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Bozner Nachrichten
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Page 17 of 24
Date: 27.04.1911
Physical description: 24
diese zur Antwort. Die Rätin - nickte. Kinderei natürlich, die man nicht durch mißbilligende Worte unnötig aufzubauschen brauchte. Aber die Augen offen halten wollte sie doch. Über Gottfried Theodors Geburtstagsplänen schien ein ungünstiger Stern zu walten, denn an dem bewußten Tage kam aus dem etwa zwei Stunden Bahnfahrt entfernten Städtchen R. der Onkel Senator Friedlieb mit seinen beiden Söhnen auf Besuch und die zwei jungen Leute wollten in .ihres Vetters Gottfried Begleitung sämtliche Sehenswürdig keiten

And Biergärten der Stadt in Augenschein nehmen und besuchen. . > ^ Von der EinNbiakeit und der offenbar gedrückten Stimmung ibres Gastfreundes nahmen sie keine Notiz, und ob sch on Mottfri ed der M oden unter den Füßen brannte, mußte er sie doch wohl oder übel den ganzen Tag über von Denkmal zu Denkmal und von einer Kneipe zur anderen Mevven lassen. Gegen neun Uhr abends endlich fuhr On kel Senator Friedlieb Imit^ seinen Söhnen wieder ab. Vom Bahnhof rannte Gottfried im Sturmschritt

in die Rosengasse. Die Baustür bei Langermanns war nur an gelehnt. und im Flur duftete es nach Lavendel und Rosen, denn die Kücken- und.Hoftür standen weit offen, und.der duftschwüle Odem des Sommerabends wehte durchs Baus. Gottfried sah ins Wohnzimmer, aber niemand ließ sich blicken, noch hören. Zögernd schritt er durch die Küche in den. Garten. , ^ Es war schon fast finster in dem düftedurchwogten Blü tenwinkel. Gespenstisch leuchteten die Weißen Lilien und einzelne Rosen aus den tiefen Schatten

, die das Gärtchen bedeckten' nur längs der von Ielängerjelieber umkletterten Mauer zog sich die silberne Straße eines Mondlichtstreifens hin. 7,, . . . ^ ^ Gottfried stand einen Augenblick rasch atmend still. Der väterliche Garten drüben lag gan^ im Mondschein; bläulich dunkel hoben die Baumkronen sich aus dem Licht heraus, und scharfumrissen zeichnete der spitzgiobelige Oberbau des aroßen. alten Hauses mit seinen Erkern, Balkons und Türmchen sich aus der Mondscheindämmerung ab. „Angelika!' rief Gottfried leise

; ihm war seltsam be klommen umsHerz. In der Laube regte sich etwas; ein Helles Kleid wurde sichtbar. Mit ein vaar Schritten war Gottfried zur Stelle. ..Sind Sie allein, Angelika?' fragte er mit Herz- ' klopfen. - ^ ^ ^ ^ ^ ^ Sie bejahte. Der Vater hätte noch einen ^Geschäftsgang M Machen gehabt. - „Wenn Sie wüßten, wieviel ich den aanzen Dag an Sie aedacht Habe!' fuhr Gottfried mit verstärktem .Herzpochen hinzu. ..Wie gern wäre'' ich hergekommen! Ich ging die ganze Zeit wie auf Nadeln ! Mer, nicht wahr

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Bozner Nachrichten
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Page 2 of 8
Date: 11.12.1900
Physical description: 8
den Conducteur Gottfried Burkard, seine Frau Katharina und seinen in Cioilkleiduug sich befind lichen Bruders Sebastian B urkard. Letzterer, seine Frau Julie, sowie Katharine. Burkard (die Frau deS Gottfried Burkhmd) waren vorher nämlich in anderer Gesellschaft in der Restauration „Pitschieler' in der Fleisch« gaffe, im Caf6 „Nußbaume?' in der Bindergaffe und eben im Begriffe ins Eafi „Walther' zu gehen, als Gottfried Burkard von seinem Dienste bei der Südbahn heimkehrend zu ihnen kam. Sie kehrten

