776 items found
Sort by:
Relevance
Relevance
Publication year ascending
Publication year descending
Title A - Z
Title Z - A
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/02_02_1907/BZN_1907_02_02_17_object_2474825.png
Page 17 of 24
Date: 02.02.1907
Physical description: 24
führt? Johns Hände brannten, wie rote Wbel legte es sich, vor seine Augen! Der wegen seiner Sarkasmen gefürchtete Salonheld, der Nabob, der die Reize 'der Welt mit müdem, gleichgültigem Lächeln entgegennahm, gab Selbstbewußtsein und Gleichmut auf — zitternd, mit verhaltenem Atem beugte er sich vor, um einen ermunternden Strahl ans zwei blauen, glänzenden Mädchenaugen zu erhaschen. Dela war viel zu verträumt, viel zu sehr an Johns sie anschwärmende Art gewöhnt, sie blieb harmlos nach wie vor. John

erkannte diesen Gleichmut gegen die in ihm rasende Leidenschaft, und wie Groll stieg es in ihm empor. ^ „Sieh mich doch auch einmal an, Dela, hast Du mich denn nun ganz vergessen über jenem — Schöntuer?' > „John!' „Dela, sieh mich nicht so grenzenlos erstaunt an, Tu Geliebte meines Herzens^ Du mußt es ja wissen, daß Tu meines Lebens Stern, mein Alles Ast! Daß es einzig in Deiner Hand liegt, mich zu tausendfacher Qual zu verdam men/ oder des Himmels Seligkeiten auf mich herabzube- schwören. Ich liebe

. Dela riß sich los; sie erschauerte in einem neuen, qual vollen Gefühl. ^ „John!' rief sie in bebendem Tone, „steh' auf, John!' Sie war fassungslos, wie vernichtet. Denn dieses Geschenk einer elementaren Leidenschaft senkte sich wie die Flamme des Witzes in ihr Herz, zerstörend, ertötend; sie wußte nichts, nichts mit dieser Gottesgabe zu beginnen; die treue Freundschaft, die sie bisher für John empfunden, verhüllte sterbend das Haupt. „Dela. Du darfst mich nicht abWeifen, Du mußt, mußt

Seele nach, das todesmutige Anklammern Johns an einen Stroh halm der Hoffnung, denn in demselben Auaenblick. wo John ihr sein heißes Herz bot, erWa'We 'sie aus ihrem Traum und erkcmnte das eigene, schwache, sehnsuchtsvolle Herz! ^ Auch sie liebte! Und diese Erkenntnis trieb ihr die Tränen nk die blauen« Augensterne, zauberte ein Lächeln «m die bebenden Lippen. ^ Auch sie liebte! Also das wa rs. Wa s ihr das schelmiscke Tändeln mit dem fremden Manne wie ein schönes, fremd an- nmtendes Märchen

erscheinen ließ -— und nun Wandte sie sich traurig, wie bemütig um Verzeihung flehend^ John zu. ,> Es Mz!<Zj da Mtt, Vm W !ieNe, W erschien Nachrichten' vom 2. Februar 1907. sie sich wie eine Schuldige, daß ihr Herz für einen anderen gesprochen hatte. „John, ach zürne mir nicht, daß ich Dir Schmerz be reiten muß — ich darf es Dir nicht verschweigen — ich — ich — kann — niemals—' Er sprang empor. Er preßte ihre zarten Hände fest in die seimgen. „Sprich nicht weiter, Dela, ich beschwöre Dich, Du mußt

1
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/13_06_1907/BZN_1907_06_13_17_object_2478683.png
Page 17 of 20
Date: 13.06.1907
Physical description: 20
2 Beilage zu Nr. 133 der „Bazaer NachMen' vom 13. Juni 1907. Gold und Glück. ZW! Roman von Anna Sehffert. (84. Fortsetzung.) ' . Als des Christengels schimmerndes Fittich John Mar lis Stirn berührte, da war es ruhig geworden hinter der selben, -und John erkannte plötzlich den Abgrund, an dem er wandelte. Stundenlang War er in der Residenz umhergeirrt und trotz der schneidenden Külte raste Fieberglut durch feine Zldern. Die gänzliche Vereinsamung tat Vitter weh, aber die Vorstellung, daß Doktor

Reinhold gerade um diese Stun de vielleicht draußen im alten Schlosse jubelnd begrüßt wurde, entfachte einen Sturm in Marly, er konnte diesen Gedanken nicht ertragen, alles in ihm rebellierte dagegen. „Er oder ich,' murmelte John zwischen den Zähnen, „er oder ich', dann mietete er einen Schlitten und fort ging er, als sei er auf der Flucht vor etwas. Eine Strecke vor dem Schlosse lohnte er den Kutscher ab, dann umschlich' er das Forstl^us in Weitem Bogen. Als das Reinhold'sche Ehepaar

sich nach dem Schlosse begab, folgte John ihnen dorthin. Sis in den Lichtkreis des Palais Wagte er sich nicht, aber er suchte die geeigneten Stellen auf, von denen aus ei hoffen durfte, Delas Schatten flüchtig zu sehen. Es Wurde ihm weit mehr zuteil. Die Fenster blieben heute unverhüllt. Die Strahlen des lichterflammenden Baumes sollen Weit hinausleuchten in die heilige Mtur, so will es ein alter Glaube. Innig aneinander geschmiegt erschienen plötzlich zwei Gestalten im vollen Lichtkreis. Es war, als rinne glühen

des Eisen durch Marlys Adern, als müsse er hinaufstürzen', um die beiden dort auseinander zu reißen, Dela, seine süße Lotosblume, und den stattlichen Gelehrten, von dem ev noch Nicht wußte, daß er gleiMe.itig Delas VerwaMer, ihr voll-- ständig ebenbürtig war. Trotzdem der Anblick unbeschreibliche Qualen in John heraufbeschwor, blieb er dort stehen wie festgebannt, Stuirde um Stunde— die eisige! Kalte hätte ihn gelähmt. Wenn nicht das Blut so Wild -gestürmt hätte, daß es brauste Vor Marlys Ohren

. Gechärd ging langsam vortvärts, gleichfalls gedanken los, von einem süßen, schmeichelnden Traum ganz erfüllt. John glaubte, daß der entscheidende Augenblick sog'ei gekommen sei, eins wilde, dämonische Freude erfüllte ihn ein einziger Stoß, und sein, sein' eigenes Glück war gerettet, Während, das des anderen versank, für immer — ja, so mußte es sein, nur der Tod konnte eine Lösung dieses Kon fliktes bringen, nur der Tod von Johns Rivalen Da VeineMe John Plötzlich, daß in nächster Nähe von dem Doktor

2
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/25_08_1907/BZN_1907_08_25_13_object_2480708.png
Page 13 of 24
Date: 25.08.1907
Physical description: 24
Nr. M ' „Vsznet NachrWcii', Der große Trick. Von Erwin Rosen.> „Hör' 'mal, John,' sagte Jimmy zu seinem Busen freund, „bist Du glücklich und zufrieden?' . „Ä?' grinste John, „glücklich? Zufrieden? Als Telegraphist mit einem Gehalt von hundert Dollars im Monat? Na, hör' 'mal, mir fehlt zu Glück und Zufrieden heit noch Verschiedenes, vor allem Geld!' - „Ganz meine Ansicht,' pflichtete Jimmy Nachdenklich bei. „Dabei muß man vor allem bedenken, daß wir beide als experte Telegraphisten

augenblicklich den höchsten Gehalt haben, den wir jemals erreichen werden. In zehn Jahren, wenn das Handgelenk nicht mehr so geschmeidig ist, zahlt uns keine Telegraphenkompanie hundert Dollars im Mo nat. Ganz sicher nicht!' „Na, und —!' meinte John, „worauf willst Du denn eigentlich hinaus?' > „John', sagte Jimmy, „Du bist ein guter Junge, aber es fehlt Dir an Scharfblick, an Beobachtungsgabe.. Wer in diesem glorreichen Lande Geld verdienen will, der muß die Augen hübsch offen halten. Jetzt Hausen wir schon

