15 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1902/02_12_1902/BZN_1902_12_02_7_object_2429998.png
Page 7 of 8
Date: 02.12.1902
Physical description: 8
ZK. SS 8 Vozner Nachnchkett Schlvjj Bstmw. Noman von A. S. Mcrrimän. ' (Nachdruck verboten.) . <24. Fortsetzung.) . So oft er der Meinung war, daß Katharina einer An- fenening bedürfte, erwähnte er EttaÄ Nuineii. - „Ich hätte noch andere Fragen zu stellen, von denen Sie einige beantworten könnten,' wennSie Lust hätten, gnädiges Fräulein.' Katharinas Gesicht drückte kein besonderes Entgegenkom men aus. „Man spricht so viel von der Armenliga', sagte er, indem er sie scharf beobachtete. „Die Sache

macht mich neugierig. War vielleicht auch unser Freund, Fürst Pawel, in die un selige Affaire verwickelt?' . Katharina erröthete plötzlich. Sie hielt die Augen auf ihre Ponies gerichtet war sich aber der ungewohnten Farbe ihrer Wangen bewußt, die unter den erbarmungslosen Blicken ihres Gefährten langsam wieder erbleichten. „Sie können sich die Antwort sparen, gnädiges Fräulein,' sagte der Baron mit einem finsteren Lächeln. „Ich habe sie bereits.' Katharina brachte die Ponies mit einem Ruck

: Auf Schloß Thors. Eine Woche später sah Katharina vom Fenster ihres klei nen Zimmers aus, wie Paul Etta aus den: Schlitten hob, und der Anblick ließ sie die Fäuste ballen, bis ihre Knöchel wie Poliertes Elfenbein glänzten. Sie wandte sich um und be trachtete sich im Spiegel, ! Kein Mensch wußte, daß sie sich nach dem Frühstück in ihrem Zimmer eingeschlossen und ein Kleid nach dem anderen probirt hatte; kein Mensch hatte eine Zlhnung von der Bitterkeit im Herzen dieses Mädchens

, während es sein Spiegelbild betrachtete. Als sie in dem lan gen, trübeerleuchteten Salon trat, hörte sie die Stimme ihrer Mutter. „Ja, Fürstin,' .sagte die Gräsin eben, „es ist ein wun derliches altes Haus, nicht viel mehr als ein befestigtes Bauernhails. Aber die Vorfahren meines Mannes waren seltsame Leute, die sich.um die kleinen Bequemlichkeiten und Behaglichkeiten des Lebens nie gekümmert zu haben scheinen.' „Es ist höchst interessant,' antwortete die Stimme Ettas und Katharina trat näher. Eine förmliche Begrüßung

fand statt, wobei Katharina bemerkte, daß Etta ängstlich nach der Thür blickte, durch die sie eben gekommen war. Sie glaubte, daß sie ihren Gatten suchte, allein Etta wartete auf das Erscheinen Claude von Chauxvilles. Paul und Steinmetz traten gleichzeitig durch eine andere Thür ein und Katharina, die in einem Winkel des Zimmers mit Nelly sprach, verstummte plötzlich. „Ah, Katharina, wie geht es?' sagte Paul. „Wir haben ihnen einen neuen Weg gebahnt. Von hier nach Osterno führte keine fahrbare

1
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1902/28_12_1902/BZN_1902_12_28_9_object_2430615.png
Page 9 of 20
Date: 28.12.1902
Physical description: 20
Fragen, die er geduldig ertrug, bis der Diener das Zimmer verlassen hatte. Katharina Nickte ihn mit gerötheten Wangen an, sprach jedoch kein Wort. ' Paul zog die Handschuhe aus und ergab sich darin, daß die Gräfin fortwährend vergeblich an seinem Pelzrock zupfte, um ihn zum Ablegen zu bewegen. „Baron Chauxville hat uns verlassen,' sagte Katharina plötzlich, ohne eigentlich zu wissen, warum. Paul hatte die Existenz des Barons im Augenblick ganz vergessen. > „Ich habe Ihnen eine Nachricht mitzutheilen