nun mit ihm ins Cafä „Walther' ein, hielten fich aber dort nicht lange auf, weil Gottfried Burkard nach Haufe wollte. Als sie nun vor dem genannten Eafö in die Nähe deS Blumen-Pavillons gekommen waren, stießen sie, wie bereits vorhin erwähnt, auf die früher genannten Burschen, welche sämmtlich etwa» angeheitert waren — Hervorgerufen angeblich dadurch, daß Martinelli mit seinem Stocke gegen die auf dem Boden stehende Diensttasche des Eonducteurs Gottfried Burkard stieß und dann der Frau

desselben unter den Regenschirm, welchen diese wegen des herabrieselnden Regens geöffnet hatte, inS Gesicht hin«uf- schaute, was diese zu einer Bemerkung veranlaßte, ent spann sich zwischen Tommasoni und Martinelli auf der einen, Gottfried und Sebastian Burkard auf der anderen Seite ein Wortwechsel, im Verlaufe dessen — nach Angabe des Zeugen Emil Sadei — Sebastian Burkard auf Tom masoni losgieng nnd ihn beinahe zu Boden brachte. Als sich aber Tommasoni gleich wieder erhob und mit Sebastian Burkard zu raufen begann, mischte

sich Gottfried Burkard ein, wahrscheinlich um die Streitenden zu trennen? denn dieser war vollkommen nüchtern und hatte keinerlei Waffe bei sich, wie auch Sebastian Burkard weder Stock noch Schirm hatte. Allein jetzt wandte sich Tommasoni — nach der Aussage der Katharina Burkard — von seinem bisherigen Gegner ab und dem vermeintlichen neuen An greifer, Gottfried Burkard, zu, und bei diesem ersteren Zusammenstoße dürfte er ihm einen Stich mit seinem Messer in den Daumballen der rechten Hand versetzt

haben) denn Gottfried Burkard rief später seiner neben ihm stehenden Frau, welche die Möglichkeit, mit ihrem Regen schirme auf Tommasoni losgeschlagen zu haben, zugiebt, zu, sie möge achtgeben, man habe ein Messer, und zeigte ihr hierbei seine blutende Hand. Nun schlugen Tommasoni und hinter ihm Gottfried Burkard «nd seihe Arau die Richtung gegen die neuen Ab»rte ein, weit' sie in deren Nähe vom Zeugen Sadei gesehen wurden/ dieser Zeuge, welcher die Vorfälle vom Trottoir vor dem Bankhause Schwarz, somit

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Bozner Nachrichten
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Page 17 of 36
Date: 23.04.1911
Physical description: 36
stens stach es vorteilhaft von den vernachlässigten Häusern der Umgebung ab. - Mit leise hallendem Ton schlug die Haustürglocke an, als Gottfried in den kühlen, geräumigen Vorplatz des Häuschens trat, dessen sauber gescheuerter Steinboden mit weißem Sand bestreut war und in dem es eigenartig nach Kalmus und Lavendel duftete. Dann wurde von innen die Stuben tür geöffnet, ein Heller Sonnenglanz quoll durch den däm merigen Flur und tnwitten des Lichtes stand ein schlankes, Eingliedriges Magdlein

mit einem „Prinzessinnengesicht' und silberig flimmerndem > Blondhaar. Der Eindruck, den Gottfried Theodor von dem schonen, etlva vierzehnjährigen Kind empfing, war so intensiv, daß er vor Verlegenheit im Augenblick keine Worte fand und mit einem kaum verständ lich gemurmelten „Guten Tag!' seine rote Primanerinutze in den Händen zerquetschte. „Wollen Sie den Vater sprechen, Herr Hanssen?' fragte darmn das Mädchen und als er leise bejahte, lud sie ihn mit der Handbewegung, einer vornehmen Dame ein, näher zu treten

7 . , - „Vater lft leider nicht zuhause,' fuhr der Gegenstand sei ner. Schüchternheit fort, „aber -wenn Sie einen Augenblick verweilen wollen, . ich hoffe, er wird gleich kommen.' Gottfried bejahte wieder, — er habe Zeit, und wenn er das Fräulein nicht mit seiner Gegenwart belästige, werde er gern auf Herrn Langermanns Ri'lckkehr Warten. Dann nahm er auf dem dargebotenen Sessel Platz. Er küßte nicht, wie ihm geschah; nur das eine empfand er deutlich: daß er noch nie etwas so Feines, Zartes, Apartes

