¬Die¬ Romanen und ihre Verbreitung in Österreich : ein Beitrag zur Nationalitäten-Statistik ; mit einleitenden Bemerkungen über deren Verhältniss zu den Rechts- und Staatswissenschaften ; Festschrift der k.k. Universität Graz aus Anlaß der Jahresfeier am XV. November MDCCCLXXVI.
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Author:
Bidermann, Hermann Ignaz / von H. I. Bidermann
Place:
Graz
Publisher:
Leuschner & Lubensky
Physical description:
V, 206 S.
Language:
Deutsch
Subject heading:
g.Österreich ; g.Romanen
Location mark:
III A-13.964
Intern ID:
103281
zusammenfinden, heutzutage nimmer, wie ehedem, geistlicher Trost und weltliche Bildungsbehelfe in der Muttersprache vorenthalten werden. (S. den folgenden Abschnitt.) Im Allgemeinen gilt indessen noch jetzt, was Beda Weber in s. Buche „Die Stadt Bozen und ihre Umgebung' (Bozen 1849) S. 330 von dem Fluc- tuiren der Bevölkerung im Etschthale treffend bemerkt hat: „Es sind Schwankungen, wovon die Geschichte schon mehrere Beispiele aufzuweisen hat, heute in's Deutsche hinüberspielend, morgen wieder in's alte
Bette zurücksinkend, so dass im Ganzen nach hundertjährigem Durchschnitte weder das eine noch das andere Element sich bedeuten den Gewinnes rühmen kann'. Steub sagt (Klein. Schriften, III. 288) gleichfalls ganz zu treffend : „In dieser heissen und ungesunden Thalschaft, die man gerne meidet, haben die häufigen Ueberschwemmungen der Etsch nie einen dauerhaften Wohlstand aufkommen lassen. Die Leute waren und sind hier fortwährend auf der Gant. Eine deutsche Bauer schaft, gut gekleidet und wohlgenährt
, wie sie anderswo in Tirol zu finden, ist in dieser Gegend vielleicht nie vorhanden gewesen. Es scheint liier vielmehr immerdar ein wandel bares, ärmliches, in Wohnung nnd Kleidung nachlässiges Mischvolk gehaust zu haben.' Auch erinnere ich hier an die Worte, mit welchen ich die von mir verfasste Lebensskizze des edlen Carl von Riccabona (Innsbr. 1872 bei Gassner) eingeleitet habe : „Tirol geniesst den Vorzug, unter seinen Landessöhnen Männer zu besitzen, in welchen deutsche und romanische Bildung
sich gegenseitig durchdringen und ergänzen. Deutsche Hingebung und Innerlichkeit vereinigen sich da mit italienischer Gluth und Begeisterung; deutscher Ernst zähmt in solchen Charakteren die südländische Erregtheit der Phantasie, welche aber noch immer Kraft genug hat, fördernd und zeitigend auf manch' schönen Vorsatz einzuwirken ; italienischer Realismus mit seiner gesunden, in Kunst und Leben stets dem Schönen zugewandten Weltanschauung belebt, festigt nnd erheitert hinwieder in solchen Charakteren