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2. Abendausgaben
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Page 3 of 4
Date: 07.12.1916
Physical description: 4
Frieden, die andere für die unbeschränkte Fort¬ setzung des Krieges agitiert; das Blatt erklärt, daß die erste Partei an Umfang zu gewinnen scheine. 56 (Nachdruck verboten.) „Die Menschen nennen es Liebe". Roman von Courths - Mahler. „Es war Scham, Papa, die mich zurückhielt. Ich! schämte mich, daß ich im kindlichen Unver¬ stand ein Wort gegeben hatte — daß ich nun brechen mußte. Gleich, als ich Hans jetzt wie¬ der sah, fühlte

ich, daß unser Verlöbnis nicht das richtige war. Ich habe Hans das alles geschrieben und ihn gebeten, mir- nicht zu zür¬ nen. Auch dich bitte ich herzlich — sei mir nicht böse. Ich kann nicht anders.". Er drückte sanft ihre Hand uub strich ihr über das Haar. „Nein, ich bin dir gewiß nicht böse. Es ist ehrlicher, daß du dies Band lösest, als es mit einer bewußten Lüge stehen zu lassen. Auch Hans wird dir nicht böse sein. Er wird einsehen

zu gehen. Doch — nun erzähle mir, wie du deine Flucht bewerk¬ stelligt hast. Warum Haft du dich nicht wenig¬ stens der Gräfin Eckhosf anvertraut?" Pia strich sich über die Stirn: „Ich fürchtete, sie würde mich festhalten, bis Hans kam ' — und ich konnte ihn jetzt nicht Wiedersehen." Tie letzten Worte stieß Pia mit einer so leiden¬ schaftlichen Heftigkeit hervor, daß ihr Vater sie befremdet anblickte. Wie sehr mußte sie aus ihrem seelischen

Gleichgewicht gerissen worden sein! Er mußte ihr erst einmal helfen, wieder ruhig zu werden. Graf Buchenau richtete an Pia dis Bitte: „Also erzähle, Kind." Sie berichtete ihm hastig, wie sie ihre Flucht ausgeführt hatte, und er war froh, daß sie wenigstens so besonnen gewesen war, den Schein einer Flucht möglichst zu meiden. Während sie sich noch über Einzelheiten aus- sprachen, kan: die Depesche von Hans von Ried. „Ist Pia wohlbehalten in Buchenau

eingetros- fen? Bitte sofort Nachricht an Tante Maria. Herzlichen Gruß. In treuer Freundschaft und Er¬ gebenheit. Hans." Als Graf Buchenau das gelesen hatte, reichte er Pia die Depesche. Ein Zittern lies über sie dahin und ihre Augen ruhten lange darauf. Als sie dieselben emporhob, glänzten sie seltsam feucht. Ihr Vater strich ihr über die Mäßige. Tu stehst — er ist nicht böse." Und schnell setzte er die Antwort aus: „Pia eingetrofsen. Bitte

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2. Abendausgaben
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Page 4 of 4
Date: 30.10.1916
Physical description: 4
Artillerie verbrannt, die Liane vvti Lankow jemals an Hans von Ried geschrieben hatte. Es tat ihm nur leid, daß er nicht auch jene Briefe ver¬ nichten konnte, die er ihr damals in St. Moritz geschrieben harte, wenn er sie einmal einen Tag nicht gesehen hatte. Wie mochte sie gespottet sta¬ ben über die glühenden Ergüsse, die er sehnsuchts¬ trunken zu Papier gebracht hatte. Sicher hatte sie kalt lächelnd dabei berechnet, wie hoch

sie ihre Forderung an ihn stellen konnte. * * * Der Winter war fast vorüber und Hans Ried hatte noch nicht das entscheidende Wort mit Ma gesprochen. Graf Buchenau fragte ilm nidjt, er ließ ihn ruhig gewähren. Der junge Mann war- tete noch immer auf eine günstige Gelegenheit. Es drängte ihn auch nichts, die Entscheidung her¬ beizuführen. Sein Herz schlug ja nicht unruhig und sehnsuchtsvoll der Stunde entgegen, da er Pia sein eigen nennen konnte

. Noch öfter als sonst war er mit dein Grasen Buchenau und seiner Tochter zusammen. Ter Besuch des Grafen in Riedberg hatte sich einige¬ mal e wiederholt und zuweilen hatte ihn Pia be¬ gleitet. Sie kannten nun Hans Rieds inter- essante Reisesammlung ganz genau. Auch das Weihnachtsfest hatten die drei Men¬ schen gemeinsam verlebt und es war eine sehr behagliche, stimmungsvolle Feier gewesen. Hans von Ried und Pia hatten selbst die Tannenbänme

im Walde ausgesucht und sie gemeinsam ge¬ schmückt. Pias kindlicher Eifer dabei war rührend nnd ihre jubelnde Weihnachtsstimmung hatte ein wenig aus die beiden abgesärbt. Hans von Ried fühlte etwas von dem alten, traulichen Weih¬ zeigte sich sehr tätig. Die feindliche Artillerie war südlich der Ancre und der Gegend von Loos tätig. Trotz des ungünstigen Wetters bewarfen unsere Flug¬ zeuge einige feindliche Hügedepots mit Bomben. Drei unserer

bei den Bäckereien mit großem Be¬ mühen aber sehr geringem Erfolg. Die beiden Herren mußten aber unbedingt von ihrem miß- geratenen Backwerk essen und Pia beobachtete sie dabei erwartungsvoll und kontrollierte genau, ob man auch sie auch aufgegessen hatte. Als der erste Schnee gefallen rvar, hatte Hans Ried eine feste Halltaler Rodel kommen lassen. DyS, was ihm Pia unter dieser Bezeichnung als ihr Eigentum vorgestellt hatte, war von ihm scherzend

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2. Abendausgaben
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Page 4 of 4
Date: 02.11.1916
Physical description: 4
und feierlich durch die weiten Räume des Schlosses und reckte sich in derr Schultern. Und dann lachte sie wieder über¬ mütig über sich selbst und über die Vorstellung, daß sie Hans Rieds Braut sei und die Herrin von Riedberg werden sollte. So recht bewußt war sie sich nicht Mer den ganzen Ernst des Schrittes, den sie aus der Lebensbahn getan. Unverzagt hätte sie noch viel Schwereres getan, um Hans Ried in der Heimat zu halten. Und ein stilles

zu ihrem Recht kommen sollte, tme andere junge Mädchen ihres Standes ansgeführt zu werden, und daß sie bei einer vornehmen Tarne lernen sollte, was ihr fehlte, das erfüllte Frau 'Dornemann mit großer Genugtuung. Aber vor der Trennung fürchtete sie sich nicht weniger. Äs Graf Buchenau selbst. Wie dieser, ließ sie sich aber nichts von dieser Furcht anmerken. Für Hans Ried war es eine sehr schwere Aus¬ gabe, Pia gegenüber stets den rechten Ton

zu treffen. Oft war er direkt ratlos ihrer naiven Harmlosigkeit gegenüber. Sie war von einem heiligen Eifer erfüllt, ihm zu gefallen, und fragte immer wieder, ob sie dies tun oder jenes las¬ sen müsse als seine Frau. Aher sie hatte keine Ahnung von den wirklichen Rechten und Pflichten einer Fi' au ihrem Manne gegenüber. Und Hans Ried war außerstande, ihr dieselben nur annä¬ hernd begreiflich zu Machen. Ebenso wenig konnte das ihr Vater tun