. _ Zu seder anderen Zeit hätte Gottfried Theodor das M- ^rechen der Kirschblüten entMtet als sündhafte Ruchlosigkeit Zeichnet; in. diesem Falle schien es ihm selbstverständlich W die Natur die Ausschmückung des Raumes, den das übliche Kind bewohnte, ihren kostbarsten Tribut zollte. ^Angelika saß ihm gegenüber auf dem zweiten altbäteri- M und stichelte an einem Leinwandstreifen. ?? und zu warf sie einen verstohlenen Blick auf ihren schüch- ernen Besucher, der vergeblich über eine Anknüpfung

zur Unterhaltung simulierte. In die Stille hinein mit eintMigem Ticktack eine .Nlckucksuhr und hin ^eder gab der Keine goldgelbe Vogel in dem blankge putzten Messingkäfig, der über dem Wer^eugstisch hing, ein paar piepsende Laute von sich. Bor lauter Befangenheit stand. Gottfried. Theodor chließlich auf und besah sich die Büchersammlung auf den Regalen der einen Schmalwand links von der Stubentür. Er war nicht wenig überrascht von der vornehmen Gesell schaft, die sich hier in dem bescheidenen Uhrmacherstübchen

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Bozner Nachrichten
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Page 21 of 24
Date: 04.05.1911
Physical description: 24
«ir. ivs Kerzensirren. Ronmn von Ormanos Sandor. (?. Fortsetznvg.) Des Alten Stimme sank zum Flüstern herab. Gottfried wollte etwas erwidern, einwenden, aber er brachte kein Wort heraus; es würgte ihm etwas im Halse, das er ver gebens hinunterzukämpfen suchte. So drückte er nur krampfhaft die dargereichte Hand des Greises, und in der nächsten Minute swnd er draußen -in der Rosengasse und rannte mit unbedecktem Kopf, den Hut in der Hand, halb bewußtlos vor innerem Schmerzgefühl, in den hellen

er bei einem Besuch in der Heimat Angelika wieder. . Die Begegnung fand auf dem Woge statt, der vom önedhof in bw StM führte. Gottfried hatte das Grab 21 seines greisen Freundes besucht, und Angelika wollte eben dahin. Sie war noch in tiefer Trauer. Vor sich her schob sie einen kleinen grünen Korbwagen mit aufgeschlagenem Verdeck und grünen Vorhängen. Gottsried grüßte und blieb stehen. „Angelika Frau Häusling!' sagte er, „wir haben uns lange nicht gesehen!' Sie legte ihre Hand in seine dargereichte

. „Ja, es ist lange her,' entgegnete sie. „Sie haben Ihr Examen gemacht und den Doktortitel erhalten, wie ich höre. Dazu gratuliere ich—' Sie stockte mitten im Satz.! Die Sturzwelle einer schö nen, wehmütigen Erinnerung flutete im Moment über beide. Gottfried betrachtete fie sinnend. Ihr Gesicht schien ihm weißer, schmäler, zarter als je. Die braunen Äugen waren wie immer klar und lichtcrfüllt, aber es wollte ihm scheinen, als sei das Licht darin anders als früher, sanfter, müder, wie Septembersonne

oder scheidender Abendstrahl. Auf seine Fragen erzählte sie von den letzten Tagen des Vaters. Er war gar nicht krank gewesen; eines Abends hatte er über ein Kopfschmerz geklagt; am Morgen danach fanden sie ihn tat, augenscheinlich sanft entschlafen, in seinem Bette. „So still, wie er lebte, ist er auch hinübergegangen!' schloß Angelika ihre Mitteilungen, und ihre Augen standen voll Tränen dabei. „Ein schöner Tod!' sagte Gottfried ernst. „Und Sie, Angelika, — wie geht es Ihnen? Sind Sie glücklich?' Sie schwieg

eine Weile. Dann schob sie den Vorhang des Wägelchens zurück und zeigte auf das rosige, lächelnde Kind in den Weißen Kissen. „Ja, gewiß, ich bin glücklich!' sagte sie. . Mit kurzem .Händedruck trennten sie sich. Gottfried legte den Rest des Weges bis nach dem elter lichen Hause in bedrückter Stimmung zurück. Die Begeg nung hatte den lange verklungenen und halb vergessenen Traum. seiner Jugendliebe wieder in seinem Gedenken her aufbeschworen. Es kam ihm vor, als hätte er mit Angelika die Anwartschaft

