mit einer Aufmerksamkeit lauschte, die durch nichts gerecht fertigt war. Ich sann seinen Aussprüchen nach und ver suchte, aus ihnen das Wesen dieses Mannes zu bilden. Was es sei, das mich drängte, zu einem Ergebnisse zu kommen, dessen wurde ich mir erst angesichts einer an sich unbedeutenden Begebenheit klar. Ich saß mit dem Hamburger nach dem Abendessen bei sammen. Die See war unruhig, die weniger seetüchtigen Mitreisenden, darunter seine Frau, hatten sich zurückgezogen. Mit seiner stets
beherrschten, wohltönenden Stimme erzählte er mir dies und jenes, bald über Australien und Amerika, woher sie kamen, bald über Deutschland, wohin er nach mehrmonatiger Abwesenheit gerne zurückkehre, da die Ar beit sein harre. Er verstand es. Allgemeines mit Persönli chem derart zu verknüpfen, daß seine Erzählungen weder ein tönig noch aufdringlich wurden, dabei ein gewisses wohlbe grenztes Maß von Anteilnahme für seine Person bean spruchten. Dann und wann kam er auf seine Frau zu spre chen. Er fand
jedesmal für sie ein Wort, das von der Liebe und der Wertschätzung zeugte, die er ihr entgegenbrachte. Ein junges amerikanisches Ehepaar ging an uns vorbei: sie im Glänze ihrer von reichem Schmucke bestrahlten Schön heit, er anscheinend hingerissen, ganz mannlicher Sklave einer blendenden Weiblichkeit, beladen mit Geldtäschchen, Pelzboa und sonstigem Zubehör einer schicken Frau. Der Hamburger machte eine Handbewegung hinter dem Paare her und meinte: „Das wäre bei uns in Deutschland nicht möglich
, dieser entwürdigende Frauendienst der Amerikaner. Dieses entehrende Unterbreiten der Ehemännlichkeit unter die Kapricen und Eitelkeitbedürfnisse einer Frau, gleichsam das atemlose Bereithalten eines Sprungtuches für den Sensationshunger einer Artistin.'