, monatlich . . . . K — .80 mit Zustellung ins Haus, monatlich . K 1.— Postbezugspreis: (mir erg euer Zusendung am selben Abend) monatlich . . . K 1.50 vierteljährlich . K 4.50 übergeben, bat aber Hans Ried, zuvor bei dieser anzufragen und um Aufnahme zu bitten für Pia. Als die beiden Herren Pia mitteilten, daß sie schon in der nächsten Woche abreisen sollte, drückte sie halb erschrocken, halb erfreut die Hände aufs Herz. „Ach — so bald schon

," sagte sie lehse. Als sie aber hörte, daß der Vater sie selbst na4 Baden- Baden bringen wollte, war doch zunächst die Freude überwiegend. Es war inzwischen Mitte Februar geworden. Hans von Nied hatte seiner Dante schon mit- geteilt, daß er sie um eine sehr große Gefällig¬ keit bitten müsse. Er wolle ihr diese aber per¬ sönlich vortragen. Darauf hatte ihm die Gräfin geantwortet, daß sie von dem Wunsche beseelt sei, ihm wirklich einen großen

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Page 4 of 4
Date: 15.12.1916
Physical description: 4
vor Glückselig¬ keit, den Kopf. „Ach nein, Hans — nein — nur dich habe ich lieb — ich glaube, schon seit ich dich zuerst gesehen. Da wußte ich es nur noch nicht, daß es Liebe war, was ich für dich fühlte. Ganz gewiß weiß ich es erst, feit ich deine Briefe las, an Frau von Brenken. Immer wieder mußte ich sie lesen. Und wie habe ich diese Frau um deine Liebe beneidet. Ich konnte nicht fassen, daß sie dich nicht wiederlieben mußte. Ach, Hans

und er hielt sie fest an seinem Herzen. „Meine Stiefmutter — sie hat meinen Vater verlassen, um jenen Mann?" „Ja, Pia. Sie hat ihre und deines Vaters Ehre nicht hochgehalten, sie hat deines Vaters Liebe mit Lug und Trug gelohnt, hat ihn zum unglücklichen, menschenscheuen Einsiedler gemacht." ,/O mein Gott — so schon — und so — ach Hans — lieber Hans — und du — und Fürst Jrkow, der als ihr künftiger Verlobter galt?" „Der Fürst

am Rost, Mnguruhkonstwven. Braten : Wolfskeule, Katze, garniert mit Rattenklein., . ( Sie nG "l seine Hand zwischen die ihren und sah mit iT.t goldenen Sonnenaugen zu ihm auf. „Ich bin nicht mehr das törichte, gedanken¬ lose Kind von. einst, Hans. Manches habe ich gesehen und gelernt da draußen in der schönen, glänzenden Welt. Und du und Papa, ihr sollt mich nicht mehr so ängstlich schonen und in mei¬ ner Unwissenheit belassen

. Wenn ich deine Frau werden soll, lieber Hans, dann will ich teil- haüen an deinen Freuden und Leiden. Ach, HansHans — ist es denn wahr, daß du mich liebst?" Pia warf sich in leidenschaftlicher Innigkeit an Hans Rieds Brust und sah zu ihm aus. Auge in Auge gesenkt, sich fest umschlungen haltend, standen sie da. Und jetzt fanden sie keine Worte, stumm und selig blickten sie sich an. Und im Aufwallen der höchsten Glückselig¬ keit fanden

sich die heißen, jungen Lippen zu einem Kuß, der nicht enden wollte, und dev dieser Stunde die süßeste, heiligste Weihe gab. In biqent Kuß fand Pia den rechten Glauben an Hans Rieds Liebe. Lange' standen sie so, wieder und wieder Kuß um Kuß tauschend und die ganze Welt vergessend. Endlich schreckte sie ein leises Wiehern „Gou- vernantes" aus ihrer seligen Versunkenheit. Pia richtete sich auf und strich das flimmernde Haar aus der Stirn. ^ „Ach

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Page 4 of 4
Date: 16.12.1916
Physical description: 4
Teile des Schloßgartens manche Stunden seiner letzten Wochen zubrachte. Ein eigentümlicher Vorfall ereignete sich ein paar Wochen vor dem Ende des sicht. Mit gut gespieltem Unglauben sah er in Pias Augen. „Ei — ist es dir diesmal ernst? Ich würde an deiner Stelle nicht so sicher sein, mein lieber Hans. Am Ende läuft dir dieses böse Mädel noch einmal davon." Pia umfaßte seinen Hals und legte ihre glü¬ hende Wange an die seine. „Nein

— Papa — lieber, lieber Papa — diesmal bin ich ja wirklich und richtig seine Braut und nie, nie mehr werden wir uns tren¬ nen. Ich habe ihn ja so lieb, Papa — so lieb. Ein einzigesmal in meinen! Leben Hab ich dich belogen — weil ich nicht anders konnte — ich Hab ihn immer lieb gehabt." Er zog sie an sich und hob ihr Köpfchen empor. „Meine kleine Pia! Wie hast du dich denn nun zu Hans zurückgesunden?" fragte er herz¬ lich

und sanft. Pia wandte sich nach Hans um. Er blickte sie zärtlich an. Da flog sie in seine Arme. „Sage du Papa alles, Hans! Ich will in¬ zwischen mein Reitkleid ablegen. Gleich bin ich wieder da!" Sie küßte ihn rasch und huschte aus dem Zimmer. Die beiden Männer sahen ihr nach. Dann erzählte Hans Ried dem Vater alles, was geschehen war. Graf Buchenau lauschte mit unruhigem Herzen. Als Hans zu Ende war, seufzte er tief auf. „Gottlob

tat, diese Briese schickte, kenn¬ zeichnet zur Genüge die Niedrigkeit ihrer Den¬ kungsart." Hans nahm die Heute Ledertasche mit beit Brieün aus seiner Brusttasche und trat damit aii den Kamin., in dem ein helles Feuer brannte. Schnell warf er sie hinein in die auflodernde Glut. Tie gierigen Flammen schlugen darüber zusammen. „Ich habe sie gereizt an jenem Tage in Baden-Baden und habe ihr vielleicht meine Verachtung zu deutlich gezeigt

. In ihrem Herzen war ein tiefes Mit¬ leid für ihn. Wußte sie doch erst jetzt so recht, was ihm das Leben angetan hatte. „Papa — lieber — lieber Papa!" flüsterte sie innig. Er drückte sie au sich. Hub die Liebe seines Kindes legte sich wie ein linder Trost über sein Leid. Als die Gräfin Eckhoff im November nach Schloß Riedberg kam, hatte sie alle Hände voll zu tun. Sie mußte Hans helfen, das Schloß zum Empfang der jungen Herrin zu rüsten. Schon