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Page 11 of 12
Date: 25.04.1911
Physical description: 12
und ein gelegentliches Hin- und Herüber mit den Nachbarn bildeten ihre einzigen Berührungspunkte mit ihrer Umgebung. Die Bekanntschaft des jungen Primaners aus dem Rats hause war gewissermaßen eine Sonnenwende in ihrem ein sam-ruhigen Leben. Gottfried Theodor kam oft, sehr oft. Er wußte am Ende selber nicht mehr, wer und was ihn am meisten nach dem Häuschen in der Rosengasse zog: Der alte Mann mit leinen originellen Gedanken und seinen seltsamen, tiefgehenden Philosophien, oder das junge Kind mit den „Sonnenaugen

: „Er ist verliebt! Endlich hat auch -er daran glauben müssen!' Ob sie recht hatten? — Aus seinen Erinnerungen heraus sprang Gottfried Theo dor auf und durchmaß den begrenzten Platz vor dem Birn bäume mit hastigen Schritten, erregt bei dem Gedanken, was nun folgte. : Monate verstrichen. Die Zeit der Birnbaumblüte war längst vorüber; aus der Schachtel Voll Frühlingsgrün, mit dem Langermann's Gärtchen im Mai verglichen werden konnte,war wie durch Zauber ein kleines Paradies voll Sam merdust und Rosenblüte

, gerade um die Zeit der höchsten Nosenblüte, siel Angelikas fünfzehnter Geburtstag. Gottfried hatte durch Zufall das Datum erfahren und trug sich wochenlang vorher mit Plänen und Entwürfen, wie der hohe Freuden tag am schönsten und sinnreichsten verherrlicht werden könnte. Vier Poesien in Hexametern hatte er schon verfaßt, ohne daß ihm eine davon würdig erschienen wäre, „sie' da mit zu beglücken. Am meisten Kopfzerbrechen machte ihm aber das Geschenk, welches er Angelika zu überreichen ge dachte

. Nach langem Nachdenken faßte er endlich den Ent schluß, beim Goldschmied Varrsen an der Marktecke ein Rin gelchen für seine junge Herzenskönigin zu kaufen; das war ein sinniges, und zugleich symbolisches Geschenk; es sagte nichts und dabei doch alles. > Der alte Barrsen machte ein gläubiges, todernstes Ge sicht, als Gottfried sein Begehren vorbrachte und dabei unter Erröten etwas von „einem Kousinchen' und „Geburtstags geschenk' -stammelte; er breitete den ganzen Vorrat seiner besten Ringe

vor dem ihm bekannten Ratssohn auf dem La dentisch aus und die Auswahl war groß und gediegen. Da waren Ringe mit blitzenden Diamanten, mit Rubinen in der Farbe taufrischer Blutstropfen und mit vergißmeinnicht blauen Türkisen, aber Gottfried Theodor wählte und wählte und nichts wollte ihm schön und kostbar genug für das weiße Schmetterlingshändchen des blonden Sonnenkindes erschei nen. Nach dem- Preise brauchte er nicht zu fragen; die Erspar nisse, die er seit Jahren von seinem reichlichen Taschengeld gemacht

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Page 11 of 22
Date: 20.06.1911
Physical description: 22
vorüberhuschte. „Mein Vetter sagte mir, Sie Wären in Ihrem Zimmer,' richtete Gottfried Theodor an das junge Mädchen das Wort. „Ich wollte eben nachsehen, wie es Ihnen ginge!' „Q, mir fehlt nichts,' antwortete Frieda leicht erregt. „Es war nur so heiß unten!' „Ich glaube, man vermißt dich draußen, Felix,' wandte der Professor sich an diesen und öffnete die Hoftür. Felix folgte der auffordernden Geste seines Vetters, je doch niA, ohne noch einen vielsagenden Blick auf Frieda zu werfen, der indes

