Akademische Vorlesungen über die Geschichte Tirols bis zur Vereinigung mit Oesterreich
TS 3 in seinem Leben, versäumt, und es vorgezogen, mit Uebermacht gegen den schwachen Herzog Heinrich von Niederbaiern zu ziehen, den er doch in Kurzem zu beerben hatte. Nach Tirol hatte er nur ein klei nes Corps abgesendet, welches nicht den geringsten Erfolg erkämpfte. So war nun der Friede abgeschlossen worden, und zwar, merk würdig genug, ohne die eigentlichen Herren von Tirol und Kärnten, Johann und Margaretha und deren Bormund, den Markgrafen Karl, im Mindesten zu fragen. In der That
, wie ich schon früher bemerkt hatte, sie waren nur Objekt, nicht selbst handelnde Personen. König Johann hatte es auf sich genommen, ihre Zustimmung nachträglich zu erwirken. Diese erhielt er jedoch nicht so bald z vielmehr beschloß man in Tirol, den Krieg noch fortzusetzen; und ich kehre nun bei dieser Gelegenheit nach Tirol zurück, auö welchem mich die Ereignisse der Nachbarländer, freilich aus triftigen Gründen, auf einige Zeit entfernt hatten. Im Winter 1ZZ5—36 war Markgraf Karl zur Leitung
der Landesangelegenheiten nach Tirol gekommen, wo er nicht die gering sten Vorbereitungen antraf, um sich gegen Feinde zu vertheidigen, welche von drei Seiten drohten, von Baiern, von Görz und von dem mit Kaiser Ludwig verbündeten Nsstmo Is Kesl». Karl versammelte eine Truppenmacht, zum erstenmale in Tirol gegen einen auswärtigen Feind gerichtet, und ich lasse über den Fel'dzug, welchen er dann eröffnete, seine eigenen Worte folgen, da dieselben weit entfernt sind, durch Ruhmredigkeit den Verdacht eines parteilichen Selbstlobeö
auf sich zu ziehen: „Am Ostermontag, den I. April 1336, versammelten wir — so sagt er — ein Heer in der Grafschaft Tirol, zogen in das Pu sterthal gegen den Grafen von Görz, und eroberten das Schloß Lam- prechtsburg. Darauf rückten wir noch weiter fort gegen den ge nannten Grafen, und verwüsteten seine Länder bis zur Lienzer Klause. Drei Wochen brachten wir mit unserem Heere in der Wüstelegung jener Länder zu, weil er, der Graf von Görz, der Helfershelfer der Herzoge von Oesterreich war, unserer Feinde. Ludwig