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Bozner Nachrichten
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Page 11 of 12
Date: 05.08.1913
Physical description: 12
Kr. StoLze Kerzen. Roman von H. Courth's-MöHIer. (41. Fortsetzung.) Ernst Heinzius lüftete den Hut. „Ich danke Ihnen, so lange kann ich nicht warten.' - „Natürlich nicht, Herr Doktor; aber ich werde bestellen, daß Sie hier waren.' > - „Ich bitte darum. Guten Abend.' Ernst trat zu Elise hinaus. ,>Du kommst allein,' fragte sie, angstvoll seine Hand fassend. Er teilte ihr mit, was er von dem Portier erfahren hatte. Sie stöhnte auf und wankte, so daß er sie stützen mußte. „Auf den See hinaus

jetzt — so spät — Ernst — um Gottes Willen — hilf mir — wir müssen hinaus auf den See, ihn suchen. Ich fühle es; er ist hinaus, um zu sterben.' „Elisa — welch' ein Wahn,' sagte er leise, aber er zwei felte kaum noch, daß sie recht hatte, mit ihrer Vermutung. ^ „Ein Wahn! Ach, Ernst — mein Herz sagt es mir. Komin schnell, ich bitte dich. Wir wollen dein Boot nehmen und hinausrudern. Im Mondenschein finden wir Wohl das seine. Es ist so still auf dem See. Ich muß hinaus; wenn du nicht mit kommst, fahre

ich allein.' „Ich komme mit dir,' sagte er ruhig. . Sie .',og ihn in rasender Eile wieder auf dem schmalen Fußpfad zurück nach dem Doktorhaüse. Als sie den Garten erreicht hatten, liefen sie zum Bootssteg, und in kurzer Zeit saßen sie ruderfertig: hintereinander. ... - - - - „Los,' kommandierte Ernst. Er hatte sich ohne Widerrede in alles gefügt, um sie nicht noch mehr aufzuregen. Elisa war wie im Fieber. Angstvoll flog! ihr Blick wie der und wieder über das Wasser. Es lag glitzernd und leicht

- bewegt.imWondenschein. - , .... : Nirgends erblickte sie ein Boot. Die Welt war wie aus gestorben, so ruhig. Teilweise lagen tiefe Schatten auf dem Wasser, von dem zerrissenen Gewolk am Himmel; das machte die Ausschau schwer. Klatschend senkten sich die Ruder in das Wasser, die ab stillenden. Tropfen. fielen wie glänzende Perlen zurück. So ruderten sie vorwärts, ohne ein Wort zu sprechen. Plötzlich richtete sich Elisa jäh empör und hielt einen Augenblick die Rudet still. ' „Dort! Dort, Ernst! Da löst sich ein Boot aus dem Schatten

hatten sie die Entfernung gekürzt, als Plötzlich ein scharfer leiser Knall von der Richtung, in der sie das Boot gesehen hatten, herübertönte. Elisa stöhnte auf, als sei sie selbst ins Herz getroffen worden. „Zu spät — zu spät,' wimmerte sie. Aber jetzt hielt sie Ernst aufrecht. „Vorwärts, Elisa — vielleicht retten wir ihn doch,' rief er, jetzt selbst mit allen Sinnen bei. dem Werke. Das erlebte ihre erschlafften Lebensgeister.' Wie ver zweifelt warf sie sich zurück und zog mit aller Kraft die Ruder auf und nieder

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Bozner Nachrichten
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Page 11 of 12
Date: 18.06.1912
Physical description: 12
zu greifen nichts weiter. — Aber halt — wie soll ich es ihm zukommen lassen? Wo wohnt er denn? Ach — die Adresse finde ich in Dante Adolphinens Notizbuch, wo ich immer die Adressen für Ein ladungen herausschreiben muß. Aber nun — wie kommt es in seine Hände? Ach —dachte sie denn gar nicht «an Ernst. So dumm von ihr. Natürlich — Ernst naturlich — Ernst würde helfen. Er war nicht so starr und hart wie die anderen. Sie brauchte ihm nur alles zu sagen, ihn zu bitten, dann würde er schon alles in Ordnung

bringen. Ach — nun war ihr so leicht und frei zumute. Wie spät war es denn? Zwei Uhr gleich — da mußte ja Ernst gleich zu Tisch nach Hause kommen. Aber wie es ihm unbemerkt sagen? Des Hausputzes wegen mußten sie einige Tage auf die. gemeinsamen Spaziergänge Verzichteft. So war ihr diese Gelegenheit, ihre Bitte unbemerkt von den anderen vorzubringen, abgeschnitten. Nun — es mußte auch so gehen. Wenn es keine-andere Möglichkeit gab, / würde sie unten im Hausflur warten, bis er wieder in sein Bureau ging

. Dann konnte sie es ihm sagen. — Sie wurde nun ruhiger, ein froher Glanz trat in ihre Augen. Sie ging, um sich zum Mittagessen zurecht zu ma chen. Draußen hörte ste zu ihrem Schrecken, daß Ernst eine Absage geschickt hatte. Er kam zu Tisch nicht nach Hause. 9kln mußte sie bis zürn Abend warten. Das machte sie unruhig. Während sie am Nachmittag mit fieberhafter Eile arbeitete, lauschte sie immer, ob nicht ein glückliches Ungefähr Ernst nach Hause brachte. Vergeblich. Und sie wurde die unruhigen Gedanken

an Bühren nicht los. Wenn es nur nicht zu spät wurde zur Hilfe. — Am liebsten wäre sie fort gelaufen, zu Ernst, aber sie fürchtete Tante Adolphinens Schelten. So kam in heimlicher Angst und Unruhe der Abend heran. Onkel Peter war schon da, Georg trat eben ein, nur Ernst fehlte noch. Ml berichtete Georg, Ernst habe ihm nach der Fabrik telephoniert, daß er noch notwendig zu ^un habe und deshalb zum Abendessen auch nicht nach Hause kommen könne. Bettina erschrak. Was nun ? Sie hatte so fest aus Ernst

, daß Bühren, wegen einer leichtsinnigen Stunde als Opfer der ln seinem Stand herrschenden Vorurteile sein Leben fassen ^uußte. Mer wie — wie sollte sie helfen? Hier zu .Hause durfte sie nichts davon sagen, man würde sie ausschelten und nicht fortlassen, wenn sie ihr Vorhaben beichtete und Ernst aufsuchen wollte im Bureau. Aber geschehen mußte es — und gleich — sofort nach Tisch, sonst war es zu spät. Sie hatte sich Bührens Adresse notiert und trug schon seit dem Wachmittag die dreitausend Mark

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Bozner Nachrichten
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Page 5 of 8
Date: 10.03.1924
Physical description: 8
Betrieb durch die geplante Industrie ge- schadiget werde. Den Schluß bildeten Personal sachen. keimatlickes Zur Prüfung der Gerichtökanzleibeamten deut scher und italienischer Zunge, welche sich am 15. und 10. Februar in Trient einer eingehenden Prüfung unterziehen mußten, wird uns von kompetenter Seite mitgeteilt: Der Termin, 1..März 1921, bis Da ließ Ernst alle hinausgehen und erzählte ihr und Knut, was er von Gisela wußte und von Ellen und Nomer und wie alles gekommen. Wie all' die häßlichen

, falschen schwarzen Schatten sich hineinge drängt in ihr großes'Glück. Sie aber hielt die ganze Zeit fest, fest ihres Man- lies große, braune Hand. Dann zog sie sie an die Lippen. „Vergib mir, Knut, daß mein Glauben an dich nicht größer war als meine Liebe. Aber nun rufe mir Ellen.' „Morgen,' sagte Ernst, „jetzt mußt du diesen heißen Tee trinken und dann schlafen. Und du, Knut, mußt dir vor allen Dingen die nassen Kleider aus ziehen, komm

.' — ' . S e ch S u n d z w a n z i g st e s K a p i t e l. Als Ernst gesehen, daß Lies seine ärztliche Hilfe nicht mehr brauchte, fuhr er am anderen Morgen Plötzlich ab. Auf seine Schweizer Erholungsreise, Ivie er sagte. Ohne Abschied von Gisela zu nehmen — ohne auch nur einmal nach ihr zu fragen. Gi sela hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, sie konnte die furchtbaren Worte ihres Mannes nicht verges sen. Unaufhörlich gingen sie ihr nach, unaufhörlich - unermüdlich. Als sie hörte, daß es besser wurde mit Lies, war sie hinausgegangen, der ^aufgehenden Sonne

ent gegen. Unten am Meeresstrand saß sie, wo ihr die Bellen fast die Füße netzten. Auf das weite, heute so stille, spiegelklare Wasser starrte sie. Was hatte Ernst heute Nacht gesagt? Daß sie sein Glück zer treten, — daß er sie verachte,— daß — In ihr brandete es — ein mächtiges, ungeahn tes Etwas! Ein Etwas, das sie tot und erstorben gemeint in ihrem Herzen, war jäh geweckt worden „Bozner Nachrichten', den 10. März 1924 zu welchem die Ergebnisse der Prüfungen sollten mitgeteilt jverden, mußten

