von Berg zu Berg jagten und schon daran waren, in die ober italienische Tiefebene einzubrechen, griff in Italien mit unheimlicher Schnelligkeit eine verzweifelte Stim mung um sich, welcher alsbald das Ministerium Sa- landra zum Opfer gefallen ist. Die Blätter der ita lienischen Kriegspartei gaben sich _ alle erdenkliche Mühe, den drohenden moralischen Zusammenbruch des Volkes, welchem auch der militärische und politische Zusammenbruch gefolgt wäre, aufzuhalten. Unter den Trostgründen
eroberte Stellungen in Feindesland wieder auf gegeben haben. Die Italiener hatten unseren Abzug emen halben und an anderen Stellen einen ganzen Tag lang gar nicht bemerkt und hatten geräumte Stellungen fleißig beschossen. Diese Blamage ita lienischer Kriegführung wurde in den Berichten Ca- dornas in zahlreiche und große Siege umgelogen. Den Machthabern in Italien liegt augenblicklich alles daran, die Stimmung des' Volkes wieder zu heben, und die verflogene Kriegsbegeisterung wieder zu ent flammen
. Bei diesem Geschäfte leistet die italienische Presse dem Grasen Cadorna kräftige Mithilfe. Sogar die Turiner „Stampa", welche sonst als ein 'sehr ernstes Organ gelten will, hat sich anläßlich unserer Frontverkürzung zum Ausspruch verstiegen, die ita lienischen Soldaten hätten durch ihre jüngsten Groß taten die Krieger sämtlicher anderer kriegführenden Staaten weit in den Schatten gestellt! Die italienische Presse ist heute angefüllt von Siegeshymnm, und das alles wegen unserer Frontverkürzung. Dieser jähe
hätten. Dazu kommt, daß es mit der italienischen Offensive nirgends ernstlich voran gehen will. Cadorna meldet zwar alle Tage schöne Erfolge, wie er es auch im ersten Kriegsjahre getan hat; aber unser GenerÄstab meldt ausschließlich von abgeschlagenen Angriffen der Italiener. Die Erfah rung von länger als einem Jahre lehrt uns, wo die Wahrheit liegt. Im ersten Kriegsjahre sind die Ita liener, obwohl durch lange Zeit im Besitze einer achtfachen Ueberlegenheit, mit ihrer Offensive nir gends
entstanden, welche augenblicklich das große Frage zeichen des Weltkrieges ist. Angesichts der unerwar!- teten neuerlichen Krastentfaltung Rußlands und an gesichts der militärischen Anstrengungen Englands war es doppelt ratsam gewesen, sich „die volle Freiheit des Handelns zu wahren", und darum die italienV sche Front zu verkürzen. Unsere Abrechnung mit Ita lien mußte verschoben werden, aber aufgehoben ist sie nicht. MM »mW mm Krieg. Von der Salonikifront. Bern, 4. Juli. Sonderberichterstatter von Pari