. Da war keine son nige Alpe Vallüla mehr und keine fröhliche Ferien zeit und aus dem Kinderscherz von damals war Ernst geworden, schwerer, blutiger Ernst. „Ich will ein guter Bischof werden", hatte Nudigier gesagt, als er seine Diözese Oberösterreich betrat. Und weil er das wollte, mußte er sich auf Sorgen, aus Schwierigkeiten und Kampf bereiten. Damals herrschten die Liberalen und sie verstanden es» in Wien und in den Ländern ihren Einfluß durchzudrücken. Schwer mutzte die Kirche Oesterreichs ringen
um ihr gutes Recht. Bischof Ru- digier von Linz war ihr erster und bester Kämpfer. Er hat sich nie gefürchtet vor dem liberalen Landtag Oberösterreichs: bei jeder Sitzung ist er erschienen und hat mit einem Mut und einer Klugheit die Sache der Kirche verfochten, daß selbst die Feinde Furcht und Achtung vor ihm haben mußten. Oo die Abgeordneten mit Spott seine Rede aufnahmen und höhnisch sagten: „Wir danken für die schöne Predigt!", ob man ihnr seinen Ehrensitz nahm, den der Bischof von jeher rm Landtag
hatte, ob man ihm Zeitungsausschnitts mit Schmähartikeln und Spottliedern ober offene Karten mit häßlichen Beleidigungen zuschickte, er blieb der unerschrockene Kämpfer für die Rechte der Kirche. Und als man ihn wegen seines Hirtenschreibens gegen die kirchenfeindlichen Maigesetze des Jahres 1868 vor das Landesgericht bringen wollte, schreckte er selbst vor einer Verhaftung nicht zurück. In seinen bischöf lichen Gewändern ließ er sich von den Polizisten ab- führen und !m geschlossenen Wagen durch die Stadt zum Landesgericht fahren
. Der Bischof wurde zu vier zehn Tagen Kerker verurteilt und er wäre in den Arrest gegangen, hätte nicht Kaiser Franz Joseph das Urteil aufgehoben. Mehr als einmal mußte der Bischof wegen seines Eintretens für Recht und Freiheit der Kirche Geldstrafen zahlen, einmal sogar 800 Gulden. Aber er blieb dabei: „Wenn ich das nicht sage, was ich für unkatholisch halte, dann bin ich nicht wert, Bischof zu sein, dann kann ich Holzspalter werden. Ich bin nicht dazu da, um in Karossen zu fahren
; ich bin dazu da, um zu lehren." Das war der Linzer Bischof.... Bischof Rudigier wollte kein bequemes, vornehmes Leben. Am Morgen eine Tasse Kaffee mit Brot, dann nichts mehr bis 1 Uhr und am Abend nur eine Suppe und für den Durst ein Glas mit Wasser; das waren seine Bedürfnisse. Drei Viertel seines Einkommens wenigstens gab er aus für die Kirche, für die Armen, für Mildtätigkeit und Güte. In seinem Todesjahr hat er über 9000 Gulden für milde Spenden außerhalb Linz gegeben; von der Stadt selber gar nicht zu reden