. Neulich ging ich spazieren und machte mir das Vergnügen, nachzusehen, wohin dieser Draht eigentlich führt. Es war keine leichte Aufgabe. Man mußte höllisch aufpassen. (Jimmy rieb sich vergnügt die Hände.) Jawohl, ich Hab' es herausge bracht. Dieser Privatdraht führt direkt in das Wett bureau von Meyers, Smith & Co.' - „Na, und — —?' „John, mein Junge, Du begreifst aber sehr schwer. Hast Du denn niemals auf Pferde gewettet? 'Weißt Du denir wirklich nicht, wie der Dienst dieser Wettbureaus or ganisiert

ist? Als Telegraphist müßte man das doch eigent lich wissen!' „Selbstverständlich weiß ich das,' brummte John mür risch. „Diese Wettbureaus halten sich Privatdrähte nach den großen Rennplätzen und ihre Agenten telegrapHieren sofort die Resultate der einzelnen Rennen. So erhalten sie die Resultate schneller als irgend jemand und können bis zum letzten Augenblick Wetten annehmen. Das ist doch sehr einfach.. Was geht das uns an?' „Ehem! Wir sind Telegraphisten. Man hat uns die sen Draht sozusagen vor die Nase gelegt

?' „Donnerwetter!' sagte John. „Das wäre wirklich mal etwas Totsicheres. Aber wenn wir erwischt werden?' „Erstens werden wir nicht erwischt. Zweitens sind in dieser schönen StM New-Aork die Wettbureaus nicht ge duldet und selbst wenn den Herren Meyers, Smith A Co. die Sache brenzlich vorkommen sollte, so werden sie sich schön hüten, Lärm zu schlagen.' Dann dachte er nach: ^ „Du! Schön ist es nicht!!' . „Aber einträglich!' . X „Ehem!' ' „Das Leben ist eben so schwer!' Nugufl^v? ^ - 13 „Ein Narr

3
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/31_01_1907/BZN_1907_01_31_13_object_2474750.png
Page 13 of 16
Date: 31.01.1907
Physical description: 16
Schatten cm einem der Bogenfenster zu sehen hoffte. ^ Er arbeitete bis zum frühen Morgen, er rang und kämpfte an gegen das rebellische Herz wie ein starker Held, und schließlich konnte er dochj nicht widerstehen — er begab stch in den Westernschen Forst, und Dela kam und verstrickte ihn :mr enger in die schinnnernden Nosensesseln. „Soll ich nicht verzweifeln, wo das Schicksal mir Wünsche m die Brust senkt, an deren Erfüllung! ich niemals denken darf, die mich nur elend machen «können?.' John sah

, 'daß Dela sich nÄH tiefer dem Doktor zuneigte. „Dem festen Willen eines» Mannes mußt alles möglich sein!' sagte sie, es klang wie eine süße Verheißung; John wenigstens nahm es so auf. Ev atmet« wie befreit, erlöst von furchtbarer Qual! ^ Nein, er konnte, durfte sie nicht verlieren, seines Lebens Stern, sein alles ! Sie selbst hatte ihm die Direktive gegeben, er wollte sie erfassen, sie nicht aus den Augen verlieren! Dem festen Willen eines Mannes nnrß alles möglich sein! Nun, an festem Willen fehlte

es John Marly nicht! . ^ Soeben flog die Schaukel empor. Hpchaufgerichtet, die Lippen dlrrch ein zärtliches, Heimlich wonniges Lächeln ge trennt, stand Dela vor den beiden Männern, deren entzückte Blick: sich nicht genug tun konnten an dem bezaubernden Bilk.. .. Delasi Wangen brannten, ihre Augen erstrahlten in einem intensiven Feuer. . „Herrlich, herrlich!' rief sie «us. „Höher, Herr Doktor, bitte, bitte, noch ein wenig höher!' Die Locken flogen und die KvcmAhärchen über dev Stirn hoben

sich in rhythmisches Bewegung, das rosa Kleid um wehte leicht die schlanke, graziöse Gestalt und die Blumen am Miedergürtel entsandten einen leise berauschenden Duft, den Dela mit vollen Zügen , einsog — John Marly aber war vergessen! / >' Er konnte sich nicht entschließen, der Geliebten jcht gegen über zu treten, er fürchtete, daß sein heißer Sinn ihn zu einer Beleidigung gegen den „anderen' hinreißen würde, und er war gerecht genug, einzusehen, daß jener nicht das mindeste tat, um eine Beleidigung zu verdienen

. Jetzt besaß John Marly allerdings noch volle Selbst beherrschung, doch daA würde so nicht bleiben, er wußte es ganz genau! Einen Rivalen duldete sein heißer Sinn nicht; niemand sollte ihm Dela entreißen, das war sein- Schwur, den er sich selbst leistete, niemand! Endlich nahm diese Qual ein Ende; Dela sprang leicht füßig aus der Schaukel, sie neigte das zierliche Näschen über die blau und roten Waldblumen. „Es muß genug sein, Herr Doktor; leider bleibt mir jetzt wenig Zeit. Es ist Besuch im Schlosse

4
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/29_01_1907/BZN_1907_01_29_7_object_2474692.png
Page 7 of 8
Date: 29.01.1907
Physical description: 8
Nr. 24 Gold und Glück. Roman von Anna Seyffert. (15. Fortsetzung.) „Meine Berechnung sagt nur, daß Las nicht geschehen tvird. John besitzt Reichtums in Ueberfülle, eine zärtlich lie bende Mutter, er kann sich den extravagantesten Wunsch er- Wen. John hat nur einen Wunsch, und die Gewährung desselben versagt ihm das Schicksal!' „Nun, Wir Wollen diesen traurigen Schluß noch dahin gestellt sein lassen'. Was ich vermag, soll geschehen, um Delas Herz dem Jugendgespielen zuzuwenden

. Und auch Sie. Lord Burkham, werden üoer das Glück der beiden wachen!' „Leider muß ich John gerade jetzt verlassen ; ich habe eine heilige Mission hiev in Deutschland zu erfüllen, die mir mein!e sterbende Mutter übertragen hat. Ich muß alles >daran schen, um eine liebig Freundin meiner verstorbenen Mutter aufzusuchen!.' „War Lady Burkham eine Deutsche?' fragte der Graf, den die Mission des Lords im Augenblick Wenig interessierte, oberflächlich. „Jawohl! Meine Mutter war eine geborene Komtesse Stern-Treßler

zur Tür hinctns. 7 Sobald die Komtesse und Marly W im Freien befans den, flog die junge Dame davon wie! ein lustiger Schmettere ling. Mit trunkenem Blick folgte John dem rosa Kleide, wie es .hier und dort Mischen den schlanken Fichtenstämmen auf tauchte. Wer er konnte sich nicht entschließen, ihr, wie er das sonst zu tun pflegte, nachzitjagen. > Er vergegenwärtigte sich den Moment, wo er die schlanke, weiche Gestalt in seine Arme schließen werde. Solche Selig keit bietet das Leben nur einmal, und John

zu lüften. Dil! sah er Dela vor sich als Weib, sein süßestes' Gluck. Sie hing in seinem Arm und ihre lachenden Blauaugen schienen ihm einen Himmel zu öffnen. Sie lehnte das Vlondköpfchen an seine Brust und flüsterte: „Johnny, mein geliebter Johnny!' und W preßte sie an sich, Vis ihr der Atem verging, er liebkoste die blauen Augen und' das blonde Haar. „Johnny!' tönte es da laut und hell zu ihm herüber, „Johnny, Wo bleibst Du?' John schaute mit wirrem Blick um sich. Kaum wußte er, wo er sich befand

lag eine sairfte Be fangenheit, aber auch ein Ausdruck so - hingebungsvollen Glückes, wie ihn John Marly soeben erträumt hatte. Vor der Komtesse stand Doktor Gerhard Reinhold. Seine dunklen Augen rechten erst forschend auf dem wie in Purpur gebadeten Mädchenantlitz. Seine Rechte umschloß ein Bukett Waldblumen, die in votblühender Erika gebettet waren. „Der Scheidegruß des Sommers, Komtesse,' sagte er mit seiner wohlklingenden Stimme, „ich habe die letzten Galdeskinder mit emiger Mühe