wird das wieder geben.' „Ich wollte Sie fragen, ob Sie heute nachts mit ihm die Reise nach Amerika antreten wollen?' fragte Paul, indem er sie ansah. ^ ' , v, ' „Nach Amerika, heute nacht! Lieber Paul, Sie sind ver rückt! Das ist ja unmöglich. Amerika! Das ist ja über dem Meer.' „Ja,' antwortete Paul. „Ich kann die Seefahrt nicht vertragen, — ja, wenn es Paris wäre—' „Das ist nicht möglich,' fiel Paul ein. „Wollen Sie sich Ihrem Vater anschließen?' fügte er hinzu, indem er sich zu Katharina wandte. Das Mädchen sah

ihn mit einem Ausdruck in den Augen an, den er meiden wollte. „Um mit ihm nach Amerika zu gehen?' fragte sie mi5 klangloser Stimme. Paul nickte. Katharina wandte sich Plötzlich von ihm ab und schritt an den Kamin. Die kleine, plumpe Gestalt in dem schwarzarünen Kleide kehrte ihm den Rücken zu, das, Lampenlicht schimmerte auf dem wundervollen Haar. Plötz-- lich drehte sie sich um, trat auf ihn zu und schaute ihm fest ins Gesicht. ^ „Ja, ich gehe mit,' sagte sie. „Ist.es Ihnen recht?' „Ich halte es für gilt

^ Mond — eine kleine, auf dem Nuaen liegende Sichelt — senkte sich zum Horizont. Das Thermometer^ war sech Son nenuntergang gestiegen, wie cs lm März hans.g geschieht; m der Luft lag etwas wie Fruhlmgvnahen. E> war, alv ginge der Winter endlich seinem Ende zu, als löste sich die eiserne Faust des Frostes. - Paul ging in den Hof und untersuchte das Zaumzeug beim Lichte der Stallaterne, die ein Knecht hielt. Er hatte seine Gründe zu verschwinden, während Katharina von der Mutter Abschied nahm

, denn sie war bis an die Augenlider in Schleier und Pelze gehüllt. Wort los nahm das Mädchen seinen Sitz im Schlitten ein, und der Diener ordnete die Bärenfelldecke. Paul ergriff die Zügel und nahm seinen Platz neben ihr ein. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis die Felldecke in die- Höhe gezogen und mit Riemen befestigt worden war, dann knallte die Peitsche und die Pferde griffen aus. Als sie die Allee hinunterjagten, wandte sich Katharina um und warf einen letzten Blick auf Thors. Kurz darauf bog Paul in den weglosen Wald

2
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1902/23_11_1902/BZN_1902_11_23_9_object_2429795.png
Page 9 of 24
Date: 23.11.1902
Physical description: 24
Str. »Sl ,Boz»er R«chricht«' V Roman von A. S. Merriman. (Nachdruckverboten.) ^20. Fortsetzilng.) Die Gräfin plauderte bereits in geläufigem Französisch mit Etta und so blieben Paul und Katharina einen Augen blick allein. „Ich wünsche Ihnen Glück', sagte Katharina, ohne die Augen zu ihm aufzuschlagen und ihre Stimme klang seltsam kurzäthmig. „Ich danke Ihnen,' antwortete Paul einfach, indem er unwillkürlich einen Blick zu seiner Frau hinüberwarf. Katha rina schaute rasch auf und bemerkte

, — mein Mann ist der Graf Stefan Lanowitsch.' ^ Etta nickte. „Ich empfinde die tiefste Theilnahme für Sie, Gräfin', sagte sie. „Wie tapfer Sie dabei sind —- Sie und Comtesse', fügte sie hinzu, indem sie sich zu ^Katharina wendete. ^Jch hoffe, daß wir uns in Twer häufig sehen werden.. ' Katharina verbeugte sich kühl, ohne zu antworten. Etta warf einen scharfen Blick auf sie und vielleicht sah sie mehr, als Katharina ahnte. - „Piml And Fräulein, von Lanowitsch waren Wohl Jugend gespielen?' fragte

sie die Gräfin. „Ja,, aber Katharina ist erst vierundzwanzig Jahre alt, — zehn Jahre jünger als Paul.' „Wirklich l' rief die Fürstin mit leiser, schneidender Ueber- raschung. In der That, Etta sah jünger aus, als Katharina. Kurz darauf erschien Claude v. Chauxville mit seinem mechanischen, herzlosen Lächeln; als er sich jedoch über Ettas Hand beugte, hatte sein Gesicht einen ernsten Ausdruck. Er äußerte über das Zusammentreffen mit Paul und Etta keine Ueberraschung, obwohl sein Wesen eine gewisse Bewegung

