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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 12 of 30
Date: 22.07.1897
Physical description: 30
zur Bereitung von chemischer Tinte zum Zeichnen der Wäsche. Damit! könne man reich werden, sagte er; er sucht die nöthigen Kapitalien schon zusammen zubringen und wollte Dir auch darüber schreiben.' „Er weih doch, das, das verlorene Mühe ist.' „Er wird eS Dir schon einmal näher auseinandersetzen, vorläufig war ch an der Reihe. Er zog mich mit in das Vondelcasb, bestellte ein GlaS Portwein fü> mich und für sich einen Sherry.' „Du hast doch bezahlt?' Gottfried nickte kaum merkbar mit den Augen

und fuhr fort: „Mit einen, beneidenSwe, theil Redestrom enttvickelte er mir seine Pläne, und ich glaube wirklich, Mutter, daß die Sache nicht so ganz ohne ist.' „Pfui, Gottfried, für so leichtgläubig hätte ich Dich nicht gehalten; kennst Du ihn denn noch immer nicht?' „Ob ich ihn kenne, das macht weniger aus, aber seine Pläne koninien mir ganz wohlüberlegt und vernünftig vor. Wofür hat man sein Kapital, wenn man es nicht unter die Leute bringt? Es ist eine Erfindung von einem seiner Freunde

meine Finger nicht daran besudeln.' Gottfried lachte und sagte scherzend: „Wer weiß, welchen Gewinn Du Dir entgehen lässest? Es wird ihm doch einmal gelingen, sich emporzu arbeiten.' „Um morgen um so tiefer heruiiterziikommen.' Gottfried blickte zu Antoiuette hinüber, welche sich in ihrer Arbeit ver tieft hatte, aber der schmerzliche Zug um ihren Mund entging ihm nicht. „Und Sabine wird nächste Woche in einem Konzert auftreten, Antoi- nette, Ihr Bater hat uns alle dazu eingeladen.' „Und Du hast zugesagt

?' Gottfried verneinte lachend, „Bewahre! Ich habe nur gesagt, daß ich Dich bitten wollte, Antoi- nette herüberkommen zu lassen; ich verbrenne mir den Mund nicht so leicht.' Frau van Wieringdaele blickte ihn vorwurfsvoll au, sagte aber nichts. Antoinette arbeitete still weiter. „Wollen sie nichts essen, Antoinette?' fragte Gottfried, ihr die Schüssel mit den Fleischschnittchen reichend. „Nein, ich danke.' „Es ist Samstag,' sagte die Witwe scharf, „dann ißt sie kein Fleisch, eben so wenig, wie Freitags

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 11 of 14
Date: 07.10.1897
Physical description: 14
geöffnet; Hermann und seine älteste Tochter traten ein und schienen ziemlich guter Dinge von ihrem Spaziergang zurückgekehrt zu sein; kaum hatten sie aber den Gast erblickt, als sie wieder ein Gelegcnheits- gesicht machten nnd Gottfried stumm die Hand drückten. Sabine zog ihr schwarz umrandetes Taschentuch hervor und brachte eS unter den Kreppschleier an die Augen. Wie charmant, daß Sie zu uns kommen, Vetter! Ach! im Unglück er kennt man erst seine Freunde. Meine arme Frau hat während ihres Lebens

so wenig Freundschaft und Sympathie gefunden, und nach ihrem Tode ist sie auch fast vergessen, außer von ihrem Mann und ihren Kindern. Besonders meiner guten Sabine geht es so nahe; wenn es nicht ihretwegen wäre, so würde ich mich ganz meinem Kummer überlassen. Sie hat nicht eine so glück liche Anlage wie Antoinette, die immer ruhig philosophisch bleibt und an alle Geschäfte des Lebens denken kann — kein Wunder, sie hat ja ihre liebe Mutter kaum gekannt.' Gottfried warf einen flüchtigen Blick