— ohne Bitterkeit — wähnend, ihm durch ihren Tod zum letztenmal die hellste Sonne zu bringen — Freiheit und Besitz der anderen. Flammende, zehrende Sehnsucht nach jener Liebe, die sie Hets geleugnet, die sie verspottet als elektrisches Flindum, — brennende, nagende Sehn sucht nach jener Macht der Liebe, der kein Opfer zu groß ist für den Geliebten. Hatte sie nicht auch einst geliebt — heiß — in nig? Wer batte das getötet in ihr? Ernst? O gewiß nicht! Der batte sie ja auf Händen getragen sein Leben lang

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Bozner Nachrichten
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Page 11 of 20
Date: 07.08.1913
Physical description: 20
«r 180 „Bozner Nachrichten'^ Donnerstag, 7. August 1913 11 Stolpe Kerzen . Roman von H. CourthS-Mahler. ! !- (42. .Fortsetzung.) - - ^ 'Mit zusammengebissenen- Zähnen folgte Elisa seiner - Weisung. ' Saschas nasser? Körper wurde langsam herüber geschafft. Elisa fing ihn aufschluchzend in ihren Armen auf und tußte sem blasses Gesicht. „Laß das zetzt es ist keine Zeit zu verlieren, wenn noch eme Rettung möglich sein soll. Rücke zur Seite — jetzt komme ich wieder hinüber,' sagte Ernst bestimmt

. - Und auch das gelang. Aufatmend fiel Ernst auf die Ruderbank zurück. Schnell löste er noch den Gürtel, der die Boote zusammenhielt und warf, ihn Elisa in den Schoß. Kann beugte er sich über Alexanders Brust und lauschte auf den Herzschlag. Dabei bemerkte er die kleine Wunde, die jetzt wieder blutete. ^ , . Nach einer Weile richtete er sich hoch. „Jetzt vorwärts — heim — er muß so schnell als mög- ! lich verbunden werden.' „Lebt er, Ernst?' fragte Elisa mit versagender Stimme. Kugel scheint durch die Schwankung

des Bootes die Richtung verfehlt zu haben — sonst wäre es schon vorbei. - Komm — nimm dein Taschentuch und presse es fest auf die Wunde. Ich rudere allein. Wir müssen eilen — sein Leben hängt an einem Haar.' . Elisa kniete neben Sascha nieder. Sie legte zärtlich seinen Kopf in ihren Schoß und Preßte ihr Tuch auf die Wunde. , ... «... Ernst legte sich in die Riemen und hielt auf das Doktor haus zu.-Mm das leere andere Boot kümmerten sie sich nicht mehr. Mochte es treiben. ' ' WieMO Weil.schoß das Boot

über das Wasser dahin. ^ie Riemen knirschten und. krachten> und Ernsts Atem kam - tief und schwer. Seine Hände bluteten ev achtete nicht darauf. Er iah nur Elisas bleiches Gesicht> das sich mit heißer Bitte ihm zuwandte. Und er wußte, daß er das Äußerste tun würde, i!lm diese stumme Bitte zu erfüllen. . Als. sie am Bootssteg landeten, sprang Ernst zuerst aus dey: Boot und machte es fest. . „Hast du noch Kraft,: ihn mit ins Haus zu tragen, Elisa?' Sie erhob sich und reckte ihre Arme empor. „Ich bin stark

sie, als sie die starre nasse Gestalt auf dem Divan erblickte. „Ein Unglücks Mutter— komm — hilf,' sagte Ernst ruhig, bereits mit seinem Besteck beschäftigt. Die,alte Dame zeigte daß sie die Frau und Mutter eines Arztes war. Sie ging ihrem Sohn ohne ein unnützes Wort 5ur Hand, während er Alexander untersuchte, die Kugel ent fernte, verband und belebende Tropfen einflößte.^ Viel Wa^er hatte dieser zum Glück nicht geschluckt/ . Nur einmal fragte die Mutter: „Soll ich Dörte wecken? Sie ist bereits zu Bett ge gangen

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Bozner Nachrichten
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Page 13 of 32
Date: 03.08.1913
Physical description: 32
3. Keilas zur Nummer 177 vel Ävznrr Stacyntyleu vvm 3. August ^ Stot'ze Kerzen ^ ' -^mnan von H- Courths ^ M a h ! c r. - ' (40. Fortsetzung.) ^ „Wo ist Elisa,,Mutter?' ... - - ^ Die alte Dame sah unbehaglich aus.. „Ich habe sie noch nicht wiedergesehen, seit der Fürst das Sie sprang plötzlich mit-geisterhaft ölassem.Gesicht em por vom Tisch und streckte wankend die Hände aus. i n Die beiden anderen erschraken und sahen sie besorgt an. k /„Was ist dir, Elisa?' fragte die alte Dame, und Ernst

^blickte forschend in ihr verstörtes Gesicht. ^ Elisa strich sich. geistesabwesend über die Stirn. ' ? ,,Nein, nein, das tut er nicht, das darf er nicht Haus verlassen hat „War er lange hier, Mutter?' .... „Wohl über eine Stunde.^ Als er fort war,.ist Elisa noch ' - ^MWDmmer, gewesen^ und dann-ist sie in ihr^ habe eine so entsetzliche Angst. Wenn er Zimmer hinausgegangen, ohne bei imr einzutreten. Mir ist . . is.«, m'sini.'» aar nickt Wal» b» aN.i»-n>..Ernst. Ein Glück nur. dai, Dörk .^.>'Nwchwt

^ u . z. ... .. .V , ...... .... ... . , „Komm'.z'ü Kir> Elisa; was ängstigt dich?' fragte Ernst. Sie umklammerte die Stuhllehne und sah ihn an mit gar nicht Wohl bei alledem, ErM. Ein Glück nur, daß Dörte ^ ^ Ernst-ethob sich und faßte sie bei den Schultern nicht zuhause war. - Was sollte sie davon denken!'. . . . I ^ ^Tn.machst.dich krank, .Elisa; sei doch ruhig. : > ' Ernst strich seiner Mutter de^n Anmut von der «ttrn. ^ schüttelte traurig den Kopf. . ... ,„Mutierte' .^.nicht' böse werdeli. Wer weiß,, was. ne ^ ' „Ruhig? -Achdas

kann ich jetzt, nur noch MN. erst noch zu verwinden.hat. Du weißt, wir können ihr ver- bin.' trauen in jeder Beziehung.' . , . . . ' ' „Ja doch, aber,sie kann sich doch denken, daß nian in Unruhe uni sie ist.'' ... . - . . ' Ehe Ernst antworten konnte, trat Elisa em. blaß, aber still und gefaßt. , Sie? ging.auf Mutter, und ^ faßte mit einem blassen Lächeln.beider Hände .Ihr Lieben ^-7- Guten i ' wenn ' j Zi'^.'1'' - ......... .... jtz . .Und nachdem-sie noch eine Weile vor sich hingestarrt schatte, faßte sie den Arm des jungen

Arztes..i: !§ „Ernst -- lieber Ernst das ertrage ich micht mehr. :KDi^ Angst,schnürt^nir die Kehle zusammen» z Ich fühle es: > Silvas ^'iirchtbares geschieht, wenn ich nicht zilzihm gehe, ihn .. ' v >ll. ljinderku,. Ich.muß. zu ihni jetzt-gleich, Ernst. Tue «.uch tomme.. Meer Hetz'ist'jo voll und ^ Lch'ni'utzLe , ^uir .die Liebe an, 7—gehe -'-Mli,Ml.r .zum-Kaiserho^ -Es ist erst ruhiger werden. Ich kann euch jetzt noch nicht -alle^'M'jncht.weit.. .Allein kann ich:es nichts tuw^-.geheMit mir. sagG

