mit dem Schlaf. Nur von Zeit zu Zeit hörte man ihre Federn über das Papier kratzen. Plötzlich gieng die Thüre auf. Alle fuhren zu sammen und schnellten dann von ihren Sitzen empor. Herein trat ein junges, stattliches und schönes Paar, das sich als Herr von Sent-Miklosy und Gemahlin vorstellte. Der Mann, nur wenig älter als die Frau, war eine athletisch gebaute Gestalt. Er trug auf feinen breiten Schultern einen zugleich hübschen und interessanten Kopf, dem die leichtgebräunte Ge sichtsfarbe
noch einen besonderen Reiz verlieh. Große dunkle Augen blickten unter dem leichtge kräuselten schwarzen Haar hervor, und ein kurzge schnittener runder Bart umrahmte das volle, frisch gefärbte Gesicht. Frau vou Sent-Miklosy war eine echt ungarische und zugleich aristokratische Erscheinung. Mittelgroß, mit üppigen Formen, elastischen Bewegungen, einem runden, anmuthigen Gesicht, aus dem zwei lachende, blaue Augen kokett hervorblickten, mit reichem, dunkelblonden Haar, mußte sie auf jeden Mann elektrisirend
, auf empfänglichere Naturen geradezu ^rauschend wirken. Auch hier in dem kleinen Bureau waren Alle, Chef sowohl als Untergebene, zu gleicher Zeit über rascht und verwirrt durch ihre Erscheinung, doch der Chef fand bald seine geschäftliche Würde wieder und nachdem ein jüngerer Beamter dem vornehmen Paar zwei Stühle gebracht hatte, gieng man zu der Angelegenheit über, welche Herrn und Frau Sent- Miklosy aus Ungarn nach der Kaiserstadt an der Donau geführt hatte. Die beiden Eheleute wollten sich gegenseitig
auf ihr Leben versichern, was der Äffekuranzgefellschaft ein ganz ausgezeichnetes Ge schäft versprach, denn, nach dem Augenschein zu schließen, war beiden eine lange Lebensdauer in ungetrübter Gesundheit und Heiterkeit befchieden. Nachdem die ersten Formalitäten erfüllt waren und das schöne Paar das Bureau wieder verlassen hatte, begann der Chef einen jungen Beamten Namens Jrmeny, dessen Wiege gleichfalls in dem schönen Pußtaland gestanden hatte, in Bezug auf den Ein druck, den ihm die schöne Frau gemacht
hatte, zu necken, denn er liebte es, den jungen, feurigen und biederen Magyaren bei jeder Gelegenheit zum Stichblatt seiner harmlosen Scherze zu macheu. „Sie irreu sich,' sagte Jrmeny, welcher bisher in der That wie in tiefes Brüten versunken da ge sessen hatte. „Es ist nicht die schöne Frau, die mich in Verwirrung gesetzt hat, aber ich habe meine Gedanken über diesen Herrn Seiit>Miklosy Mir ist, offen gesagt, dieses Paar verdächtig und ich möchte behaupten, daß er entweder nicht der Herr SentMiklosy