, der ihr gestern noch so heftige Vorwürfe gemacht, weil sie gegenüber der Frau, der sie doch so viel zu danken hatten, die gewöhnli lichen Formen der Höflichkeit in Acht genommen hatte. Sobald Gottfried sich losmachen konnte, nahn« er Abschied von der Familie mit dem Versprechen, morgen den Exequien beiwohnen zu wollen. — 16. Kapitel. Der Altar war schwarz verhängt, und die Kerzen waren angezündet; alles war einfach, aber doch feierlich, wie es Antoinette gewünscht latte In der ersten Bank saß die Familie

; Hermann und Sabine suchten ihren Schmerz in auffälliger Weise an den Tag zu legen; Gottfried stand in ehrfürchtiger Haltung, er hatte ein lateinisches Gebetbuch gekauft und folgte mit der größten Aufmerksamkeit den liturgischen Gesängen und Gebeten. Es war, als wenn ein unbekannter Ort voll hoher Poesie, und über irdischer Schönheit sich vor ihm aufth äte. Er hatte ein Gefühl, als wenn die

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 14 of 14
Date: 23.12.1897
Physical description: 14
' Stimme, die ihr sagte: Antoinette ist nicht wie andere Mädchen; wenn sie einen Entschluß faßt, ist es die Frucht langen Nachdenkens und ernster Selbst erforschung, und sie wird diesen Entschluß ausführen, mag es sie noch so viel kosten. „Du hast also nicht die mindeste Zuneigung zu meinem armen Sohne?' fragte sie rathlos. „Ich schätze Gottfried sehr hoch als Freund, Bruder vielleicht; aber nie habe ich in ihm etwas anderes gesehen und auch nie geahnt, daß er mir in anderer Weise zugethan

sein könnte.' „Antoinette I' rief die „Douairitzre' in flehentlichem Ton, mit gefaltenen Händen vor dem jungen Mädchen fast niederkniend, „erbarme Dich meines armen Gottfried! Du allein kannst ihn retten. Alles kaun noch gut werden. Er wird Dein Mann, der Vormund der Kinder, Kooschen wird Holms Frau Gottfried wird alles anordnen und vertheilen, daß ihr alle Euer rechtmäßiges Erbe bekommt. Niemand braucht zu ahnen, wie sich alles eigentlich verhält. Er bleibt hier, er kann in nützlicher Weise wirken

, als Ihnen helfen, als Gottfried hier zurückhalten, aber was sie mir vorschlagen, ist un möglich. Ich muß meinem Rufe folgen, gleich wie er der Stimme gefolgt ist, die ihn zum katholischen Glauben führte. Dieser Stimme kann man nicht widerstehen, denn sie kommt von Gott; wir müssen ihr folgen, wenn sie unserer Seele ertönt. Was ich zu thun vermag, werde ich thun, aber ich bin nicht

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 11 of 14
Date: 14.10.1897
Physical description: 14
ihrer Pflichten erlegen war. Gottfried begleitete seine Verwandten; an der Kirchenthüre drückte Hermann mit großer Ostentation die Hand seines Vetters und dankte ihm herzlich für den Beweis der Theilnahme und die dem Andenken seiner unvergeßlichen Frau erwiesene Ehre. Sabine, die in ihren eleganten Trauerkleidern sehr vornehnr aussah, machte eine tiefe Verbeugung und wußte ihren Zügen unter dem langen schwarzen Kreppschleier einen den Umständen wohlangemessenen Ausdruck zu verleihen. Antoinette

und ihre jüngere Schwester sahen in ihren einfachen schwarzen Kleidchen aus, als wenn sie Dienstboten der vornehmen Dame wären. Hermann und Gottfried gingen voraus; Sabine hatte von einem Wagen gesprochen, aber Antoinette wollte nichts davon wissen, sie wohnten ja in un mittelbarer Nähe der Kirche. Gottfrieds weihevolle Stimmung ward durch die Unterhaltung seines Vetters sehr abgekühlt; Hermann hielt es für nöthig, den Werth der katholischen Zeremonien einem Ungläubigen gegenüber herabzusetzen, oder viel mehr

für mildernde Umstände zu plaidiren. „Man müsse dergleichen mitmachen, wenn man sich auch nicht mit allem einverstanden erklären könne; es sei einmal so Brauch, und die Kinder legten Werth darauf.' Gottfried musterte ihn flüchtig, und zum ersten Mal siel es Hermann auf, daß er seiner Mutter glich. Es war der nämliche kalte, verächtliche Blick, womit die „Douairiöre' ihn so einzuschüchtern wußte. „Ich habe einen Eindruck Empfangen, den ich nicht leicht vergessen werde,' sagte Gottfried kühl und abwehrend

