenn ich dir raten soll, Bruder, so laß die Orzis. Wir machen unseren Gegenbesuch ohne Rose, und die Sache ist abgetan. Glaube es mir, wir passen nicht in jene Kreise. Unser Leben hat sich ganz anders entwik- kelt, wir können nicht zusammen harmonieren.' Rose hatte mit klopfendem Herzen Rede und Ge genrede gehört. Ein Verkehr mit Orzis — der Ge danke ließ

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