' sinken im gleichen Grade, in welchem Plätze wie Venedig und auch Trieft sich heben. Ein reges Handelsleben aber befördert den Reichthum eines jeden Staates, insbesondere eines Staates wie Oesterreich, der an Rohprodukten so überreich ist. Angesichts so triftiger Gründe, welche für die Behauptung Ve netiens um jeden Preis sprechen, ist es geradezu unbegreiflich, wie selbst konservative Blätter, wie z. B. der „Tiroler Böthe', der eben in neuester Zeit auch zu den konservativen Blättern wieder gezählt
sein will, und der noch obendrein erst vor einigen Wochen noch in langen Artikeln uns die Nothwendigkeit Venetiens für Oesterreich vor- demonstrirt hat — wie der „Tiroler Böthe' nicht müde wird, uns zu beweisen, daß Oesterreich gut thut, wenn es Venetien an „Groß italien' abtritt. Wenn es dem „Botheu' darum zu thun ist, die wahre, deutlich ausgesprochene Stimme unseres Volkes wiederzugeben, und das ist eben die Aufgabe eines jeden prinzipiell konservativen und nicht blos ministeriellen Blattes — so ist es Zeit seine Sprache
in dieser Beziehung zu ändern. Was soll es heißen, wenn der „Böthe' Nr. 168, 4. Seite, 2. Spalte schreibt: „Zu Land und zur See ge schlagen! In der That, Oesterreich tritt Venetien als unbestrittener Sieger und somit in Ehren ab!' — Diese Sprache ist zwar ganz moniteurgemäß, aber wir Tiroler verstehen es nicht, wie es vernünftig sein soll, erst da und dort den Gegner zu besiegen und dem Besiegten dann das herausgeben, was dem Räuber vom rechtmäßigen (>igen- thume früher streitig gemacht worden ist. Was bliebe
von Oesterreich am Ende uoch übrig, wenn die Ansicht des „Bothen' vernünftig und politisch wäre! Nach dem guten „Bothen' müßte uns Bismark das gestohlene Schlesien in Folge des Sieges bei Königgrätz wieder heraus geben. Dem scheint indeß nicht so zu sein, wohl aber trifft das Gegentheil zu. — Wir sind übrigens sehr begierig zu erfahren, was der „Böthe' sagen wird, wenn auch er von der aller Welt bekannten Nachricht Kunde erhält, daß Napoleon Venetien nicht angenommen hat. Uebrigens freuen
wir uns über diese neueste Nachricht noch nicht, wir befürchten nur zu sehr, der Kaiser Napoleon will uns durch diese Nichtannahme Venetiens neue große Verlegenheiten bereiten, indem wir uns doch entschließen müssen. Venetien mit dem Aufgebot aller Kräfte zu behaupten uud für diese Politik ist jeder Tiroler be geistert, oder daß wir, obwohl zu Land oder See siegreich, das schöne, wichtige Venetien und damit die Schlüssel zu Tirol, Dalmatien und Jstrien dem eben zu Boden geworfenen Raubkönig unmittelbar werden übergeben