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Bozner Nachrichten
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Page 17 of 32
Date: 07.07.1912
Physical description: 32
und regungslos einen Augenblick in der Bettinas lag. Onkel Peter drückte jedoch warm die Hand des jungen Mädchens. „Wenn du je in Not kommen solltest, ich lverde dir immer beistehen,' sagte er bewogt. - Sie sah ihm mit feuchten Augen ins Gesicht und beugte sich schnell über seine Hand, diese mit ihren Lippen berüh rend. Tann ging sie schnel5«us dem Zimmer, ohne sich noch einmal umzusehen. - Peter AßmaNn sah ernst in das Gesicht seiner Frau. „Adolphine — warst du nicht zu hart?' Sie kniff die Lippen zusammen

mir in keiner Weise den Eindruck emer Schuldigen.' , . „Um so schlimmer. Laß dir sagen> daß Ernst eine be- ^nkliche Vorliebe für Bettina an den Tag legt. Bleibt p Hause, ist es nicht unmöglich, daß sich da eine Liebelei ntwickelt — deshalb limr ich so „hart', wie du es nennst, nenne es nur „vernünftig'. ' - Dagegen konnte Peter nichts mehr einwenden. > so verließ Bettina das Haus, in dem sie lange ^ayre eine Heimat gefunden hatte. Um ihren Hals trug Kleid das Goldkettchen mit dem Türkisen- das ihr Großtanting

einst mit Segenswünschen Aenkt^ hatte. Ehe sie es umlegte, hatte sie es geküßt, ^^sman', flüsterte sie dabei leise, und eine große ^'^r lie. Sie war um ein Jahr gereift in diesen runden der Not. — — eZfand Ernst noch im Baubureau. Dieser hatte Nack s - 'lcht iibor sich vermocht, nach Hause zu gehen, wo Meinung ein glückliches Brautpaar auf seine als er Ä-^ü. Erstaunt und betroffen sah er. auf, siÄ ^uit ernstem, nichts weniger als frohem Ge- sich sah. Sofort erhob er sich. „Nun?' fragte

er erwartungsvoll. „Ist alles in Qrd- - nung? Darf ich — darf ich gratulieren?' Bühren schüttelte den Kopf. „Nein. Fräulein Sörrensen hat mich mit meiner Werbung abgewiesen'. / / Ernst zuckte zusammen. „Abgewiesen — abgewiesen? Das — nein, das verstehe ich nicht.' Bühren stellte seinen Helm auf die breite Zeichentafel, an der Ernst lehnte. ' „Fräulein Sörrensen liebt mich nicht und will keinem Mann angehören, den sie nicht liebt.' Ernst fuhr sich aufgeregt durch das Haar und konnte nur mit Mühe seine Fassung

bewahren. „Bettina liebt Sie nicht? Ja, um Himmelswillen — warum ist sie dann bei Ihnen gewesen? Was soll das alles heißen?' > - ' „Um Ihnen alles zu erklären, bin ich zu Ihnen gekom men. Auf meine Bitte hat mir Fräulein Sörrensen mein Wort zurückgegeben. Ihnen soll ich alles sagen, denn von Ihnen verkannt zu werden, schien ihr das Bitterste.' Ernst sah Bühren mit dunklen Blicken an. „So sprechen Sie — ich bitte — sprechen Sie,' stieß - er erregt hervor. . Bühren, sah den gequälten Ausdruck

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Bozner Nachrichten
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Page 11 of 12
Date: 21.05.1912
Physical description: 12
sir» 114 „Bvzner Nachricht»»', > Ate Aßmanns. Rsman von Co u r t h s - M a h l e r. (S. Fortsetzung) - . „Hat es Ernst ausgehalten, zehn Jahre lang aus dieses Wiedersehen zu warten, so werde ich meine Sehnsucht nach ihm auch bezwingen können, bis ich heute mittag heim komme,' sagte er, als er ging.' Die Me Dame nickte. „Sie werden nie einen guten Faden miteinander spin nen, diese beiden Brüder. Es ist ein Glück, daß ihr Beruf sie trennt. Wären sie dem Wunsch ihrer Eltern entsprechend beide

sie, um ihn durch den Vorgarten kommen zu sehen. Peter hatte seine Zeitung weggelegt und'war aufgesprun gen. In erwartungsvoller Haltung stand er da, die zit ternde Hand auf den Tisch gestützt. Nun hörten sie draußen auf dem Korridor einezi raschen Schritt, eine männliche, voll tönende Stimme. ' Ein leises Beben flog über die Gestalt des alten Herrn, als er diese Stimme hörte. Als Ernst das Vaterhaus ver ließ, war seine Stimme Heller gewesen, war noch leicht um geschlagen von der Höhe zur Tiefe. Jetzt klang sie voll und fest

. Aus dem Jüngling war inzwischen ein Mann ge worden^ ' Und nun öffnete sich die Tür. Noch im Mantel, den tveichen Filzhut in der Hand, stand eine kraftvolle, schlanke Männergestalt auf der Schwelle. . Aus dem scharf markier ten großzügigen Gesicht sahen die großen, machtvollen Augen forschend in das Zimmer hinein. Ernst zog die Tür hinter sich ins Schloß. Und dann flog plötzlich der Hut in weitem Bogen in eine Ecke und Vater und Sohn hielten sich um schlungen, wortlos vor Bewegung. Sie fühlten

, als wollte er ihn nicht niehr lassen. Sie fühlte in diesem Moment die ganze Bit terkeit der Erkenntnis, daß sie ihrem Sohne fremd gewor den war, aber sie wollte sich die Schuld daran nicht einge stehen. In ihres Mannes Gebaren lag eine stumme Ab bitte dem Sohne gegenüber und Ernst hatte das sofort herausgefühlt. Sie selbst wollte nicht so schwach sein. Ernst hatte Abbitte zu leisten für seinen trotzigen Eigenwillen. Daß der Erfolg für ihn sprach, änderte nichts an der Tat sache, daß er seinen Eltern den Gehorsam verweigert

hatte. Unter diesen Gedanken erhielt sie ihre Fassung zurück, die sie beim Anblick des Sohnes einen Augenblick verloren hatte. Langsam legte sie ihre Arbeit aus. den Händen und erhob sich. Peter dachte zuerst an sie und schob Ernst an den Schultern der Mutter zu, ohne ein Wort zu jagen/ Einen Moment stutzt er vor ihrer kalten, beherrschten Miese, aber dann nahm er seine Mutter ohne weiteres in sein« jungen starken Arme und küßte sie herzlich auf Mund und Wangen. Da wurde Frau Molphine gar seltsam zu mute. So eigen wohlig

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Bozner Nachrichten
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Page 17 of 24
Date: 02.05.1912
Physical description: 24
Ernst älter wurde, entwickelte er sich zu einer lebens frischen/ kraftvollen Persönlichkeit. Es war ihln bekannt, daß er, gleich Georg, nach Beendigung der Schulzeit in die Fa brik .eintreten sollte. Ihm' fehlte aber' alle' Lust. und Bega bung zum KaufmanNsstande. Lange> ehe er ims seinen El tern eröffnete, wußte Großtante, daß Ernst den Traditio nen des Hauses Aßmann untreu werden wollte. Manche Dänlinerstunde saß er auf dem Eckerplatz zu ihren Füßen und gab seinen idealen, feurigen Zukunftsideen

,-Großtante wurde manchmal etwas schwindlig dabei — aber sie flog tapfer mit. Und MM MicheyWße ließ s^ Haus schicken, Mn sie mit >^mt durchzustudieren.' Da zeigte er' ihr^ und länge ehe seine mtern- etwas davon ahnten, ftand es bei den beiden festsaß. ^rnttMmneiste r-we Mn. soWe.' ... ^üß es nicht «ohne Mmpfe dazu koinmen würde, wußten A ttvU und W schoben sie die Eröffnung so lange wie mög- llch hinaus.' Erst als^ Ernst das Abiturium hinter sich 'hatte und nun' in die Fabrik eintreten sollte,' kam

es zur Kata- . ^ine bündige Erklärung,'daß er nicht Kaufmann, son- f ? ^ch^kt werden-wollte, machte seinen Vater fassungs los. Er konnte das vorläufig gar nicht glauben. Mer die .Kutter Erklärte sofort mit despotischer Willkür, daß Ernst Ane „verrückten Einfälle' aufgeben und sich zu fügen habe, ^er wehrte sich gegen diesen Machtspruch. Es gab unruhevolle ^zenen m dem alten Patrizierhause. Mutter und Sohn stie- ^nnt den harten Köpfen an einander. Denn einen harten ^^e auch Ernst, so weich nnd liebevoll

auch sein .Herz, ' Gwßtantes Einfluß, geblieben war. ' ^ Frau Adolphine konnte Widerspruch nicht vertra- Äe mehr sich Ernst dagegen wehrte, je fester bestand sie ^ er Kaufmann wurde. Ernsts Vater stand auf ^^..^te. Me Aßmanns waren Kaüsleüte gewesen, hatten aen lv ^ Reichtum durch den Kaufmannsstand errun- ^ine sehr hohe Meinung von diesem Stand und lue, daß seine Söhne ihm beide angehörten. Er zum Bruch zwischen Ernst und feinen Eltern. s,6, ^Kerte sich, Kaufmann zu werden, und sie weigerten ^ .^iuen Pfennig

zugeben, Wenn er darauf ^ ^ln Haufe zu gehen und seinen Plan Sie glaubten, ihn durch diese Drohung gefügig Drohung^kigerte seinen Twtz. und lch m^ch durch — ihr sollt mich nicht knechten Zwingen, der mir zuwider'ist,' hatte gestürmt ^Zhung erwidert und war aus dem Zimmer verzweifelt war er zu Großtante gekom- ihr versichert, daß er noch heute fort- zur Not durchhungern, nie aber darauf chelnd in^Atekt zu werden. Großtante hatte lä- Sleich Alunnendes Gesicht gesehen. Ernst hatte nicht, 1 uem Brudex