5
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/27_01_1907/BZN_1907_01_27_17_object_2474655.png
Page 17 of 24
Date: 27.01.1907
Physical description: 24
der Ms. Marly fand sie ihr Auskommen und auch Most für das 'vereinsamte Herz. John und Dela hingen zärtlich an ihr, und so kam es, daß Dolores die beiden schönen jungen Men- schnekinder gelvissermaßelr als ihr Eigentum betrachtete, und als sie erkannte, wie es um Johns Setz stand und um die Wünsche der Mrs. Marly, Johns Mutter, da schloß sie sich blindlings den Bemühungen der beiden an, und das Ziel ihrer Hoffnung war, John und Dela zu ewigein Bunde ver eint zu sehen. Seitdem sie sich hier am. alten

Schlosse befand, vermochte sie wenig über Dela; aber sie wachte still und aufmerksam über Johns Glück. Freilich sank ihre Zuversicht immer tiefer. ' ^ John lvar nicht da und doch glänzten und strahlten Delas Augen, lag es wie Purpur auf ihren Wangen, und besonders, wenn sie aus dem düsteren Walde heimkehrte, dann schürzte ein heimliches Lächeln die Lippen und wie aus einem glückseligen Tmnme heraus flüsterte sie oft ein Wort vor sich hin. Alles in der Alten krampfte sich bei diesen verdächtigen

Anzeichen vor Schmerz zusammen, aber sie war vorsichtig! sie behandelte, ihren Liebling wie eine Nachtwandelnde — noch war es ein Traum! Aber das erste laute, unbedachte' Wort konnte ein jErwachen herbeiführen! Und nun war John gekommen- und die Alte hatte mit gefalteten Händen gesagt „Gottlob, Gottlob!' John aber war nahe daran, Dela ans ihren Träumen aufzuschrecken. Zitternde Angst packte die Alte. Sie stellte sich den beiden in 'den Weg, als gelte es, sie vor einer Gefahr zu beschützen. „Ich bitte

ist, so interessiert mich der Charakter desselben besonders. Ich halte den jungen' Mann für ehrenhaft nnd bin überzeugt, daß er eine Frau hoch beglücken wird.' „Sie besitzen Scharfblick, Herr Graf; ich 'kann Ihr güti ges',UrtÄl uur bestätigen.' „Ich danke Ihnen.? Ich muß leider bekennen, daß ich meine herzige Enkelin bisher in unverantwortlichster Weise vernachlässigt habe. Sie ist unter Mr. Marlys Obhut er zogen worden. John Marly liebt meine Enkelin, nnd soeben teilt mir mein Bruderl mit, daß der reiche

Ausländer sich um meine Nichte beiviM.' „Ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß John nicht daran denkt, sich um! Komtesse Jsabelln zu bewerben; aber selbst wenn dies der Fall Wäre, so würde das die Ruhe von Komtesse Burghof nicht stören, denn sie liebt meineil Freund nicht!' „Nun, die Freude über Mr. Marlys unerwartetes Er scheinen ließ wohl nur e i n e Deutung zu!' „Sie täuschen sich, Herr Graf, Komtesse sieht in meinem Freunde nur den Jugendgespielen, den brüderlichen Be schützer. Sie ahnt

6
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1896/01_07_1896/BZN_1896_07_01_7_object_2282641.png
Page 7 of 8
Date: 01.07.1896
Physical description: 8
im Bette sitzen, und im Gespräch mit seiner liebevollen Pflegerin begriffen sah. Gleich darauf malte sich indessen finstere Ent schlossenheit in den Zügen des Amerikaners, mit einem seltsamen Ausdruck biß er fest die Zähne aufeinander und trat näher gegen die Lagerstatt. ..... .,AH! mein lieber John Muddle, wie befindest Du Dich jetzt? Erkennest Du mich wieder?' rief White mit ausgestreckten Händen. Der Genesende blickte ihn mit seinen blauen Augen ernst an. „ Gott sei Dank! Jetzt wirst Du mich erlösen

aus dieser schrecklichen Ungewißheit!' rief er dann plötzlich, den Amerikaner erkennend. „Sie sagen mir alle, ich habe monatelang hier krank gelegen, und ich sühle es auch, daß es so sein muß ... aber sie wollen mir nicht glauben, daß ich der Sohn meines Vaters bin, daß ich Harry White heiße . . . Lieber, guter John, nun bist Du da und Alles wird gut werden!' ' Das hatte der junge Mann alles mit schwacher, überhasteter Stimme gerufen, während helle Freude aus seinen Augen strahlte

. Er hatte seine seine, abgezehrte.Rechte m die breite Hand des' Amerikaners gelegt und schaute diesen nut einem glücklichen Lä cheln an. Der Sanitätsrath nickte vielsagend dem Amerikaner mit dem Kopfe zu, während Schwester Sabine diesen mit flam menden, durchbohrenden Blicken betrachtete. Mit unerschütterlichem Gleichmuthe hat;e Arthur White das Lächeln um seine Lippen bewahrt, aber seine Augen hatten einen seltsamen, starren, blöden Ausdruck angenommen. „Mein lieber John Muddle, Du bist «och recht krank,' sagte

er mit einem anscheinend von herzlicher Theilnahme durch zitterten Tone. „Du sollst Dich noch nicht aufregen, wir reden später darüber.' Dabei glitt sein stechender, kalter Blick prüfend durch das Zimmer, als ob er einen Ausweg zur Flucht erspähen wollte. Der Genesende hatte ihn mit großen Augen angestarrt und sein Blick war trübe und verglast geworden. „Was sagst Du? . . . auch Du, John . . . Du willst mich nicht kennen?' stieß er dann ausstöhnend hervor. Wieder herrschte eine kurze Weile drückendes Stillschweigen

in dem Gemache, während die Augen des Amerikaners aus der? abgezehrten Gestalt des jungen Mannes ruhten, als ob sie diesen gleich Dolchstichen durchbohren wollten. „Aber ich bitte Dich, John, Du mußt zur Vernunft kommen,' sagte Mister White alsdann begütigend. „Du bist eben noch recht krank . . . Ich hoffe, daß Du Dich später wirst besser erinnern können . . . Du bist John Muddle, mein lieber Neffe. Mein Sohn Harry aber ist todt, verunglückt . . . und ich bin Arthur White, Dein Onkes.' . Der Genesende

7
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/19_05_1907/BZN_1907_05_19_18_object_2477982.png
Page 18 of 28
Date: 19.05.1907
Physical description: 28
18 ),Bozner Nachrichten', Sonntag, 19. Mal 1907. Nr. !I4 Sie uberlegte flüchtig, wie sie sich dem Brasilianer ge genüber verhalten werde. Konnte sie jetzt, nachdem der Rechtsanwalt bereit war, das Testament zu fälschen, auch den reichen Ausländer entbehren, so war es doch angenehm, solch einen Geldfürsten in der Familie zu besitzen. Immerhin durste sie sich jetzt ein wenig Zurückhaltung gestatten. Sie begrüßte John mit vertraulichem, ein wenig spöt tischem Lächeln, und gab

stutzte. In diesem gönnerhaften Ton hatte die Gräfin nie zuvor mit ihm gesprochen. Er hatte gehofft, man werde ihn hier von seiner wachsenden Verstimmung be freien. Dolores Rath befolgend, hatte er sich während die ser langen Wochen der Geliebten ferngehalten. Was beabsichtigte John Marly nicht alles! Als ob ein guter Mensch, der durch eine Leidenschaft aus dem Geleis geschleudert wird, fähig wäre, sich nun sogleich in einen Bösewicht zu verwandeln! John umschlich oft genug das alte Schloß

