werden die Söhne des Volkes fruchtbringender Arbeit entzogen und unter den Fahnen gehalten, aber niemand sieht ein klares, erstrebenswertes Ziel, das die Lasten freudig tragen ließe, und niemand hört ein Wort, das all das heim liche Tun irgendwie erhellen, geschweige denn Begeiste rung erwecken würde! Es wäre nicht möglich, diese Opfer zu fordern, ohne sich über Ziel und Zweck auszusprechen, wenn man nicht der schlaffen Gutmütig keit des Volkes sicher zu sein meinte. Seit Ausbruch der Balkanwirren
, die keinen anderen Staat so sehr berühren als den unseren, hüllen sich die verantwortlichen Stellen in ein die Volkssouverünität mißachtendes Schweigen. Wir, das heißt die erwerbenden Stände, müssen schwere Opfer bringen, und wissen nicht wozu. Man zeigt uns kein Ziel, das es zu erreichen gilt; ja, man zeigt uns nicht einmal einen Feind, der zu überwin den ist! Ziellos, planlos und schwächlich scheint uns die Führung unserer äußeren Politik, die uns seit'' Jahren von Mißerfolg zu Mißerfolg führt. ^ Für das schon
ängstlich ausweichenden, ein bestimmtes Ziel vermissenden Politik sein! Diese Auffassung ist heute eine allgemeine. Der Minister des Aeußern ist der verantwortliche Faktor, der die Kraft und den Mut zum Handeln besitzen muß. Man erinnere sich daran, daß Kaiser Wilhelm 72 Jahre alt war, als er in den Krieg zog, und 90 Jahre, als sein Kanzler drohend nach einer bestimmten Richtung das berühmte Wort rufen durfte: „Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt!" Entweder man will den Frieden
um jeden Preis, dann konnte man sich Milliarden ersparen, oder aber man verfolgt ein bestimmtes Ziel, dann muß man die Kraft und den Mut besitzen, seinen Willen — sei es auch mit Waffengewalt — durchzusetzen. Durch Zaghaftigkeit und Unklarheit werden die Gegner immer kühner und schaffen in dem Glauben an unsere stete Nachgiebigkeit und Schwäche Situationen, die schließ lich doch zu der ängstlich vermiedenen Abrechnung treiben. Nicht noch einmal soll das vor langer Zeit gesprochene Wort erklingen: Oesterreich