Lebenswillen wie der hatte kein zweiter im Dorf. Und mochte es ein wenig Zeit kosten, er besann sich schon eines Tags darauf. Allein, es hatte nicht den Anschein, als ob der Hofbauer diesen lethargischen Zustand so bald abschütteln wolle. Er kümmerte sich kaum um Haus und Hof, ließ auch sonst die Dinge sehen, wie sie wollten, und das Gesinde hätte faule Tage. Nur ein Brief aus Hamburg konnte ihn noch ausrütteln. Freilich nur zum- Zorn. Dann raste er und warf den Bettelbrief — andere schrieb Sanne natürlich
so, wie er früher zu weich gegen die Deel» war. lieber» Haupt, waS ist das jetzt mit Vater, — wohin soll daS denn führen?' Dann, als mau schon weit ins neue Jahr hineinging, faßte sich Gesine ein Herz: „Vater, so geht's nicht läi gcr. Soll dcr Hof verlottern? Das kannst nicht wollen.' „Meinst, du kriegst d rmaleinst nicht genug? Bist doch jetzt Alleinerbin,'' fuhr er sie an. „Wie wenig ich zum Leben brauch', wirst du ja wissen, Bater.' entgegnete sie mit so ruhigem Stolz, daß er einlenkend nickte: „Es ist wohl
so. Bist mein bravstes, be scheidenstes Kind, Plagst dich'schier umsonst, und keiner lohnt's dir recht. So ist das Leben, Tochter — „Tut nichts, Vater. Ich möcht' kein Leben ohne Arbeit, viel Arbeit., Darin bin ich wie du — — —* Er biß die Zähne zusammen. Schwerlich sah er sie an. »Das war, Deern. Mir ist die Freud' versalzen worden.' .So mußt nicht denken, Vater. Und so schall' ist's um den Hof. Mit den Dirnen werd' ich ja sertig, aber die Knecht' wollen'ne starke MaunShand über sich.' - Sie stand vor ihm^ bleich
, abgerackert, ver- liärmt, aber aüs ihren groß aufgeschlagenen Augen strahlen trotz alledem unerschütterlicher Lebens mut und eine so tiefe, eherne Heimliebe, daß er's wieder mit dringlicher Mahnung empfand — dies da war sein echtestes Kind. In feierlicher Ergriffenheit legte er dem Mäd chen die Hand aus den Kopf, sah ihr gütig in die Augen und sprach zwischen Rührung und Nach giebigkeit: . „Nun, Gesine, da mußt du Wohl den Groß knecht wieder aus den Hof rufen.' „Vater »Ja, ja,' nickte er, »es war' schad
' um den Hof. Du wenigstens bist meiner Art, sollst drum drauf bleiben, mit dem Wilm natürlich. Ein wackerer Mensch, auch daS muß ich dir zugestehen. Ihr zwei zusammen, ihr werdet mir nicht den Hof zuschanden werden lassen.- »Vater, lieber, bester Vater, eL soll dich nie gereuen.' Die seligen Tränen stürzten ihr aus den Augen. Sie wagte Vater nicht zu umarmen, wie es Sanne in ihrer spielerischen Art immer getan, hatte sie ihm doch mit ihrem zurückhaltenden Wesen allezeit ferner gestanden