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2. Abendausgaben
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Page 3 of 4
Date: 28.11.1916
Physical description: 4
von C o u r t h s - M a h l e r. „Sie — ja — sie hatte vergessen, was sie dir versprochen hatte, und sie läßt sich dir emp- selsten. Sie war gekommen, um sich zu verab¬ schieden, da sie heute noch abreist." ,,O, da hättest du mich aber doch rufen lassen sollen." „Sie war sehr eilig — und — wie gesagt — sie läßt sich empfehlen." Unsicher sah sie zu ihm auf. Es schien ihr, als verberge ihr Hans absichtlich etwas. Aber was konnte das nur sein? Sie mußte den ganzen Tag darüber grübeln, trotzdem

Hans alles tat, um sie abznlenken. Fragen stellte sie nicht mehr, weil sie fühlte, daß Hans sie nicht ohne Rückhalt beantworten würde. Eins war ihr gewiß — Hans hatte die Unterhandlung mit Frau von Brenken sehr auf¬ geregt. Und etwas Schmerzliches mußte' ihm dabei geschehen sein weil er so in sich versunken dagesessen und geseufzt hatte. Es lag ihr wie ein Alp aus der Brust. Zum Glück kam jetzt Tante Maria nach 'Hause. Hans Ried

sich an, nicht besser aus Pia achtgegeben zu haben. Hans beruhigte sie. „Du konntest unmöglich wissen, wen du vor dir hattest, Tante Maria. Diese Frau muß auch den besten Menschenkenner täuschen." „Allerdings. Man war allgemein von ihr ent¬ zückt und jeder hielt sie für die künftige Gemah¬ lin des Fürsten Jrkow. Nun — dieser wird auch noch eine Enttäuschung erleben, wenn du auch verhindert hast, daß ihn das edle Paar pekuniär schädigt. Uebrigens

du dir keinen Be¬ griff. Man findet sie entzückend, denn gottlob hat sie nichts von ihrer Natürlichkeit und .Ur¬ sprünglichkeit verloren. Sie wirkt direkt belebend und anregend aus uns etwas schablonenhafte Gesell sch astsmens chen. " Hans Ried hörte mit leuchtenden Augen zu. Nun fragte er zögernd: „Irre ich mich, oder erschien sie heute ein wenig unfrei und gedrückt?" „Nein, du irrst nicht, Hans. Schon seit eini¬ gen Tagen kam sie. mir recht still

vor — und | heute besonders. Das findet aber wohl seine Er¬ klärung in der Angelegenheit, in die sie diese (Abenteuerin verwickelt hat. Und dann — mein lieber Hans, hat wohl auch deine überraschende Ankunft aus sie gewirkt." „Meinst du?" Lächelnd nickte die Gräfin. „Du mußt bedenken, daß sie nicht nur äußer¬ lich eine große Wandlung durchgemacht hat. Auch innerlich ist sie gereist. Die seelische Veränderung ist wohl noch größer, als die körperliche

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Page 4 of 4
Date: 03.10.1916
Physical description: 4
. Jetzt drehte sich der Küabe ein wenig auf die Seite und fuhr in seinem Selbstgespräch fort: „Das Biest ist sicher nach Hause gelaufen und futtert vergnügt und ich kann nun mit hungri¬ gem Magen hinterher laufet:. Na, warte nur, Racker !" Hans von Ried dachte bei sich, daß die Gou¬ vernante, die der Knabe als „Biest" bezeichnete und die „futtern" sollte, Wohl schwerlich sehr be¬ liebt bei ihm sein konnte. Er konnte dem Knaben das nachfühlen

. In dem Alter läßt sich ein Junge nur widerwillig von einem weiblichen Zuchtmeister drillen. Es steckte so viel frisches, unbändiges Leben in diesem forschen Kerlchen, daß sich Hans Ried auf die Bekanntschaft auf¬ richtig freute. Er überlegte, wohin der Knabe gehören mochte. Wie ein Bauern- oder Pächtersohn sah er nicht aus. Dieser feingliedrige, gewandte Bursche ge¬ hörte sicher besseren Kreisen an, trotz der Unge¬ bundenheit. Eine Wegstunde umher

befaitb sich außer Bauern- und Pachthösen nur noch Schloß Buchenau. Hans Ried konnte sich nicht mehr besinnen, ob Graf Buchenau wohl einen Sohn in diesem Alter haben konnte. Wohl war Graf Buchenau mit seinen Eltern befreundet gewesen, aber Hans war ganz aus der Verbindung mit seinem Nachbar gekommen, durch seine lange Ab¬ wesenheit. Möglich war es immerhin, daß er¬ den Sohn des Grafen vor sich hatte. Ehe er noch weiter darüber Nachdenken

enrpor und saß nun, fast Fuß an Fuß, Hans v. Ried gegenüber. Ein grenzen¬ loses Staunen malte sich auf dem frischen Kna¬ benantlitz und große, leuchtende Braunaugen, in denen goldene Lichter spielten, sahen in das schmale, rassige Gesicht des jungen Herrn. „Nanu! Wie kommen Sie denn hierher?" fragte er verdutzt. Hans Ried lachte: „Ich saß schon hier, als Sie sich mir beinahe zu Füßen legten. Nun lachte der Knabe auch vergnügt auf: „Komisch

! Ich habe Sie nicht bemerkt. Sitzen Sie schon lange hier?" Es zuckte amüsiert um den Mund des Ge¬ fragten. „Wohl ein halbes Stündchen!" „Haben Sie meine Gouvernante nicht vorbei¬ laufe:: sehen? Das Biest ist mir ausgekniffen," sagte der Küabe weiter. „Nein, eine Dame, die Sie mit so liebens¬ würdigen Titeln belegen, habe ich nicht gesehen. Sie scheint sich Ihrer besonderen Vorliebe nicht zu erfreuen?" antwortete Hans Ried. „Welche Dame denn?" ftagte der Knabe gan

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Page 3 of 4
Date: 04.10.1916
Physical description: 4
ist. Sie dürfen mir schon glauben, daß ich Hans von Ried bin." Ter Knabe sprang auf und stand nun in sei¬ ner ganzen schlanken Höhe vor Ried. Dieser bemerkte plötzlich, daß diese Knaben¬ gestalt merkwürdig runde und weiche Linien hatte. „Also wirklich, — Sie sind wirklich der Frei¬ herr Hans Ried von Riedberg?" Auch dieser erhob sich nun und überragte den Knaben reichlich um Haupteslänge. „In Lebensgröße — ich gebe Ihnen mein Wort darauf