nur von dem Hausherrn bemerkt wurde. „Hat er Sie belästigt, der Geck?' fragte Gottfried Theo dor unwillig. „Nein, — ich lasse mich von niemand belästigen!' ent gegnete das Mädchen kurz. „Ich weiß mich schon gegen Auf dringlichkeiten zu wehren!' Und ehe der Professor Zeit zu. einer neuen Frage fand, war sie bereits an ihm vorbei und die Treppe zum Souter rain hinunter geeilt. Gottfried Theodor sah kopfschüttelnd hinter ihr drein. Ihre schroffe Antwort verstimmte ihn. „MH hat sie nur?' murmelte er. „So spricht

der Professor. „Ein schönes Kind!' „Nicht wahr, meinte die Tante. „Das wäre eine Frau für dich, Gottfried!' . Frau Melitta ließ in ihrer Weinlaune alle gewohnte Diplomatie außer Auge und fiel, wie das sonst niemals ihre Gewohnheit war, sozusagen mit der Tür ins Haus. „Die kleine Irma eine Frau für mich?' der Professor brach in ein herzliches Lachen aus. Holmgarten hatte sich bei Frau Melitta's Ausrus rasch herumgewandt; beinah feindselig blitzten seine blauen.Au gen die kleine Dame an. „Ich bitte

dich, Melitta, wenigstens das Kind mit deiner Kuppelwut zu verschonen!' sagte er finster. „Mir scheint, deine Passion, Vorsehung zu spielen, ist hier am unrechten Platz!' „So? Ich habe aber gar nicht mit dir gesprochen,' er eiferte Frau Melitta sich, „sondern mit Gottfried, und für den wäre die Irma in der Tat eine ausgezeichnete Partie! Uebrigens scheint Erich Friedlieb ihr ja ganz kolossal den Hof zu machen!' „Wohl eine neue Perspektive für deine Verheiratungs- manie!' versetzte Holmgarten höhnisch

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Page 17 of 32
Date: 23.07.1911
Physical description: 32
so stolz gewesen war. Nun, er hatte es^a eigentlich gewußt, nur noch nicht'so recht geglaubt. . Mnweg damit also! Wer geschehene Dinge ging man am besten zur Tagesordnung über und wandte sich dafür desto nachdrücklicher der greifbaren Wirklichkeit zu, der in nächster Nähe greifbaren Wirklichkeit. Er dachte wieder an ' seinen Vetter Gottfried Theodor, der das sündhaft, viele Geld hatte und der es doch gar nicht zu verwenden verstand, das ' Geld und das. schönste Mädchen der Erde dazu! Seine Ge danken

war er aus dem Bette und tauchte den Kopf in das gefüllte Waschbecken. Das brachte ihn für Mi nuten wenigstens zur Besinnung. Mer ruhiger wurde er dadurch doch nicht. > An seine Geldverlegenheit und die Ein lösung seiner Ehrenschuld dachte er in diesem Augenblick in des kaum', seine Gefühle wurden momentan von einem töd lichen Haß gegen den Vetter, — der alles besaß, was ihm fehlte,.— beherrscht, — von tödlichem Haß gegen Gottfried Theodor und von einer rasenden, wahnsinnigen Eifersucht. Wenn der Professor

barste Ereignis poesievoll zu verklären, und so lasen sich ihre Aufzeichnungen angenehm und anziehend. Dann tauchte der Name Gottfried Theodor Haussen auf. Mit der ganzen ihr eigenen Herzenswärme nnd der tiefen Innerlichkeit ihres feinsinnigen Wesens schilderte sie das kleine Herzensidyll, dessen Handlung mit jenem Geburtstage einsetzte und dessen Glück mit jenem Frühlingsabend nach Gottfrieds Examen seinen Höhepunkt erreichte. Dann grollte sie ihm. Ihr jun ges Herzchen quoll über von Bitterkeit

und Empörung, weil er — wie sie annahm, durch den Einfluß seiner Mutter — sich treulos von ihr abgewandt nnd sie verlassen hatte. . Der erste herbe Schmerz ihres jungen Lebens weckte mit ihrem Stolz zugleich eine Leidenschaft des Empfindens in ihr. wie man sie dem zarten, kaum den Kinderschuhen entwachsenen Mädchen Wohl nie zugetraut Hätte. Erst Monate später — an einem schönen Sommerabend, als sie mit dem Vater im Gärtchen unter dem Birnbaum saß, erfuhr sie von diesem, daß sie Gottfried unrecht getan

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