¬Der¬ Kunstfreund ; N.F., 22 - 23. 1906 - 1907
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Author:
Verein für Kirchenkunst und Kunstgewerbe in Tirol und Vorarlberg
Place:
Innsbruck
Publisher:
Verein für Kirchenkunst und Gewerbe in Tirol und Vorarlberg
Physical description:
216, 230 S.
Language:
Deutsch
Notations:
Abschlussaufnahme von: 1906,1-12 ; 1907,1-12
In Fraktur
Subject heading:
g.Tirol;s.Christliche Kunst;f.Zeitschrift
g.Vorarlberg;s.Christliche Kunst;f.Zeitschrift
Location mark:
III Z 294/N.F.,22-23(1906-07)
Intern ID:
483815
folgender Inschrift trägt: ,,àno Oni 1475 am Samstag nach Lucia starb Lucas Hirtz- vogcl ans Nürnberg, dem Gott genedig sei!' Man glaubte lange, dieser Lukas Hirschvogel sei der Erbauer der Kirche gewesen. Dagegen hat Herr Kustos Fischnaler mit Recht darauf aufmerksam gemacht, daß wohl wahrscheinlicher Hirschvogel bloß den Pfeiler, an dem die Inschrift augebracht ist, aus seinem Eigenen habe herstellen lassen, da es öfters geschah, daß fromme Stifter an jenem Teile eines Bauwerks
, dessen Herstellung sie bestritten, ihre Gedenktafeln anbringen ließen. Hätte genannter Hirschvogel die ganze Kirche erbaut, so wäre seine Gedenktafel wohl an einer mehr auffallenden Stelle angebracht. Im übrigen inag es sich mit der Inschrift und dem edlen Lukas Hirschvogel verhalten wie es mag, wir wünschen nur, daß auch jetzt noch gar manch so edler Stifter unserem Gotteshause erstehen möge. Wenn wir nun durch die rechte Haupthalle vorwärts schreiten, haben wir Gelegen heit, eine interessante perspektivische
, wie ein Abt der Benediktiner von der ersten Kanzel aus gegeil einen Ketzer auf der zweiten Kanzel predigt und ihn vor dem zahlreich versammelten Volke zuschcmden macht. Zu dieser Darstellung stimmt eine alte Ueberlieferung, welche besagt, die Knappen hätten die rechte Hälfte der Kirche, welche sie aus ihren Mitteln erbaut, zur Ausübung der ueuen Religion verwendet. Daß die Knappenschafr auf diesen Teil der Kirche gewisse Ansprüche hatte, beweist das früher genannte Fensterbild des Knappenpatrons
, das emporgerollt werden kann, be findet sich das berühmteste und kostbarste Kunstwerk der. Kirche, St. Anna Selbdritt mit St. Elisabeth und St. Ursula. Es ist ein Teil des Altarwerkes, welches der Bildhauer Veit Stoß für den Altar im ,,Unserfrauenchor' der Kirche verfertigt hatte. Laut Urkunde wurde am 19. Angust 1503 dem Veit Stoß durch den „Bauherrn' der Schwazer Pfarr kirche, Leonhard Sieyrer, der Betrag von 1166 fl. R. für das gelieferte Altarbildnis ausbezahlt. Eine mittelgroße Statue des heiligen Josef
, welche auf der Mensa des Altars steht, gibt uns Zeugnis vom Fleiße und vom Können des Bildhauers Trenkwalder. Der Seiten altar gegenüber im linken Seitenschiffe ist im gleichen Stile erbaut und enthält ein Bild des Salzburger Malers Zanusi, darstellend Maria Opferung. Die Statue der sitzenden Madonna mit dem Kinde auf dem Schöße, die in einer kleinen Nische unter dem Altar bilde angebracht ist, muß als das älieste Bildwerk der Kirche anerkannt werden. Die Statue erinnert durch ihren Gesichtsausdruck