. Das Dümmste ist, daß ich jetzt eine gute Stunde zu Fuß lausen muß!" „Und troch dazu mit hungrigem Magen," er¬ gänzte Hans von Ried lächelnd. ,-Nein, das leide ich nicht. Bitte, begleiten Sie mich die kurze Strecke nach Riedberg zurück. Dort steht Ihnen ein Wagen oder ein anderes Pferd zur Ver¬ fügung. Vorher aber erlaube ich mir, Sie ztt bitten, mir beim Frühstück Gesellschaft zu leisten." Wieder flog eine leichte Röte über das Kna¬ bengesicht

und gab dem Tiere lachend einen kleinen Nasenstüber. „Gouvernante" rieb ihre Nüstern an der Schulter des Knaben. Hans Ried war ebenfalls herangefteten. In seinen Augen lag aber ein seltsam forschender Blick, etwas, wie ein ungläubiges Staunen. Als sich der Knabe jetzt wieder nach ihm um¬ wandte, begegnete er diesem fragenden, forschen¬ den Blick. Er wurde rot und sah ein wenig verwirrt aus. Mann auf dern Gelände zurück. Südlich der Somme wurde

gefangen. Die Fkug- zeuge bewarfen gestern mehrere Punkte von mili¬ tärischer Bedeutung mit Bomben. Mn feindlicher Dvachenballon wurde in Flammen zum Absturz ge¬ bracht. Zahlreiche Luftgefechte, bei denen zwei feind¬ liche Maschinen zerstört 'und vier zum Landen ge¬ zwungen wurden. Wir hatten keine Verluste. „Ist das warm heute," sagte er hastig und riß die festanliegende Mütze vom Kopfe. Und da sah Hans vott Ried plötzlich betroffen auf zwei

dicke, goldig schimmernde Mädchenzöpfe, die, ihrer Haft entflohen, über den Blusenkittel herabfielen. Ter vermeintliche Knabe war — ein Mädchen — ein Hübsches, schlankes Mädchen, mit Herr¬ lichem goldbraunem Haar. Der eigenartige 'Kna- benanzug hatte Hans Ried getäuscht und erst in der letzten Minute, als er die schlanke Gestalt forschend betrachtete, war ihm eine Ahnung der Wahrheit gekommen. Mit einer jungen Dame hatte er also die ganze

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Page 3 of 4
Date: 21.10.1916
Physical description: 4
18 (Nachdruck verboten.) „Die Menschen nennen es Liebe". Roman von Courths - Mahler. Es tvar für die Umgebung des Grafen auffal¬ lend, welch einen guten Einfluß der junge Mann auf den Grafen ausübte. Dieser Einfluß war ganz ungewollt, er entsprang nur der beruhigen¬ den Persönlichkeit Hans von Rieds. Gemeinsame geistige Interessen schufen ein weiteres Band um die beiden verschiedeneil Naturen. Pia war glücklich darüber, daß ihr Vater

wie¬ der an etwas Interesse nahm, was von außen kam. Wenn Hans von Ried wider Erwarten einmal ausblieb, sah der Vater nicht minder sehnsüchtig nach ihm aus, als die Tochter. Pia durfte fast immer dabei sein, wenn die beiden .Herren über allerlei wissenschaftliche Fra¬ gen disputierter:. Und Hans von Ried war dann oft ehrlich erstaunt, wenn die junge Dame sehr treffende und verständige Bemerkungen da¬ zwischen warf, die davon zeugten, daß sie das Thema

und das Eiserne Kreuz darauf erkennen konnte. Ter andere Flieger machte es ihm nach Hans von Ried hatte den Grafen Buchenau schon oft aufgefordert, er möge mit seiner Tochter nach Riedberg kommen und sich seine Samm¬ lungen ansehen. Aber bisher hatte sich der alte Herr nicht dazu entschließen können, dieser Ein¬ ladung Folge zu leisten. Er versprach jedoch, es eines Tages zu Inn. „Sie müssen mir nur Zeit geben, mich an den Gedanken zu gewöhnen

, daß für mich die Welt nicht hinter der Buchenauer Grenze aufhört, mein lieber junger Freund. Vergessen Sie nicht, daß ich zehn Jahre lang keine andere Schwelle betrat als die meine. Ich muß erst langsam wieder Füh¬ lung gewinnen mit dem Leben da draußen," sagte er unsicher. So quälte ihn Hans von Ried nicht weiter und wartete ab. I mmer in ehr fühlte er sich zu den: alten Herrn hingezogen und die Stunden, die er in Buchenau verlebte, erschienen

ihm sehr wertvoll. Tie beiden Männer brachte:: sich, trotz des Altersunterschiedes, eine warme Freundschaft ent¬ gegen. Uber nicht nur auf den Grafen Buchenau übte Hans, von Ried einen großen Einfluß aus. Auch dessen Tochter war diesem Einfluß unterworfen. Pia kam das wenig zum Bewußtsein, es kam so ganz allmählich. Seit ihrem Unfall in der Ruine hatte sie ihren Bubianzug wirklich kein einzigesmal mehl- getragen. Lina und Frau Dornemann konnten

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Page 4 of 4
Date: 28.11.1916
Physical description: 4
Woche zu er¬ sehen, da dann die neuen Fahrpläne heraus¬ kommen. geworden, als ich sie wiedersah. Es ist eine andere, bessere Liebe, als die, welche ich an eine Unwürdige verschwendete. Sie gipfelt in dem Wünsche, nicht nur selbst glücklich zu sein, son¬ dern auch glücklich zu machen." Erfreut blickte sie ihn an. „Das freut mich innig, lieber Hans, für dich und für Pia. Ich habe sie sehr lieb gewonnen und es wird mir schwer

. Erst muß ich aber wohl meine Tochter noch für einige Wochen besuchen — dann komme ich gern. Es ist ja auch im Winter schön in Riedberg." Jetzt trat Pia ein. Sie hatte sich umgekleidet, da man ausfahren wollte. Hans erhob sich und ging ihr mit leuchtenden Augen entgegen. Sie sah scheu und zagend zu ihm auf. Er nahm ihre Hand in die seine. „Wir sprachen soeben davon, Pia, daß dein Vater in einigen Tagen

der verstorbene Monarch war. König Al¬ fons war bei der Abreise der Mission persön- ; lieh an: Bahnhof erschienen. „Ja — wie du willst, Hans." Er küßte sanft und zärtlich ihre Hand. „Nein — wie du willst, Pia." Sie zog schnell ihre Hand zurück und eilte an Tante Marias Seite. Diese strich lächelnd über ihr Köpfchen. „Schade, daß deine beiden Zwilliugssreundin- nen nicht dabei sein können. Ich glaube, Hilda und Herta Lindau werden sehr betrübt

gegenübersaßen, wurde ihr etwas leichter und freier ums Herz. Hans sah ihr immer wieder mit leuchtenden Augen ins Gesicht und dann hämmerte ihr Herz so unruhig und schnell. „Ach, wem: er mich doch lieben könnte, so recht von Herzen lieben." Wie ein Gebet stieg es in ihr auf. Und dabei klopfte das Herz immer schneller und unruhiger. Sie fühlte es. Und da nmßte sie zu ihrer Qual wieder daran denken, wie ruhig damals sein Herz geklopft

. K 1.50 vierteljährlich . K i.50 stand gerade der Fürst mit einigen Herren unter den: Portal. Unter diesen auch Herr von Brenken. D:e Herrei: grüßten artig und Fürst Jrkow stylen sofor». Hans Ried zu erkennen, mit dem er verschiedentlich auf Reisen zu stimmen getrosten war. Er winkte ihm lebhaft erfreut zu. Hans winkte zurück. Aber dann nahm sei:: Gesicht plötzlich einen. abweisenden Ausdruck an. Er hatte Brenken erkannt, der ebenfalls