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Bozner Nachrichten
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Page 18 of 40
Date: 26.05.1912
Physical description: 40
18 Bozner Nachrichten', Sonntag, 26. Mai 1912 Großtanting zuckte die Achseln. „Der Georg? Na -— du lveißt ja, er ist kühl bis an das Herz hinan. Und stolz. — Mir ihn eristiert so ein armes Mädchen kaum. Mehr wie Lust ist sie ihm nicht.' „Wo ist er denn?' ' „In der Fabrik. Er ist sehr gewissenhaft.' Ernst lachte. „Und große Sehnsucht wird er nicht nach mir verspüren, kann, ich mir denken.' ^ „Das ist ja auch begreiflich. Sehr gut habt ihr euch nicht vertragen.' - / ^ „Nein - — leider

zu deinen Eltern hinüber. Ich will dich heute nicht egoistisch für- mich allein in Anspruch nehmen. Tu wirst mit Bater und Mut ter noch manches zn besprechen haben, was ich aus deinen Briefen schon weiß.' , Ernst erhob sich rasch. „Du hast recht. Ich vergaß, daß ich dir nur guten Tag sagen wollte. - Es ist zu mollig und behaglich bei dir.,' ' , ^ ^ . Frau Adolphine hatte eine pikierte Miene aufgesetzt, als Ernst wieder ins Wohnzimmer trat. Aber er bemerkte das gar nicht, plauderte mit seinem Vater

über seine Pläne und Zukunftsideen, und zwar in so warmer, herzlicher Weise, daß seine Mutter sich schließlich sehr lebhaft mit am Gespräch beteiligte. Ernst führte aus, daß er sich entweder in Berlin oder in seiner Vaterstadt als Baumeister niederlassen wollte. Die Entscheidung behielt er sich noch vor, obwohl ihn die Eltern drängten, hier zu bleiben. „Hier wird es dir nicht an ehrenvollen Aufträgen fehlen. Wir gehören zu den ersten Familien der Stadt, und das wird dir die Wege ebnen.' Erust lachte

. - - „Weißt du, Mutter, das würde mir eher gegen als für sprechen. Meine Arbeiten sollen für mich reden, nicht meine „Aber im Anfang ist es doch gut, wenn du schon be? kannt bist,' meinte Peter. Ernst zog ein Notizbuch aus seiner Tasche und hielt es lächelnd dem Vater hin, indem er es aufschlug. „Schau, Vater — das sind alles feste Aufträge. Habe ich die alle erledigt, dann, denke ich, bin ich bekannt genug. Du mußt nicht denken, daß das Theater mein Erstlingswerk ist. Ich kann auch meine Zeit

. „Möchtest du es denn?' „Aber Ernst — solch eine Frage.' „Ja, Mutter ich weiß doch nicht, ob ich dir zuviel Unruhe ins Haus bringe. Ich bin ein geräuschvoller Mensch — das hat sich noch nicht geändert. Und srüher warst du mir oft darüber böse. Bei euch geht alles so still und ruhig zu. Aber tvenn du es darauf ankommen lassen willst, bleibe ich ^natürlich gern.' Frau Adolphines Hand lag noch immer unter der ihres Sohnes. Und sie zog sie nicht fort, sondern fühlte wohlig die Wärme dieser schlanken großen

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Page 15 of 24
Date: 24.07.1913
Physical description: 24
Ar 168 „Bozner Nachrichten', Donnerstag, L4. Juli 1913 !3 „Es heißt so. - So lange ich denken kann, sind zwei Men- „Ernst!' rief sie erschrocken, schen in diesem See ertrunken.^ Ein Mann, der mit dem. Er schüttelte den Kops. Boot umschlug, und ein Mädchen, das freiwillig den Tod in „Nein, nein, erschrick nicht, Elisa. Das ist ja vorbei — dem See suchte. Beider Leichen sind nie zutage gefördert überwunden. Seit ich weiß, daß dein Herz einem anderen worden, trotz aller Bemühungen, sie zu bergen

.' gehört, ist es ganz still in mir geworden.. Aber — für eine Ekstl sah träumerisch in das leicht bewegte Wasser. ' andere vermag ich doch nie dasselbe zu empfinden, wie einst ^ „Ach — es muß sich doch recht friedlich da unten ruhen,' . für dich. Unwillkürlich vergleiche ich die anderen mit dir, sagte sie leise, in Gedanken versunken. und da bleibt eine leere Stelle, die nichts ausfüllen x Ernst faßte ihren Arm und zog sie vom Steg herüber kann.' . das Ufer. Elisa seufzte und sah

mit einem sehnsüchtigen Blick ins „Mit solchen Gedanken spielt man nicht, Elisa,' sagte er Weite. Aber gleich hatte sie sich wieder in der Gewalt. Sie ^5:. . . lächelte unsicher: ... ^ Sie richtete sich auf und sah in sein besorgtes Gesicht. „Sieh — so schlecht kenne ich dich — mir war, als sähest Dann schüttelte sie schnell den Kopf, und ihr Auge wurde du Käte Brand nicht ungern.' ' . - „Tue ich auch nicht, Elisa. Sie ist ein Mädel, das man „Nem, Ernst, das soll man nicht, du hast recht. Es war gern haben muß

Grün. Im Gar- — sg wirst du schwerlich einen anderen heiraten — und der, ^n blühen schon die Krokus und Himmelsschlüssel, und die den du liebst, der ist dir verloren. Wir zwei würden ein- . Tulpen^und Hyazinthen lugen auch schon hervor. Wohl ander immer prächtig verstehen. Du solltest dich überreden . uns, daß wir atmen im rosigen Licht.' lassen. Es ist mir direkt ein peinigender Gedanke, daß „Wohl uns,' wiederholte Ernst, mit einem frohen du wieder zu fremden Leuten gehen willst

. Hier ist deine Atemzug ihr schönes Gesicht betrachtend. „Ich freue mich Heimat, Elisa.' mit dir. Sieh nur, drüben in dem Wirtshausgarten, da Sie reichte ihm schnell die Hand, ihre Augen waren sitzen die Leute wahrhaftig schon, als gäbe es keinen feucht. Schnupfen und keinen Katarrh im Freien.' „Lieber, guter Ernst —^ ich dankte dir und Tante „Sie wollen sorgen, daß deine Praxis noch größer wird,' Johanna schlecht für alle Güte, nähme ich das an.' sagte sie lächelnd. „Das ist ja Unsinn, Elisa.' „Ach, daran fehlt

