gestohlen hatte! — Sie wußte es genau. ES war gerade da« feine Paar, welches sie von Karsten bekomme» hatte, und nun galt es, daß die Mama nichts davon erführe . . . „Nein, weißt du was,' rief sie, an Nella gewandt, welche, mil dem einen Leuchter in der Hand, auf dem Boden kniete und das Kleid ordnete, „kein Mensch soll mich dazu bewegen, diesen Tüll um den Hals zu binden I' Sie warf ein leichtes Fichu auf daS Bett, während der Blick empört die schönen Schultern im Spiegel musterte. Nella protestirte
könnten, ein Paar Arme oder Schultern zu sehen. Man darf sich ja ihretwegen kaum rühren. Uh!' Sie stampfte ärgerlich mit dem Fuße. „Sv sei doch still, Cäcilie,' gebot Nella, „daß wir fertig werden; die gnädige Frau kann uns jeden Augenblick rinen. Ist die Rocklänge so gut, Martha? .... Es gibt genug böse Zungcn und Gedanken in dcr Welt, von denen solch' ein feines Jungfräulein keine Ahnung hat,' fuhr sie geheim- nißvoll bedächtig fort. „Sie umschwärmen ein junges Mäd chen, wie Wegen ein Stück Zucker
eS ihr auch sehr fern, es bebte doch in der Erregung des Ballfieber«, in der unruhigen Erwartung und tauchte zwischen den fortwährenden Ermahnungen und Warnungen hervor, wenn auch nur als ein flüchtiger Gedankenblitz; eS waren ja Bruder und Mutter, nicht sie, welche diese Auffassungen hegten. Sie blickte noch einmal gleichsam prüfend in den Spiegel. „Ich nehme keinen Tüll!' „Wir werden ja höre», was die gnädige Frau dazu sagt,' meinte Nella hartnäckig. „Dann gehe ich einfach nicht, siehst du, Nella!' „Hum — mum
— »mm!' NellaS Mund steckte noch voller Stecknadeln, aber sie wußte trotzdem ihre Ansicht aus zudrücken. „Karsten wird schon wissen, was besser ist!' Sie besestigte nach einer genauen Messung den Ueber wurf. „Das kannst du mit ansehen, wie ihr der Hals verpackt wird, Nella? — Ich für meinen Theil würde auch nicht damit gehen,' rief Martha dazwischen. „Es ist schon wohl bedacht, dafür stehe ich ein,' nickte Nella zurückhaltend, indem sie während des Hef- tens eine Stecknadel nach der anderen aus dem Mundenahm
wurde hörbar und Frau Witt stand vor ihnen, ein Licht in der Hand; Nella mußte ihr beim Spitzenkragen behilflich sein. „Ich mag nicht das Fichu 'tragen, Mama,' rief ihr Cäcilie entgegen. „Du weißt nicht, wie scheußlich' ich damit aussehe.' „Unsinn, Kind! Gib her, Nella !' Sie mustert das weiße Ballkleid der Tochter beim Scheine des Lichtes. „Aber du meine Güte . . . ^die ungeschickte Martha hat es zerknittert,' rief Bella empört, während sie den Tüll- mit der Hand eifrig glätterte. „Alles ganz kraus