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2. Abendausgaben
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Page 3 of 4
Date: 09.12.1916
Physical description: 4
. Aber hatte sie auch ein edles warmes Herz? Wäre sie edel und gut — wie hätte sie dann diese Briefe, die ihr ein Mann in heißer, inniger Liebe geschrieben hatte, ans der Hand geben dürfen? Und gerade ihr — Hans Rieds Braut — hatte sie mit selt¬ samen, fast höhnischen Worten, diese Briefe ge sandt. War das nicht ein niedriger Charakter¬ zug? War das einer edlen Frau würdig? Freilich, sie selbst mußte ihr Dank wissen, daß sie ihr die Ange^l vollends geöffnet

hatte. Sonst wäre sie doch am Ende Hans Rieds ungeliebte Frau geworden, hätte nicht den Mut gefunden, sich von ihm zu lösen, trotzdem sie längst er¬ kannt hatte, daß sie nicht aus Liebe gewählt worden war. O, wie weh es Hans Ried wohl getan hätte, wenn er gewußt hätte, daß Liane ihr seine Briese geschickt hatte. Aber das würde er zunr Glück nie erfahren, ntenrals! Mt solchen Gedankeri quälte sich Pia herum. * . * * Graf Buchenau wurde in Riedberg

von Hans mit einem festen, warnten Händedruck elnpfangen. „Ich! wußte, daß du kommen würdest, und habe dich voll Unruhe erwartet," sagte Hans erregt. „Du kannst dir denken, daß ich in einer fürchterlichen Stimmung und vor Sorge fast von Sinnen bin." Der Graf sah ihm in das blasse, erregte Ge¬ sicht. „So sehr hast du dich um das unbesonnene Kind gesorgt?" - Hans seufzte tief auf: „Das weiß Gott! Aber nun bitte, sprich. Weißt du, weshalb Pia

so plötzlich vor mir geflohen ist und warum sie gerade jetzt fiefy be wußt wurde, daß sie meine Frau nicht werden kann ?" „Mein lieber Hans — ich sehe selbst nicht klar. Pia ist so ganz aus dem seelischen Gleich- geroicht, daß ich nicht mit Fragen in sie drin¬ gen kann. Sie sagte mir nur, daß sie erkannt hat ,daß sie dich nicht genug liebt, um deine Frau werben zu können Weshalb sie dir das ! nicht ruhig gesagt hat, weshalb

als dich und mich und du seist noch immer ihr bester Freund. Nur beute Frau könne sie "nicht werden." Hans Ried atmete aus, als fiele ihm eine schwere Last vom Herzen. „Ach — wenn nur ihr Herz noch frei ist — dann gebe ich noch nicht alle Hoffnung auf,", sagte er hastig. Forschend blickte ihn der Graf an. „Das klingt, als sei dir diese Verlobung Her¬ zenssache gewesen. Und doch hast du mir kein Hehl daraus gemacht, daß bn Pia nicht aus Liebe gewählt hast

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Page 3 of 4
Date: 02.11.1916
Physical description: 4
, stürmte sie in ihres Va¬ ters Zimmer, so daß ihr Ried kaum zu folgen vermochte. „Papa — ach Papa — es ist etwas sehr Sonderbares geschehen. Herr von Ried will, daß ich seine Frau werde. Und — ja — und du und Hans habe ich zu ihm sagen müssen — und — " Sie stockte. Sie hatte fortfahren wollen: „und geküßt hat er mich auch." Aber das wollte nicht über ihre Lippen. Mit einem scheuen Blick fuhr sie leise fort: „Und nun sind wir verlobt

." Damit warf sie ihre Arme um den Hals oes Vaters und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Ueber den Kopf seines Kindes hinweg traf des Grafen Buchenaus Blick in den Hans von Rieds. Ernst und schweigend sahen sich die bei¬ den Männer eine Weile an, während der Graf leise beruhigend über Pias Köpfchen strich. Dann sagte er ruhig: „Also, du bist nun eine kleine Braut, meine Pia. Nun wird Hans Ried in Zukunft dein bester Hord und Schutz

eine abwehrende Bewegung. „O nein — was denkst du — mit einem Fremden wäre ich doch nicht sortgegangen — überhaupt mit niemand, als mit Herrn von Ried — nein — mit Hans, denn er ist mein bester Freund, und auch der deine, gelt, lieber Papa?" Graf Buchenau faßte ihre Hand und legte sie in die Hans von Rieds. „Ja, mein Kind, dein bester, treuester Freund — Gott segne euren Bund — habet euch- lieb und haltet einander wert." Von Rührung

überwältigt wandte er sich ab. Pia sah unruhig und beklommen zu Hans em¬ por. Hilflos blickte sie in seine Augen. Ihr Herz schlug so seltsam Ischl ver und bang. Da breitete Hans Ried seine Arme aus in: heißen Erbarmen mit ihrer unverstandenen Not. „Komm, Pia!" bat tt meich.

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Page 3 of 4
Date: 02.10.1916
Physical description: 4
telegraphiert folgende Kom- mentare der englischen Blätter zu der Rede des Reichskanzlers: Die „Times" stellen den Ge¬ gensatz der diesmaligen Rede zu seinen früheren fest. Sie schreiben: Die Erklärung vom Don¬ nerstag verrät Deutschlands wachsende Erkenn t- (Nachdruck verboten.) „Die Menschen nennen es Liebe". Roman von Courths-Mahler. - Hans von Ried kam vom Burgberg herab. Da oben lag die alte Schloßruine, in der seine Vorfahren vor Jahrhunderten

steile Burgberg wie ein mächtiger Schutz vor das imposante Gebäude. Der große, reiche Grundbesitz der Freiherren war schon zu Lebzeiten des Vaters von Hans von Ried in eine Anzahl Pachtgüter eingeteilt wor- ben und die Wälder wurden von der Försterei verwaltet. Hans von Rieds Vater hatte mit feiner Gattin und seinem Sohne fast ausschlie߬ lich in Hofkreisen gelebt und galt als intimer Freund des Landesherrn. Da er ein hohes Amt bekleidete

war, Gäste aufzunehmen. Der Haushofmeister und ein Notar erledigten auch die Geschäfte für den Freiherrn. Das war auch so geblieben nach dem Tode des alten Herrn. Hans von Rieds Mutter war dem Vater schon im Tode vorausgegangen. Mit 22 Jahren war Hans von Ried unum¬ schränkter Besitzer eines fürstlichen Vermögens und großer, fruchtbarer Ländereien. Außer einer Cousine seiner Mutter, der Gräfin Eckhoff, und ihrer Tochter, besaß er keine Verwandten

. Für das Hofleben hatte Hans von Ried nicht getaugt. Er war ein, eigenartiger Charakter mit ausgeprägtem Selbständigkeitsgefühl. Er hatte sich weder znm Staatsmann, noch zum Soldaten befähigt gefühlt und liebte das freie, ungebun¬ dene Umherstreisen in der Welt. Da ihn: sein Vermögen gestattete, ganz nach seinen Wünschen zu leben und er auf niemand Rücksicht zu nehmen brauchte, ging er bald nach seines Vaters Tode auf Reisen. Zunächst unter- nis

war, aber seine Veranlagung bewahrte ihn vor Ober¬ flächlichkeiten und übermäßigem Genuß. Bei diesem Leben kam er oft mit geistig be¬ deutenden Menschen zusammen, die sein Denken und Handeln in gutem Sinne beeinflußten, und so entwickelte sich Hans von Ried zu einer gereiften und geistig iricht unbedeutenden Per¬ sönlichkeit. Zehn Jahre hatte er so die Welt durchstreift, ohne wieder nach Schloß Riedberg gekommen zu sein. Nur seine draußen in der Welt erworbs-- nen