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Page 6 of 8
Date: 14.02.1924
Physical description: 8
ausführlichere Berichte zur Ver- - öffentlichung gelangen). . . v. Eine nicht alltägliche Entführung. Aus Wien wird gemeldet: Eine nicht alltägliche Entführungs- geschichte beschäftigte dieser Tage die hiesigen Be hörden. Die Liebesangelegenheit hat in Brünn ihren Anfang genommen. Der in Brünn wohnende Kaufmann und Papiergroßhändler Ernst St. war seit zwei Jahren mit der 20jährigen Lilly H. ver lobt. Nor knrzem^nrde die Verlobung aufgehoben und zwar auf Veranlassung der Eltern der Braut, welche für das Glück

zum Haustor, zu dem dort wartenden Automobil, in welchem, wie die Mutter zu ihr gesagt hatte, der todkranke Sohn sein sollte, l In diesem Augenblicke wurde der Wa^enschlag ge öffnet und Ernst M. zog die Verblüffte zu sich in den Wagen herein. Die Mutter St', hatte mittler weile die Kleider der Entführten aus der Wohnung geholt, hatte sie in den Wagen geworfen, der Chauf feur kurbelte an und rasch fuhr das Auto davon. ^ St. hatte zuerst geplant, bei Preßburg die Grenze zu überschreiten, änderte

aber diese Absicht wieder, ließ den Wagen umkehren, um bei Hohenau über die Grenze zu kommen^ Ueber die inständigen Bit ten seiner früheren Braut nahm er schließlich doch ! von seinem Plan Abstand, ließ den Wagen abermals' ! umkehren und nach Wien zurückfahren, wo das Z Mädchen zu einem in der Lerchenfelderstraße woh nenden Onkel fuhr, von wo sie St. am nächsten Tage abholen sollte. Mittlerweile war aber die An zeige von der Entführung der Polizei erstattet wor den, und als Ernst St. am nächsten Tage kam

be- sitzenswert.' t Gisela snhr mit ihrer schlanken Hand über die , Bronze. ' . . . ^ , „Hauptsache ist, mein Lieber, du hast Mitleid ^ mit ihm, weil er unglücklich war.' - Ernst nickte. - - ! „Mag sein, daß du recht hast. Denn Unglück fordert wohl leider meist unser Mitleid heraus. Was sich bei den sentimentaler angelegten Naturen, den Frauen, dann als Schwärmerei kundtut, die leicht in falsche Bewunderung ausartet.' „Wovon ich mich auszunehmen bitte,' — Gisela verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Knut

stäubte die Asche von seiner Zigarette. . „Das steht fest, daß erst durch das Unglück jeder Mensch uns persönlich nahe gebracht wird. Ware Napoleon bis zu seinem-Tode von. Glück begünstigt gewesen, so würde er wohl kaum jemals so viel Sympathien geerntet haben. Aber die Dornen krone. von St. Helena hat ihn zum Märtyrer ge stempelt.' „Und dann Marie Luises Treulosigkeit,' sagte Lies. Ernst sah auf. ^ „Wieso?' „Nun, als er in St. Helena war, von allen ver lassen, im tiefsten Elend, da hatte die Frau

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Bozner Nachrichten
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Page 17 of 24
Date: 30.05.1912
Physical description: 24
willen.' ' Er setzte sich rittlings aus einen Stuhl und betrachtete sie amüsiert. „Nun—dein Entsetzen ut nicht sehr schmeichelhaft für mich.' ... . ' ,. ^ettina sah hilflos nach Großtauting hinüber, die lä-^ chelnd zugehört hatte. - ^ „Großtanting, sag du doch bitte Ernst, daß das nicht bat sie ängstlich. ' Die alte Dame lachte. „Also nein, es geht nicht, Ernst. , Gegen den Souper- Walzer will ick, ja nichts einwenden. Aber den Kotillon auch noch — das ist zuviel. Als Haussohn mußt du ja möglichst

^ jungen Damen durchtanzen. Und da hast du grad genug Zu tun, wenn jede einen Tanz bekommt.' Bettina nickte eifrig. »Siehst du Wohl, Ernst.' Er stützte das Kinn auf beide Arme, die auf der Stuhl lehne ruhten, und in seinen Augen funkelte etwas wie über mütiger Trotz. - „All die anderen Damen können mir im Mondschein segnen. Ich kenn sie ja nun alle und muß mich genug mit ihnei: langweilen, wenn ich eingeladen- bin Du bist als ^anKrin nur zu haben, wenn hier im Hause etwas los ist. da sehe

ich nicht ein, weshalb ich von meinem Vorrecht als Vetter nicht Gebrauch machen soll. Willst du also, oder KW du nicht?' ' Bettina hätte ja gern zugesagt — ach — wie gern. ^ ss . Ue fürchtete Frau Adolphines Unwillen — mehr für ^ ^ ^ Sie legte ihre Hand auf seinen l^..''Wir wollen es bei dein Souper-Walzer lassen. Bitte, s /k'lieber Ernst — sei nicht bös es würde mich sehr ^ trüben, wenn du mich falsch verstehen wolltest Du bist ^ wir. — so gut — ich danke dir für deinen guten tei> ' ^ud ich bin stolz

. Ein rechtes Kunststück, zwei starke Frauen gegen einen schwachen Mann,' sagte er ergebungs voll. ^ , V -7 , / '7 - ' - -. ^ . -7. '' / „Ja, mein lieber Junge — du siehst auch schon so schwach v aus. Wir werden dich gleich ein bißchen bedauern,' neckte Großtanting. ' V ' ' ? Er sprang auf und faßte sie bei den Schultern. „Du — ich zerdrück dich, wenn du mich verspotten willst' „Mit deinen „schwachen' Armen?' ' Nun lachten sie alle drei.. Ueberhaupk weim Ernst in Großtantings Zimmer war, gab es immer

zu lachen. Er konnte sehr witzig und ausgelassen sein und freute'sich, wenn^ Bettina über seine Tollheiten lachte. Irgend etwas trieb ihn. immer dazu, ihr eine Freude zu machen, ihr etwas zu-Liebe zu tun, sie gu verwöhnen. Sie konnte sich so innig freuen über die kleinste Aufmerksamkeit, ihr Gesicht rötete sich 'dann vor Entzücken, und die Augen strahlten so warm und dank bar in die seinen. Und so überzeugungsvoll klang es, lvenn sie sagte: „Du bist so gut, Ernst.' - Am Ballabend selbst brachte

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Bozner Nachrichten
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Page 14 of 24
Date: 17.07.1913
Physical description: 24
14 „Bozyer Nachrichten', Donnerstag, 17. Juli 1913 Nr. 162 gegen hatte, und ob ihn vor allem' ihr Hiersein nicht schmerzlich berührte. Wohl waren Jahre vergangen, seit er um sie warb. Aber Ernst war nicht ein Mensch, der schnell vergaß. Er schien ihre Gedanken zu erraten und lächelte ihr beruhigend zu. ' ^ ;,Du weißt doch, Elisa, daß du Mutter wie eine liebe Tochter bist, und mir — mir sollst du allezeit wie eine Schwester willkommen sein.' Elisa wußte, daß er ihr damit alles Zagen

aus der Seele nehmen wollte, und reichte ihm die Hand. - - „Hab Dank für dieses Wort, Ernst. Und nun Will ich euch auch sagen, wie es kam, daß ich so schnell meine Stel lung aufgeben mußte, wenn es mir auch schwer fällt, darüber zureden.' „So schweige doch, Elisa. Für uns braucht es keiner Erklärung.' sagte Ernst warm. Elisa schüttelte den Kopf. „Nein, nein — als meinen einzigen Verwandten bin ich euch doch über mein Tun Rechenschaft schuldig,' sagte sie hastig. Und dann erzählte sie in kurzen Worten

die Geschichte ihrer Liebe und ihres Leides, und wie es gekommen war, daß sie Palais Kalnoky so bald hatte verlassen müssen. Ernst Helbig Hielt dabei den Kopf in die Hand gestützt. Ein wenig blasser war er geworden, als er hörte, daß sich Elisas Herz einem anderen zugewandt hatte. So lange er ihr Herz frei wußte, hatte er trotz seiner gegenteiligen Versicherung noch eine leise Hoffnung gehabt, daß es sich ihm doch noch eines Tages zuwenden würde. Nun war diese Hoffnung zerstört. Aber seltsamerweise brächte

nach ihrer Hand. „Du sollst für immer bei uns bleiben, Elisa. Mutter kann so gut ein liebes Töchterchen gebrauchen, und ich eine kluge, verständige Schwester. Und mit deinem Wunden Her-' zen sollst du nicht wieder hinaus unter fremde Menschen.' Tante Johanna hatte bei Elisas Bericht Tränen der: Rührung vergossen. Nun umfaßte sie Elisa herzlich. i „Ernst spricht mir aus der Seele, Kind, bleib bei uns.— für immer.' Elisas Augen waren feucht. Sie schüttelte den Kopf. »Ihr seid so gut und meint es gut

mit mir. Aber ich brauche jetzt nötiger als je Arbeit, viel Arbeit, und einen Kreis, wo ich nützen und meine Kraft regen kann.' „Das kannst du bei uns haben, Kind. Sieh,, ich werde alt> und meine Kräfte werden bald nicht.mehr ausreichen, um Ernst so zu unterstützen, wie ich möchte: Wie oft braucht er eine tatkräftige Hilfe für seine Kranken, du könntest sehr viel nützen und helfen.' „Ja, Elisa, das könntest du,' bekräftigte Ernst warm. „Und — um dir ein etwaiges Bangen aus der Seele zu nehmen — wegen mir brauchst

