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[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 134 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
bildung in ihr aufgekommen ist. (An der Kirche der „Evangelischen Pfarrer”, die als Hörige des Hakenkreuzregimes „im völkischen Freiheitskampf” stehen, ist die Aussendung des Geistes freilich spurlos vorüber gegangen; so hat sie als Weltbildung ihren dokumentarischen Ausweis.) Hier muß ich wieder an den Titel eines Buches von Erwin Reisner denken, der lautet: „Die Geschichte als Sündenfall un d Weg zum Gericht”, eine,Aussage, die wir schon öfters zitiert und bejaht haben; sie läßt das Geschichtemachen

, mit dem das Christentum verkündigt werden soll, welches das Absolute ist. „Sende aus Deinen Geist”, auf daß er fruchtbar werde in den Menschen und auf der Erde, und bewirke, daß er jene neu schafft nach ihrem ursprünglichen Erschaffensein von Gott her, und das Angesicht dieser neu gestalte mit Hinwegspülung dieser Welt, die es entsetzlich befleckt hat. So erst zeigt sich, was Weltbildung ist, und daß Weltbildung Sündenfall ist, und wie sehr sich Rom als angebliche Kirche Christi schuldig gemacht hat dadurch, daß Welt

keine Sache für das Christentum sein. Armer Protestantismus, der sich damit abgibt! Wie sehr behält Kierkegaard recht, wenn er sagt: „Luthers wahrer Nachfolger wird zu dem direkt entgegengesetzten Resultat kommen als Luther”, ein Ausspruch, der als den Kern des Protestantismus, dem Kierkegaard huldigt, ein Protestieren gegen die Gültigkeit eines Vorgefundenen zu schauen scheint, das eine Kirche, der Weltbildung greifbar anhaftet, die wahre Kirche Christi sein läßt. Demnach geht es im wahren

Protestantismus, dem Christi Lehre und Beispiel Wegweiser sein müssen, nicht um Kirchenspaltung, sondern um die Gestaltung der wahren Kirche Christi, die von keiner Kirche verwirklicht werden kann, die Weltbildung an sich hat; denn Weltbildung ist Gefolgschaft einem Regime des Bedingten, das Christentum aber ist das Absolute und macht den Menschen zum Gefolg schaftsmann des Regimes des Absoluten, vor dem alles Geschichtemachen „Sündenfall und Weg zum Gericht” ist!

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Books
Year:
[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 113 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
als die Bemängelung des Einzelnen von Martin Buber. Und wie dieser hartnäckiges Verbleibenwollen im Judentum zugrunde liegt, so jener hartnäckiges Eintreten für die Romkirche, und es weist an beiden Bemäng- lern ein Manko auf in Hinsicht auf das Christentum. Es ist überhaupt fraglich, ob noch als kompetent angesehen werden kann, was ein Apologet einer Kirche, der Verbreitung und Förderung des Christentums mit weltlichen Machtmitteln anhaftend ist, gegen den Wahrheitsbegriff eines Geistesmenschen vorbringt

, dem das Christentum das Absolute ist. 54 . Aber Theodor Haecker hat auch anderes ausgesagt, Höheres, Bleibendes, das eine Gesinnung zeigt, die auch an der Haltung der Romkirche Mängel findet; er sagt in der Einleitung des Nachwortes zu Sören Kierkegaards „Der Begriff des Auserwählten”: „Es geht um eine neue Gesinnung. Europa ist gekleidet in blutbefleckte Lumpen ; es wird die Ironie des evangelischen Wortes jeden treffen, der auf das alte schmutzige Kleid nur neue Lappen flicken will. In dem langen Kampf

zwischen Staat und Kirche hat, wahrlich nicht ohne Schuld einer weltgeilen Kirche, endgültig der Staat gesiegt, der ein Mörder ist, aber freilich seine Schuld durch Selbstmord sühnen wird. Der Umsturz der Gewalten und Sitten, von dem die nächsten Generationen Europas leben und in Krämpfen des Hasses und des Zornes und des Neides beben werden, ist nur