so der etwas peinlichen Situation ein Ende, wie ^hauxville es vielleicht erwartet hatte. „Wir haben bei uns w Thors noch eine ganze Menge.' „O, Frau Gräfin, das hieße Ihre Gastfreundschaft und wohlbekannte' Güte wirklich mißbrachuen. Was meinen Sie dazu/ gnädiges Fräulein? Die Versuchung ist zu stark: soll ich ihr nachgeben?: Katharina lächelte gezwungen. ,>Jch möchte das lieber Ihrem eigenen Gewissen überlas sen, weiß aber nicht, was Sie unter Mißbrauch verstehen,'' sagte sie kalt. . ' „Dann nehme ich die Einladung

machen, ' antwortete Paul. „Ich darf also au revoir sagen?' fragte Chauxville^ in-« dem er ihm die Hand hinstreckte. - „Au revoir, wenn Sie es wünschen.' Und er wandte sich ab, um von Katharina Abschied zu nehmen. Da Chauxville später gekommen war, als die anderen. Gäste, machte es sich natürlich, daß er nach ihrer Entfernung noch ein wenig blieb, und selbstverständlich that er sein mög lichstes, um sich die etwas übereilte Einladung der Gräfin Lanowitsch zu sichern. „Was will der Mann in Twer?' fragte Paul

3
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1902/30_11_1902/BZN_1902_11_30_11_object_2429951.png
Page 11 of 28
Date: 30.11.1902
Physical description: 28
oder Persien. Er hat noch nicht Zeit gehabt, ganz zu durchqueren/- .. _ ^ ^ ^. Herr von Chauxville ging zur Thür, blieb aber, mit der Hand aus der Klinke, wieder stehen. „Ich fahre morgen früh,' sagte er. Wassili verbeugte sich. > Herr von Chauxville verließ das Zimmer. Sie reichten einander nicht die Hand, manchmal empfinden auch Diebe Schamgefühl. ! Fünfundzwanzigstes Kapitel: Im Netz. ^ „Ich schlage vor, daß Katharina Sie in ihrem Ponny- wagen ein bischen spazieren fährt, mein lieber Baron

,' l Die Gräfin hatte sich Wohl gehütet, diesen Vorschlag zu machen, so lange, sie mit Katharina allein war. Sie war eine jener Mütter, die ihre Töchter beherrschen, indem sie sie in Gesellschaft, wenn die Tochter nicht widersprechen darf, mit ihren Befehlen überraschen. . Herr von Chauxville verbeugte sich. „Wenn es da gnädige Fräulein nicht langweilt.' Die Gräfin blickte ihre Tochter mit einem salbungsvollen Lächeln an, als rathe sie ihr, sich diese Gelegenheit zu nutze zu machen. ^ „Wenn Herr

, von Chauxville nicht erfriert,' antwoi-tete Katharina mit ihrer gewohnten Ehrlichkeit. L-r lachte. 1 ' , „Von der Kälte der Luft fürchte ich mich nie, gnädiges Fräulein. Ich sehne mich, Ihr schönes Vaterland kennen zu lernen. Gesten:, während der letzten Stunden der Reise, war es schon ganz dunkel, und außerdem war ich schneeblind. Ich sah absolut nichts.' > „Sie werden auch heute nichts als Schnee sehen.' „Der der Zurückhaltung eines jungen Mädchens gleicht,' fügte der Baron hinzu. „Er hält warm

, was darunter ist.' „Sie brauchen sich nicht zu fürchten, wenn Katharina Sie kutschirt,' lispelte die Gräsin, die diese Bemerkung als ein unbestimmtes Kompliment aufnahm. „Sie kutschirt groß artig und ist nie nervös. Ich habe noch nie jemand so gut kutschireN Wen,'. .' - ' „Ich zweifle nicht, daß die Hände des gnädigen Fräuleins trotz ihrer Meinheit sehr fest sind,' sagte Herr von Chauxville. Die Gräfin war entzückt, zeigte ihr Entzücken und sah Katharina, die ernst auf die Uhr blickte, stirnrunzelnd

an. „Wann möchten Sie fahren?' wandte sie sich an den Gast ihrer'Mutter. . „Bin ich nicht Ihr Sklave, jetzt und immerdar?' ant wortete der galante Baron. ^ „Das will ich nicht hoffen,' entgegnete Katharina ruhig. „Es gibt Gelegenheiten, wo ich für Sie gar keine Verwen dung hätte. Wollen wir elf Uhr sagen?' ^ „Mit Vergnügen; dann gehe ich jetzt und erledige meine Briefe', sagte der Baron, indem er das Zimmer verließ. „Ein reizender Mensch!' rief die Grafin, ehe die Thür sich noch völlig geschlossen

