Die ßröen. Erzählung von Bernard Wönier. Nachdruck untersagt. Fortsetzung. „Allein ich will nicht,' setzte der Wiener bestimmt und mit erheuchelter Dankbarkeit bei, «denn Ihr habt mich aufgenommen, als ich blede ge^en 1 ) mußte und als Andere mir ihre Thüren versperrten. Bei Euch hab' ich gewohnt und gelebt »■ t) mit Euch will ich theilen. Ihr geot mir redlich meine» Part und seid verschwiegen. Oder soll ich dem langhälsigen Hofbauern, diesem unersättlichen Wurme, oder dem groben verdorbenen
Maurer trauen, der jeden Tag nur einen Rausch hat? He?' „Du bist ein gutes, bist ein braves Jüngelchen,' or gelte Amschel, ohne auf das Abwehren seines Weibes zu achten. „Laß' hören Deine Massematien!' „Meine Massematten? — Die sind koscher, Meister, wie Euer Matzen zu Ostern. Wir sind drei Köpfe, also — drei gleiche Theile! Einverstanden?' Sara nickte. Amschel spielte mit seinen Fingern, ohne eine Miene zu verziehen. „Drei gleiche Theile — verstanden?' proponirte der Wiener nochmals
mit allem Nachdrucke. „Es wird redlich getheilt oder ich vermassere Alles. Wollt Ihr?' Er streckte beide Hände hin. Das Ehepaar schlug ein. Nun erzählte der Wiener, jedoch ohne einen Namen zu nennen, was er soeben in der Küche zum „Schwanen' von den beiden Frauen erlauscht ! atte, und malte das Ganze mit eincm Feuer und einer Bestimmtheit aus, daß jeder Zweifel schwand. „Ja, Mei ster Levi,' schloß er, „Ihr hattet den Paradiesvogel in der Hand und habt ihn fliegen lassen. Ihr hattet den kostbaren Schreibtisch
, ich werde Dich erwürgen in einer Nacht.' Mit Entsetzen sah der Jude in das Gesicht seines Weibes. So hatte er die Furie noch nicht gesehen. Er bebte bei dem Gedanken an seine rosige Zukunft. Der Wiener, welcher dem ganzen Auftritte mit großem Behagen zugesehen hatte, trieb jetzt zur Eile und gab seiiiem Mei ster noch einige gute Rathschläge. „Verliert keinen Augen blick!' mahnte er zum Schlüsse. „Kauft den Schrank und untersucht it>n! Jedem sein Diittel! Ich eile wieder in ! den „Schwanen', damit kein Verdacht
auf uns fällt.' i „Daß Du läufst!' flüsterte Lara ihrem Gatten noch in's Ohr, während sie Mann für Mann durch die geheime Thüre krochen, -sie gab ihm zugleich einen Stoß, daß er mit dem Wiener, welcher vorausrulschte, in die unan genehmste Berührung kam. Während beide heftig gegen einander prallten, schloß Sara die Thüre und d.r Wiener hatte umsonst räch der geheimen Feder gespäht. Während sich der Geselle durch die Hmterthüre davon machte, ungesehen, wie er gekommen, eilte Amschel Levi nach dem Hause