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Bozner Nachrichten
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Page 9 of 24
Date: 21.08.1913
Physical description: 24
Innigkeit an, daß er alle Bedenken fallen lassen mußte. „Liebling, ich muß Wohl tun, was du von mir forderst. Wie kann ich dir sonst für all deine Liebe danken?' Sie küßte ihn freudig und innig, und ihr Kuß durch drang ihn wie ein neuer Lebensstrom. Er wollte sprechen, aber sie schloß ihm mit einem lieben Lächeln den Mund. „Kein Wort jetzt weiter, sonst schilt mich Ernst. Du mußt dich noch sehr schonen.' Er lag still und sah zu ihr auf. In seine Augen trat ein feuchter Glanz. Wie stark und treu wurde

und nicht ein Fremder. Elisa stützte ihn und Tante Johanna slößte ihm die Suppe ein. Ganz andächtig und gehorsam ließ sich Alexan der füttern, wie ein kleines Kind. Und seine Augen wander ten von einer Samariterin zur anderen. In ihren Blicken leuchtete die Freude. Und ein heimliches Wohlgefühl durch strömte seine Adern. Das Leben hielt ihn wieder mit tau send Banden. - Vierzehn Tage später reisten Elisa und Sascha mit Ernst und seiner Mutter nach dem Süden. Ernst hatte seine Patienten dem anderen Arzt

wollte, küßte er sie nur,- und zu Ernst sagte er dann, als er mit diesem allein war: „Ich will Elisa auf alle Fälle geschützt wissen — und — auch unsere Kinder, wenn wir welche, haben werden. Viel leichtsterbe ich früher als sie — dann kann sie, wenn sie will,, ihre Ansprüche geltend machen. Nach meinem Tode können meine Eltern, falls sie dann noch am Leben sind, erfahren, daß ich nicht im See ertrunken bin. Nur so lange ich lebe, muß ihnen das ein Geheimnis bleiben.' - Ernst sand das sehr vernünftig

und redete Elisa zu, ihn gewähren zu lassen. So wurde Elisa in aller Stille Fürstin Kalnoky in der stimmungsvollen kleinen Kirche des italienischen Örtchens. Ernst hatte sich die Zeitungen Von zuhause nachsenden lassen, und am Tage nach der Trauung des jungen Paares sand er darinnen einen Artikel, der ihn sehr interessierte. Darin wurde mitgeteilt, daß Fürst Iwan Kalnoky mit Gemahlin auf einen Tag im Kaiserhof abgestiegen waren, und daß die Fürstin Maria Petrowna in den Wäldchen .am See, unweit des Ufers

, zum Andenken an ihren Sohn eine Marmorgruppe aufstellen lassen würde. Der Entwurf dazu stammte von einem bedeutenden Künstler. Eine weib liche Gestalt, die Barmherzigkeit, sollte sich über einen knie- enden Jüngling neigen und ihn aufheben. Außerdem hatte Fürst Iwan den Armen des Stadtchens eine bedeutende Summe gestiftet. - .. Es wurde in dem Artikel noch ausführlich geschildert, wie traurig und bedrückt die Verwandten des „jungen ver storbenen Fürsten' gewesen waren. - Ernst übergab Elisa diesen Bericht

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Bozner Nachrichten
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Page 18 of 32
Date: 07.07.1912
Physical description: 32
18 Mozne^Nachrichten',^Sonntag/^7. Iuli1912 hanptet, diese Erklärung würde sie nicht entlasten in den Augen Ihrer Eltern. Jedenfalls will sie das Haus ver lassen, und da sie annahm, daß zwischen Ihnen und ihr vielleicht kein Wiedersehen mehr stattfinden Würde, bat sie mich, Ihnen ihren, Dank auszusprechen für alle ^Güte und —- Sie sollen ihr nicht böse sein, daß jie meine Frau nicht werden kann. Weiter brauche ich Ihnen wohl nichts zu sagen.' Ernst riß seinen Hut von dem Haken herab. „Nein

war er fortgegangen, vor sich ein rosiges Zukunftsbild. Arm und enttäuscht kehrte er zurück. Grau und nüchtern lagen seine Tage wieder vor ihm. Die „Armeleutnants misere' hüllte ihn wieder ein. Ernst kam atemlos zu Hause an. Er trat aufgeregt in das Wohnzimmer, wo sich seine Eltern stumm gegenüber saßen und den Kaffee einnahmen, den sie nach Tisch hier zu trinken pflegten. Georg hatte nur hastig zu Mittag ge gessen und war wieder fortgegangen. Er fühlte dunkel, daß er keine glänzende Nolle in der Affäre gespielt

hatte und wollte Ernst ans dem Wege gehen vorläufig. Bei Ernsts unerwartetem Eintritt sahen die Eltern unbehaglich auf. ...Wo ist Bettina?' rief dieser ohne alle Einleitung. Seine Mutter sah ihn vorwurfsvoll an. ' „Aber Ernst — ist das eine Art einzutreten. Du soll test doch etwas Rücksicht nehmen. Man erschreckt sich ja.' Er fuhr sich durchs Haar. ' .^Verzeihe, Mutter. ' Aber wo ist Bettina?' Frau Adolphine machte ein hochmütiges Gesicht. „Sie hat unser Haus verlassen müssen und ist bereits abgereist. Georg

hat uns erzählt ,daß sie Bühren in feiner Wohnung-besücht hat, und nach diesem konnte ich sie natür lich nicht mehr in unserem Hause dulden.' ^ „Georg ist ein infamer Schwätzer,' fuhr Ernst zor nig auf. „Mein Sohn, du solltest dich besser beherrschen und nicht in diesem Tone von deinem Bruder sprechen.' Ernst-bewahrte nur mit Mühe seine Ruhe. „Wo ist Bettina hin?' „Das weiß ich nicht.' „Das weißt du nicht? Mutter, du läßt das arme Mäd chen schutzlos in die Welt hinausgehen und weißt nicht ein mal, wohin

Einflüsse eine sehr mangelhafte geworden, das beweist dein Benehmen. Bettinas Verhalten hat gegen die gute Sitte verstoßen — aus welchem Grunde ist Neben sache — und ich dulde zweifelhafte Personen nicht in mei ner Umgebung. Übrigens scheint es nur höchste Zeit, daß dieses Mädchen aus dem Hause kommt. Du wirfst dich in einer Weise zu ihrem Ritter auf, die mir nicht unbedenk lich erscheint.' _ . Ernst richtete sich auf und sah die Mutter fest an. „Ja, ich werfe mich zu ihrem Ritter

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Bozner Nachrichten
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Page 17 of 32
Date: 29.06.1912
Physical description: 32
^ 3. Beilage zur Nr 146 der Bozne Die Aßmanns. Roman von Courths-Mahler. l25. Fortsch'ng) Bettina erbebte.. Sie elllpsand die Schilmch, die iimn ihr antat, wie einen körperlichen Schmerz. Aber sie war machtlos diesen Schmähungen gegenüber. Der 'Schein war gegen sie und diese Menschen würden ihr nie glauben, daß ' ihr Besuch b«.i Bühren harmloser Natur gelvesen war. Auch Ernst nicht — Ernst —. Sie hätteaufschreienmögell vor namenlos«.!» Jammer. Hilflos sah sie von einem zum an dern. Der Onkel

zurück und wußte nicht, .ob ihre Empörung über Bettina größer war als die Genug tuung, sie los zu werden. Ernst würde ja nun gründlich ' von seiner gefährlichen Vorliebe für diese leichtfertige Per son geheilt sein. Mochte diese nun sehen, wie sie sich drau ßen im Leben zurecht fand. Alt genug war sie ja nun, um auf eigenen Füßen zu stehen. Wie sich Wohl Bühren bei der ganzen Affäre Verhalten würde, heiraten konnte er sie natürlich nicht,, selbst wenn er wollte. Er war ja arm

würde sie sich <ius- lches. Nachrichten vom 29. Juni 1S12. Und es war auch besser, wenn sie ging — wenn sie Ernst nicht mehr wiedersah. Es würde ihr furchtbar sein, seine schweigende Verachtung zu ertragen. Da war es doch besser, sie traf gar nicht mehr mit ihm zusammen. Tränen stürzten aus ihren Augen .^Vorbei war es nun mit ihrem stillen, scheuen Glück, das sie im täglichen Ver kehr mit ihm gesunden hatte. Wie schön und herrlich war- es gewesen, wenn sie mit ihm spazieren gehen durfte, wenn er sich so liebevoll

geschaffen und in letzter Zeit auch Ernst. Ernst! — . - Heiße Tränen überfluteten wieder ihr Antlitz. Es war doch das Schwerste, daß sie von ihm gehen mußte — von ihm verachtet und verurteilt. Ernst lvar, als er das Haus am Morgen verlassen hatte, nicht in sein Bureau gegangen. Erst lief er eine Stunde im Freien herum, um sich einen klaren Kopf zu schaffe»!. Dabei überlegte er sich, wie er Bühren entgegentreten und überhaupt Bettinas Schicksal sichern sollte. Schon nach zehn Uhr stand er dann vor Bührens