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Page 3 of 4
Date: 13.12.1916
Physical description: 4
, erzählte sie dem Barer, daß sie Hans begegnet war und daß nun das ge¬ fürchtete erste Zusammentreffen überwunden war. Ter Graf freute sich sehr, daß Hans an; nächsten Tage koinmen wollte. vollzieht sich das Verhängnis. Gestern Ru¬ mänien, heule 'Griechenland-! Und nie¬ mand erhebt den Alarmruf, um das italienische Volk aus dem Reiche seiner Illusionen in die bittere Wirklichkeit zurückzuft'chren. Kein Krregsausschsß in der italienischen Regierung

zu wollen und alle Käs e in den Dienst des Landes zu siel en, bannt d e Bernichtungspläne der Feinde Deutschlands er¬ folglos bleiben. Bon der ' Reichsregie nag und dem Kriegsamte erwarten die Versammelten eine Hans von Ried war nun fast wieder jeden Tag als Gast in Buchen an. Er und Pia begegneten sich mit scheinbarer Rühe und Heiterkeit, und sie suchten alles zu vermeiden, was an ihr frühe¬ res Verhält nis erinnern konnte. Und doch schien

, und als benchte ihr Mick in fchnfüchtigenr Manze, wenn tc. ill'.n. Zuweilen fing er auch einen ver¬ stohlenen Seufzer feiner Tochter auf. Sie war ihm rätselhaft. Irgend etwas er¬ schien ihm unverMMich. rn ihrem Wesen. Darüber sprach er sich auch Zu Hans aus. Ter bat rhu fedoch, Pia ruhig gswälMn zu las-- sen, sie in keiner Weiw zu bMnruhigeu oder zu bVeinftusfe^ Auch für Haus war Pias Wesen weitgehende Förderung der berechsigten Inter- essen

zurückgezogen hat, weil sie angeblich mit bereits gelieferter Ware nicht zufrieden gewesc" ist und well sie nicht imstande ist, den Zahlung ? oft voller Rätsel — aber die einfache Lösur.a fand er jo wenig wie ihr Vater. So waren Wochen vergangen. Gräfin Eckhoff befand sich jetzt bei ihrer Toch ter, wurde aber bald in Riedberg erwartet^ Hans Lsied wollte dann in Riedberg ein Fest geben, um sich für all die Einladungen der Nachbarn

zu revanchieren. Und Gräfin Eckhoff sollte da¬ bei die Honneurs machen. Graf Buchenau hatte aus Hans Rieds drin¬ genden Wunsch sein und Pias Erstheüien zuge¬ sagt. Pia sollte unter der Führung Tanle Marias den Nachbarn als erwachsene junge Dame vor- ge führt werden Ob sich dam: Graf Buchenau erschließen konnte, auch! sein Hans wieder Mst- 'lich zu Äsfnen, sollte dann entschieden werden.. Der Graf wollte gleichsan: erst eiruual einen Versrnh

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Page 3 of 4
Date: 16.12.1916
Physical description: 4
aus dieser Ruine hinaustragen in das Helle, strahlende Sonnenlicht." So trug er sie bis zu ihrem Reitpferd. Tort blieb er mit ihr stehen und ließ sie saust aus seinen Armen gleiten, nicht, ohne sie nochmals zu küssen. Gouvernante wandte sich wie erstaunt nach den beiden um. Arm in Arm wauderten sie nun den Ried¬ berg hinab. Gouvernante trottete hinter ihnen her. Unten angekommen, mußte Pia mit bis zum Schloß hinübergehen. Hans psifs seinem Reitknechte

, der in höchster Eile fein Pferd satteln mußte. Seite an Seite ritt das Brautpaar nach Bu¬ chenau zurück. Es gab aber noch manchen zärt¬ lichen Aufenthalt unterwegs. Sie kamen au der Stelle vorüber, wo Hans Ried damals Pia gefragt hatte, ob sie seine Frau werden wollte. Das Gros der Armee hat bereits die Jalomita erreicht, sieht sich aber tu der rechten Flanke von Cernawoda her schwer bedroht., Es heißt, daß in der Gegend von Fetesti bereits starke

U ebermut. „Wie meinst du das?" neckte sie. „Tn Schelm, weißt es ganz genau. An dieser Stelle freite Hans Ried von Riedberg um die Komtesse Pia Buchenau. Hier küßte er sie auch zum erstenmal. Aber er hat es nicht recht ge¬ macht. Tiefer erste Küß hielt nicht fest. Deshalb muß er au dieser Stelle noch ein Siegel auf die wonnigen Lippen drücken, die ihm so schel¬ misch entgegenlachen." Damit zog er sie an sich und küßte sie fest und innig

werden dürfen. Eia gelungsnrr Blockade - Durchbruch. K r i sti a n i a, 15. Dez. Die „Midagsavifen" meldet: Der große deutsche Hilfskreuzer „P r i n z Friede i ch", der seit Kriegsausbruch vor Odde „.Hans — ich glaube, die Teestuude ist längst vorüber, die Sonne ist schon untergegangen," sagte Pia, als sie Buchenau erreicht hatten. Und da sahen sie auch schon Frau Djorne- maun aus der Treppe vor dem Portal stehen. „Ach, guter Gott, Komteßchen

, was waren wir in Unruhe! So lange sind Sie ausgeMieben! Der Herr Graf sind ganz aufgeregt." Pia sprang, aus Hans Rieds Arm gestützt, vom Pferde und flog auf Frau Diornemami zu. Sie faßte die alte Frau an den Schultern und sagte übermütig: „Nicht zanken, Dornemännchen, dort steht mein Bräutigam, der leidet es nicht, daß ich geschol¬ ten werde." Frau 'Dornemann war erfreut, aber gar nicht sonderlich erstaunt. Sie lachte nun über das ganze Gesicht

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Page 3 of 4
Date: 03.11.1916
Physical description: 4
in: Galopp davor: ... Die Ausgabe muß fortgesetzt werden; ein drit¬ tes- und viertesmal ziehe ich die Auslösevorrich- 28 (Nachdruck verboten.) ' „Die Menschen nennen es Liebe". Roman von Conrths- Mahler. Und so hätte Hans Ried auch schwereres von der Tante verlangen können, ohne eine Absage be¬ fürchten zu müssen. Hans Ried reiste einige Tage früher nach Baden-Baden als Graf Buchenau und seine Toch¬ ter. Er wollte die Gräfin erst vorbereiten

empor. „Endlich sieht man dich einmal wieder, lieber Hans!" rief sie froh. Er küßte ihr galant die wohlgepflegte Hand, und sie bat ihn, ihr gegenüber Platz zu nehmen. „War ich sehr lange nicht bei dir, Tante Maria?" fragte er lächelnd. Mit fast mütterlicher Zärtlichkeit blickte sie in sein gebräuntes, großzügiges Gesicht, mit den männlichen charakteristischen Linien. „Nun — du bist schon länger ausgeblieben, aber da warst du auf Reisen

