nicht nur die immer stärker um sich greifende Erbit terung in der christlichen Arbeiterschaft gegen die christlich- soziale Partei und die Politik Seipels, sondern wir mer ken auch schon, daß in anderen Berufsgruppen Unzufrie denheit mit der kapitalistischen Politik Seipels herrscht. Sie sind also der Meinung, daß Seipels Politik der christlichsozialen Partei eigentlich schadet? Nicht nur der christlichsozialen Partei, sondern noch viel mehr der katholischen Kirche. Ich bin der Auffassung, daß Seipel
die christlichsoziale Partei überhaupt zerstören will. Und dies wird ihm in nicht allzu langer Zeit sicherlich auch gelingen. Noch mehr scha det er aber der Kirche. Denn die Gegner nützen die Tat sache, daß Seipel ein hervorragender katholischer Priester ist, geradezu exzessiv gegen die Kirche aus. Die große Ab- lallbewegung. die seinerzeit in Wien eingesetzt hat, ist das ureigenste Werk Seipels gewesen. Die Gegner, besonders die Sozialdemokraten, sehen in dem Politiker Seipel nur den Priester Seipel und nützen
dessen Politik, die doch etwas im Gegensatz zu den Lehren der katholischen Kirche steht, geschickt gegen diese aus. Ja. warum läßt dann die christlichsoziale Partei, war um läßt Rom den Seipel so gewähren, wenn seine Politik sowohl der Partei als auch der Kirche schadet? Ich glaube, daß man in Rom über die Politik Seipels und deren Folgen für die katholische Kirche nicht wahr heitsgetreu unterrichtet ist, denn sonst müßte man eigent lich ja annehmen, daß er von Rom aus angewiesen würde, seine politische
man sich halt in der Partei nicht recht, gegen Seipel aufzutreten. Hinten herum, ja, da wird geschimpft, aber zu einer Tat, da fehlt jenen, die doch die absolute Mehrheit in der Partei bilden, der Mut. Es gibt doch eine Reihe anderer Geistlicher, ebenfalls Mandatare in der christlichsozialen Partei, die aber ehr liche Demokraten sind. Ich nenne z. B. Dr. Drexel. Dr. Schlegel, den verstorbenen Prälaten Hauser in Oberöster reich usw. Gewiß, ich halte es aber überhaupt vom Standpunkt der katholischen Kirche
sollten. In der Seelsorge darf es keine politischen Unterschiede geben, da sind alle Menschen gleich. Jeder Geistliche, der sich in tensiv der Politik widmet, kommt aber naturgemäß mit gewissen Bevölkerungsschichten durch seine Tätigkeit rn soziale und politische Konflikte, die dann immer auf dem Rücken der Kirche ausgetragen werden. Warum treten Sie mit Ihrer Meinung in der Partei nicht offen hervor? Da wäre tdj wohl der Rufer in der Wüste. Ich glaube, die christlichsoziale Partei muß durch ein paar