, ja einige Male befand er sich sogar unmittelbar unter den Fenstern desselben. Im Musiksaal wurde gespielt und gesungen, schmeichelnd, lockend klangen die Töne herausl Mit pochendem Herzen fragte John -sich, ob er hinauf gehen, den Kampf um Delas Besitz fortsetzen solle — er fand nicht den Mut dazu — die Hand sank herab und mit finsterem Gesicht floh John in dm dunklen Abend hinaus Er hatte es aufgegeben, Worte und Blicke zu verschwen den, wo dieselben keine Beachtung fanden. Voll heimlicher Unruhe wartete

Fluge. Er «erfand unglaubliche Situationen, in denen Dela alle schrecklichen Stadien durchlief, die. man nur der Heldin eines Schauerromans zumuten kann, und er, John Marly, war immer der edle Retter, der Befreier aus höchster Not! In klaren Stunden sagte er sich, daß dieser Zustand auf die Dauer eine große Gefahr für ihn berge, aber mit unwiderstehlicher Macht zogen ihn die Wahngebilde immer von neuem in ihren Bannkreis. Nichts ist gefährlicher als müßige Träumerei; sie zer rüttet den festen Willen

, auch wenn unser Bündnis nicht weiter besteht?' „Es könnte sein, Mr. Marly. Alte Leute Pflegen wan kend zu sein in ihxen Entschlüssen. Mein Schwager wird, so viel ich gehört habe, in den nächsten Tagen endgiltig testieren — zu Gunsten meines Mannes. Nichtsdestoweni ger Wäre es mir erwünscht, daß Sie der Gatte meiner Nichte Würden! Da Sie dem Trotzkopf aber gar keinen Respekt einzuflößen wissen, so sind meine diesbezüglichen Hoffnungen natürlich tief gesunken.' Auch heute wieder imponierte und verwirrte John die brüske

8
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/10_02_1907/BZN_1907_02_10_17_object_2475026.png
Page 17 of 24
Date: 10.02.1907
Physical description: 24
2. Beilage zu Nr. 34- der „Bozner Mold «nd-GUllk. ^ .. ' Roman von Änna-Meyffert. ... (21... Fortsetzung.) „Denke Dir, Dolores, er hat — er wollte — aber nein, das 'ist ja zu närrisch, wie hätte ich John jemals einer sol chen Torheit fähig gehalten.' ^ Damit - wav - sie' -.wieder hinmiS, um in ihrem Mädchen- stübchen ihres Herzens Seligkeit und'bangenSchmerz aus- klingen zu lassen. . Ungeduldig evtvartete Marly Aurels Erscheinen, und es hatte nicht viel gefehlt, daß sich!d60 AltssMtch

der Gräfin .bewahrheitet und John sich unverrichteter Sache entfernte -- vielleicht Mre das zu seinem Glück gewesen und Dela viel Hummer erspart geblieben; Wer als er sich soeben erheben Wllte, erschien^ Aiwel auf der Schwelle, und damit war die Richtung für öie kommenden! Ereignisse gegeben. ! Freilich kam John auch jetzt noch nicht zum Sprechen, denn Jsabellä kam herein, in ihre bli'lhenden Schönheit auch heute att eine stolze Rose erinnernd. Freilich ven'iet ihr ganzes Wesen! eine bestimmte Unruhe

. - John wäre Dolores fast um den Hals gefallen. „Du treues Herz! Niemals wäre ich auf diesen einfachsten aller Auswoge gekommen!! Jawohl, sie muß wieder heraus aus diesem alten, verwunschenen Schlosse, und dann will ich sie -mir erringen, die süße, kleine Fee! Ich will ja alles, alles ertragen—' . „Vorsicht, junger Herr! - Wenn Sie Ihrer alten Amme einen weiteren Rat gestatten: Vorsicht und List! Spielen Sie. immerhin .ein Weilchen den Tiefgekränkten, das bringt Ihnen mehr Vorteil

, als wenn Sie Ihre Liebe unnötig Der- schivenden— —' Soeben wurde die Tür . vorsichtig geöffnet und Delas Lockenköpfchen lugte hevein. .Als sie John gewahrte, stieg heiße Glut in ihre Wangen. Verlegen kam sie näher. Ein gutes, vom Herzen heraufquellendes Wort schien nm ihre Lippen zu schweben. / ' - ' - - BolWDenreigte^ sich schweigend imd eilte hinanZ. . - Dela, sah ihm bestürzt nach, dam legte es sich wie ein ^lor über ihre sonst so strahleilden Augen'. ^ „Dolores,' gestand sie befangen, ohne zu ahnen, wie reizend

sie in diesem' Augenblick lvar, „Dolores, ich lp'be John tief gekränkt, er zi'mü mir — hat er sich Dir anveo traut? ' „Mir, Dela, ivie sollte JHn dazu kommen?!' „Tenke Dir, Papa, ich habe meine Uhr verloren — ah, M,r. Marly,' sie bemerkte erst jetzt den. Gast, „wir haben einander seit langem nicht gesehen! Ich glaubte schon, Sie hätten es vorgezogen, diesem unwirtlichen Lande stolz den Nucken zu weichen? Wollen Sie es wirklich mit Eis und Schnee aufnehmen.?' „Das kommt ganz und gau auf die holden Feen dieses Landes

9
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1917/28_06_1917/BZN_1917_06_28_4_object_2449070.png
Page 4 of 8
Date: 28.06.1917
Physical description: 8
) nicht so stark hervortraten wie auf den dürftigeren Roggenböden. Der Pro duktionsrückgang hat natürlich nicht im letzten Jahre Halt ge- . macht, sondern verschiebt sich naturgemäß weiter. Deshalb kam ich in meinem Gutächten zum Schluß,die Getreidepreise für die Original-Roman von H. Courths-Mahler. ;Eachdruck verboten). 2 „Ich glaube, ich hätte mir diese Reise sva- ren können. Miß Lilian wird nicht meine Frau werden, sie wird für immer in Deutsch land bleiben. Das fühle ich jetzt mit Gewiß heit.' John

dieser Reise in Ihrer und Mß Lilians Gesellschaft zurückle gen kann, ist doch sebr angenehm für mich.' John Croßhall lächelte. „Nun, wenn Sie es so auffassen, dann freue ich mich 5lhrer Gesellschaft. Und wenn Sie sich dann in den europäischen Staaten umgesehen haben, dann haben wir Wohl in Deutschland schon einen festen Wohnsitz gefunden. Ich ge^ denke nur einen kleinen idyllischen Landsitz »n meiner enaeren Heimat, einem kleinen deut schen Herzogtum, zu kaufen. Dann müssen Sie uns vor Ihrer Rückkehr

und Bobby Blount zurück. Liebevoll neigte sie sich über den alten Herrn. „Jetzt mußt du aber eine kleine Deckprome nade machen, lieber. Papa. So lange stillsit zen darfst du nicht. Auf dem Wasser sind auch die sonnigsten Maientagtz, wie wir sie jetzt he ben, kühl.' John Crokball sah mit zärtlichem Stolze in ihr schönes, leuchtendes Antlitz. „Zwar ist es mir nicht kühl. Ich finde es herrlich warm und sonnig hier in dieser ge schützten Ecke. Aber nach einer kleinen Pro menade verlangt mich doch,' sagte

er. Lilian winkte einem Diener, der in re spektvoller Entfernung die ganze Zeit war tend auf einem Stuhl gesessen. Es war Jchn Croßhalls Kammerdiener Charles, ein gro ßer, kräftiger Mensch, der stets in der Nähe seines Aerrn weilte, seit dieser leidend war. Schnell erhob er sich aufLiliansWink und kam heran. Auch Mr. White, John Croßhalls Se kretär, trat heran. Er war vorhin in einiger Entfernung an die Reling getreten. Als John Croßhall, auf Charles gestuft, sich erhob, stand Mr. White bereit