— und das danken wir dir, Lieber Hans !" Er machte ein verlegenes, unbehagliches 'Gesicht. „Ach, reden wir davon nicht, Tante Maria. Also glücklich ist die Lotte? Das freut mich sehr. Ist eine tapfere kleine Soldatensrau geworden." Die Gräfin nickte : „Ja, und ihr Mann trägt sie aus Händen." „Und Großmama bist du nun auch schon ge¬ worden, Tante Maria? Dazu siehst du eigentlich noch unerlaubt hübsch und jung aus. Noch kein einziges graues Haar

." Die Gräfin lachte. „Nimm dir nur die Mühe, genau hinzusehen — da findest du genug graue Haare. Die gehören auch zur richtigen Großmutter. Mein Enkel ist nun schon sechs Monate alt. Ich war zum Weih¬ nachtsfest bei ihm. Lotte ließ nicht nach mit Bitten, und ich bin natürlich gern zu ihr ge¬ reist. Sie leben in einer reizenden Garnison und ich bin froh, daß alles gut geht. Mer nun wollen wir von dir und deinen Angelegenheiten sprechen, Hans

, daß diese Wahl mehr mit dem Verstand als mit dem Herzen getroffen war, betonte aber, daß er eine warme Zuneigung für Pia hegte, und sie sehr hoch- hielt im Herzen. Verständnisvoll lauschte die Gräfin dieser Er¬ öffnung. Sie warf nur ab und zu ein Wort, eine Frage dazwischen und war voll Teilnahme für alles. Ein wenig tat es ihr leid, daß Hans nicht so mit seinem ganzen Herzen bei dieser Verbindung war. Sie war eine Frau von großer Gemütstiese

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Page 3 of 4
Date: 04.12.1916
Physical description: 4
gesagt, Tn hättest mich sicher halten wollen/und das darf nicht sein — weil ich Hans jetzt nicht begegnen kann. Lebe wohl, meine liebe teure Tante Maria. Tausend Tjank für alle Liebe und Güte, die Tu mir erwiesen hast. Zürne nicht Deiner Pia." Als die Gräfin zu Ende war, ließ sie beit Brief herabsinken. „Mein Gott — das unbesonnene Kind — was ist denn nur geschehen?" dachte sie erschrocken. Mer ihre Art war es nicht, bei ungewöhnli

ein, und als der Wagen vorfuhr, war ste zum Ausfahren' bereit. Sie fuhr nacy dem Hotel, wo Hans Ried Wohnung genommen hatte. Tort angekommenE fragte sie ob Herr von Ried einige Bemerkungen über denselben wohl ange¬ bracht erscheinen. Prof. Tjr. Claar schreibt hier¬ über in den „L. N. N.": Ter imposante, im Herzen der Stadt gele¬ gene Palazzo wurde von bem Ahnen des fürst¬ lichen Hauses, Musmann Agoftino Chigi und zugleich Bankier des Papstes Julius

und Hans stand schon tvartend aus der Schwelle. Schnell kam er ihr entgegen. „So frich, Tante Maria? Es ist doch nichts Unangenehmes geschehen?" fragte er etwas be- unruhigte. Sie antwortete erst, als sie in den Salon ein- getreten waren und er die Tür hinter sich ge¬ schlossen hatte. „Etwas Unerklärliches ist geschehen, Hans — Pia ist fort." Er erschrak furchtbar. „Um Gotteswillen — was ist geschehen?!" „Nach Hause ist sie gereift." Er atmete

aus. Was er im ersten Augenblick gefürchtet hatte, wußte er selbst nicht. Aber un¬ willkürlich hatte er an Liane von Brenken den¬ ken müssen. Wenn Pia aber nach Hause gereist war, dann hatte das kaunc etwas mit Liane zu tun. Tie Gräfin hatte den Brief für Hans hervor¬ gezogen. „Lies das, Hans. Hoffentlich findest du eine Erklärung für diese Flucht. Hier ist dann auch! ihr Brief an mich, der mir nichts erklärt, als daß sie nach Hause gereist ist." Hans

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Page 4 of 4
Date: 10.10.1916
Physical description: 4
berechtigt ist, wenn sie auf Grund der Brotkarte nach Gewicht kauft. (Todesfälle.) In Innsbruck sind ge¬ storben: Wenzel Vettor, verheiratet, Infante¬ rist, 38 Jahre alt, und Anton H ö r t n a g l, ledig, Bauer, 44 Jahre alt. — In Bozen ift Hans Ke mp f, Beamter i. R., im 55. Lebensjahre gestorben. Im Bozner Krankenhause starben die 72 Jahre alte Besitzerin Anna .Hüller und der 48 Jahre alte Knecht Rudolf Bacher. — In Meran verschied Heinrich

im Verkehr wissen mußte. Unbekümmert um solche Fragen war Kom¬ teß Pia bisher ausgewachsen. Sie hatte ihrer Umgebung gegenüber einen lustigen, freien und freundlichen Ton, und das angeborene Taktge¬ fühl bewahrte sie vor allzu schlimmen Entglei¬ sungen. Heute war zum erstenmal, ganz flüch¬ tig freilich, ein Gefühl der Unsicherheit in ihr aufgewacht, unter den forschenden, staunenden Augen Hans von Rieds. 'Aber das war nur über ihre Seele gegangen

wie der leise Hauche auf einem Spiegel. Schnell war das vergessen, so¬ bald sie aus dem Bereiche dieser Männeraugen gekommen war. Wohl dachte sie noch an die Begegnung mit Hans von Ried. Aber sie war ihr nur noch ein lustiges Begebnis. Sie freute sich auch ganz unbefangen, daß er ein so netter Mensch war, und daß er nach Buchenau kommen wollte. Je¬ der Besuch war ihr ein Ereignis, wenn auch die alten HerrSn, die einzig und allein zuweilen

die¬ ser Schleier ein wenig gelüftet, durch Aeußerungen ihres Vaters oder durch die Schilderungen der Frau Dornemann. Dann war freilich diese Welt etwas Gleißendes, Gefährliches, aber Pias Kin¬ dersinn schmückte sich diese Welt wie ein Mär¬ chenland, das zuweilen seltsam lockte und rief — aber nur, wie in einem Traum, der niemals Wirklichkeit werden konnte. So freute sie sich unbefangen auf Hans von Rieds Besuch. Cs war, als sei sie schon gut

Freund mit ihm. Er hatte gleich so ungezwungen mit ihr geplaudert, nicht, wie Papas alte Be¬ kannte, die in ihrer konventionellen Höflichkeit eine fremde Sprache mit ihr zu reden schienen, die sie nicht verstand. Hans von Ried hatte nicht in so gewundenen, gedrechselten Worten mit ihr gesprochen. Freilich, — er hatte sie sicher erst für einen Jungen gehalten. Bei diesen Gedanken hatte sie geseufzt. „Ach, ich wollte, ich wäre ein Junge

