schlossenes Rohrnetz in allen Gassen und Strassen ; mit demselben Wasser wird Gries und Zvvölfmalgrcien versorgt. Was das gesellschaftliche Leben anbelangt, so bietet sich in dieser Beziehung bei einigermassen längerem Auf enthalt Gelegenheit genug zur Anknüpfung von Bekannt schaften. Der Turnverein» der Musikverein wie der Gesang verein sieht gerne fremde Gäste bei seinen Vergnügungs abenden, Im Sommer sind die wöchentlichen Concerte auf dem Johannsplatze sehr beliebt, dieTische und Stühle

der Hotels »zum Greif« und »Kräutner« und des Café »Schgraffer« vertheilen sich fast auf den ganzen Platz und sind auch an solchen Abenden alle besetzt. Die relative Feuchtigkeit in Bozen beläuft sich auf 71'. Durchschnittlicher Barometerstand 735 Mm. über dem Meere. Tagesminimum (Durchschnitt eines Zeitraumes von 5 Jahren) —ri°R, (Jänner 1888). Tagesmaximum 35 0 R. (August 1888). Die Stadt Bozen hat nach der jüngsten Volkszählung vom 31, December 1890 mit Garnison 11.744 Einwohner

; die Bevölkerungszunahme beträgt seit zehn Jahren etwa neun Procent, Die Sprache ist deutsch, nur circa ein Sechstel der Bevölkerung ist italienisch; doch spricht fast alles die italie nische Sprache vollkommen. Der Plan der Italiener, Bozen zu italienisiren, scheitert am allgemeinen Widerstande der Deutschen, und besonders — des wohlhabenden Mittel standes. Bozen mit Gries, ca. 3000 Einwohner, und Zwölfmal- greien, ca. 4000 Einwohner, wenn man sie als Vororte betrachten will, zählt ungefähr 20.000 Einwohner

. Die Gesammtfrecjuenz Bozens nebst Gries beläuft sich im Jahre auf ca. 20.000. Bozen ist der Sitz eines k. k. Kreisgerichts, zugleich, auch Schwurgerichtshof,, einer k. k. Bezirkshauptmannschaft, einer Handels- und Gewerbekammer, eines k. k. Bezirks gerichts, Steueramtes. Hauptzollamtes, Post- und Telegraphen-

Gebiete in die fränkische Herrschaft bildete die Grafschaft Bozen den südlichsten Theil des Frankenreiches und wurde seit dem X. Jahrhundert von den Weifen als kaiserlichen Gaugrafen verwaltet,. Später, nämlich im Jahre 1028, schenkte Kaiser Kon rad II. die Grafschaft dem Bischof von Trient, ebenso übertrug 50 Jahre nachher die Bürgerschaft von Bozen das Stadtgericht in die Gewalt des Bischofs, während das benachbarte Gries ein eigenes landesfürstliches Gericht besass. In dem für den Bischof

nachtheiligen Besitzstreite zwischen Meinhard II. Grafen von Tirol und dem Bischof Heinrich von Trient wurde die wehrfeste Grenzstadt nebst vielen Burgen im Umkreis zum grossen Theil zerstört,, bald nachher jedoch unter landesfürstlicher Oberhoheit in grösserem Massstabe wieder aufgebaut, wobei sie im Allgemeinen den jetzigen Umfang der inneren Stadt erhielt,, so da ss man sagen kann, die heutige Stadt Bozen, natürlich einige Zu- fügungen aus späterer Zeit ausgenommen, stamme dem Beginn ihrer Anlage

nach, aus den letzten Jahrzehnten des XIII, Jahrhunderts. Mehr als einmal wurde die Stadt von verheerenden Feuersbrünsten und von den Fluthen der Talfer heimgesucht, bis es endlich gelang, letztere hinter riesige Steindämme,, die »Wassermauern'':, zu bannen. Welche Bedeutung Bozen schon im XIV. Jahrhundert in Tirol hatte, beweist am besten die Thatsache, dass Margarethe Maultasch, die letzte Fürstin aus dem alten Tiroler Grafengeschlechte, im Jahre 1363 in Bozen den Vertrag mit Herzog Rudolf von Oesterreich

abschloss, laut dessen der Tiroler Adler mit dem Habsburger Doppelpaar sich fest und treu verband. Zur höchsten Blüthe wurde jedoch für Bozen als Handelsstadt: im XVII. Jahrhundert, der Grund gelegt durch verschiedene landesfürstliche Priveiegien. unter welchen die Einführung eines eigenen Handels-Magistrates unter Erz herzogin Claudia von grösster Bedeutung war. Durch che weitausgedehnten Handelsbeziehungen gewann die Stadt bevölkerung Reichthum und Ansehen und die Namen der

spielte. Von 1806 bis 1809 gehörte mit dem übrigen Tirol auch das Etsch- und Eisackthal zum Königreich Bayern,, von 1810—1814 bildet die Gegend von Bozen als »Dipar timento dell alto Adige« den nördlichsten Theil des König reiches Italien, Seit dem letzteren Jahre ist bekanntlieh ganz Tirol wieder wie ehedem als »geforstete Grafschaft« ein österreichisches Kronland, in welchem Bozen als südlichste deutsche Stadt und Gries als rasch emporgeblühter Winter- curort eine hervorragende Stellung

einnehmen. Die Stadt Bozen liegt 265 Meter Ober dem adriatischen Meere und hat eine tiefe, kesselartig eingeschlossene Lage. In einer Länge von mehr als zwei Stünden und einer Breite, die von 7 ,i bis zu einer Stunde sich ausdehnt, umgeben sie steile und mehrere, selbst bis auf 1500 Meter ansteigende Berge, so eng aneinander gereiht, dass nur die Ostseite frei bleibt. Hinter diesem eigentlich noch dem Mittelgebirge an gehörenden Bollwerke erheben sich die Hochgebirge und deren einige von ziemlicher