4
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1902/04_12_1902/BZN_1902_12_04_9_object_2430034.png
Page 9 of 20
Date: 04.12.1902
Physical description: 20
Kr »80 ' Ronmn von A. S. Merriman. (Nächdruck verboten.) (25. Fortsetzung.) ' Herr von Chauxville stand da und drehte an seinem- Schnurrbarte, wie Männer zu thun pflegen, wenn ihr Ge sprächsthema erschöpft ist. Es sah aus, als denke er nach, auf welche Weise er die Fürstin mit Anstand verlassen könne, um seinen Pflichten gegen die übrigen nachzukommen. „Das kann ich Ihnen jetzt nicht sagen, denn Katharina beobachtet uns vom Klavier aus,' antwortete er. „Hüten Sie- sich vor diesen kalten, blauen

von Osterno bemerkt hatte. . 7^ „Wann?'' wiederholte er. Mta zuckte die Achseln. . ./.Ich hätte mit Ihnen über die Armenliga zu sprechen,' 'agtE Herr von Chauxville. Etta Pupillen erweiterten sich; sie ging ein Paar Schritte A ihm fort, kam aber wieder zurück. „Ich werde morgen Acht mit zum Frühstück gehen. Wenn Sie Lust haben, die ^agd früher'zu verlassen—' , Der Baron verbeugte sich. ?> Sievenlwdzwanzigstes Kapitel: Ein Gespräch. Vor dem Schlafengehen ging Katharina mit Nelly auf ihv Zimmer

, um nachzusehen, ob auch alles in Ordnung sei. Ein großes Holzfeuer brannte hell in dem offenen^ fran zösischen Ofen; das warme, trauliche Gemach war mit meh reren Lampen beleuchtet. Eine zweite Thür führte in daA kleine Klavierzimmer, das Katharina gehörte, und dahinter! lag ihr Schlafzimmer. Nelly versicherte ihrer Gastgeberin, das sie alles habe, was sie brauchte, und der Dienste von Katharinas Jungfer nicht bedürfte. Aber die junge Gräfin ging trotzdem noch nicht. Sie machte nicht schnell Bekannt schaften

, — nicht aus Schüchternheit, sondern weil sie miß trauisch und argwöhnisch war; aber ihre Freundschaft war, emmal geschenkt, ein werthvoller Besitz. 1/„Versteht die Fürstin russisch?' fragte Katharina plötzlich, s. Sie stand neben dem Toilettetisch, wo sie sich bisher zer streut mit den Kerzen beschäftigt hatte: jetzt wandte sie siH um und blickte Nelly an, die auf einem niedrigen Stuhl neben dem Feuer saß. Nelly that die Einsamkeit dieses Mädchen--, lebens leid; sie hatte nicht das Herz, sie hinauszuschicken, un3 sah

mit einem Lächeln zu ihr auf, das langsam wieder vott ihrem Munde verschwand. Mein,' antwortete Nelly. Katharina trat näher und beugte sich über ihre Gefähr tin, indem sie ihr voll ins Gesicht blickte. „Verzeihen Sie; ich sah, daß sie eine Bemerkung verstand, die ich zu einem der Diener machte. Sie nahm sich nicht genug in Acht. JH sah es deutlich.' . „Sie müssen sich irren,' antwortete Nelly ruhig, „sie wav Wohl schon einmal in Rußland, aber nur auf ein paar Wo chen, und erlernte die Sprache

5
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1902/06_11_1902/BZN_1902_11_06_9_object_2429438.png
Page 9 of 16
Date: 06.11.1902
Physical description: 16
Beilage zu Nr. 256 der „Bozner Nachrichten^ vom 6. November 1902. Schloß Merno.' Roman von A. S. Merriman. (Nachdruckverboten.) (l. Fortsetzung.) ! „Hat sie schönes Haar?' fragte Katharina. „Ich glaube, ja.' „Sie sind kein scharfer Bieobachter,' meinte Las Mäd- Tjm mit einem seltsamen, gleichförmigen, bewegungslosen Tm. „Vielleicht haben Sie nie darauf geachtet?' „Nicht besonders,' antwortete Paul.. Das Mädchen hob das 'Gesicht zu ihm empor. Ein schmerzliches Lächeln veGerrte ihre Lippen. DpS