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Books
Year:
[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 111 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
„zum Teil selber entdeckte oder doch instinktiv anwandte”. Auch kannte er wohl die Kirchenväter und berichtet: „Ein Kirchenvater warnt vor dem Aberglauben an eine sinnlich bestehende Kirche. Hilarius contra Auxentium: Vor einem warne ich Euch, hütet Euch vor dem Antichristen. Eine wahnsinnige Liebe zu Wänden betrügt Euch. Wahnsinnig ehrt Ihr Gottes Kirche in schönen Archi tekturen. Lächerlich sucht Ihr dort Gottes Frieden. Kann man daran zweifeln, daß der Antichrist einmal dort thronen

wie Tag und Nacht, wie Licht und Finsternis, ja, noch mehr, Gegensätze bis zur Lächerlichkeit, wenn sie nicht so entsetzliche Folgen für die ganze Menschheit herbeigeführt hätten. Aber bleiben wir bei der Glaubensspaltung. Hätte die Kirche, als deren Apologet der Konvertit Häecker auftritt, die These Kierkegaards: „In der Subjektivität liegt die Wahrheit” beachtet, befolgt und betätigt, dann wäre es niemals zur Glaubensspaltung gekommen; das kann und darf gefolgert werden. Denn der Glaube

ist eine Kraft, die verwirklicht, was geglaubt wird, die auslöst die Be tätigung dessen, was geglaubt wird. Darum sagt jakobus : „Also auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat ist er tot an sich selber”. So gilt auch : wenn die objektive Wahrheit im Menschen nicht Subjektivität erlangt, ist sie tot an sich selber. Im Christentum bedeutet Subjektivität erlangen: ein Beispiel geben. Das ist gegeben von Jesus Christus, aber nicht von der Kirche, von keiner offiziellen Kirche, auch nicht von der Papstkirche

. Darum war Luther ursprünglich mit seinen Forderungen des Glaubens an Kraft des Glaubens der Kirche gegenüber der gläubigere Christ. Diese Glaubensüberlegenheit erbrachte die Spaltung. Der wahren Kirche Christi gegenüber kann es keine Überlegenheit geben, weil an ihr das Beispielgeben aus der Kraft des Glaubens immer das vorbildliche Beispielgeben sein muß. Aber das Beispiel so mancher Päpste und somit auch der Papstkirche, die Geschichte hat, gibt Anlaß genug, Schopenhauers Satz verständlich

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Year:
[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 138 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
Der Glaubenssatz Kierkegaards stellt alles in volle Klarheit. Das Absolute kann unmöglich Weltbildung in sich aufnehmen ; denn Weltbildung hat als Voraussetzung für ihre Existenz, daß ein Bedingtes zur Herrschaft gekommen ist. Weltbildung ist aber Sündenfall, wie wir dargetan haben: ihr liegt ein Hoch- hinauswollen wider Gottes Anordnung zugrunde. Der Sündenfall des Christen tums ist demnach, Weltbildung in sich auf genommen zu haben. Die in dieser Welt offiziell gewordene Kirche repräsentiert

den Sündenfall des Christentums. In dieser Welt offiziell geworden zu sein bedingt eben, daß die Kirche Welt bildung in sich aufgenommen hat. Wie richtig erkennt Kierkegaard: „Das Christentum bekam den ersten Knacks, als der Kaiser Christ wurde ; den zweiten und weit gefährlicheren, als die Bestimmung auf kam: ohne weiters kenntliche außerordentliche Christen. Der Fehler lag, wie gesagt nicht darin ins Kloster zu gehen, sondern im Titel: außerordentliche Christen ...” Welt und Mensch sind Gegensätze