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 13 of 14
Date: 09.12.1897
Physical description: 14
die Worle jenes Narren. Aber als ich vor der Wahl stand, eins von beiden — da —' „Glaubtest Du, das Beste für mich zu wählen . . . Mutter! Du hast aus Liebe zu mir geirrt, ,flber, nun ich Mann geworden bin, mußt Du mir gestatten, Deine Wahl nicht zu bestätigen. Ich habe kein Recht auf den Namen Wieringdaele, ich will auch nichts von ihrem Geld und Gut.' Man klopfte. Ein Diener überreichte Herrn van Wieringdaele ein Briefchen. Gottfried öffnete es und überflog den Inhalt. „Gerechter Gott

bleiben.' „Er hinterläßt Kinder, die in seine Rechte treten', entgegnete Gottfried ernst, „ich werde mich zu ihm begeben.' Er nahm die Andenken an seinen Vater nochmals zur Hand und frug: „Willst Du sie mir lassen, Mutter? Diese Gegenstände haben für mich größeren Werth als Vaartsicht und alles was damit zusammenhängt.' Sie nickte. „Nimm sie mit, aber bei dem Andenken an den Mann, der mich so innig lieb hatte, bitte ich Dich, thue nichts übereilt!' „Nein, Mutter, ich werde mit meinem Gewissen zu Rathe

er einen Versuch, es an seine Lippen zu bringen. . Gegen Abend verschied er; Antoinette und, Koschen standen weinend am Sterbebette des Vaters, der so wenig väterlich für sie gewesen war; Piet kam erst am folgenden Tage, und die Kleinen kamen zum Begräbniß herüber. Dr. Holm und Gottfried ordneten alles an für die Waisen und für die Familie JochemS, die so unerwartet in Ungelegenheit gerathen war.

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Page 11 of 14
Date: 30.09.1897
Physical description: 14
„denn alles, was gut ist in unserem Umgang, gibt mir Deine Gesellschaft, und ich kann mich nicht revanchiren.' Während der Ferien hatte Arnold sich dazu verstanden, einige Tage auf „Vaartsicht' zu verbringen; die „Douairiöre' ließ ihrem Sohne volle Frei heit in der Wahl seiner Freunde; sie fragte nicht nach seinem Thun und Treiben und noch weniger nach dem seiner Freunde. Bei Tisch war sie herzlich und freundlich den jungen Leuten gegenüber, und dabei blieb es. Gottfried saß allein

in seinem Zimmer mit einem schwarz umrandeten Brief in der Hand, als Arnold eintrat. „Schlechte Nachrichten?' fragte er theilnahmsvoll, „hoffentlich doch nicht in der Verwandtschaft?' Gottfried blickte auf und entgegnete: „Persönlich berührt mich die Nach richt kaum; denn ich kannte die Verstorbene nur wenig. Aber der Todesfall ist für jemand der mir nahe steht, sehr schmerzlich. Ich glaube doch, daß ich gut daran thun werde, zum Begräbniß zu gehen.' Er reichte seinem Freund den Brief, und dieser las

die übertriebenen Phrasen, worin Hermann van Wieringdaele seinen Vetter Gottfried in Kennt niß setzte von dem entsetzlichen Schlage, der ihn getroffen hatte durch das un erwartete Hinscheiden seiner innig geliebten, unvergeßlichen Frau. „Laut geflennt und bald vergessen,' sagte Arnold, ihm den Brief zurück gebend, „also eine Cousine von Dir?' „Ja, die Mutter des Coustnchen, das bei uns im Hause war und das . . .' „O ja, ich erinnere mich, ein ganz schönes, nettes Kindl' „Sie ist kein Kind mehr