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Page 4 of 4
Date: 23.10.1916
Physical description: 4
Badehüuschen befestigt war und weit über derr Fluß hinausragte, stand feixte schlanke Mädchengestalt im glatt anliegenden schwarzen Trikot. Me eine scharfgezeichnete Silhouette hob sie sich von der klaren, sonnigen Luft ab, so daß die feine Zeichnung der edlen Linien scharf hervortrat. Unwillkürlich zog sich Hans von Ried etwas tiefer unter die Bäume zurück, damit er nicht von drüben gesehen werden konnte. Unbeweg¬ lich verharrte

zu ihr empor. Auch die Komtesse lachte über das ganze Ge¬ sicht. Sie rief Lina etwas zu. was Hans von Ried nicht verstehen konnte. Seine Augen konn¬ ten sich nicht lösen von der jugendschönen elasti¬ schen Mädchengestalt. Welch eine edle Schönheit verhüllten die häßlichen, ungeschickten Kleider, die Pia stets trug. Er dachte wieder an den Lvunderfeinen rosigen Mädchenfuß, den er da¬ mals bei ihrem Unfall in der Hand gehalten hatte. Und seine Augen

leuchteten intensiv. Es kau: Hans von Ried gar nicht zum Be¬ wußtsein, daß er hier widerrechtlich lauschte. Die herrliche Erscheinung da brühen schien ihm wie 'Fabriken bilden. Wir fühlen auch, daß unsere Schuld gegen die '[liierten eine solche ist, daß wir gehalten sind, ihre Bedürfnisse und Notwendigkeiten in Betracht zu ziehen, nnd wenn weitere Anforderungen gestellt werden, io haben wir sie zu befriedigen. Die Menfchenverluste des Weltkrieges

dann allerlei übermütige Kurzweil zu treiben. Sie überschlug sich int Wasser, verschwand und tauchte wieder auf. In der Nähe des Badehäus- chens wieder angelangt, schlug sie heftig ins Was¬ ser, daß es bis zu Lina emporspritzte, die lächelnd und kreischend flüchtete. Gewandt schwang sie sich dann auf 'den Rand des schaukelnden Bootes und bewegte es heftig auf und nieder, bis sie ins Wasser stürzte. Lachend und pustend tauchte sie wieder aus. Hans

wieder die schmale Treppe zu dem Sprungbrett empor. Lina, die sich in ihrer Nähe befand, wurde mit einem feuchten Spritzregen bedacht und flüchtete abermals. Wieder lies Pia bis zur Spitze des Sprung¬ brettes und wieder stürzte sie sich jauchzend in die Flut. Das wiederholte sie noch einigemale. Als sie das letzte Mal wieder austauchte, sah Hans von Ried, daß sie im Wasser die Bade¬ kappe verlöre!: hatte; diese schwamn: ein Stück abseits und Pia fing

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Page 4 of 4
Date: 02.12.1916
Physical description: 4
konnte sie nicht sagen, warum sie geflohen war und warum sie Hans Rieds Gattin nicht wer¬ den konnte. Sie las noch einmal verstohlen die Briefe durch, die ihr Frau von Brenken gesandt hatte and peinigte sich selbst damit. Sorgsam barg sie die Blätter .dann wieder in ihrem Kleid. Sie wollte sie nie von sich lassen. Endlich kam sie in bekannte Gegenden. Da rauschte der Fluß längs der Bahn dahin, in dem sie sich im Sommer so fröhlich

zu tummeln pflegte. Ach, wie weit lag diese sorglose Zeit hinter ihr. Und nun sah sie in der Ferne die Burgruine auf dem Riedberg liegen. Da oben hatte sie damals gestanden in ihrem Bubianzug. Hans Ried hatte die Zinne renovieren lassen, das eingestürzte Stück Manerwerk war wieder eingefügt und befestigt worden, und das Spitz¬ bogenfenster, in dem sie so gerne gesessen, hatte er ganz bequem wie einen Sitz ausbauen lassen

." Es war, als brausten diese Worte durch das Rattern und Rollen des Zuges. „Hans Ried — Hans Ried — wie liebe ich dich — wie namenlos liebe ich dich!" So klang es dazu in ihrem Herzen. Heiß stieg es in ihren Augen auf. Gräfin Eckhosf klingelte wie sonst um neun Uhr nach ihrer Zofe. Dieselbe trat eilt und über¬ reichte ihr Pias Brief. „Eine Empfehlung von der gnädigen Kom¬ tesse, und sie hätte lieber den Neunuhrzug be¬ nützt und bitte

habe, ohne 'Dir vorher Mitteilung zu machen. Ich fahre nach Hause zu Papa. Warum ich es tue — ich kann es Dir nicht sagen. Liebste, teuerste Tante, aber es mußte sein. Laß Dir von Hans sagen, warum es sein — mußte. Ich habe es ihm in denr beiliegenden Briefe geschrie¬ ben. Bitte, gib ihn Hans. Und dann bitte ich Dich noch, schicke mir Martha mit meinen Sachen rrach. Ich habe ihr gesagt, daß ich mich mit Dir bereits besprochen

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Page 3 of 4
Date: 30.10.1916
Physical description: 4
kann so mit den heiligsten Gefühlen eines Menschen spielen, so tief kann ein Weib nur sinken, wenn sie jeder edlen Re¬ gung bar ist. Und diese Erkenntnis löst den heimlichen Vorwurf in meiner Seele. So ist es, trotz allem, eine Wohltat gewesen, was Sie mir angetan haben durch diese Eröffnung." Langsam hob Hans von Ried das Bild der lächelnden Frau empor und warf es in den Kamin, Ms Feuer loderte ans und umfaßte es gierig. „Dnrch den Umgang mit diesem Herrn

ferngehalten, um keinen Ver¬ dacht zu wecken. Sie nannte sich in St. Moritz Frau von Lankow." Der Graf starrte vor sich hin, „Wie häßlich das alles ist — wie häßlich. Und diese Frau wollte ich zur Mutter meines Kindes machen. — " Sie besprachen noch mancherlei. Hans von Ried mußte noch, ausführlicher erzähle:: und auch Graf Buchenau berichtete noch allerlei Einzel¬ heiten. Diese ruhige Aussprache erleichterte die beiden Männer

sehr und in dieser Stunde wurde das Freundschastsband zwischen ihnen beiden noch fester geknüpft. Als sich Graf Buchenau eine Stunde später verabschiedete, hatte er von der Sammlung, die er sich hatte betrachten wollen, kein Stück an¬ gesehen. Sie hatten gar nicht mehr daran ge¬ dacht. Erst ehe er ging, erinnerte Hans von Ried daran und der Graf versprach, wiederzukommen, in Pias Gesellschaft, und sich dann alles anzu¬ sehen. Auch von Hans Rieds -Heiratsplan

, mein lieber junger Freund — aus Wieder¬ sehen." „Auf Wiedersehen, Herr Graf. Und bitte — einen herzlichen Gruß an Komteß Pia," Der Graf lächelte. „De:: will ich treulich bestellen und ich glaube, sie wird sich freuen. Hans von Ried gilt viel bei ihr. Er ist mein guter Freund, so sagte sie oft. Und sie nimmt es ernst mit dieser Freund¬ schaft." Hans von Ried begleitete seinen Gast bis Mn Wagen. Als s-r dam: in ftin Arbeitszimmer zurückge¬ kehrt

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