¬Der¬ Kulturkampf in Tirol.- (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes ; 6)
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Author:
Fontana, Josef / Josef Fontana
Place:
Bozen
Publisher:
Verl.-Anst. Athesia
Physical description:
528 S. : Ill.
Language:
Deutsch
Notations:
Literaturverz. S. 512 - 521
Subject heading:
g.Tirol ; s.Kulturkampf ; z.Geschichte 1861-1892
Location mark:
II 221.595
Intern ID:
378096
Oktober lehnte er es ab, sich weiterhin für die Aufrechterhaltung des Konkordats einzusetzen, sprach sich aber für den Abschluß eines neuen Vertrages aus 37 ), Rom war aber in Sachen Konkor dat zu keinem Gespräch bereit. Die Vorgänge in Wien machten in Tirol großen Eindruck. Dr. Friedrieh Graf schrieb an Graf Leo Thun: „Fürwahr diese kaiserliche Antwort 38 ) kann von furchtbaren Folgen sein. Ich besorge allen Ernstes den Ausbruch des Kampfes zwischen (den) Bischöfen und dem Kaiser, Wir Tiroler
wissen, an wen wir uns zu halten haben... Wir müssen', meinte Graf, „für die Wahr heit, welche die Bischöfe endlich ausgesprochen, einstehen; wir müssen die Bischöfe verteidigen, um auf diese Weise, wenn anders noch möglich, Thron und Monarchie zu retten' 3Ö ). Die Tiroler Konservativen waren tatsächlich der Meinung, daß Re volution und Anarchie in Anmarsch seien. Ignaz Giovanelli hatte schon im Juni 1867 seiner Frau geschrieben: „In Wien ein bö ser Wind, selten patriotische Reden, allgemein hört
man Äuße rungen, der Kaiser solle abdanken .. 40 ). Die Liberalen nann ten das Bemühen der Tiroler Konservativen, den Kaiserthron vor dem Umsturz zu bewahren, „Hoftirolerei' 41 ). Auf den Konkordatssturm in Wien reagierte Tirol mit einer Flut von Adressen. Wie mehrere Bezirksämter berichteten, ging die Aktion vom Ordinariat in Brixen aus. Die Leute wurden meist bei der Predigt aufgefordert, nach dem Gottesdienst die in der Sakristei aufliegenden Adressen zu unterzeichnen 42 ). Die Aktion erhielt
den Bezirksämtern die Weisung, nur bei straf baren Handlungen einzuschreiten, da bei dem Stand der Dinge weder die eine noch die andere Richtung als regierungsfreund lich betrachtet werden könne 4S ), Nach einem Bericht der „Tiroler Stimmen' haben sich von den 300 politischen Gemeinden Deutschtirols 295 an der Adressenaktion der Klerikalen betei ligt 4 «).