Akademische Vorlesungen über die Geschichte Tirols bis zur Vereinigung mit Oesterreich
S4Ü Schon im I. 1363, als Rudolf zum erstenmale nach Tirol kam, hatte er auf Mittel gedacht, dieses für den Besitzer von Tirol so be quem gelegene Gebiet zu erwerben. Franz von Carrara suchte den Sturm durch Güte zu beschwören, schickte Gesandte nach Trient und ließ dem Herzoge zu seinen neuen Erwerbungen Glück wünschen, seine Hilfe antragen, um feine Freundschaft bitten. Der Herzog nahm trotzdem eine immer drohendere Haltung an, ohne jedoch mit seinen Plänen ganz hervorzutreten
; denn er war eben noch in Krieg mit dem Patriarchen von Aquileja. Andererseits hatte Franz von Carrara sich nunmehr überzeugt, mit wem er es zu thun habe, und hielt es für das Gerachenste, den Patriarchen zu unterstützen. Dadurch ge schah es, daß diese Kriegs-Angelegenheit, auf die Rudolf, in Anbe tracht wichtigerer Geschäfte, nicht viel Rücksicht nahm , nur sehr stau von Statten ging. Im I. 1365 faßte er aber diese Sache wieder mit mehr Eifer auf, und erwirkte von Barnabo Visconti die Absendung von 300 Mann
Hilfstruppen nach Valsugana. Andererseits verstärkte auch F. von Carrara seine Mannschaft dortselbst. Zum Kampfe kam es jedoch nicht, denn Friedrich von Mataloro, des Letzteren Condottare, trat in Unterhandlungen und bewirkte, daß bis Mitte Fasten ein Waffenstillstand geschlossen und dann bis 15. August verlängert wurde. So standen die- Dinge, als im Frühling 1365 Rudolf, wie erwähnt, wieder nach Tirol kam, und es zeigte sich gleich wieder, welch' einen gewinnenden Einfluß er auf Alle übte, die ihm nahe