Woh nung. Der Bursche sagte ihm, sein Herr wäre vom Dienst noch nicht nach Hause zurückgekehrt, er müsse jedoch bald heimkommen. Ernst beschloß zu warten, und der Bursche ließ ihn eintreten. Eine Viertelstunde später kam Bühren. Er stutzte be troffen, als er seinen Besucher erkannte. „Sie, Herr Baumeister?' Ernst hatte sich erhoben und sah ihn fest und forschend an. Dann sagte er langsam und schwer: . . . . „Gestern abend gegen'neun Uhr ging ich mit meincm Bruder und einigen anderen Herren

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Bozner Nachrichten
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Page 11 of 12
Date: 04.06.1912
Physical description: 12
Nr. 125 „Vozner NachriWen' Kie Aßmanns. Roman von Courth's-Mahler. (14. Fortsetzung ) Ernst fuhr sich durch seinen dichten Haarbusch. „So — Bühren hast du auch schon abgesagt? Dann freilich dann hätte ich mir meine Bitte sparen können,' sagte er mit sonderbarem Gesichtsausdruck. Bettina blieb unbefangen, da sie ihn nicht ansah unZ diesen Ausdruck nicht bemerkte. „Ernstlich hast du Wohl auch gar nicht geglaubt, daß ich Großtanting allein lasse, nicht wahr?' „Ich hätte es mir wenigstens sagen

, sie hatte sich nicht bewundernd und verhimmelnd an Ernst herangedrängt. Mit diesem Paare hatte also Frau Molphine wenig Not. Sie konzentrierte daher ihr Interesse auf Ernst und Magda Wendheim, die sie sich als zweite Schwiegertochter auser koren hatte. Leider schien Ernst dieser jungen Dame gegen über von betrübender. Mltblütigkeit. Sie ließ es an deut lichem Entgegenkommen keineswegs sehlen, aber all ihre Liebenswürdigkeit prallte erfolglos an Ernsts stoischem Gleichmut ab. Trotzdem ließ Frau Adolphine nichts unver sucht

. Sie sang ihrem Sohne Magda Wendheims Lob in den höchsten Tönen, dirigierte Ernst geschickt wieder und Wie der in ihre Nähe und gab'sich die erdenklichste Mühe, eine Verlobung zustande M bringen« Ernst war gegen alle jungen Damen von der gleichen kühlen Liebenswürdigkeit — am kühlsten aber gegen die, welche ihm die Mutter als künftige Lebensgefährtin aus gesucht hatte. Er merkte sehr Wohl all die kleinen Manöver und hatte nur ein Achselzucken dafür. Seine Mutter kannte chn wahrlich schlecht

, fast jedes Jahr einige Ver lobungen gezeitigt. Vielleicht erfüllten sich ihre heimlichen Wünsche an diesem Abend. Jedenfalls würde sie alles aus Meten, den jungen Leuten eine ungestörte Aussprache zu ev- , Dienstag, 4. Zum 191 3 , ' ^ ° möglichen, denn nach dem Ball! wurden die geselligen Zusam« menkünste sehr selten^ ! - > . . «i So brachen Aßmanns am Abend des 3. März mit sehr gemischten Gefühlen zum Kasinoball auf. Ernst war noch einen Augenblick zu Großtanting herein gekommen, um ihr Adieu

zu sagen. Sie lag auf dem Divan, weil sie sich matt und müde fühlte, sagte ihm aber lächelnd, daß ihr sehr Wohl und behaglich zumute sei, und wünschte ihm viel Vergnügens < ' - -' . ' U Ernst sagte auch Bettina Adieu und ging. Bettina sah mit leuchtenden Augen hinter ihm her. Wie stolz und statt lich sah er aus in dem elegant sitzenden Frack, der die Schul tern noch breiter als sonst erscheinen ließ./. Ehe Ernst die Tür schloß, sah er noch einmal ins Zimmer zurück. Sein Auge umfing einen Augenblick

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Bozner Nachrichten
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Page 17 of 24
Date: 23.05.1912
Physical description: 24
dir doch, .daß er darum weiß. Tonst hätte er doch keine Ruhe gehabt.' Ernst setzte sich «auf den Erkertritt. Seine langen Beine streckten sich weit ins Zimmer hinein. „Das schmälert alles dein Verdienst nicht, Großtanting. Ich weiß sehr Wohl, was alles ich dir zu danken habe. Was bist du mir getvesen. Mutter, Freundin, Schützerin — ach ich brauch dir das nicht aufzuzählen, du weißt es ja Nachrichten vom 2Z. Mai 1928 :ie saßen eine Weile still beisammen. Dann sah Ernst nch in Großtantings Gesicht. „Nichtig

ein. ^le blieb zögernd an der Tür stehen und sah errötend auf ^n hochgewachsenen Mann neben Großtante. Ihr Blick '?f in seine großen, weitgeöffneten Augen hinein und blieb ^ gebannt wrinwhen. Ernst hatte sich bei ihrem Anblick hastig aufgerichtet und /trachtete mit forschenden Augen die lieblich anmutige Mäd- Augestult. Sie trug ein hübsches dunkelblaues Kleidchen mit weißen Streifen. Und das flimmernde Goldgespinst ^ Haares, die tiefen, seelenvollen Mädchenaugen. So rein wie ein Bergsee blickten

nicht, ob sie darüber im Herzen aufjubeln sollte oder schmerzlich weinen. Rührend hilflos und beklommen sah sie aus. Er hielt es für Schüchternheit und erbarmte sich ihrer. „Nun — keinen Willkommengruß für mich, kleine Bet tina? Wir sind doch schon ganz alte Freunde.' Da löste sich der Bann. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, welches Ernst sehr reizend erschien. „Wenn ich ein Recht habe, dich willkommen zu heißen, Vetter Ernst, dann sei es von Herzen geschehen.' Sie erwiderte seinen Händedruck so fest sie konnte

. „Wirklich? Freust du dich ein tvenig, daß ich heimge kommen bin?' Sie atmete auf. „Sehr freue ich mich.' Und dann lief sie zu Großtanting hinüber, die lächelnd die Begrüßung beobachtet hatte und umfaßte sie zärtlich. „Gelt, jetzt bist du glücklich, daß du ihn wieder hast?' fragte sie leise, doch so, daß es Ernst hörte. - Er betrachtete die beiden Frauen mit sinnendem Blick. - Großtantes Augen lachten in die Bettinas hinein.' „Sehr glücklich, mein Blondchen. Nun Hab' ich nichts Schöneres mehr auf Erden

zu erwarten.' ^ Ernst trat zu ihnen heran. „Wir müssen uns nun in Großtantings Zärtlichkeiten teilen, Büschen. Ich bin nämlich nicht edel genug, zu deinen Gunsten auf mein Teil zu verzichten. Trittst du es mir freiwillig ab oder muß ich darum kämpfen?' . Sie sah mit einem so lieben Blick zu ihm auf, daß ihm das Herz warm wurde. „Du hast ältere und geheiligtere Rechte als ich. Aber Großtantings Herz ist so reich an Liebe und Güte. Da bleibt auch für mich noch genug übrig

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Page 14 of 32
Date: 24.09.1911
Physical description: 32
und rang l nach Fassung. Dan drückte sie entschlossen auf die^Klinke! und trat ein. - „Da bist du endlich, Manna!' rief der Herr der sich aus einen: Sessel zu einer ganz stattlichen Länge erhob. z „Du b ist's, Ernst, du bist's?' kain es jubelnd von der ! Eintretenden Lippen, und der Übergang von namenloser j Angst zur Freude überwältigte sie derart, daß sie sich am' Tische halten mußte, um nicht umzusinken. Z Ihr erblaßtes Antlitz mochte den Herrn ängstigen, denn l er schlang seine Arme um ihre Taille

und geleitete sie vor-! sorglich nach dem Sitz, den er eben erst verlassen hatte. ^ „Du hast mich furchtbar erschreckt, Bruder Ernst. Wie^ konnte ich auch ahnen, daß der Besucher, der sich nicht nennen' wollte, du sein konntest!' ^ „Es tut mir leid, daß meine Überaschnng so kläglich aus- ^ gefallen ist,' erwiderte der Bruder merklich kühler. l „Überraschung? Ach, Ernst, deren hatte ich so viele? schmerzliche, niederschmetternde, daß ich Angst vor weiteren? habe. Sprich mir hier nicht von Überraschungen