. Ohne Klostermauern und Ordensregeln in dieser Welt als wahrer Christ zu leben ist vielleicht schwerer. So ist der Christ wohl das Außerordentliche dieser Welt gegenüber; außerordentliche Christen aber gibt es nicht. Daß die „Evangelische Kirche” als der offizielle Protestantismus der Welt bildung so sehr verfallen ist, daß sie gar nicht mehr weiß, was Chfistsem heißt, bezeugt heute das oft genug erwähnte Buch „Evangelische Pfarrer im völkischen Freiheitskampf”. Überdies hat Kierkegaard als Protestant

im christlichen Sinne den total verweltlichten Protestantismus gründlich abgetan. Mir, dem katholisch erzogenen, wohl auch katholisch gearteten Menschen, obliegt zunächst, das Vorhandensein von Weltbildung an der Romkirche darzutun; eine Weisung, die ich auch befolgt habe. Daß ihr Weltbildung anhaftet ist ja allzu offensichtlich. Die Geschichte der Kirche ist eben auch Geschichte, die Sündenfall ist und Weg zum Gericht. Und wenn die Kirche geglaubt hat, daß sie als Kirche Christi dadurch, daß ein großer

weltlicher Machthaber Christ wurde, an Macht gewonnen habe, so war das ein Irrtum, dem weltliche Gesinnung zugrunde liegt. Welt bildung ist somit schon in der frühen Zeit der Kirche konstatierbar, das Christen tum bekam einen Knacks. Was mit Jesus Christus in diese Welt gekommen ist, gilt der autoritären Vertreterin des Christentums nicht mehr — begreift sie nicht mehr — als das Absolute, vorausgesetzt, daß sie, die in dieser Welt und

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Year:
[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 100 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
bin und auch heute noch, trotz meiner Verfehlungen, mich zum ursprünglichen Katholizismus als dem allgemein Urchristlichen bekenne, habe zunächst auch vor der Tür des Katholizismus zu kehren, dessen autoritäre Leitung die Romkirche beansprucht, welche demnach auch als die wahre Kirche Christi auftritt. O, wäre sie immer die wahre Kirche Christi, welch’ eine Freude hätte ich! Aber ihrer Vergangenheit nach, die Ge schichte aufweist, die „Sündenfall ist und Weg zum Gericht”, kann sie in Wahr heit

nicht das sein, wofür sie sich ausgibt, auch wenn von ihr die objektive Wahr heit besser als von den anderen offiziellen „christlichen” Kirchen gewahrt ist. Beim Christentum als dem Absoluten liegt eben erst im Subjektivitätwerden der Wahrheit die Wahrheit. Und wo ein Riß ist zwischen Theorie und Praxis, da ist das Christentum nicht zu Hause. Mit der Menschwerdung des Absoluten muß die Kirche Christi, als die Kirche des Mensch gewordenen Absoluten, auch im Absoluten zu Hause sein, das sich für seine Ausbreitung

und sein Sich-in- Macht-halten nicht weltlicher Machtmittel bedienen kann, weil es ständig und unentwegt in Macht ist. Alles, was ich jemals gegen die Kirche gesagt habe, kann darum niemals als gegen die wahre Kirche Christi gerichtet gelten, sondern nur gegen die Kirche, die tatsächlich Weitbildung aufweist und demnach — christlich gesehen und gewertet — Sündenfall; alle meine Anwürfe sind nur gegen die weltliche Aufmachung der Romkirche gerichtet, deren neuester Apologet der Konvertit Theodor Haecker

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[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 9 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
Wahrheit ist und damit etwas anbahnen, das keinen Bestand hat und keinen haben kann und Nichts ist, weil es nicht ist, gemessen an dem, was in Wahrheit ist, Werfen wir hier einen Blick auf die Kirche, auf jede sogenannte christliche Kirche, die in dieser argen Welt offiziell geworden ist. Lassen wir unter diesen Kirchen die Römisch-katholische noch immer die bedeutendste sein in jeder Hinsicht, auch in Hinsicht auf das Christentum, das heute vom offiziellen Pro testantismus in Deutschland

durch politischen Nationalismus geradezu in den Dreck gezogen wird und Theologen aufweist, vor denen der noch christlich denkende Mensch ein Grauen bekommen kann. Lassen wir zugleich doch Luther in Geltung sein als einen, der aus christlichem Gottesglauben gegen Rom als die angebliche Kirche Christi anstürmte, doch ohne genügende Aus einanderhaltung der Begriffe Kirche und Christentum und ohne genügend erkannt zu haben, daß wohl jene für ihre äußere Machtstellung, nicht aber dieses als das Absolute