, ihm gleich falls Hilfe zu leisten. Aber John Croßhall winkte ab mit einem freundlichen Lächeln. „Ich bedarf Ihrer nicht, Mr. White, ich danke Ihnen. . Mr. White trat mit einer Verbeugung zu rück. Langsam, mit müden Bewegungen, schrilt John Croßhall, leicht auf den Arm seiner

10
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1916/14_03_1916/BZN_1916_03_14_3_object_2440564.png
Page 3 of 8
Date: 14.03.1916
Physical description: 8
Schiffe die am Montag bekannt wurde, den Frach tenmarkt außerordentlich beeinflußt habe. Der Gesamtwert dieser Schiffe betrage et wa 30 Millionen Mark. Angesichts dieser Tatsache sei es nicht erstaunlich, daß die Versicherungsräten in den letzten Tagen neuerdings stark gestiegen seien und daß der Markt, wie von einem Mitglied der Versicherungsbörse mitgeteilt wurde, akro batische Tendenzen an den Tag lege. John the Bum> der Schntz- amerikaver. Die deutsch-amerikanische Zeitung „Ger mania' in Milwaukee

bringt folgende Er zählung, die, wenn sie nicht auf Wahrheit beruhen sollte, doch'recht drastisch den Wi dersinn der Haltung zeigt, die Präsident Wilson in der Tauchbootfrage einnimmt: Unter der ueberschrift „Für 75 Dollar' schreibt das Blatt: Die Zeitung Hudson Dispatch teilt mit, ein bekannter Eckensteher aus West- Hoboken, bekannt unter dem Namen John the Bilm, fahre auf britischen Munitions schiffen zwischen Newyork und England hin und her Für jede Reife erhalte er- 75 Dollar. Naturlich fährt

die britische Regie rung John the Bum nur spazieren, weil sie ihn als Schutz für ihre Schiffe braucht. John the Bum vertritt gewissermaßen das amerikanische nürgertum. Indem er das Deck eine briMchen Munitionsschiffes be tritt, verleiht er ihm den Schutz des Ster nenbanners. Für 75 Dollar ist das sehr bil lig! Angenommen, ein deutsches Tauchboot würde das britische Munitionsschiff, auf dem John the Bum gerade die Würde und Majestät des amerikanischen Volkes dar stellt, versenken. Hann würde also unsere

Regierung Hegen Deutschland: auf Biegen oder' Brechen losgehen^ und es wäre Mcht ' ausgeschlossen,, daß^. Wilson dem amerikani schen Volk.die Leiden und Schrecken eines Krieges aufbürden würde, weil in Gentle man John the Bum die Würde des ameri-, konischen Volkes und die ^rinZipien der „Bozner Nachrichten' Dienstag, den IT - Menschlichkeit verletzt seieu.Selbstverftänd- lich wird es noch mehr Ehrenmänner vom Scklage John the Bums geben Abe5 schon dieser eine Fall zeigt, wie notwendig es ist, Maßregeln

11
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1895/05_09_1895/BZN_1895_09_05_11_object_2278410.png
Page 11 of 16
Date: 05.09.1895
Physical description: 16
redeten, draußen hörte. Einen verzweifelten Schrei ausstoßend, schlug er, so stark er es vermochte, gegen die Thür. „Alle guten Geister!' rief da eine angsterfüllte Stimme draußen. „Sagte ich es Dir nicht, John, daß es da drinnen spukt? Der alte Salomon Skipper hat immer behauptet, daß es im Thurme nicht ge heuer sei. Höre nur das Krachen!' Harry hatte die Schultern unter den Tisch ge zwängt und dann denselben umgeworfen, in der Hoffnung, daß das Poltern des zerschmetterten Geschirrs die draußen

Befindlichen davon über zeugen würde, daß ein Lebender in diesem Raum eingeschlossen sei. „John!' rief er hierauf durch das Schlüssel loch. — „Laßt mich hinaus! Ich sterbe Hungers!' Aber beim ersten Nennen seines Namens hielt sich das einfältige Opfer des Aberglaubens beide Ohren zu und rannte hinweg. Mit einem Schrei brach Harry zufammen, das Bewußtsein schwand ihm. Es mochte um die Mittagsstunde desselben Tages sein, als Peter Stark seinem Vetter John einen Brief brachte, der für diesen ins Dorf gekommen

War und auf dessen Kouvert geschrieben stand: „Eilig! Ohne Säumen extra zu bestellen! Ein liegend fünf Dollar für denjenigen, der den Brief sofort nach Pomuck-Leuchthaus befördert!'' Peter war ohne Verzug mit dem Brief hin übergerudert, um zu der in Aussicht gestellten Be lohnung zu kommen. „Der Brief ist gewiß von Abe Adams, John,' sprach der alte Schiffer, während er das Kouvert aufriß. „Richtig, da ist das Papiergeld. Und ein Billet ist dabei! Was steht darin?' Und John entzifferte langsam den kurzen Inhalt: „Oeffnet

sich ihnen ein Entsetzensschrei. Hart an der Schwelle vor ihnen lag eine schein bar leblose Gestalt. War es bereits ein Todter, den sie vor sich sahen? — — Es währte lange Tage, ehe Har.y das Kran kenlager, auf welches ihn die Prüfungen der letz ten Tage seiner Gefangenschaft niedergestreckt, wieder verlassen konnte. Sein Zustand war ein derartiger gewesen, daß John und feine Frau keinen Transport nach dem Dorfe hinüber gewagt hatten. Als er zum ersten Male das Lager verließ und in dem hohen Lehnstuhl am Fenster Platz nahm

, in welchem er am Abend seiner Ankunft aus Po, muck-Riff Mrs. Livingston hatte sitzen gesehen, sah er aus wie ein dem Grabe entstieze.ier Geist. Jetzt erst hielt Mrs. John es an der Zeit, ihm alle Ereignisse, welche sich zugetragen hatten, mitzutheilen. Abe Adams war ins Dorf gekommen, um John sein Amt als Thurmwächter zu überragen und eine erkleckliche Summe Geldes hatte diesen ver anlaßt, die angebotene Stelle zu übernehmen, um so mehr, da der letzte Sturm seine Hütte auf dem Riff zertrümmert

12
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1924/12_01_1924/BZN_1924_01_12_6_object_2498773.png
Page 6 of 10
Date: 12.01.1924
Physical description: 10
sagen. Und dann wollte er ihr auch den chinesischen Brief zeigen; hören, was ihr so klarer Verstand da- vyn halten würde. Bald stand er in der schönen Eingangshalle der van der Straatenschen Villa. „Miß May van der Straaten ist leider nicht zu Hause'.' Dick war ganz bestürzt. „Wo ist sie hin, John? Wissen Sie vielleicht?' John wußte es nicht. . „Ist sie schon lange fort?' ^ „Fast eine stunde.' „Und wann sie wieder kommt?' „Das wissen wir bei Miß May nie.' „Sie wird doch nicht — doch nicht verreist

. Welcher Zusammenhang bestand hier' zwischen Jim, May und einem Chinesen. Und vor allen Dingen, wclche Gefahren mochten hier verborgen seM. Und dann, blitzartig, kam ihm die Erleuchtung. Nicht der Zusammenhang, aber eine Ahnung däm merte in ihm auf, eine fürchterliche Ahnung. „Iobn, Mann, wie hieß der Kerl?!' John zuckte bedauernd die Achseln. „Strengen Sie sich an, John! Denken Sie nach! vieß er Fu-Wang?!' Uber Johns Züge ging ein Leuchten der Er innerung. „Nichtig! Mister Goodwin, so hieß er ganz be stimmt

. Jetzt crinnere ich mich. Als er eintrat,, rief Miß May aus: „Was suchst du in meinem Hause, Fu-Wang?!' „Herr des Himmels!' konnte'Dick nur entsetzt murmeln. .„lind sie folgte ihm sreiwttlig, John?!' „Freiwillig, Mister Goodwin!' „Und sagte nichts, gar nichts?!' „Gär nichts!' „Das verstehe der Teufel!' Dick sank in einen Sessel. Und je mehr er grü belte und sann, desto sicherer schienen ihm ztvei Dinge: May war aus rätselhaste Weise durch irgend eine Teufelslist in die Macht des verliebten Chinesen geraten

