des christlich-sozialen P. Scheicher, betreffend die Errichtung einer neuen medizinischen Fakultät nnd beantragte, cie Regierung aufzufordern, in einer kleineren Stadt, wcnnmöglich in Nieder- österreich, eine medizinische Fakultät zu errichten. Der liberale Abgeordnete Matzenauer bekämpfte da gegen die Anschauung des Referenten auf das Ent schiedenste und stellte seinerseits de» Antrag, den Beschwerden, welche wegen der Ueberfüllung der Wiener medizinischen Fakultät erhoben werden, da durch entgegenzutreten
, daß die Regierung ausgefor dert werde, der möglichst baldigen Abstellung der Uebclstände an der Wiener Universität ihre volle Aufmerksamkeit zuzuwenden. Indessen wnrde der namens des Ausschusses vom Referenten Noske ge stellte Antrag angenommen. In der That geben die Verhältnisse, welche an der medizinischen Fakultät zu Wien herrschen, schon seit langem Anlaß zu ernsten Bedenken. Der Zudrang zum medizinischen Studium ist ein enormer, und es ist ja ganz selbstverständlich, daß die Zunahme der Studirenden
Element, dem dieser Vorwurf nicht erspart werden kann. Der Antisemitismus hat an dieser Wahrnehmung, die nur einem Blinden versagt bleiben kann, keinerlei Antheil. Hat ja doch erst vor kurzer Frist ein iSrae- Mischer Jurist in einem ganz unter israelitischem Einflüsse stehenden Wiener Wochenblatt? die Moral, welche in galizischen Kreisen herrscht, in den ab schreckendsten Farben geschildert. Unter diesen Leuten gilt jeder Betrug, jedes Mittel Geld zu erwerben, recht, wenn nur die Bestimmungen
des Strafgesetzes damit nicht in Konflikt gerathen. Betrügerische Bankerotte sind in Gali,ien ein integrirender Bestand- theil der GeschäftSgebahrung, nnd bisher wurde eS nicht gehört, daß ein solch« Cridatar von den Ge schworenen. die selbst auf die gleiche Moral schwören, verurtheilt worden wäre. ES kommt vor, daß in einer Familie nacheinander Bater, Mutter, Kinder, Schwiegersöhne:c. Bankerott ansagen — jedesmal mit einem „schönen Nutze»-. Dieser Atmosphäre entstammt ein großer Theil der Hörer au der Wiener
medizinischen Fakultät, und kann man von ihnen — man möchte fast sagen: billigerweise — etwas Anderes verlangen, als daß sie das medizinische Studium nur im Lichte eines Mittels zu einträglicher Versorgung betrachten? Wenn dem aber so ist, so kam: die Wiener Univer- ität solche Elemente nur zu ihrem Nachtheile be herbergen. ES ist von Aktualität, daß der große Chirurg, d.r eben jetzt ins/Grab gesenkt wurde, die Geiahr, die von dieser Seite der Wiener medizinischen Fakultät droht, ebenfalls erkannt