wurde. Immerhin bleibt der ursprüngliche Luther noch immer der bessere Vertreter des wahren Christentums als der katholische Theologe und Apologet der Romkirche von heute, der dafür eintritt, daß Luther als Ketzer hätte verbrannt werden sollen.* Denn die Vertilgung der geistigen Gegner der verweltlichten Romkirche mit Feuer und Schwert gehört — christlich gesehen — zu den Ruhmestaten dieser Kirche in der Entchristliehung des Christentums. (Ich nenne hier von den vielen würdigen Menschen, denen

solches Los zuteil wurde, nur Savonarola, Giordano Bruno und Johannes Huß, die der Erfassung des Absoluten, und damit auch der Erfassung des wahren Christentums zwei fellos ungleich näher standen als ihre Richter und Henker.) Das Christentum als das Absolute kann und darf darum nicht mit der Kirche identifiziert werden; und wir halten hier fest: Das Christentum ist das Absolute. Diese Weisung wurde uns von Kierkegaard gegeben, der in all seiner Bescheidenheit und außerordentlichen Gewissenhaftigkeit

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Year:
[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 76 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
Argheit in Stand hält. Und unentwegt gilt für den Christen Tertullians Wort: „Nichts liegt uns ferner als Politik!” Denn Politik ist das Allerbedingteste und Christentum das Absolute. Unserem Befund und unserer Darstellung nach hat Weltbildung als Grundlage das Herausgefallensein aus jeglichem Kontakt mit dem Absoluten. Das entspricht auch dem Satz: Weltbildung ist Sündenfall. Die wahre Kirche Christi kann und darf demnach von Weltbildung nichts an sich haben. Ihr untertan

sein zu können, von ihr Belehrung zu erhalten, muß Wunsch und Wille eines Jeden sein, der das Christsein erstrebt. Aber wo ist diese Kirche, welche verwirklicht, was mit der Menschwerdung des Absoluten in diese arge Welt gekommen ist ? Kann diese Kirche jemals in dieser Welt offiziell sein, kann sie, von dieser Welt anerkannt, amtierend sein, sie, die zu vertreten hat, was unentwegt, jeden Augenblick, in Macht ist und demnach allem eigenmächtigen Tun dieser Welt entgegen ist; und zwar um so mehr entgegen, je mehr

es als absolut auftritt ? Mein Erkennungs vermögen sagt mir: diese Kirche, als die wahre Kirche Christi, kann in dieser argen Welt nicht offiziell sein. Denn, ist sie offiziell in dieser Welt, dann ist sie auch gezwungen, deren weltliche Machtmittel anzuerkennen und immer in Versuchung, diese selbst zu gebrauchen. Was aber unentwegt in Macht ist, dem wird mit Eigenmächtigkeit entgegengearbeitet; und daß jenes unentwegt in Macht bleibt, bewirkt, daß das Eigenmächtige sich selber entmächtigt

, und zwar um so eher, je mächtiger es auftritt. Es ist also Dieses, das sich selber unentrinnbar dem Verschwinden aussetzt, was nicht beschieden sein kann einer Institution, die von dem, was unentwegt in Macht ist, ihren Bestand nimmt. Es besagt wohl: die wahre Kirche Christi kann in dieser Welt nicht offiziell sein; sie muß eine überweltliche Institution sein, die im Absoluten verankert ist. Das Christentum ist ja das Absolute. Der Platz seiner Betätigung bleibt freilich diese arge Welt als der Widerpart

8
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Year:
[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 136 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
beider auf höherer Ebene angestrebt hätte. Für ihn lag das Problem tiefer: seine Kritik am Protestantismus wurde zu einer Kritik der Kirche. Nicht wollte er aber die Kirche reformieren. Er sprach ihr das Todesurteil indem er eine Reformation als opportunistisch ablehnte. Er hielt eine Lösung des sich hier ergebenden Problems innerhalb dieses Gebietes selbst für unmöglich, deswegen weil es zu sehr mit dem Politischen verquickt war.” Verweilen wir hier, um der Einsicht festen Stand zu verschaffen