Illusionen, dcan was er vott chinesischem Erbarmen oder Moral zu erwarten hatte, das wußte er so gut wie jeder andere Amerikaner. Und so gab er es bald, aus, das Rätsel lösen zu wollen, und faßte nur die. vollendeten 'Datsachen ins Auge. . May, mußte gefunden werden! - Er war schon auf den Füßen. „Hier ist etwas Fürchterliches passiert, John. Der gute Gott stehe uns bei!' . Und er stürmte hinaus. N e u n t e s Kapit e l. Draußen sing es zu dunkeln an., Inspektor Brynes, der Chef der Kriminalpoli zei

13
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1896/03_07_1896/BZN_1896_07_03_7_object_2282669.png
Page 7 of 8
Date: 03.07.1896
Physical description: 8
hier gelegen habe . . mein Gott! seit jener schrecklichen Nacht . Aber wo ist John, mein Freund John . . ich sehe, ihn nicht?^- k ^ / > l „Wem meinen Sie ?' hatte diezSchwester gefragt, c ^Denken Sie an Jhren. Begleiter Herrn Arthur? White ? > Er war erst vor wenigen Tagen da und hat sich nach Ihnen erkundigtest - . „Nein, nein!' hatte- der Kranke fast ungeberdig den Kopf geschüttelt. „Mein Vater ist nicht mit mir gekommen^ ; / . Ich erinnere mich, es war John Muddle/i der mich begleitet Hai

er glaubte, daß die junge Schwester sie verstehen , müsse, während sie ihn in Wahrheit kopsschüttelnd betrachtete und seufzend den Glauben zu nähren begann,- daß das scharsblickende Auge des Arztes doch recht gesehen. Allmählich aber kam mehr Klarheit in die Reden des Genesenden, er ließ zsich von der Schwester die Geschichte seiner Auffindung erzählen, und wie sich, plötzlich Arthur White : gemeldet habe»' und in^ ihm seinen Begleiter und Diener John Mnddle erkannt habe. ' Aber die Erklärung

der Schwester beruhigte; den Kranken keineswegs, ' sondern eine flam mende Röthe überfluthete sein durch die Krankheit abgezehrtes bleiches Gesicht. „Nein, nein, das ist nicht wahr, das ist eine Lüge !' rief er mit zitternder Stimme^ „Mein Gott, wie kann man nur annehmen, daß ich John Muddle sei!- . . . Ich bin doch der Sohn meines Paters , .Arthur'White, i mein . Vater,i schickte mich von Chicago hierher ... er hatte es seiner ster benden Mutter versprochen, unverzüglich seinen Vater aufzusuchen

. . . aber er war schon selbst ein .alter-Mann und ein Blutsturz machte ihm die Erfüllung seines Versprechens unmöglich . ^ halb in der Genesung begriffen^ schickte er mich nach t Deutschland ^ er gab mir einen Verwandten- von uns, namens John Muddle. mit . . . einen guten, etwas leichtsinnigen Mensche«, der sich hier eine Existenz suchen wollte . » . wir kamen hier an, stiegen im Hotel ab . . . nichtig, wir gingen noch am selben Abend ans und John drängte Mich, mit ihm eine Weinstube auf zusuchen aber da verläßt

14
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1897/27_08_1897/BZN_1897_08_27_7_object_2288587.png
Page 7 of 8
Date: 27.08.1897
Physical description: 8
, daß Du von dem Geld guten Gebrauch machen wirst. Lebe wohl, mein Sohn, Dein Vater John Dent. Da die Bank schon geschlossen war, konnte der junge Mann den Wechsel nicht mehr einkassieren. Er besah das Papier sorg fältig von allen Seiten und steckte es dann in seine Brusttasche. Keinen einzigen Gedanken weihte er dem alten Mann, der ihm das Geld verschafft hatte. Er dachte nur an sich und seine Zukunft, und sann nach, auf welche Weife er feiuen Ehrgeiz am besten befriedigen könne. Als es dunkel wurde, stand

zu essen. * John Dent war ein alter Mann mit nur einem einzigen er hebenden Charakterzug. Sein Stolz auf seinen Jungen war ihm fast zur Leidenschaft geworden. All' die Zärtlichkeit und Liebe, deren der Mann fähig war, übertrug sich auf feinen Sohn, und feine ganze Hoffnung auf die Gegenwart und auf die Zukunft vereinigte sich in diesem Knaben. Sonst war an John Dent nichts zn loben. Er hatte als Vagabund begonnen und war wegen Diebereien verschiedene Male mit der Polizei in Konflikt gerathen

den Jungen zu sich. Damals hielt John Dent ein Wirthshaus in Rotherhithe, das unter strenger Aufsicht der Polizei stand, und da verlebte Fred die Zeit bis zu seinem fünfzehnten Lebensjahre. Eines Tages begann er in Bezug auf die Lebensweise seines Vaters Bemerkungen zu machen, die den letztereu in Erstaunen setzten. Nicht daß Fred selber moralisch besonders hoch stand, ihm war es ganz gleichgültig, welche Folgen die Handlungsweise seines Vaters für diesen haben könnte; aber er war ehrgeizig und fühlte

instinktmäßig, daß das Leben seines Vaters auf ihn selber einen Schatten werfen würde. „Ich bin jetzt ziemlich die Schule durch,' sagte er, „und ich gedenke, die Rechte zu studiren. So bald wie möglich gehe ich nach Amerika; aber so lange ich noch bei Dir bin, mußt Du ein anständiges Leben führen, Vater. Das wollte ich Dir nur sagen. Wenn Du es nicht thust, nun, dann werde ich Dich ver leugnen und nach einer anderen Stadt gehen.' Die Drohung wirkte. John Dent verkaufte die Kneipe und miethete einen kleinen

Kramladen im Herfordfhire. Im Großen und Ganzen lebte er auch ordentlich, und wenn die Polizei ihm nicht die Warnung vorausgeschickt hätte, man möge „ein wach sames Auge auf John Dent aus Rotherhithe haben,' w're er vielleicht ein achtbares Mitglied der neuen Stadt geworden, in der er si . niedergelassen hatte. Trotz seiner Erbitterung über die polizeiliche Warnung gab er sich doch die größte Mühe ein an ständiges Leben zu führen, auch nachdem Fred schon in Amerika war. Sein Junge sollte sich ferner

15
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/25_05_1907/BZN_1907_05_25_7_object_2478126.png
Page 7 of 8
Date: 25.05.1907
Physical description: 8
sich um ihre Sinne, aber als sie zwei glühende Lippen auf den ihrigen! fühlte, da richtete sie sich bebend empor. > ' . Im nächsten Augenblick hatte sie sich mit einer einzigen Bewegung losgerissen von den sie fest umschließenden Ar men, alles Blut drang zum Herzen zurück, ein entsetzter Ausdruck trat in ihre Augen und die Anne sanken schlaff Herab. , „John'> murmelte sie, zwischen glühendem Unmut und tiefer Scham kämpfend, ,>!xie konntest Du mir das antun, wie durstest Du das wagen!' Er sah

nachschaute. John aber dachte nicht daran, seinen Vorteil aufzu geben. „Gieb endlich nach, Du Holde, Du meines Lebens Stern,' raunte er, und seine Stimme klang, als ersticke sie ' die innere Glut. Du entgehst mir heute nicht wieder, Dela! Lange genug habe ich diese Ziererei, dieses kühle Zurück- . Weichen ertragen, es zehrt bereits an meinem« Leben!' i 7 Von neuem suchte er ihre schlanke, weiche Gestalt zu umfassen. Dela wollte fliehen; aber es War ihr unmöglich. Wie Eis legte es sich auf ihre Glieder

