erhielt (durch Verrätern aus der Um gebung des Abtes selbst), wurde er darob so erbittert, daß er neue Gewalttätigkeiten wider die Abtei verübte. Racheschnaubend überfiel er am 26. August 1304- mit vielen bewaffneten Kriegsknechten das wehrlose Kloster, nahm den Abt gefangen, ließ ihn an Händen und Füßen mit Ketten fesseln, in das nahe Schlinigtal schleppen und dort beim Dorf Schlinig enthaupten. Die Mönche des Klosters, die ihrem geliebten Vater nacheilten, wurden durch Schläge zurückgetrieben
. Als sich der fromme Abt am Rand des Todes erblickte, rief er aus: „Vater, verzeihe ihnen! Jesus, bewahre die Deinen! In deine Hände empfehle ich meine» Geist!' — Den entseelten Leichnam brachten die Ordensmänner in das Kloster zurück, wo sie ihn ehrenvoll bestatteten. An seinem Grab sollen sich mehrere Wunderzeichen ereignet haben, weshalb Hermann auch mit dem Titel eines Seligen geehrt wird, z. B. bei Bucelin. Bei Lechner heißt er „ehrwürdig'; in Stadlers Heiligenlexikon finden wir ihn unter dem 28. August
angesührt. Graf Ulrich durchstöberte und durchwühlte nach seiner ruchlosen Tat das ganze Kloster und nahm die Kostbarkeiten, namentlich die wichtigsten Urkunden, mit sich. Der Vater des Ermordeten soll den Missetäter vor ein Gottesgericht gefordert haben, worauf sich Ulrich nicht einließ; statt dessen pilgerte er, nachdem er allmählich zur Einsicht gekommen war, was für eine schwarze Tat er vollbracht hatte, zu Papst Klemens V., der seine Residenz von Rom nach Avignon (Frankreich) verlegt
, vor der Kirchentür von den Priestern unter Abbetung des Bußpsalmes sich geißeln lassen und seine Schuld bekennen. Dem Kloster soll er allen Schaden ersetzen; wenn er von demselben ein Lehen oder ein Vogteirecht hätte, so soll er es für sich und seine Erben zurückstellen. Bei dem nächsten Kreuzzug ins heilige Land soll auch er mitziehen.' — So lautete es in der päpstlichen Bulle, gegeben zu Avignon am 19. März 1309, im vierten Jahre der päpstlichen Regierung Klemens' V. Ulrich kam mit der Bulle nach Brixen