, daß die Tatsache, daß das Christentum in der Öffentlichkeit gar nicht da ist, darauf zurückgeht, daß es sich mit dem Politischen verquickt hat. „Nichts liegt uns ferner als Politik” war doch schon der Ausspruch Tertullians; er hätte die Kirche als Kirche Christi davon abhalten müssen und abhalten können, Welt bildung in sich aufzunehmen, denn erst Weltbildung braucht Politik und den Staat und den Nationalismus und was sonst Allzuzeitliches noch sich für ein Ewiges ausgeben will, um sich zu halten

. Aber das Christentum ist ja das Absolute. Diese These Kierkegaards, die in dieser Schrift führend ist, erbringt doch die nötige Klarheit und läßt den chaotischen Stand der Christenheit ersicht lich werden, dem zugrunde liegt, daß eine Kirche, die mit der Weltbildung auch die Politik und den Staat und den Nationalismus in sich aufgenommen hat, die von Jesus Christus eingesetzte Kirchen sein will. So überrascht es nicht mehr, wenn wir hören: „Im christlichen Staat sah er (Kierkegaard) das größte Un geheuer

9
Books
Year:
[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 163 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
Anwürfen gegen das angeblich bestehende Christentum. „Das Christentum ist gar nicht da” in der Öffentlichkeit. Kirchentum ist noch nicht Christentum; und daß jenes diesem gleichgestellt wurde, ist den offiziellen Kirchen als Ver fehlung anzurechnen. Wohl kann man den Satz bejahen, daß eine Kirche sein muß; aber sie darf und kann — als die wahre Kirche Christi — nicht Welt bildung an sich haben; denn das Christentum ist das Absolute, das von jeher und unentwegt ist und das mit Christi

Erdendasein Mensch geworden ist. Seither ist aufgedeckt der Riß zwischen Welt und Mensch. Und daß die Kirche dazu beigetragen hat, diesen Riß zu verkleistern, auszufüllen und zu überbrücken, das macht sie mitschuldig an der Tatsache, daß das Christentum in der Öffentlich keit gar nicht da ist. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen”. Innerhalb der abendländischen Christenheit, und zwar an der vermeintlichen oder angeblichen Herzensstelle, haben wir heute eine Reichsführung, welche den schlimmsten

Zuständen der ganzen Weltgeschichte die Waage hält. Ja, das Reich ! Man legte sich diesen erhabenen Begriff zu um ein Mordregime in Gang zu bringen. Aber eine Kirche, welche Christentum innehat, hätte auf derartiges nie hereinfallen können; der Hereinfall setzt Weltbildung an ihr voraus. Aber hören wir hier noch, was Jesus sagte, auf die Frage der Pharisäer: „Wann kommt das Reich Gottes?”; Er antwortete ihnen: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: siehe

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Year:
[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 137 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
Wilhelm Rütemeyer schrieb sein Vorwort zu der unter dem Titel „Der Ein zelne und die Kirche” dargebotenen Auswahl aus Kierkegaards Journalen im Frühjahr 1931. „Kierkegaards Leben”, berichtet er uns, „reichte von 1813 bis 1855. Von einigen Reisen nach Berlin abgesehen war es völlig auf Dänemark, ja nahezu auf Kopenhagen, seine Geburts- und Sterbestadt, beschränkt. Ins Deutsche übertragen würde sein Name Kirchhof lauten. Und er war ein Hof und Hort der Kirche, bis zuletzt ein ehrerbietiger Diener

dieser entsetzliche Mißbrauch wohl seinen Höhepunkt mit der Billigung und Bejahung des Faschismus — des italienischen wie des noch weit schlimmeren deutschen, der sich als National sozialismus ausgibt — seitens der autoritären Heimstätten des Christentums, der sich christlich nennenden offiziellen Kirchen. Daß ein schäm- und gewissen loses Gewaltregime größtmögliche Tarnung nötig hat, um sich innerhalb einer angeblichen Christenheit durchzusetzen, ist verständlich ; aber daß eine Kirche, die an Christi statt

da ist einem solchen Regime auch nur irgendwie beipflichten kann, ist nur denkbar, wenn sich Weltbildung in ihr bereits wesentlich auswirkt. Aber wenn es so mit ihr steht ist sie nie und nimmer die wahre Kirche Christi.) Die Einstellung des Mißbrauches des Christentums ist demnach das Notwendigste, und die Verwirklichung dieser Forderung ist abhängig von der Einsicht und dem Bekenntnis, daß das Christentum in der Öffentlichkeit gar nicht da ist. Daß demnach, ist zu folgern, was man für Christentum gehalten hat noch gar