; sie zog den Schleier vom Gesicht und trocknete mit dem Vattisttuch die glühende feuchte Stirn'. „John,' bat sie zitternd, „gieb endlich diese Illusionen auf — tue es uns beiden zu Liebe, Du mein Freund, mein Bruder —' ' Er aber unterbrach sie stürmisch. „Gieb diese Ehren titel, wem Du willst, ich mag sie nicht hören! Ich liebe Dich und will Dich besitzen, Dein ureigenstes Wesen, das süße Glück, das Du als Weib zu verschenken hast!' „John, begreifst Du denn nicht? Es kann nicht sein! Liebe läßt

sich nicht erzwingen, das müßtest Du ebenso gut wissen, Wie ich! Versuche es doch, meine Kousine Jsabella zu lieben — es wäre Dir unmöglich, nicht wahr?' „Solch ein Vergleich kann gar nicht in Betracht kommen, denn wir sind ja miteinander verbunden seit unseren frü hesten Kindertagen. Was knüpft die Menschen fester an einander als gemeinsame Erinnerung? Mag auch solch ein Strohfeuer für den Kurpfuscher in Dir aufglodert sein, mag Dich das Neue blenden und bethören, niemand kann Dich heißer lieben, als Dein John

, niemand treuer, aufopfern der auf Dein Glück bedacht sein, als ich: Und. deshalb mußt Du mich wieder lieben. Du mußt, soll ich nicht elend zu Grunde gehen —' „Mein armer, lieber John, in Welch einem Jrrthum befindest Du Dich —' Aber er ließ sie nicht ausreden. Mit einer ungestümen Bewegung riß er das schlanke Mädchen abermals an seine Brust. Ihr Athem keuchte; aber trotz aller Gegenwehr mußte fte sich ergeben. Wie eine zarte Blume hing sie in seinem Arm. Er sah auf sie nieder, heiß und verlangend

16
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1899/24_02_1899/BZN_1899_02_24_6_object_2406374.png
Page 6 of 8
Date: 24.02.1899
Physical description: 8
v Kozner Aachrtchte» Nr. ÄS Seine Rache. Nach dem Französischen. Es war an einem schwülen, heißen Sommernachmittag um die Stunde, da man sich's am liebsten im verdunkelten Zimmer bequem macht. Der Laden von John Puck, Friseur, und zwar erster Friseur in Narbonue, der wegen seiner kos metischen Erfindungen nnd seiner trefflichen Perrücken weit und breit berühmt war, hatte sich mit Kunden gefüllt. Ein magerer und ein starker Herr saßen auf den Lehnstühlen vor den Spiegeln

und waren bis an den die Augen mit Seifen schaum eingesalbt, Drei andere Herren warteten und blätterten inzwischen in den illustriten Zeitschriften.^ John Puck und sein Gehilfe Theodore rasirten und schwatzten dabei, um ihre Kun den zu unterhalten. An der Casse thronte die imposante Mrs. Puck, und in der heißen Ladenluft führten unzählige Fliegen einen tollen Tanz auf. Da wurde die Ladenthür ^ geöffnet und Herr Ponn erschien auf der Schwelle. Er war sehr wenig erfreut, so viel wartende Kunden vorzufinden. „Eine Minute

,' rief John Puck mit lebhafter Geste „Eine ganz kleine Minute,' bestätigte Mrs. Puck mit einem liebenswürdigen Lächeln. War dieses Lächeln, war es der überzeugende Ton des Gatten oder nur der Wunsch, der glühenden Sonne draußen 'u entfliehen, kur; und gut, Herr Ponn trat näher. Mißtrauisch sah er die drei wartenden Herren an, und während John Puck sich in Höflichkeiten erging, setzte Herr Ponn sich im Hintergrund des Ladens ans einen Lehnstuhl, und zwar gerade auf einen Hut, der auf diesem Stuhle lag

vor den Herrn im Comptoir zeigen. Er war in voller Verzweiflung, eine stille Wuth und das Verlangen seinen Zorn an irgend wem oder rgend etwas auszulassen, überkam ihn. Alles schien sich auch aegen ihn zu verschwören. Da kam eben noch eine Dame in en Laden, um sich srisireu zu lassen. Der galante John Puck ragte n it liebenswürdigstem Lächeln. , „Die Herrn gestatten wöhl> daß die Dame den Vortritt hat ?' Drei Stimmen waren dafür — also hieß es wieder warten. Zerr Ponn mußte sich wenigstens

. Langsam, ganz langsam streckte Herr Ponn >ie»Hand^aus und ergriff eine wundervolle, langhaarige Herren- errücke, die unmittelbar neben ihm auf einem Ständer prangte. Äne rasche'Bewegung die Perrücke war auf seinem Kahl- opf pk»citt?<uM der Hut? darüber gestülpt. Keiner der An- vesendewHaMMs Geringste'bemerk^^^ . : Herr Ponn vertiefte sich wieder in die Austritte Zeitung. All' seine Ungeduld schien mit einem Male vorüber. Viertelstunde nach Viertelstunde verging, endlich kam John Puck auf Herrn Ponn

17
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1917/24_07_1917/BZN_1917_07_24_7_object_2449563.png
Page 7 of 8
Date: 24.07.1917
Physical description: 8
. In dem entstandenen Trubel fiel es niemand auf, daß da oben auf der Empore Zwei Menschen sich leise erhoben und.durch den Thürvorhang in das kleine Zimmer schlüpf ten. Niemand hatte etwas von ihrer Anwesen heit bemerkt. John Croßhall hatte seine Tochter durch eiu Zeichen zum Ausbruch aufgefordert. Lilian merkte sehr Wohl, daß der Vater erregter war, als er zugegeben wollte. Leise traten sie auf denKorridor hinaus.Es war draußen ganz still, niemand bemerkte sie. „Wir haben genug gehört und gesehen Li lian

, bei dem Souper lvird es kaum noch et was von Interesse für uns geben,' sagte John Croßhall, als die Türe hinter ihnen geschlossen war. Er holte mühsam Atem und sein Gesicht rö tete sich sehr. Lilian faßte schnell und besorgt seinen Arm. ' „Papa — lieber Papa — es war doch zu diel für dich,' sagte sie angstvoll. Er versuchte beruhigend zu lächeln, mußte sich aber schwer auf ihren Arm stützen. wird gleich vorüber sein, Lilian,' stieß ^ hervor. «»III »»»»«»»»>»»»»»»» In demselben Augeublick tauchte

von der Areppe her Mr. Withe auf. Er sah seinen Herrn, auf Miß Lilian gestützt, stehen und nach Atem ringend. Schnell war er an seiner Seite und umfaßte ihn. So geleitete er ihn, von Lilian unterstützt, auf sein Zimmer. Hier war Charles gleich bereit, zu Helsen. Man ließ John Croßhall auf einen Sessel gleiten, und Charles öffnete ihm über der Brust die Kleider, gab ihm schnell eine Medizin und schaffte ihm behend und umsichtig all die klei nen Erleichterungen, die bei den Anfällen seines Herzleidens nötig

waren. Lilian unter stützte ihn dabei nach Kräften. Diese Anfälle stellten sich so häufig ein, daß man ihnen nicht unvorbereitet gegenüber stand. Schon nach wenigen Minuten war der An fall vorbei, und John Croßhall atmete ruhig und lächelte seiner Tochter zu. „Es war nicht schlimm. Mir ist schon wie der ganz wohl, Lilian. Noch ein Viertelstünd chen Ruhe, dann nehme ich in deiner Gesell schaft ein leichtes Souper,' sagte er. Lilian streichelte zärtlich sein Haar. „Ar mer Papa, hat es dich wieder gequält

, lieber White.' Mr. White verneigte sich und ging. Auch Lilian verneigte sich und ging. Auch Lilian verließ den Vater, und nur Charles blieb als treue Schildwache bei ihm zurück. Eine halbe Stunde später saß John Croß hall, ganz erholt, mit seiner Tochter und sei nem Sekretär in Lilians Salon um einen kleinen runden Tisch beim Souper. „Hier ist übrigens der Schlüssel wieder zu rück, Mr. White. Wenn Sie ihn dem Kellner zurückgeben, soll er noch einen Hundertmark schein

