nichts geschehen konnte. Ach, Martin, dachte die Frau, manch-! mal machst du mir richtig Kummer. Wie kann ein Mann, wie kann ein Mensch! in deiner Stellung sich durch solche Klei nigkeiten immer so rasch aus der Fas sung bringen lassen? Es ist das alles doch diese Aufregung nicht wert! Und du weißt es ja auch, und du schämst dich! nachher, ich habe das oft genug gemerkt.! Wie viel netter könnte alles sein, wenn! du dir nicht immer so nachgeben, wenn du dich nur ein bißchen mehr in der Ge walt haben wolltest
! Das also dachte sie — es war ja nicht das erste Mal, daß sie so schweigsam nebeneinander saßen, und ganz gewiß würde es nicht das letzte Mal sein. Er änderte sich nicht mehr, damit mußte man sich nun langsam abfinden. Sie wandte ihr schönes, klares Antlitz dem Manne zu, traurig noch und doch schon mit einer leisen Hoffnung, einer schüchternen Erwartung. Würde er nicht endlich dieses gräßliche Schweigen bre chen? Ein paar Worte sagen, einige wenige Worte nur? Etwa so: daß es ihm leid tue, das vorhin
und anderes darin als nur Zorn und Trotz und Starrsinn: eine sehr große Müdig keit. die es schlaff machte und oerzagt. Sicher hat er wieder geschäftlichen Ärger gehabt, überlegte sie. Und es ist ja auch nicht leicht, ich verstehe das gut,! so viel Verantwortung und immer mal einen bösen Rückschlag, ein Verlustge schäft. Ihr weiß das ja, und ich will auch nicht ungerecht sein. Aber immer hin— Sie blickte durch das Fenster. Da war, an einem Uhrmacherladen, eine Reklame-! uhr, schnell kam sie näher, schon
alles wieder in Ordnung. Aber es geschah nichts von dem, was sie erwartet hatte. Der Mann an ihrer Seite brummte nicht, wie Bären das tun, er lächelte auch nicht, und seine Hand antwortete nicht aus die heimliche Lieb kosung der Frau. „Martin', bat sie zum zweiten Mal? und nun schon dringlicher. „Sei doch nicht so starrsinnig! Du siehst ja, daß ich be reit bin nachzugeben — mehr kannst du doch nicht erwarten, nun sei doch wieder nett!' Keine Antwort, kein Lächeln Sie starrte ihn an, aufgeregt, oer wirrt. Er sah
so... so seltsam aus, als ginge das alles ihn gar nichts mehr an. Plötzlich siel ihr eine Angst, eine große, furchtbare Angst kalt und drosselnd auf die Seele. Er., er war ja tot? „Martin!' schrie sie. Und noch ein mal: „Martin!' Im selben Augenblick kam der Wagen, sanft, ohne Ruck, zum Stehen. Der Fahrer sprang heraus, öffnete mit ge wohnter Bewegung den Schlag. Er sah in ein verzerrtes, bebendes Antlitz, aus dessen schreckhaft aufgerissenen Augen groß schweren Tränen über die Wangen rollten