Mondlicht fiel hell auf ihre Züge, und die tiefen Schatten unter den Augen verliehen ihrem Gesichte, einein? grinsenden Ausdruck. Solch ein Grinsen kann man auf dem Gesicht eines Ertrun kenen sehen, und es ist ein Anblick, den man nie wieder ver- M. „Wo Wohnt sie?' fragte Katharina. Sie war sich der Mordgedankeni, die in ihrem Herzen lebten, nicht bewußt, nichtsdestoweniger erfüllte sie der unbestimmte, focknlose Wunsch dieses Weib zu todten, das groß und schön war, und das Paul Alexis liebte

, weil sie ihr den einzigen Mmn geraubt hatte, den Katharina ie in ihrem Leben lieben konnte ^ denn das Mädchen! War so einfach, so unverdorben, daß ihr der Ge danke an ein Kompromiß nicht einmal im Traume kam, daß sie sich auch nicht einen Augenblick dem stillen Troste hingab, die Aeit könne ihre Wunden heilen, und sie könne einen an deren heirathen, jeneA Kompromiß schließen, das mehr Elend w der Welt angerichtet hat, als Ws Laster. In ihrer grtßon Ansamkeit, während sie in den ungeheuren Wäldern von Äver zum Weibe

aufoiewachsen war. hatte ^ sie beiuahe alles, sie gelernt hatte, von der besten Lehrerin, der Natur, ge lernt! und. vertrat die seltsame, abgenutzte Theorie, daß es WM ist, wenn eine Frau einen Mann heirathet, den sie Acht liM, oder wenn sie überhaupt aus einem anderen Gumde hemGet,'als aus Liebe. „Wo wohnt sie?' wiederholte Katharina. „In London.' ^.. Schweigend gAügen sie sine Weile langsam Weiber und Arten plötzlich die Fußtritte von Karl Steimnetz und dem wiener dicht hinter sich. »Liebt

sie Sie?' murmelte Katharjina halb M sich selbst, y, Es war eine Frage, auf die kein Mann antwor^elv-?ann. erwiderte nichts, sondern schritt ernsthaft cm der Seite ^ Weibes' weiter das wußte, daß Etta Beaumont ihn nie könnjo, wie sie selbst ihn liebte. Karl Steinmetz sie einhalte, sGrkegen sie Wieder »^...'',Jch setze vmkuS, daß wir uns auf die Diskretion von iMlulein Katharina verlassen können,' sagte er auf englisch, vy.. 'So weit, es Osterno betrifft, gewiß,' antwortete das „Aber unsere Leute hier -dürfen

6
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1902/01_11_1902/BZN_1902_11_01_7_object_2429362.png
Page 7 of 20
Date: 01.11.1902
Physical description: 20
Nonmn von A. S. Mcrriman. (Nachdruckverboten.) s9. Fortsetzung.) Steuimetz dachte wieder nach!, denn die Sache stimmte ihn ungewöhnlich ernst. Man hätte diescn dstcken Deutschen schweb fiir eilten gefiihldollen Menschen schalten' nichtsdesto- )Mniger wäre es ihnil liöber gewesen, wenn Paul Katharina Laii-owitsch geheiratchet Wte, statt Etta Beaumont, !bloß weil !eli der Ansicht!Mr, !daß dicz Erstere ihn liebte, was er bei der Letzteren nW voraussetzt. Vom praktischen Standpunkte mW lrnßte Karl