18
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1908/05_11_1908/BZN_1908_11_05_18_object_2494980.png
Page 18 of 24
Date: 05.11.1908
Physical description: 24
18 „Bozner Nachrichten', Donnerstag, 5. November 1908 Nr. L55 hinein, und da die Nacht warm war, öffnete er die großen Glastüren, die in den Garten führten. Sir John Hart be merkte warnend, daß der Luftzug zu stark wäre, er aber er widerte lachend, daß er ihm noch nie geschadet hatte. Die. drei Herren — Mr. Blair, Sir John Hart und Hauptmann James — saßen bei einander und sprachen eifrig über Dingo, die sie lebhaft interessierten. Der Diener brachte das Kaffeetablett wie stetA

ins Gesellschaftszimmer. Mrs. Blair bereitete den Kaffee wie gewöhnlich mit eigenen Hän den zu, schickte deshalb den Diener fort und bot das Getränk ihren Gasten sodann selbst an. Man möge es als einen Punkt von größter Wichtigkeit betrachten, daß der Diener entlassen wurde, und ob die eigenhändige Zubereitung des Kaffees wirklich zu den standigen Gewohnheiten der Mrs. Blair ge hört hat. Es ist dies, wiederhole' ich, eine- Wichtige ^Kaye. Der nächste Akt in der Tragödie war folgender: Mrs. Blair brachte Sir John Hart

von Beweisen gegen sie sich dermaßen ein Glied an das andere reihen Wnnte. Jetzt kamen die Zeugen zum Verhör; den meisten von ihnen merkte man. an, wie ungern sie der Vorladung Folge geleistet hatten! Der erste, der ausgerufen Wurde, war' Sir John Hart, dessen blasses, trauriges Gesicht und leise Stimme davon Zeugnis gaben, wie sehr er unter dem Zwang, hier erscheinen zu müssen, litt. Seine Aussage war sehr wichtig. Er be richtete: ' ' „Ich saß mit Mr, Blair und Hauptmann James im Wintergcn ten Mr. Blair

, -der gejagte, gehetzte Ausdruck in ihren Augen trat nur noch deutlicher hervor. Hauptmann James wurde nun aufgerufen, und er machte eine Aussage, die sich in keiner Hinsicht von der des Sir John Hart unterschied. Die Art und Weise, wie er die Szene in dem Sterbezimmer beschrieb, hatte fast etwas Dra matisches. Die Zeugenschaft von Sir Alan Fletcher und Hailpt- mann Douglas konnte nichts Neues mehr lerbrinzgen, da sie weniger wußten als Sir John Hart und Hauptmann James. » Daun kam die Beiversaufnahme

19
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1897/01_09_1897/BZN_1897_09_01_5_object_2288655.png
Page 5 of 6
Date: 01.09.1897
Physical description: 6
in dem Polizeiregister der Stadt Raleigh der Name von „John Smith, Landstreicher' eingetragen und acht Tage später hatte der alte Vagabund sich vor dem Gerichtshof des Städtchens wegen Einbruchs zu verantworten. -k- Richter Dent fand sich auf dem Wege seiner politischen Beorderung keinen finanziellen Schwierigkeiten mehr gegenüber. Er wurde zum Mitglied des Kongresses gewählt und seine Stelle durch einen neuen Richter besetzt. Seine letzte Amtshandlung war die Aburtheilung des Falles John Smith, des Landstreichers

sich nur einen Augenblick zurück, um einstimmig ihr „Schuldig' abzugeben. Und dann stand der Richter Dent auf und keine Miene seines Gesichts verrieth ihn, als er mit ruhiger, fester Stimme das Urtheil verlas: „John Shmith, Ihre ganze Haltung während des Prozesses hat dem Gerichtshof die Ueberzeugung gegeben, daß er es mit einem sehr gefährlichen, aller Neue unzugänglichen Verbrecher zu thun hat, dem keine mildernden Umstände zugebilligt werv?n können Das Verbrechen, dessen Sie sich schuldig gemacht

haben, ist sehr schwer, und der Gerichtshof zögert keinen Augenblick, die härteste Strafe auszusprechen, die das Gesetz vorschreibt. John Smith, das Gericht verurtheilt Sie zu einer Zuchthausstrafe auf die Dauer' von zehn Jahren.' Dies waren die letzten Worte, die Frederik Dent jemals zu seinem Vater sprach. Als der Verurtheilre am Schlüsse der Verhandlung ans dem Saale fortgeführt wurde, sagte er mit einem sonderbaren Tone : „Lebe wohl, Nichter.' Das waren die letzten Worte des Vaters an den Sohn

, auf den er noch immer so gern stolz gewesen wäre. 4- H: S Richier Dent ging nach Washington und erwarb sich einen großen Namen als scharfsinniger Politiker und bedeutender Redner. Aber noch bevor ein Jahr vergangen war, starb der Gefangene Nr. 202 alias John Smith, alias John Dent — im Staats- gefängnis zu Kansas an gebrochenem Herzen. Aukunfts- und Abfahrtszeiten va» Ssznt-Oriss : (Giltig vom I. Juni !5S7.) Ankunft von FranzenSfeste Ankunft von Verona: Pers.Zng 27*) Früh 8.(U Schnell-Zng 1, Früh 8.25 Personenzug

20
Newspapers & Magazines
Bozner Nachrichten
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/BZN/1907/24_03_1907/BZN_1907_03_24_17_object_2476269.png
Page 17 of 28
Date: 24.03.1907
Physical description: 28
2. Vellage zu Nr. 69 der „Bozner Gold und Glück. ^ Roman von Anna Seyffert. (44. Fortsetzung.) ' ' 13. Kapitel. Von dem Reifenspiel -War nicht wieder-, die Modö^ ge?. lresen. John und Dela begaben sich wie auf Vembredung in den Park hinaus. Die Sonne strahlte, und was vorhin steif und weiß auf den Zweigen lag,, das hing nun gleich blitzenden Mamantenanden grünen Nadeln, an den bronze- slnbmen Blättern. Dela faßte sich ein Herz. - „Was Haft Du mir noch zu sagen, nach unserer letzten Unterredung

, John? Könnten wir nicht mit Ruhe alles übergehen? Die Zeit gleicht am 'besten aus, sie ändert uns selbst, eröffnet neue Perspektiven —' John blieb stehen.- In seinem guten Gesicht malte sich eine selige Hoffnung. „Sprich ein einziges Wort, Liebling, daß ich warten soll, daß es noch anders werden kann— „Zwischen uns, John? Me! Meine Freundschaft wird Tir immer gehören mehr freilich nicht —' „Und das wagst Du mir so gerade heraus zu sagen, Tcla? Mmm Dich in acht! Ich bin doch nicht so ganz der blöde

Junge, für den Du mich zu halten schM,t! Das Unr es, was ich Dir sagen wollte! Es lebt noch eine ziveite Natur in mir; sorge, daß sie nicht die Ueberhand in mir ge winnt; geweckt hast Dn sie bereits, das lasse Dir gesagt sein!' „Du willst mir drohen, John? Geh', das ist unser bei der ganz Unwert, -die echte Liebe ist hart wie ein Diamant, sie bewährt sich —. „Geiviß, und ein Diamant verschafft sich immer Gel tung! Du gehörst zu mir! Dil. bist meines Lebens Stern! Ä.er andere kann Dich entbehren

; ich kann es nicht!' „Wenn Du toüßtest, wie unglücklich ich 'bin. Du lvürdest nnch nicht auch noch quälen!,, „Glaubst Du, ich habe keine Augen? Du,-- wirbst ja förmlich um die Gunst dieses armen Schluckers, und er, Tela, was gibt er Dir dafür?' „Nichts, oder sehr wenig, leider — laß mich, John, ich kann dies nicht ertragen!' <Er fuhr wie nm sich zu beruhigen, durch sein schweres, blondes Haar. „Kann ich heute wirklich nichts Bestimmtes von Dir erlangen, Liebste?'- Sein Blick ruhte lvie beschwörend auf ihrem blassen sichtchen

21