Grösse, wie: die Sarnerscharte im Norden, Joch Grimm im Süden, der Schiern, das Welschno- fener Joch und die Rosengartengruppe im Osten, der Gampen und der Grosslaugen im Westen. Der imposante Rosen garten stellt sich der Stadt Bozen in seiner ganzen Grösse zur Ansicht, der Schiern zur bedeutenderen Hälfte (vom Vir gl-Berg [ l / 4 Stunde] gut sichtbar). Uralt sind die bekannten vier Bozener Messen, die jetzt freilich sehr herabgekommen sind, Bozen ist auch die Heimat des Wechsels. Die erbgesessene

Bevölkerung der Gegend von Bozen besteht aus einem kräftigen Menschenschlag, der treu am Althergebrachten festhält und den Deutschen, auf Schritt und Tritt verräth, Dass die Bozener sehr reiche Leute sind, wissen sie auch gut und sollen sich darauf auch etwas ein bilden. Gesundes, gutes Trinkwasser erhält die Stadt aus einer Tiefquelle am Eingang ins Sarnthal durch ein ge-

Literatur über Bozen. Beda Weber, Die Stadt Bozen und ihre Umgebung. Bozen 1S49. Prof. Simeoner, die Stadt Bozen. Bozen 1890. L. Steub, Herbsttage in Tirol. München. L. Steub, Drei Sommer in Tirol, München 1846. Brachvogel und Grubhofer, an Etsch und Eisack. (Eine Chronik von Schlössern.) Höffinger, Bozen-Gries. Innsbruck. Zingerle, Schildereien. Bd. I. und II. Innsbruck. H. Noe, Brennerbuch. München 1869. H. Noti, Bergfahrten und Raststätten. München 1892. H. Schmid schildert im 1. Bande

Lohnender ist ein Spaziergang nach Sigmundnkrony von wo in circa zehn Minuten das gleichnamige Schloss erreicht werden kann, Der Bequemere wird freilich die Strecke von Bozen zur Station Sigmundskron mit der Eisenbahn oder per Wagen zurücklegen. — Die imposante Aussicht allein ist eines Besuches werth. Die Plattform: des Schlosses ist leicht zugänglich; das Innere dient der Garnison in Bozen als Pul verm agazin. Schon im IX. Jahrhundert stand auf dem Schlossberge Burg Formigar. Erst

in den Jahren. 1480—-1483 baute Erz herzog Sigmund an Stelle Formigars das heutige, nach dem Erbauer benannte Sigmundskron, Die Edlen von Formigar, cìie sich römischer Abkunft rühmten,, spielten in Tirols Ge schichte eine bedeutende Holle. Von ihnen berichtet aus führlich Beda Weber in »Die Stadt Bozen und ihre Um gebung«. Mit der Aussicht vom Calvarienberg kann seit Kurzem die vor mehr als einem Jahre begonnene I Viaterpromenadf. concurriren. In fortwährenden Serpentinen windet sich der prachtvolle

er damit belehnt, welche schon 1076 als Bürger von Bozen genannt werden. Im Jahre 1391 wurden sie wirkliche Lehenbesitzer von Runkelstein. Der reichste und mächtigste der von Vintler war Nikolaus, der das Schloss erheblich erweiterte und mit hübschen Wandgemälden zierte. Er war der österreichischen Herzoge Hofbankier und General-Steuereinnehmer, während sein Bruder Conrad mit der Dichtkunst sich befasste. Im Besitze der reichsten Pfandschaften der Bozenergegend, wurden sie doch bald dem Landesfürsten

zu mächtig und gar zu übermüthig. Daher züchtigte er sie auch gebührlich, und zwar mit dem Verluste der meisten Pfandschaften, selbst Runkelstein nicht ausgenommen, welch' letzteres jedoch später wieder freigegeben wurde. Man erzählt sich, dass gar manchesmal Herr Nikolaus den Herzog Friedrich mit der leeren Tasche in dem einen oder andern Gasthause der Stadt Bozen loskaufen musste. Nikolaus starb im Jahre 1413. Mit ihm erlosch das Ansehen und die Macht der Ritter von Vintler.

Verzeichniss der Illustrationen. Seit e Bozen von St, Virgil (Titelbild). Thürme von Vajoletti {Rosengartengruppe) 5 tEggenthaler Strasse . , ,10 |C:I r i e s - B o zerTW i 1' clFm Rosengarten,. . . . . . .J2 iKaite rn_ - im ,Rosenga rtengruppe niil_Tiers • • ilP. Pfarrkirche mit Walthcr-Denkmal 20 [Denkmal Walther von der Yogeiweide ...... . . . . . ,22 .au den gasse . . 24 ijDas Batzenhäu-s) . ........... . . . t 2Ò__ Winterpfomenüffe in Gries ... .... 31 1 R undschau in (kies

auf der Mendelstrasse .... ... . ...... 5,7 1 Au ssicht vom Pen e gal 58 Pläne und Karten. Plan der Stadt Bozen . . . 1« Plan von Gries . . ..... ....... 2K Umgebungskarfe von Unzen mit Gries . . Am Schlüsse. Die ßrennerbahn ............ Letzte Umschlagseite.