,' entgegilet^ Uml nrit einer Stimme, die Steinmetz zu kennen schien, den !n er aab Plötzlich nach. „Wie Grci wollen,' sagte er, richtete sick> auf. Mg eilisn-. kleinen Tisch heran uM njajhm sinnend eine Feder ziir Hand. Paul sah ihm schweigend zu. ' ' Alsi!der Brief- fertig war, las Steinmetz ihn laut vor: „Meine liebe Katharina! Der Moskauer Doktor und Ihr ergebener, Meiner werden Mlt^ M^nd um 7 Uhr in ThorA eintreffen. Wir ^wcllcsn ltlva eine Stunde im Dorfe zubringen und bitten Sie, dem Stamsjj Befehl

häßlich sei, um Widerspruch zu erregen, sondern sie spmch gar! nie djarüber' sie war in dieser Ueberzeugung aufgetvach- isen, und da si!e über jedem Alveifel stand, so staiid sie auch außerhalb jeder Erörterung. Ihre ganze Weiblichkeit, ihre ganze Eitelkeit schien sich auf ihr Haar zu konzentrireu. Es w?ar ihr einziger Stolz, vielleicht ihre einige Hoffnung. Schon nraiiche Frau ist wegen ihrer Stimme geliebt worden? Katharina besaß eine sehr melodische Stimme, tief und stark, ^leidenschaftlich

!, zärtlich, wenn sie wollte, fascinil-end, allein nicht zum Verlieben. Wenn eine schöne Stimme Liebe erzeu gen kam, tvarum nicht auch schönes HaAr? Katharina verachtete alle Männer, bis auf einen, den sie anbetete. Tag und Nacht erfüllte sie ein! einziger, großer Wimsch, gegen den Himmel und Hölle bloße Worzte wargn, uich diesen Wunsch berührte Woder die Hoffnung uns den einen, noch die Furcht vor der anderen. Sie wollte, daß Paul AlexiH sie liebte, und als echtes Weib klamnierte

7
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1902/09_11_1902/BZN_1902_11_09_7_object_2429498.png
Page 7 of 22
Date: 09.11.1902
Physical description: 22
nur so e!WaH.fragen? Ma- ^^ure sehen höL?tens lrie fünfuirddreistigauH.' Madanre schüttelte ddir Kcpf und glaubte es. . . «Herr Steinmetz legt eben im Fliu! ab,' sagte Eölestine, wieder der'Thür zuschreitend. „Es ist gut! Lassen Sie unZ dann den Thee bringe^ Äa^rWeu^ . ^ Gleich daranlf trat Steimnch mit eiaert übertrieben tie fen Bei'b!eugung. und einem Blinzeln in den klugen.Augen ein. . ^ ^ „Stellen Sie sich vor, lieber Wteinme^,' rief Ne Grasn! lebhast, „Katharina ist ausgegangen, an einen: solchen Tage! M!oin

Steinmetz, wünsche muj Frieden und Ruhe, gebe alsv uach. Ich hal^e auüz! dem armen Stephan nachgegciben, und jetzt ist er^ verbannt i vielleicht, wenin ich W gebliebm jväre, iwnn ich' all diesen Unsinn mit der Wohlthätigkeit Herboten hätte, tväre es an ders gekommen und Stephan ioäre jetzt ruhig.zu Hause statt in Tom.sk oder TobolM — ich VerHesse immer, wie der Ort heiszt. Nun, Katharina sagt, das; wir diesen Winteren Peters- bürg zubringen müssen, und — nÄus voilä!' ^ Stcinin^tz zuckte mit einein

mitleidigen Lächeln die Ach seln. Es paßte ihm, Äaß Katharina in Petersbnrg w^ar, und wenn KM Steimnetz etwasi'Pakte,'so lag ihm wenig an den ^ Gcfi'lhlen der Gräfin Laiwlr.it sch. ' „Sie müssen sich mit dein Gedanken trösten, daß Peters burg durch unsere Gegenwart verschönt lvird,' sagte er. „Wer ist das? Noch ein Gast?' - Die Thür öffnete sich und Baron Elaude von Chaurville trat ein!, indem er sich nrit leickKe^j Annmth über die Hand der Gräfin beugte. Dann richtete er sich auf und die 'beiden Män ner

auf, und Katha rina erschien, die in ihren reichen Pelzen beinahe hübsch auH- W). Sie schüttelte Steinmetz her,Fichj die .HanÄ, llnd ihre tiefen Augen forschten mit einer seltsamen Hast in seinem Gesichte. „Woheu konnnen Sie?' fragte sie ra»'ch. „Au^ London.' „Katharina, ennnerst du dich nicht an Herrn von EhaUH- ville?' fiel die Gräfin ein. „Er kannte dich als du noch ein K-rnd lvarst.' ' Katharig tmndte sich um lind begrünte 'den Barott. hätte N'.ich Jh^r erinneT-t, selbst lvenn luir uns nur zufällig