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Year:
[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 114 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
zu verhindern durch den Umsturz der Gesinnung .. . Einige aber wird es wieder geben, die das Reich Gottes mit Gewalt an sich reißen werden, und da diese Gewalt alle Gewalt der Zeit und der Welt verachtet und bricht und überwindet, so ist ihnen der Erfolg im Ewigen so verheißen wie gewiß.” So schrieb Haecker vor seiner Konversion. Hätte er damals schon den Satz gekannt; „Das Christentum ist das Absolute”, müßte ihm der Übertritt zur Kirche schwerer gefallen sein, die mit dem Staat einen langen

Kampf führte. Denn die wahre Vertreterin des Christentums als des Absoluten kommt zu keinem Kampf mit dem Staat. Wohl aber wäre Kierkegaard zu den „Einigen” zu zahlen, die es wieder geben wird und die das Reich Gottes mit Gewalt an sich reißen werden. Der lange Kampf mit dem Staat aber läßt die Kirche noch nicht sich diesen „Einigen” zugesellen. * 55 . Lassen wir Soren Kierkegaard Christentumlehrer sein und nicht nur „Durchdenker des Christentums”, wie ihn Martin Buber nennt. Denn was er in’s Licht

auch für das Christentum. Man kann gar nicht genug Einzelner sein um dem Absoluten anhängig zu werden, und das Christentum ist ja das Absolute. Theodor Haecker ist Kierkegaard nicht treu geblieben. Dem nach, wie er als gewordener Apologet der Romkirche Kierkegaards Wahrheitsbegriff bean standet hat, darf das gesagt werden. Die Kirche hat Geschichte im weltlichen Sinne und das bringt notwendig mit sich, daß sie den Glauben, von dem der Apostel spricht, ohne Werke hat, so daß er tot ist an sich selber. In der Haltung

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Books
Year:
[1964]
¬Der¬ Begriff des Absoluten
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Page 109 of 167
Author: Dallago, Carl / von Carl Dallago
Place: Innsbruck
Publisher: Tiroler Graphik
Physical description: 162 S. : Ill.
Language: Deutsch
Location mark: II 3.972
Intern ID: 178564
regime huldigen. Wie sehr gilt hier, beim Vorhandensein solcher Pfarrer, was Kierkegaard sagt : „daß du, wenn du nicht mehr an dem öffentlichen Gottesdienst teilnimmst, eine große Schuld weniger hast”. 50 . Aber Kierkegaard übt Kritik auch an der Papstkirche, und das mag Haecker angespornt haben, den Wahrheitsbegriff des dänischen Christentumlehrers anzufechten. In dem ausgezeichneten Buch „Der Einzelne und die Kirche” — Übersetzung und Vorwort von Wilhelm Kütemeyer — spricht Kierkegaard

, mit dem Hinweis auf die Ewigkeit den Mitmenschen zu religiöser Lebenshaltung anleiten zu wollen, aber was Kierkegaard mit Recht beanstandet, ist, mit weltlichen Machtmitteln für weltliche Machtstellung mit Hilfe des Hintergrundes der Ewigkeit regieren wollen. Man vergesse nicht, daß er, der das Zitierte schrieb, die These setzte: das Christentum ist das Absolute, das die Nichtigkeit der weltlichen Machtmittel wie der weltlichen Machtstellung jederzeit offenbart. Die Statuiemng der Kirche als Staat

ist Entäußerung des Christentums als des Absoluten. Was einer Kirche, die so beschaffen ist, im besten Fall verbleibt, ist, daß sie als weltliches Regime noch das beste sein kann. (So ist die Romkirche von heute, bar jeglicher inquisi torischer Gelüste, immer noch etwas, das im Vergleich zum Hakenkreuzregime herrlich ist und Labsal sein kann den gegenwärtigen Menschen und Katholiken,

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