. Dn regsli mich damit aus und beschwörst wieder all das Furchtbare der! vergangenen Tage herauf. Aber du bist da, lieber Ernst, l du wirst mir beistehen in all den Wirrnissen ! Nicht wahr, du hilfst mir die.Verhältnisse lösen und nimmst mich mit — — Was hast du?' unterbrach sie sich, als er sich verlege!! abwandte. „Ich kann nur bis morgen nachmittag bleiben, Manna. Ich kann das Geschäft nicht länger allein lassen.' „Ach so! Ich verstehe,' sagte Manna langsam, jedes Wort betonend, „deine Frau

ich, aber lieber mit meines Hände Arbeit das tägliche Brot verdienen, als in deinem' Hause mich vor den üppigen Tisch setzen und dabei treulos zu sein. Meinst du denn, ich könnte meines Lebens froh werden, wenn ich dir folgte? Glaubst du nicht, daß die Liebe zu Hans, die ich nicht unterdrücken, auch nicht aus meinem Herzen reißen kann, siegreich durchbricht, wenn die Mauer auch noch so hoch und widerstandsgroß erscheint? Nein, Ernst, dein Bemühen ist vergebens! Dich bedaure ich, daß du dich zu solcher Mission

nicht, was du von dir stößt, Manna! Über lege wohl! Ein zweitesmal biete ich dir kein Asyl an in . meinem Hause!' „O, hättest du mir dieses erstemal erspart, Ernst!' ries sie erregt. „Kanntest du mich, deine Schwester, denn so wenig, daß du annehmen zu müssen glaubtest, ich würde auf solch schmählichen Handel eingehen?' „Und deine Kinder?' fragte er mit Betonung. Ein Schatten huschte über Mannas Antlitz und ver schärfte die darin ausgeprägte Trauer; dennoch ließ sie sich nicht irre machen. Den Blick voll und fest

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Page 14 of 24
Date: 24.07.1913
Physical description: 24
. ' So fügte sich Maria Petrowna, ahnungslos, weshalb ihr Gatte dieses Verbot erlassen hatte. Sie wußte ja noch nicht, welch furchtbarer Schlag das Schicksal ihr noch vor behielt. ' Elisa hielt sich noch immer in dem friedlichen Doktor häuschen aus. Weder Tante Johanna noch Ernst hatten et was davon wissen wollen, daß sie sich schon jetzt wieder um eine Stellung bemühte. Elisa war von Herzen dankbar für die liebevolle Aufnahme, die man ihr zuteil werden ließ. In ihrer schmerzlichen Stimmung empfand

sie es. wie eine große Wohltat, daß sie im Hause dieser lieben, verständnis vollen Menschen ganz nach ihren eigenen Wünschen leben konnte. Ernst Heinzius zeigte ein besonders feines Verständnis für ihren Seelenzustand, und umgab sie mit einer zarten Fürsorge. Täglich gewann er sich ein Stündchen für sie ab, und als der Frühling seine Vorboten ins Land schickte, unternahm er täglich einen Spaziergang mit ihr. tStag, 24. Juli 1913 Nr 1kg ; Meistens machten sie eine Promenade um den See, an dessen Ufern

, und jugendfrische Singstimmen schallten herüber und hinüber. Dieses Jahr war an den Ostertagen der Wassersport er öffnet wordem - ' Auch Elisa und Ernst Heinzius hatten sich um die Mit tagszeit des ersten Ostertages bei herrlichem Sonnenschein auf den See hinausgewagt. Ernst Heinzius besaß selbst ein hübsches Boot, das an dem Rudersteg hinter dem Garten befestigt war, wenn es nicht benutzt wurde. Weil es immerhin auf dem Wasser noch kühl war, setzte sich auch Elisa mit an die Ruder. So war sie früher Wohl schon

zuweilen mit Ernst hinübergerudert nach dem Walde. Die frische, würzige Frühlingsluft färbte ihre jetzt im mer etwas bleichen Wangen mit lebhafter Röte. Sie sah wohler und angeregter aus als seit langer Zeit. Und als die beiden jungen Leute wieder landeten und das Boot be festigt hatten, sagte Ernst, sie lächelnd betrachtend: ,Mir werden jetzt bei gutem Wettet täglich eine Stunde rudern, Elisa, das soll dir und mir gut tun.' Elisa nickte ihm lächelnd zu. „Das wollen wir tun, Ernst. Und wenn es erst

wärmer wird, nehmen wir Tante Johanna mit und rudern hin über nach dem Wald. Sieh nur, wie nahe die bewaldeten User zu liegen scheinen, als wäre man in einer Viertelstunde drüben.' ' „Und doch reicht kaum eine Stunde aus« Über das Wasser hinweg täuscht man sich in den Entfernungen.' Elisa unterhielt Ernst weiter: „Das Wasser trügt — in allen Stücken. Weny man den See so friedlich liegen sieht, glaubt man nicht, daß er so tückisch sein kann. Ist es wahr, was Dörte sagt, Ernst, daß der See keine Toten

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Page 13 of 32
Date: 10.08.1913
Physical description: 32
3 Beilage zur RWNmer W3 der BsMer NaHriHttn vom 7. August 1S1Z StoLze Kerzen. K.1^ Roman von H. C o u r t hH > Mahler. ^ ' c ' ' (43/Fortsetzung.) Ernjt war ini Hotel und hat. gesagt, daß er. ihn ^ konsultieren wollte und nicht antraf. Als Ernst im ^»otel nach ihm fragte, war er bereits fort. Das läßt sich alles ganz härmlos erklären.' Wir brauchen nichts weiter von . dem fremden Gast im „Kaiserhof' zu wissen, als daß. er Ernst als Arzt konsultieren wollte. Man wird das le^re Boot auffinden

ich euch zu. Aber wenn Sascha nur: nicht erhalten, bleibt, — dann will .ich auch sterben.' . Mit fliegendem Atem, ganz ausgelöst in Äugst und Not, hatte Elisa das alles gesagt, . und blickte nun die beiden Menschen flehend an. Die sahen sich eine Weile betreten in die Augen, als wollte eines beim anderen Rat holen. Ernst sann eine Weile nach und erwog das Für und Wider. Seine Mutter überließ ihm die Entscheidung und streichelte nur beruhigend Elisas Hand. Endlich hob Ernst den Kopf und sagte entschlossen

zwar noch nicht. ' ivo-das alles hinaus soll. Aber Ihr werdet das schon recht überlegen. Jetzt macht vor allen Dingen, daß Ihr hier heraus kommt. Schlafen werdet Ihr nach dieser Nerven anspannung noch nicht können. Aber gehw hinüber ins Wohnzimmer, setzt euch in die gemütlichen Lehnstühle und besprecht euch. Ich schaffe, hier einstweilen^ Ordnung und schaffe die nassen Kleider und alle Spuren beiseite, damit Dörte nichts zu verwundern findet. Hier --- ziehe erst noch warme Schuhe an, Ernst, die deinen sind naß

. „Sein Vater hat ihn selbst in den 'Tod geschickt — mag er tot sein für ihn. Was ich mir aus dem See geholt habe, was du mir dein Tode abringst, das gehört mir, — wir allein. Nicht eine Minute soll das mein Gewissen belasten.' „Nun geht nur herüber, damit hier Ruhe wird. Und was Ihr beschließt, das erzählt Ihr mit später,' sagte die alte Dame und schob sie zur Tür hinaus. . i? Dann hing sie Alexanders nasse Sachen hinter einen Wandschirm, damit sie Dörte nicht zu sehen bekam, und räumte auf. ' , Ernst

legte draußen stützend seinen Arm um Elisa. Jetzt, da die Erregung sich zu legen begann, fühlte sie, daß sie ihre Kräfte verließen. . . . ^ Sanft ließ er sie drüben im Wohnzimmer in einen Sessel gleiten, strich ihr ermutigend über das Haat und hüllte sie fest in das warme Tuch. . ' ^ „.Kopf hoch, Elisa, es wird nun schon alles in die Reihe wmmen,' sagte er ermutigend. / . ? Sie preßte seine Hand in der ihren« . ' . - 5 /,Nie — nie vergesse ich dir, was du heute für mich getan hast, Ernst

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