¬Die¬ Tiroler und Vorarlberger.- (¬Die¬ Völker Österreich-Ungarns ; 4)
Schulen von Wien und München, sich das Gleichgewicht halten. Die Regierungen der Erzherzoge Sigmund und Ferdinand II, der Kaiserin Maria Theresia und ihrer beiden Söhne Josef II. und Leopold II. und des Kaisers Franz I. bezeichnen die Höhe punkte der Kunstentwickelung Tirols. Die Länder Tirol und Vorarlberg haben aber nicht bloß viele Künstler hervorgebracht, sondern auch so manche Knnstleistnngen anderer Länder und fremder Künstler zu ihrem Schmucke erworben; besonders sind nach Welschtirol
nicht selten Werke italienischer Meister gewandert und eine Zierde der dortigen Städte, Dörfer und Schlösser oder Landhäuser geworden. *) , àrde früher auf die große Anzahl der kirchlichen und profanen Bauten, die in Tirol und Vorarlberg im Laufe der Zeiten sich erhoben, hingewiesen und damit schon angedeutet, daß die Bewohner dieser Länder an der Baukunst sich rege betheiligt haben, wenn gleich ihre Bauwerke im Ganzen mit den großartigen Bauten^ reicherer Länder einen Vergleich nicht anshalten
können. Die stühern Ausführungen haben auch Veranlassung geboten, der großen Verschiedenheit zu gedenken, welche die Bauten nach Ort und Zeit ihrer Entstehung zeigen. Mitten zwischen den großen Cnlturlündern Italien ttnb Deutschland gelegen, konnten Tirol und Vorarlberg bezüglich der Entwickelung der Architektur im Allgemeinen keine anderen Wege gehen als die genannten Länder, von denen sie ja einen Theil bildeten. Wir müssen daher auch in der tirolisch-vorarlbergischen Baukunst die vier großen Stile: Basiliken
-, romanischen, gothischen und Renaissancestil unterscheiden. Es mußte sich jedoch auch in der tirolischen Architektur wieder der Doppeleinfluß von Nord und Süd geltend machen. Allein dieser ist nicht zu allen Zeiten gleich gewesen; beinahe während des ganzen Mittelalters herrschte in Tirol durchaus die deutsche Bauweise, wenigstens im kirchlichen Stil, und erst seit der zweiten Hälfte des XL. Jahrhunderts machte sich in Welschtirol der Einfluß ober italischer, namentlich venetianischer Bauweise geltend