8
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1902/20_11_1902/BZN_1902_11_20_9_object_2429723.png
Page 9 of 20
Date: 20.11.1902
Physical description: 20
in Pe tersburg. Aber ich darf nicht lange bleiben, sondern muß wei ter nach Süden. Vielleicht kann ich dort noch Gutes thun. Ich höre, daß Paul in Twer Wunder wirkt.' ! „Wie steht es mit dem Gelde?' fragte Steinemtz, der im mer praktisch war. . „Das hat Katharina geschickt, das gute Kind! Die här teste Bedingung, die der Agent stellte, war, daß ich keinen meiner Angehörigen sehen dürfte. Meine- Frau — nun, du lieber Gott, daran liegt mir nicht viel; sie nst zweifellos wohl auf und eifrig dabei

„Ich weiß von nichts', antwortete Steinmetz. Der Graf blickte ihn forschend an, stieß einen schwachen Seufzer aus und ließ das Thema fallen. - „Gut, reden wir von Geschäften'/ sagte er. „Ich habe viel zu fragen und Ihnen viel zu erzählen. Vor allem bitte ich Sie, Katharina aufzusuchen und ihr zu sagen, daß ich gesund und in Sicherheit bin, daß sie aber noch mehrere Jahre lang keinen Versuch machen darf, mich zu besuchen oder mit Mir zu korrespondiren. Natürlich sind Ihnen keine Berichte

, über meinen Prozeß zugekommen. Ich wurde auf. die Aus sagen bezahlter Zeugen hin wegen Aufreizung zur Empörung derurtheilt. Fortan werde ich entweder im Süden oder in Oesterreich leben, aber es ist besser für Sie, wenn Sie nichts Genaues wissen.' . „Ich will auch gar nichts wissen,' sagte Steinmetz kurz. „Katharina soll mir auf dem gewöhnlichen Wege Geld schicken, aber nicht mehr als bisher; das genügt für meine kleinen Bedürfnisse. Vielleicht treffen wir uns eines Tages in der Schweiz oder in Amerika. Sagen

10
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1902/30_10_1902/BZN_1902_10_30_9_object_2429318.png
Page 9 of 16
Date: 30.10.1902
Physical description: 16
durch die Dörfer zogen, und' keine Kälte war so daß er ihr nW getrotzt hätte, wenn sie in Noth lvaren. ^ verlangte kemj Geld und gab ihnen keines; abon sie lebten Hurchi seine Güte rmd ivaren Weise genug, das zu erkennen. Zehntes Kapitel!: Katharina. Paul war ein einfacher Mensch. Er fürchtete sich nicht ^ der russischen Regierung, aber er fürchtete sich vor dem i^beÄWerden; denn das (bedeutete ein sofortiges Mfhören -Werkes, t<as M beglückte, er mit Etta Beaumont in London War, vergaß er ^^nicht: sehnte

Sie Mo bald mit dem großen Doktor und mit Herrn Steinmetz^ . Ihre alte Freundin Katharina Lanowitsch' ' P. S. „Meine Mutter fürchtet sich wegen der Ansteckung, /auszugehen: sie glaubt, daß sie M Wenig erkältet ist.' Steinmetz faltete den Brief sehr sorgsam zusammen, in dem er nrit dem dicken Zeigefinger und Daumen über seinen Rand hinstrich. „Ich denke immsÄ zuerst anA Lügen,' sagte er. „Das ist meine Natur oder mein Unglück. Wir können fa sagen, da« ber Moskauer Dccktor wieder fort ist', aber dann müssen

dis armen Teufel in ihren Koben sterben. Kathanina versteht nicht, miL ihnen: umzugehen: sie sind schlimmer, als unsers Leute.' - „Eins steht W,^W^WulTem, „ich muß nach Thars hinüber.' „Dabvi gibt xüs kein MuH,' fiel Steinmetz ruhig, wie in ParanthesiZ, ein. „Niemand Muß sich einer AUteckung auS-- lschen; aber ich Weiß, daß Sie hingehen Werden, ich mag sägen, was ich will.' „Höchst wahrscheinlich,' gaR Paul zu. „Katharina wird Sie sofort eÄennen.^ f „Warum?' Steurmeb Mi seine M^e an W. . beuche

11