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Andreas Hofer Wochenblatt
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Page 14 of 14
Date: 21.10.1897
Physical description: 14
wohl behalten,: dar. wäre..für sie bequemer gewesen,-indeß ... Vor drei Monaten hatte Gottfried promovirt. Sie hatte jetzt nur den einen Wunsch, ihn, sobald er majorenn wäre, verheirathet zu sehen; dann erst konnte sie ihre Aufgabe als vollendet betrachten. Aber, wie viel Mühe sie sich-auch.gegeben hatte, um ihm passende Mädchen zuzuführen, zu keiner schien es eine Neigung fassen zu können oder zu wollen. Die Eine—--nun ja—die war für ihn unerreichbar; im Uebrigen kam er bei-ihr nicht in Betracht

war es ihr doch nicht. -So blieb sie eine Weile in Gedanken versunken und ließ die sonst so fleißige Feder auf.dem -Rand ihres -Schreibtisches ruhen. > Es klopfte, und auf ihr ^Herein' erschien Gottfried; sie sah ihn ein wenig verwundert- an. „Wie! -Du bist es? Ich meinte' Du wärest in-Belgien.' „Ich bin so eben heimgekehrt. Arnold ist mit mir gekommen. Du weißt, daß er sein Doktorexamen bestanden hat.' „So — und wo will er sich -niederlassen?' „Ich-hab ihm zu Meeringen gerathen;-Doktor Müller ist schon alt, und erwirb wohl

dessen Praxis bekommen.' *@ 0 ?' Sie schwieg einen Augenblick, spielte mit ihrer Feder und schaute nach denklich vor-sich hin. „Gefällt eS Dir nicht, Mutter?' fragte Gottfried. Sie zuckte die Achseln. „ES ist mir gleichgiltig; was kann mir daran liegen, wo Dein Freund sich niederläßt? Ich habe nie herausfinden können, was Dir an dem Manne so gefällt; aber es geht mich ja nichts an. „Er ist ein Eharakter, der weiß, was er will und weshalb er es will; das ist eine Eigenschaft,.' die immer seltener

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Page 11 of 14
Date: 25.11.1897
Physical description: 14
, als ihm nur möglich war, verständlich zu machen suchte. Man suchte ihn zu beruhigen, aber mit seinen kräftigen Armen und Fäusten bahnte es sich einen Weg bis unmittelbar^ an die Treppe und rief, daß alle es hören konnten: „Ich bin es, ich, der rechtmäßige Eigenthümer dieses Gutes, der es ihr ins Gesicht sagt. Ich, Hermann .van Wieringdaele, ich werde beweisen, was ich sage. Er ist kein Wieringdaele, er ist ein-armes, spanisches Kind. Sein Name ist Juan Fernande; und nicht Gottfried van Wieringdaele

. Der ist längst todtl Lüge ich, oder spreche ich die Wahrheit, elendes Weib!?' „Der Mann ist betrunken, irrsinnig!' sagte Frau van Wieringdaele die leichenblaß geworden war und sich bleischwer auf den Arm ihres Sohnes stützte, „schafft ihn fort!' Gottfried neigte sich über die Brüstung. „Ich glaube gar nicht, daß es Hermann ist; der ist ja in Amerika, es ist gewiß ein Verrückrer,' und er sah nach der Polizei aus, die sich nicht blicken ließ. Hermann stand inzwischen da und raste wie ein Tobsüchtiger; ein paar

sterben. Ist das nicht himmelschreiend? Laßt mich los, laßt mich losl Ich allein habe hier zu befehlen.' „Wir wollen hineingehen, „ sagte Gottfried peinlich berührt, „der Mann ist mit uns verwandt, und es thut mir leid, ihn in solch einem Zustand zu sehen. Morgen, wenn er sich beruhigt hat, werde ich mit ihm reden und ihm soviel möglich zu helfen suchen.' Dann wendete er sich an Arnold Holm und flüsterte ihm zu: „Schau' mal zu, bitte, wo sie ihn unterbringen. Am liebsten wäre

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