, das öffentliche wie das häusliche Leben; keine Ver sammlung wurde gehalten ohne Gebet und Opfer; der Haus vater genoß nicht eher von seinem Mahle, bis er den Göt tern ainter Gebet davon gespendet hatte. Ein inniges Ge müth für Religion und Sitte, tiefer Sinn für Recht und Gesetz zeichneten unsere Vorfahren vor allen Völkern aus, und gerade diese Vorzüge waren es, die die göttliche Vor sehung zu benützen schien, um durch die Deutschen auf den Trümmern des abgelebten römischen Weltreiches und weit darüber
hinaus neues Leben zu schaffen und die Religion des Kreuzes siegreich zu machen. Dazu war aber vor allem nothwendig ihre Bekehrung zum Christenthum und das geschah denn auch von Rom aus durch eifrige Missio näre, als deren größter der hl. Bonifacius anzusehen ist, genannt der Apostel des Deutschen. Aber langsam und mit großen Mühen verbunden drang das Christenthum allmählich in die dichten Wälder ein, die heilig gehaltenen Bäume unserer Vorfahren fielen durch die Axt der Glaubens boten
, und als die Götter, die todten, sich nicht an denen rächten, die sie gefällt hatten, durch das Herabsenden des Blitzstrahles, so halfen die Deutschen selbst aus den Balken Kreuze oder Kapellen zu zimmern. Erst im achten und neunten Jahrhunderte wich die Nacht der Irrthümer den Alles durchdringenden strahlen der göttlichen Wahrheit. Speziell in unserem Vaterlande war bereits früher, wie in Norddeutschland, wegen der nahen Verbindung mit Rom der Saamen des Christenthums ausgestreut worden. Der hl. Vigilius, Bnchof
alle diese seeleneifrigen Glaubensboten, mit dem Stäbe und dem Kruzifixe in der Hand, in grobem Gewände und barfuß die deutschen Gaue. Ihr Trank war Wasser und ihre Speise einfach und spärlich; Geld hatten sie keines und nahmen keines. In solcher Gestalt, als Bilder der Armuth und Enthaltsamkeit, waren sie für die rohen Deutschen wunderbare Erscheinun gen, und da sie nichts von ihnen verlangten, erwarben sie ihr Zutrauen und fanden ein willigeres Ohr, wenn sie ihnen in einfachen Worten die Geschichte der Entstehung