¬Die¬ nationale Einheitsbewegung in Deutschtirol im Jahre 1848.- (Schlern-Schriften ; 43)
gesamtdeutschen Frage beeinflußte, so mag ein kurzer Rückblick auf die Kämpfe liir die Glaubenseinheit, die das Land schon vor dem Jahre 1848 fühlte, am Platze sein 1 ). Als das Toleranzpatent Kaiser Josefs II. vom 6. November 1781 in Tirol verkündet wurde, meldete sich dort kein einziger Akatholik. Noch im selben Jahr bat der engere Ausschußkongreß der Stände in einer Gravatorialschrift den „angebeteten Schutz- und Landesherrn', er möge gestatten, daß seine Religion, also die römisch-katho
lische, auch in Hinkunft im Lande die alleinige bleibe. Aber auch in den Eingaben, die der offene Landtag von 1790 und der Postulatkongreß des Jahres 1795 dem Kaiser vorlegten, begehrten die Stande — im zweiten Fall allerdings nur die Ver treter der Städte — das Toleranzpatent für Tirol außer Kraft zu setzen und so dem Lande die Glaubenseinheit gesetzlich zu sichern. Wenn auch diese Forderungen mit dem Hofdekret vom 18. September 1795 abschlägig erledigt wurden, so erlangte das Toleranzpatent
doch noch lange Zeit hindurch in Tirol keinerlei praktische Be deutimg. Bs wurde erst aktuell, als die sogenannten „Inklinanten' im Zillertale — etwa über 100 seit dem 18. Jahrhundert evangelisch gesinnte bäuerliche Familien — gegen Ende der zwanziger Jahre des 19. Jahrhundert sich stärker bemerkbar machten. Sie baten um die Erlaubnis, nach Austritt aus der kath, Kirche in Tirol bleiben und eine eigene evangelische Gemeinde im Zillertal bilden zu dürfen. Die Gemeinde deputierten des Zillertales sowie
, daß sich in der westlichen Grenzbastion Österreichs protestantische, nach seiner Meinung autoritätsgefährliche Gemeinden einnisten 2 ). 1 ) das Folgende siehe: Peregrinila (G. Schuster), Der Protestantismus in Tirol, S. 4f.; P. Johannes Hofer, Zur Geschichte des Toleranzpatentes Josefs II. in Tirol (Historisches Jahr buch der Görresgesellschaft, 1927, Bd. 47, S. 500—525); Kath. El. 1848, S. 497f.; G. v. Gasteiger, Die Zillertaler Protestanten und ihre Austreibung aus Tirol; Springer, a. a. O., I, S. 5X2ff
. (Sp. unterstreicht in gehässiger Weise die Unduldsamkeit der kath. Parteien in Tirol) und aus letzter Zeit den Vortrag des Univ.-Prof. Dr. Ferd. Kogler ilher den Kampf Tirols um die Glaubenseinheit des Landes in der Inmbracker Juristischen Gesellschaft, wiedergegeben im ,,Tiroler Anzeiger 1 ' vom 22. Okt. 1937, Nr. 244, S. 7 f. 2 ) Srbik, Metternich II, S. 41 f.